Lebensdaten
1795 – 1885
Beruf/Funktion
preußischer General
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 116291273 | OGND | VIAF: 42585534
Namensvarianten
  • Prittwitz-Grambschütz, Moritz von
  • Prittwitz und Gaffron, Moritz von
  • Prittwitz, Moritz von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Prittwitz, Moritz von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116291273.html [24.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Prittwitz: Moritz Karl Ernst v. P. und Gaffron, preußischer General der Infanterie, ward am 9. Februar 1795 auf dem väterlichen Gute Kreisewitz, Kreis Brieg, geboren und bezog Michaelis 1812 nach einem musterhaft bestandenen Abiturientenexamen die Universität Breslau um Jura zu studiren, trat aber im Frühjahr 1813 dem Rufe seines Königs folgend, in den Militärdienst. Auf den Rath des Professors der Mathematik Brandes, dessen Vorlesungen er besuchte, wählte er die Ingenieurwaffe und trat bei der Schlefischen Festungspionier-Compagnie ein, ward am 12. März zum Portepeefähnrich befördert und am 20. August zum Secondelieutenant ernannt, hatte aber anscheinend nicht das Glück, am Kampfe Theil nehmen zu dürfen, sondern ward zunächst bei der Errichtung eines verschanzten Lagers bei Martha verwandt, im November wird sein Name bei der Belagerung von Torgau genannt. Im J. 1815 traf er erst nach Beendigung der Feindseligkeiten in Frankreich ein, verblieb dann aber bei der Besatzungsarmee. In dieser Zeit veröffentlichte Professor Brandes eine von ihm verfaßte Schrift „Ueber die Kurven, die durch ihre Subtangenten rektifizirt werden“. Nach seiner Rückkehr aus Frankreich ward P., seit 1818 Hauptmann, zunächst beim Festungsbau in Coblenz beschäftigt, welchen General von Aster leitete. Er zog hier die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten auf sich, wurde 1823 zur Generalinspection des Ingenieur-Corps und der Festungen berufen, 1824 zum Adjutanten des Generalinspecteurs, General von Rauch, und am 14. April 1828 zum Festungsbaudirector in Posen ernannt. Es handelte sich hier darum, die Grundsätze einer Befestigungsweise in Anwendung zu bringen, welcher man später den Namen der „Neupreußischen“ gegeben hat. Die Entwürfe im Großen gingen freilich meist vom nachmaligen General Brese aus, welcher damit anfänglich im Kriegsministerium, später als Inspecteur der betreffenden Festungsinspection betraut war; die Bearbeitung im Einzelnen und die Ausführung lagen aber P. ob, welchem dadurch Gelegenheit geboten wurde, die fortificatorische Constructionslehre und die Bautechnik auf eine hohe Stufe der Vollkommenheit zu bringen und eine Schule der Festungsbaukunst zu begründen, welche mehrere Jahrzehnte lang maßgebend gewesen ist. Sein Unterricht fand namentlich durch die Herausgabe der „Beiträge zur angewandten Befestigungskunst, erläutert durch Beispiele aus den neueren preußischen Befestigungsanlagen“, der sogenannten „Prittwitz’schen Blätter“. Verbreitung, welche, aus einer von ihm schon 1830 zum Dienstgebrauch vervielfältigten Sammlung von Zeichnungen in fünfzig Blättern hervorgegangen, im Jahre 1836 auf Befehl der General-Inspection in doppelter Anzahl zum Gebrauch der Officiere des Ingenieurcorps erschienen; später ist ihre Zahl noch vermehrt worden. Sie begründeten Prittwitz's Ruf als Kriegsbaumeister in weiteren Kreisen. In noch wichtigerer und einflußreicherer Stellung sollte ihm vergönnt sein, seine Fähigkeiten zu verwerthen, als er im Mai 1841 die Leitung des Baues der Bundesfestung Ulm übernahm. Die Ausführung desselben war der würtembergischen Regierung übertragen, diese hatte sich um Zuweisung eines zur Leitung derselben geeigneten Officiers nach Preußen gewendet und von dort hatte man den Major v. P. zur Verfügung gestellt. In Ulm hat er bis zum Jahre 1850 gewirkt, hier wie in Posen erinnert je ein Fort mit seinem Namen an seine Wirksamkeit, welche, trotz der dem fremden Officier aus seiner Stellung erwachsenden Schwierigkeiten und trotz der Strenge, mit welcher er das militärisch-fiskalische Interesse der Einwohnerschaft gegenüber wahrnahm, ihm schließlich allgemeine Anerkennung eintrug. Am 19. November 1850 machte die Ernennung des nunmehrigen Oberst v. P. zum Inspecteur der 1. Ingenieurinspection dieser Thätigkeit ein Ende. Er kehrte nach Berlin zurück, wo inzwischen General Brese an die Spitze der Waffe getreten war. Die neue Stellung behagte P. wenig, weil sein Chef die Leitung der Geschäfte, namentlich auf dem Gebiete des Bauwesens, in sehr weitem Umfange persönlich in die Hand nahm und weil Beider Ansichten in Betreff der Gestaltung der Festungsanlagen wesentlich auseinandergingen. P. hatte erkannt, daß die Einführung gezogener Geschütze grundsätzliche Aenderungen bei denselben bedinge, Brese aber wollte sich nicht dazu verstehen, solche vorzunehmen, weil sie in das Wesen der neupreußischen Befestigungsweise, als dessen Schöpfer er sich betrachtete, tief einschnitten. Prittwitz's Thätigkeitsdrang, welcher in seinem durch Brese's Autorität beschränkten Wirkungskreise keine Befriedigung fand, führte ihn damals mit vermehrtem Eifer zu dem von ihm schon früher mit Vorliebe betriebenen Studium der Volkswirthschaft, von welchem weiter unten die Rede sein wird; außerdem war er in seiner Berufswissenschaft schriftstellerisch thätig. Diesem unbehaglichen Zustande machte 1860 der Rücktritt des Generals v. Biese aus seiner Dienststellung ein Ende; P. wurde indessen, obgleich er der rangälteste Officier im Ingenieurcorps war, nicht sein Nachfolger. Es wurde vielmehr, um den Geist im Corps zu heben und zu beleben, am 1. Juli 1860 Fürst Wilhelm Radziwill (s. d.) zum Generalinspecteur des Ingenieurcorps und der Festungen ernannt; General v. P. mußte sich mit der neugeschaffenen Stelle eines zweiten Generalinspecteurs der Festungen begnügen, in welcher seine reichen fortificatorischen und bautechnischen Kenntnisse verwerthet werden sollten. Seine Vorschläge fanden jetzt mehr Entgegenkommen, wenn auch seine Wünsche vielfach für zu weit gehend angesehen wurden. Sein Hauptbestreben ging dahin, die Werke gegen das feindliche, ungleich zerstörender gewordene Geschützfeuer thunlichst zu sichern, außerdem regte er Reformen in der gesammten Landesvertheidigung an. Mancherlei Enttäuschungen, welche er bei diesem Streben fand, werden es gewesen sein, welche ihn bewogen, nachdem er eben sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum gefeiert hatte, obgleich er körperlich wie geistig noch vollkommen rüstig war, seine Pensionirung zu erbitten. Sie wurde ihm am 12. März 1863 zu Theil, doch blieb er Mitglied der Ingenieurcommission, bis im J. 1868 an Stelle derselben, mit einem erweiterten Wirkungskreise, die Landesvertheidigungscommission trat. Bei Ausbruch des Krieges von 1870 kam er als Gouverneur der Festung Ulm noch einmal in Verwendung, bei seiner Entbindung von der Stellung erhielt er den Charakter als General der Infanterie. Bis zu seinem am 21. October 1885 erfolgten Tode hat er dann, geistig stets frisch und mehrfach an der Leitung von Wohlthätigkeitsanstalten betheiligt, in Berlin gelebt. Prittwitz's oben angedeuteter schriftstellerischer Thätigkeit entstammen, seiner Berufswissenschaft angehörend, außer den „Prittwitz’schen Blättern“ und zahlreichen für den Dienstgebrauch bestimmten Anweisungen zur Ausführung von Festungsbauten, welche seinen Nachfolgern und Schülern als Muster dienten: ein „Repertorium für den Festungskrieg“ (Berlin 1856, Nachtrag 1860), „Die schwebende Eisenbahn bei Posen“ (Berlin 1857), die Beschreibung einer dort angewandten eigenthümlichen Anlage zum Zweck des Ziegeltransports mittelst einer Pferdebahn enthaltend, „Ueber die Verwendung der Infanterie bei der Vertheidigung von Festungen“ (Berlin 1858), „Ueber die Leitung großer Bauten, mit besonderer Beziehung auf die Festungsbauten von Posen und Ulm“ (Berlin 1860), „Lehrbuch der Befestigungskunst und des Festungskrieges“ (Berlin 1865), eine Neubearbeitung des Fesca’schen Handbuches der Befestigungskunst. Eine von P. schon früher verfaßte kleine Schrift „Ueber allgemeine Landesbewaffnung, insbesondere in Beziehung auf Würtemberg“ erschien, durch die Zeitverhältnisse veranlaßt, 1848 im Druck. An der Behandlung nationalökonomischer Fragen betheiligte er sich zunächst in Zeitschriften (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes in Preußen; Nationalökonom); dann auch in selbständigen Werken „Die Volkswirthschaftslehre gemeinfaßlich dargestellt", „Andeutungen über die künftigen Fortschritte und die Grenzen der Civilisation“, „Ueber Frauenwirthschaft“, auch schrieb er über Phrenologie. — Kurze Zeit hat P. einen Berliner Wahlkreis im Abgeordnetenhause vertreten.

    • Literatur

      Archiv für die Artillerie- und Ingenieurosffciere des deutschen Reichsherres, Novemberheft, Berlin 1885. — Militär-Wochenblatt Nr. 94, Berlin, 21. November 1885. — R. v. Prittwitz, das v. Prittwitz’sche Adelsgeschlecht, Breslau 1870. — U. v. Bonin, Geschichte des Ingenieurcorps und der Pioniere in Preußen, II, Berlin 1878.

  • Autor/in

    B. Poten.
  • Zitierweise

    Poten, Bernhard von, "Prittwitz, Moritz von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 609-611 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116291273.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA