Lebensdaten
1817 – 1899
Geburtsort
Ludwigsburg
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116291621 | OGND | VIAF: 759929
Namensvarianten
  • Probst, Johann Jakob Georg Franz Rudolf
  • Probst, Rudolf
  • Probst, Johann Jakob Georg Franz Rudolf
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Zitierweise

Probst, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116291621.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Franz v. P. (1788-1856, württ. Personaladel), Dr. iur., Ger.aktuar in L., später Oberamtsrichter in Biberach, seit 1836 Obertribunalrat in St., 1833-45 Mitgl. d. württ. Kammer d. Abg., S d. Johannes Georg (1745–1814), Dr. iur., Stadtsyndikus in Ehingen/Donau, seit 1792 Syndikus u. Rechtsrat d. schwäb.-vorderösterr. Landstände, u. d. Ursula Manz (1759–1836), aus Ehingen;
    M Caroline (Charlotte), T d. Ludwig v. Koch (1766–1821), Dr. iur., 1810/11 Oberamtmann in Ravensburg, 1811/12 wegen Dienstvergehens auf d. Festung Hohenasperg inhaftiert, seit 1817 Rechtsrat b. bischöfl. Gen.vikariat in Rottenburg, u. d. Anna („Nanette“) Neuffer (1776–1821); Schwager Karl v. Streich (1826–1917, 1855 Clementine, 1833–93), 1871 Obertribunalrat in St., 1879 Reichsger.rat in Leipzig, 1866-68 u. 1870-79 Mitgl. der württ. Kammer d. Abg., 1871-73 MdR;
    Esslingen 1843 Maria (1821–89), T d. Oberstabsarztes Dr. med. Joseph v. Sontheimer (1788–1846);
    2 K; Verwandte Ferdinand (1816–99), aus Ehingen (s. ADB 53; Die kath. Theologen Dtld.s im 19. Jh., hg. v. H. Fries u. G. Schwaiger, 1975; BBKL), Joseph (1823–1905), aus Ehingen, Dr. sc. nat. h. c, Pfarrer in Unteressendorf (Württ.), Paläontologe u. Geologe (s. Pogg. IH-IV; BJ X, Tl.).

  • Biographie

    P. studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Biberach und Ehingen in Tübingen und Heidelberg Jura. Seit 1839 im württ. Justizdienst (zuletzt Oberjustizassessor u. Staatsanwalt in Esslingen), verließ er, wegen seiner politischen Haltung in der Revolutionszeit gemaßregelt, 1851 den Staatsdienst und praktizierte als Rechtsanwalt in Stuttgart. 1865-87 war er Direktor der Lebensversicherungs- und Ersparnisbank Stuttgart.

    1848/49 war der liberale Katholik P. rührend im Esslinger „Volksverein“ aktiv. Er engagierte sich für die Trennung von Kirche und Staat und gehörte zur Führung der Volkspartei Adolf Schoders (1817–52), mit dem er eng befreundet war. 1849 in die Verfassungrevidierende Landesversammlung entsandt (Oberamtswahlbezirk Biberach), gehörte P. seitdem für Biberach allen drei Landesversammlungen (1849/50) und den Landtagen bis 1895 an, 1868-70 als Vizepräsident. Er war damit einer der am längsten amtierenden und – als Berichterstatter und Mitglied von Ausschüssen – auch prägendsten Abgeordneten der württ. Parlamentsgeschichte. Das Verhältnis zwischen Kirche und Staat blieb sein Lebensthema: P. war über Jahrzehnte Meinungsführer in Parlament und öffentlicher Meinung zu allen Fragen aus diesem Bereich und entwickelte sich zu einem klerikalen Politiker, der sich von den Belangen des Bfl. Ordinariats Rottenburg und der Kurie in Rom leiten ließ.

    1868 wurde P. als Vertreter des Wahlkreises Riedlingen in das Zollparlament gewählt (dort Führer d. süddt. Abgeordneten), 1871 für den Wahlkreis Ravensburg in den Ersten Reichstag. In seinem Wohnort Stuttgart gehörte er zeitweise dem Bürgerausschuß an (1855-57 Obmann) und war der führende Organisator des dortigen kath. Gemeindelebens; er gründete zahlreiche Vereine und 1871 das „Casino“.

    P, seit Beginn im Landtag Mitglied der „Linken“, stand – in Übereinstimmung mit dem Rottenburger Bischof Carl Joseph v. Hefele (1809–93) – der Gründung der Zentrumspartei im Land lange widerstrebend gegenüber. Nach der Verschlechterung des Verhältnisses von württ. Staat und kath. Kirche wegen der Frage der Zulassung von Männerorden unterzeichnete P. jedoch 1894 den Gründungsaufruf der Württ. Zentrumspartei, deren erster Ehrenvorstand er seither war.|

  • Auszeichnungen

    Vizepräs. d. Gen.versig. d. Katholiken Dtld.s in Freiburg (Br.) (1888) u. d. ersten württ. Katholikentages in Ulm (1890);
    Aufsichtsratsvors. d. Schwabenverlags in Stuttgart (1879–82/83).

  • Werke

    Zur Wiedergeburt d. Strafrechtspflege, 1848;
    Freundesworte am Grabe Adolf Schoders, 1852;
    Die Convention d. württ. Reg. mit d. päpstl. Stuhl, 1860;
    An den „Beobachter“ u. seine Partei, 1866.

  • Literatur

    Hirths Pari.-Alm., 8. Ausg., 1869, S. 196;
    Staatsanz. f. Württ., 1899, S. 641;
    Schwäb. Kronik Nr. 177, 1899, S. 873;
    Chronik d. Kgl. Haupt- u. Residenzstadt Stuttgart, 1899, S. 25 (P);
    M. Miller, in: Staatslex., ⁵1931;
    A. Hagen, in: Gestalten aus d. Schwäb. Katholizismus 1, 1948, S. 290-325;
    F. Stärk, Ein Jh. Verleger. Tätigkeit 1848-1948, Zur einhundertsten Wiederkehr d. Gründungstages d. Schwabenverlag AG, 1948, S. 92 ff;
    D. Langewiesche, Liberalismus u. Demokratie in Württ. zw. Rev. u. Reichsgründung, 1974;
    D. Blackbourn, Class, Rel. and Local Politics in Wilhelmine Germany, The Centre Party in Württ. before 1914, 1980, S. 74 ff., 93 ff.;
    H. Brandt. Parlamentarismus in Württ, 1987, bes. S. 157;
    J. Köhler, Katholiken in Stuttgart, 1990, S. 201;
    F. Raberg, in: Biogr. Hdb. d. LTabg. Württ. 1815-1933, 2000;
    R. Krauss. in: BJ IV. S. 70-72;
    Kosch, Kath. Dtld.

  • Autor/in

    Frank Kaberg
  • Zitierweise

    Raberg, Frank, "Probst, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 735-736 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116291621.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA