Lebensdaten
1625 – 1706
Geburtsort
Jüterbog
Sterbeort
Wittenberg
Beruf/Funktion
lutherischer Theologe ; Professor der Theologie in Wittenberg
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 117633259 | OGND | VIAF: 22924007
Namensvarianten
  • Deutschmann, Johann
  • Deutschman, Johannes
  • Deutschmann, J.
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Zitierweise

Deutschmann, Johann, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117633259.html [16.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jeremias (tot 1655), Gerichtsassessor in Jüterbog;
    M Anna, T des Caspar Lange ( 1628), Bgm. v. Jüterbog seit 1604;
    B Jeremias, Diakonus in Wittenberg, Stifter des D.schen Stipendiums;
    Wittenberg 2.6.1657 Cath. (1639–67), T des Abraham Calovius ( 1686, s. NDB III);
    3 S, 2 T.

  • Biographie

    Als einer der letzten bedeutenderen Vertreter der lutherischen Orthodoxie kämpfte D., seit 1662 ordentlicher Professor der Theologie, seit 1688 Senior der theologischen Fakultät in Wittenberg, zeitlebens mit den äußeren und inneren Gegnern des orthodoxen Luthertums. Unter den letzteren waren insbesondere der calixtinische „Synkretismus“, dessen universalkirchliche Ideen die Eigenständigkeit des Luthertums zu bedrohen schienen, und der Pietismus Philipp Jak. Speners, dem die Orthodoxie durch den Nachweis von Lehrirrtümern begegnen zu können hoffte. So warf D. Spener in einer Auseinandersetzung, die er als Sprecher der Wittenberger Theologen mit ihm in den letzten Jahren des 17. Jahrhunderts führte, 284 Abweichungen von der lutherischen Lehre vor, ohne daß dies freilich die erwartete Wirkung gehabt hätte. Als systematischer Theologe suchte D. unter anderem zur Rechtfertigung des Wahrheitsanspruchs des Luthertums die Übereinstimmung des orthodoxen Lehrsystems mit dem Glauben der alttestamentlichen Patriarchen nachzuweisen.

  • Werke

    Antiquissima theologia positiva primi theologi Adami, De syncretismo paradisiaco et fonte omnis syncretismi e diabolo inter homines disseminata o. O. u. J.;
    Der Theologen zu Wittenb. Christluth. Vorstellung in … Lehrsätzen u. … Gegensätzen aus H. D. Ph. Speners Schrr. aufgesetzt u. publ. v. d. theologis in Wittenberg, Wittenberg 1695;
    Abgenötigte u. in d. That aufrichtige Antwort d. theol. Fak. z. Wittenberg wider d. … sog. Aufrichtige Übereinstimmung mit d. Augsburger Konfession H. D. Ph. J. Speners, ebd. 1696;
    W-Verz. in: Jöcher II, S. 99 ff.

  • Literatur

    ADB V;
    A. Tholuck, Der Geist d. luth. Theologen Wittenbergs im Verlaufe d. 17. Jh., 1852, S. 221 ff.;
    P. Grünberg, Ph. J. Spener I, 1893, III, 1906;
    RGG;
    PRE.

  • Porträts

    Stich v. J. C. Böcklin (Dresden, Kupf.Kab.).

  • Autor/in

    Hermann Schüssler
  • Zitierweise

    Schüssler, Hermann, "Deutschmann, Johann" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 625 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117633259.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Deutschmann: Johann D., geb. 10. Aug. 1625 in Jüterbog, 12. Aug. 1706 in Wittenberg, einer der eifrigsten, aber auch bornirtesten lutherischen Streittheologen des 17. Jahrhunderts, College, Schwiegersohn und treu ergebener Schildknappe von Abraham Calov. — Vorgebildet in Halle unter dem damals berühmten Schulrector Gueinzius, ward er seit 1645 stud. theol. in Wittenberg, Schüler und Günstling von Hülsemann, 1648 Magister, 1652 Adjunct der philosophischen Facultät, machte eine akademische Reise durch Deutschland, Dänemark, Holland, wurde 1657 Prof. extraord., 1662 ord. und Inspector der Alumnen in Wittenberg, 1688 nach Quenstedt's Tod senior und Prof. prim. Schon unter seinen Zeitgenossen galt er als ein kleines Licht, entwickelte aber großen Eifer im Lesen (7—8 Stunden per Tag) wie im Disputiren, im Predigen wie in Verwaltung akademischer Aemter. Nie fühlte er sich wohler, als wenn er disputirte; deshalb mischte er sich auch in alle theologischen Streitigkeiten seiner Zeit ein, besonders in den synkretistischen Streit wider den jüngern Calixt, sowie in den pietistischen wider Spener, dem er in seiner „Christlutherischen Vorstellung“ nicht weniger als 263 verschiedene Ketzereien vorwirft. Freilich diente diese Art der Polemik, wie die Studentenkomödien, die er in seinem Haus aufführen ließ und worin z. B. Calixt als greuliches Ungeheuer mit Hörnern und Klauen erschien, nur dazu, die altehrwürdige, aber tief herunter gekommene Wittenberger Facultät vor der ganzen Kirche zu prostituiren. Auch seine zahlreichen theologischen Schriften dienten nicht dazu, seinen Ruf zu heben: die Titel derselben füllen bei Jöcher mehr als zwei Spalten; es ist nichts darunter, was heute noch Werth hätte. Ein theologisches Steckenpferd von ihm war besonders die sogenannte Theologia paradisiaca, d. h. der Versuch, die Uebereinstimmung des Glaubens Adams und der Patriarchen mit dem lutherischen Lehrbegriff des 16. und 17. Jahrhunderts zu erweisen (so in seiner Schrift: „Theologia primi theologi Adami“, „Symbolum apostolicum Adami“, „Der Beichtstuhl im Paradies gestiftet“ etc.) — eine Absurdität, worin das dummgewordene Salz der lutherischen Orthodoxie in geschmacklosester Form sich selbst lächerlich machte.

    • Literatur

      Caspar Löscher's Leichenrede, Wittenb. 1706. Ranfft, Kursächs. Gottesgel. I. 234. Walch, Streitigkeiten der luth. Kirche, Bd. I. II. Tholuck, Geist der luth. Theol. Wittenbergs und in Herzog's Realencyklopädie. Die Titel der Schriften und Disputationen bei Jöcher.

  • Autor/in

    Wagenmann.
  • Zitierweise

    Wagenmann, Julius August, "Deutschmann, Johann" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 93 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117633259.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA