Lebensdaten
1699 – 1772
Geburtsort
Amberg (Oberpfalz)
Sterbeort
Ensdorf (Oberpfalz)
Beruf/Funktion
Benediktiner ; Universalgelehrter ; Jurist ; Schulmann ; Historiker
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116083905 | OGND | VIAF: 7604848
Namensvarianten
  • Desing, Franz Josef Albert (Taufname)
  • Desing, Anselm
  • Desing, Franz Josef Albert (Taufname)
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Zitierweise

Desing, Anselm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116083905.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joh. Gg. ( 1704), Lic. iur., Reg.advokat u. Hofrichter in Amberg, S des Simon ( 1702), Rotgerber in Amberg (S des Joh. Heinr., Schlosser am kurfürstlichen Zeughaus in Amberg);
    M Kath. ( 1751), T des Konrad Herdegen.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums in Amberg (1710–15) und dem philosophischen Studium in Wien (1715–17) schloß sich D. durch die Ordensprofeß am 31.10.1718 der Abtei Ensdorf an. Er oblag dem Studium der Theologie in Michelfeld bis zur Priesterweihe 1723. Als Lehrer und Pädagoge am Ordensgymnasium in Weihenstephan (1725–31) und als Professor an der Universität Salzburg (1737–1743) setzte er sich energisch für eine Erneuerung der Studien nach dem Vorbild der Mauriner ein, verfaßte gute Lehrbücher und erwarb Apparate für Experimentalphysik. Wesentlichen Anteil hatte er bei der Errichtung der Ritterakademie zu Kremsmünster, wo nach seinen Plänen der „Mathematische Turm“ erbaut und Verbindung mit den Sternwarten zu Wien, Paris, Bologna und Rom aufgenommen wurde. Dann gewann ihn der Fürstbischof von Passau Josef Dominikus Kardinal von Lamberg zur Ordnung des Archivs, der Bibliothek und, wegen seiner großen Kenntnisse in der Diplomatik, für persönliche Aufgaben. Die Romreise 1750 zeigte ihm in erschreckender Weise, wie die Aufklärung um sich griff und auch in katholischen Schulen Eingang fand. Angeeifert vom Kardinal, veröffentlichte er als erster eine große Reihe von Verteidigungsschriften (11, 1748 bis 1754). Darin reißt D. von seinem aristotelisch-thomistischen Standpunkt aus dem rationalistischen Naturrecht der Aufklärungszeit (Heineck, Pufendorf und Wolff) „die Maske ab“ (Larva detracta!), aber es fehlt ihm die hinreißende und bestechende Kraft neuschöpferischer Tätigkeit, er bleibt philosophierender Theologe, ist Naturrechtskritiker, aber nicht Rechtsphilosoph. Die Aufnahme in die Bayerische Akademie der Wissenschaften, als ordentliches Mitglied der historischen Klasse, war die öffentliche Anerkennung und Ehrung seiner großen Gelehrsamkeit. Zum Abte seines Klosters 1761 gewählt, brachte er Frieden und Ordenszucht, Hebung des wissenschaftlichen Lebens und Hilfe den Untertanen in der Hungersnot 1771. Als letztes und größtes Werk veröffentlichte er noch 1768 „Deutschlands untersuchter Rechtsgeschichte Erster Teil“, worin er neben der politischen Geschichte als ebenso wichtig auch die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte darstellte.

  • Literatur

    ADB V;
    I. Stegmann, A. D., 1929 (mit Verz. d. 27 gedr. W, d. hs. Nachlasses u. d. L);
    J. Sauter, Juris naturae larva detracta, e. Naturrechtskritik aus d. 18. Jh., in: Zs. f. öffentl. Recht 8, 1929;
    Tolde, Der Gründungsversuch e. Academia Nobilium in Prag, in: StMBO, 1932;
    J. B. Schneyer, Die Rechtsphilos. A. D.s, Diss. Würzburg 1932;
    ders., Der Benediktinerabt A. D., in: StMBO, 1933, S. 56-78;
    LThK.

  • Porträts

    Ölgem. im Kloster Ensdorf u. im kath. Pfarramt Ensdorf.

  • Autor/in

    Ildefons Stegmann OSB
  • Zitierweise

    Stegmann OSB, Ildefons, "Desing, Anselm" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 614-615 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116083905.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Desing: Anselm D., Benedictiner des Stiftes Ensdorf in der Oberpfalz, geb. zu Amberg 1699, dem Orden angehörig seit 1718, lehrte eine Zeit lang in Freising, und wurde zuletzt zum Abte seines Klosters gewählt, dem er bis zu seinem Tode vorstand ( 1773). Seine zahlreichen Schriften (Aufzählung derselben in Meusel's Schriftstellerlexikon Bd. II, S. 336 ff.) lassen ihn theils als Schulmann, theils als Gelehrten erkennen, als welcher er am wissenschaftlichen Zeitleben seines Jahrhunderts regen Antheil nahm und über die hervorragenden Erscheinungen desselben ein selbständiges Urtheil hatte. Mit besonderem Interesse verfolgte er die durch Hugo Grotius angeregte Entwicklung der neueren naturrechtlichen Theorien, wie dieselben insbesondere in Deutschland während der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts sich gestalteten; auch Montesquieu's Esprit des lois zog seine Aufmerksamkeit auf sich und wurde von ihm in zwei besonderen Schriften beurtheilt. Seine zwei Hauptschriften über das Naturrecht sind: „Iuris naturae larva detracta libris Puffendorfianis, Wolffianis, Heineccianis etc.“ und: „Jus naturae liberatum ac repurgatum a principiis lubricis“. Beide Schriften erschienen, in einem Foliobande vereinigt und mit einem Anhange über die Principien des Völkerrechtes versehen ("Jus gentium redactum ad limites suos") zu München, 1753. Seine Kritik der von ihm bekämpften naturrechtlichen Theorien läuft in den Vorwurf aus, daß in ihnen das Naturrecht von seinem Zusammenhange mit der Moral, mit der Theologie und dem bürgerlichen Rechte abgelöst werden wolle. Damit ist seine eigene Stellung gegenüber den zeitgenössischen Bewegungen auf dem genannten Gebiete gekennzeichnet. Mit der Wolff’schen Philosophie setzt er sich aber auch noch nach anderen Seiten auseinander, und bekämpft namentlich die mathematische Demonstrirart derselben („Diatribe circa methodum Wolffianam“, 1752. — „Replica pro clariss. A. G. Kaestnero super methodo Wolffiana“, 1754). Als Knabenlehrer verfaßte er mehrere Schulschriften, welche sich auf den Unterricht in Geographie, Geschichte und in der lateinischen Sprache bezogen, darunter eine Schulausgabe des Curtius Rufus De gestis Alexandri (Regensburg 1738, 4. Aufl., München 1768), ferner|„Institutiones stili historici, Curtii et Livii praesertim imitationi accommodatae“ (5. Aufl. Augsburg 1772). Ja er versuchte sich selbst als Historiker in seiner „Reichsgeschichte von dem alten freien Teutschlande und der fränkischen Monarchie bis auf Ludwig das Kind“ (I. Theil, Augsburg 1768 Fol.), die durchaus quellenmäßig gearbeitet und in einem für jene Zeit ziemlich lesbaren Stile geschrieben ist. Wir haben ihn nach allem, was im vorstehenden angeführt wurde, für einen der unterrichtetsten Männer unter seinen damaligen Ordensgenossen anzusehen, der es verdient, daß sein Andenken in der deutschen Gelehrtengeschichte erhalten bleibe.

  • Autor/in

    Werner.
  • Zitierweise

    Werner, "Desing, Anselm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 73-74 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116083905.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA