Lebensdaten
um 1450 – 1501
Geburtsort
Erding
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Jurist ; württembergischer Rat ; Professor des kanonischen Rechts in Tübingen
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118641751 | OGND | VIAF: 67258931
Namensvarianten
  • Prenninger, Martinus Uranius
  • Prenninger, Martin
  • Prenninger, Martinus Uranius
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Prenninger, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118641751.html [28.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Prenninger: Martinus Uranius P. (Martinus Uranius lingua vernacula Prenninger cognominatus, wie er sich selbst in einigen Tübinger Responsis unterzeichnet), praktischer Jurist des 15. Jahrhunderts. Im späteren 15. Jahrhundert waren die Facultäten zu Köln, Erfurt und Leipzig die wesentlichsten Pflanzstätten der Rechtswissenschaften, neben welchen in Westdeutschland einige Praktiker, wie Peter Andlaw, Ulrich Kraft und Martinus Uranius P. sich um die Fortentwickelung des Rechtes verdient machten. Letzterer, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Constanz geboren (denn Ulrich Zäsi (Zasius) nennt ihn in seiner Scholia ad l. 2 D. d. O. J. 1518, pag. 25 „compatrem nostrum"), studirte in Ingolstadt, wo er am 25. Januar 1472 als Magister artium immatriculirt wurde, Jurisprudenz. Nach Erlangung des Doctorgrades finden wir ihn als Kanzler des Bischofs von Constanz und vielbeschäftigten Anwalt, welcher großes Vertrauen besaß, in Constanz, später (von 1490 bis 1501) zu Tübingen als professor juris pontificis ordinarius matutinus, d. h. er hielt dortselbst die Vormittagsvorträge über Kirchenrecht. P. übte eine ausgebreitete und hochgeschätzte Consulententhätigkeit und verfaßte u. A. auch für die Stadt Freiburg in einem wichtigen Rechtsstreite mit deren Rentenkäufern ein umfassendes Gutachten. Zäsi, der damals im Dienste dieser Stadt gestanden, berichtet hierüber „bei Nacht vor Lichtmeß“ (31. Januar) 1495: er sei mit einem Responsum des Freiburger Canonisten D. Knapp zu P. nach Tübingen gereist, um diesen zur Abgabe eines für die Stadt gleich günstigen Gutachtens zu bewegen, und habe dieser einige Tage später gegen angemessenes Honorar ein solches auch ausgestellt. Eine Sammlung seiner Consilien ist unter dem Titel: „Consiliorum sive responsorum D. Mart. Uranii, cognominati Pr. J. U. doctoris eximii, Tomi duo“... Francofurti ... MDXCVII ... tomus tertius ... Francofurti ... MDCVII von dessen Urenkel, Friedrich P., Advocaten zu Rothenburg a. d. Tauber ausgegeben worden. Sie enthält 235 Consilien; 36 im ersten, 84 im zweiten, 115 im dritten Bande, wo dieselben nach Rechtslehren geordnet sind. Diese Gutachten, in welchen sich P. in der Regel nur U. J. Dr. und J. C. nennt, haben die mannigfachsten privat-, kirchenrechtlichen und civilprocessualischen Fragen zum Gegenstand, während das öffentliche Strafrecht nur nebenbei berührt wird. Von allen Verbrechen wird blos die Injurie und auch diese fast durchweg nur als Privatdelict behandelt. Als Strafe begegnen wir überall der Privatbuße in Geld neben infamia, dagegen wird eine Widerrufsklage als inepta bezeichnet. Die Ausmessung der Strafe ist meist mit peinlicher Sorgfalt behandelt, die Höhe der Geldbußen gegenüber dem damaligen Geldwerthe und den heutigen Ansätzen sehr beträchtlich, für wörtliche und Realinjurie mindestens 50 fl. (aurei Rhenenses zu ca. 6 M. 40 Pf. jetziger Währung), für mehrere schriftliche Schmähungen eines Prälaten 1000 aurei u. s. f. In der rechtlichen Begründung hält sich P. allenthalben an die Texte der römischen und canonischen Gesetze, und folgt der Doctrin wie der Praxis der italienischen Juristen, jedoch unter Wahrung einer gewissen Selbständigkeit, auch citirt er neben den Italienern mehrfach deutsches Gewohnheitsrecht. Die Schreibweise leidet an der üblichen Breite, ist jedoch correct und fließend und frei von den barbarischen Satzbildungen der Postglossatoren. Der Mode seiner Zeit folgend liebt er es, Bibelsprüche oder Stellen aus Classikern einzuflechten, weshalb wir häufig Aristoteles, Cicero, Sallust, Vergil und Terenz begegnen. P., dessen Consilien und Responsa sehr geschätzt waren, beschloß sein thätiges Leben hochbetagt im J. 1550.

    • Literatur

      Stintzing, Gesch. der deutschen Rechtswissenschaft, 1. Abth., S. 35 und 528. — Derselbe, Ulrich Zasius 19 f. 311 zu S. 20. —
      Eisenbach, Gesch. der Univ. Tübingen, S. 247. — Herm. Seeger, Die strafrechtl. consilia Tubing. S. 7—18. Festprogramm der Juristenfacultät in den Beiträgen zur Gesch. der Univ. Tübingen als Festgabe der 4. Säcularfeier (Tüb. 1877. 4°).

  • Autor/in

    Eisenhart.
  • Zitierweise

    Eisenhart, August Ritter von, "Prenninger, Martin" in: Allgemeine Deutsche Biographie 26 (1888), S. 567-568 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118641751.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA