Dates of Life
1893 – 1963
Place of birth
Wien
Place of death
Hinterstoder (Oberösterreich)
Occupation
politischer Redakteur
Religious Denomination
jüdisch
Authority Data
GND: 122391160 | OGND | VIAF: 112344770
Alternate Names
  • Paul, Oscar (Pseudonym)
  • Pollak, Oscar
  • Paul, Oscar (Pseudonym)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Citation

Pollak, Oscar, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122391160.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Markus (1856–1933, jüd.), aus Liborcsa-Dvorecz (Ungarn), Kaufm., Privatbeamter u. Kassier, S d. Jacob u. d. Fanni Katscher;
    M Rosa (1867–1926), T d. Bernhard Fried u. d. Johanna Kohnberger;
    Schw Elsa (* 1891);
    1915 Marianne (1891–1963), aus W., T d. Hermann Springer u. d. Sofie Foges.

  • Biographical Presentation

    P. wandte sich aufgrund seiner Kriegserlebnisse der Sozialdemokratie zu. Nach dem Jurastudium in Wien (Dr. iur. 1919) arbeitete er als Kommunal- und Sportberichterstatter, dann als außenpolitischer Redakteur bei der Arbeiter-Zeitung (1920–23, 1926-31). Dazwischen war er gemeinsam mit seiner Frau für den Sekretär der Sozialistischen Internationale (SI) Friedrich Adler (1879–1960) und als Auslandskorrespondent in London tätig. In Konkurrenz zum Chefredakteur des „Kleinen Blatts“, Julius Braunthal (1891–1972), wurde P. als Nachfolger von Friedrich Austerlitz (1862–1931) Chefredakteur der Arbeiter-Zeitung (1931–34), mit der er sich als Reformer profilierte.

    Nach den Februarkämpfen 1934 wirkte P. als interimistischer Vorsitzender der Revolutionären Sozialisten (RS) im Untergrund. Anschließend arbeitete er in Brünn als Pressereferent von Otto Bauer (1881–1938) und 1936 gemeinsam mit seiner Frau im Sekretariat der SAI in Brüssel. Dann ging er nach Paris, wo er Mitherausgeber der Zeitschrift „La lutte Socialiste“ war, und 1940 über Lissabon nach London. P. beteiligte sich während des 2. Weltkriegs an den Debatten zum Wiederaufbau der SI, wobei er sich vergeblich gegen die Diskriminierung der „feindlichen“ Sozialisten als „second class Socialists“ wandte. In London eröffnete er mit Karl Czernetz (1910–78) eine Zweigstelle der in Brüssel gegründeten Auslandsvertretung der Österr. Sozialisten (AVÖS). P. gab ein Nachrichtenblatt heraus und knüpfte Kontakte zur Labour-Party. Wie viele Exilsozialisten lehnte er die Idee der österr. Unabhängigkeit ab im Sinne der Konzeption von der gesamtdeutschen, seit 1942 von der europ. Revolution. P. schwebte in Anlehnung an Otto Bauer ein „demokratisches“ und „fortschrittliches“, „liberales“ und „sozialistisches“ Europa vor, das als „dritte Kraft“ Vorstufe zu einer geeinten sozialistischen Welt sein sollte. Das „Londoner Büro“ sprach sich daher 1943/44 für die Losung „Ein sozialistisches Österreich in einem sozialistischen Europa“ aus.

    Im September 1945 kehrte P. als Chefredakteur der Arbeiter-Zeitung (1945–61) nach|Wien zurück, wo er sich als Verwalter des Erbes von Austerlitz und Bauer sah. Dank der mit „O. P.“ gezeichneten Leitartikel zu internationalen Entwicklungen und außenpolitischen Themen gewann die Arbeiter-Zeitung wieder an Bedeutung als „Sprachrohr des demokratischen und humanistischen Sozialismus“. In Fragen der Innenpolitik wich P. gelegentlich von der Parteilinie ab, was zu Konflikten mit der SPÖ-Spitze führte. Als Antikommunist und Gegner der KPÖ hat er die Politik der SPÖ während des Kalten Kriegs wesentlich mitgeprägt. P. gehörte zum proeurop. Flügel der SPÖ und nahm an der Gründung des Europarats regen Anteil. Der Rückgang der Auflagenzahl und die Eigenwilligkeiten P.s ließen eine Veränderung in der Chefredaktion angezeigt erscheinen; Ende 1961 wurde Franz Kreuzer (* 1929) Chefredakteur der Arbeiter-Zeitung. P. leitete 1961-63 die SPÖ-Zeitschrift „Die Zukunft“, die er zu einem Diskussionsforum offener Kritik machte.|

  • Awards

    Präs. d. Internat. Presse-Inst. in Zürich (1956–58).

  • Works

    Underground Europe Calling, London 1942 (dt. u. d. T.: Der Weg aus d. Dunkel, Bilder aus d. Gesch. d. österr. Sozialist. Bewegung, 1959);
    Neuer Humanismus, Geist u. Ges. an d. Zeitwende, 1962.

  • Literature

    N. Leser (Hg.), Werk u. Widerhall, 1964, S. 285-91 (W, L, P);
    ders., Grenzgänger, II, 1982, S. 171-89 (P);
    E. Gründel, O. P., Parteijournalist zw. Pol. u. Ideologie, Diss. Wien 1973;
    H. Maimann, Pol. im Wartesaal, Österr. Exilpol. in Großbritannien 1938-1945, 1975;
    F. Kaufmann, Sozialdemokratie in Österr., Idee u. Gesch. e. Partei, Von 1889 bis z. Gegenwart, 1978;
    K. Stuhlpfarrer, Die österr. Sozialisten u. d. Vision d. „dritten Kraft“ nach d. Zweiten Weltkrieg, in: H. Gärtner u. G. Trautmann (Hg.), Ein dritter Weg zw. d. Blöcken?, Die Weltmächte, Europa u. d. Eurokommunismus, 1985, S. 129-40;
    A. Piberger, Zu meiner Zeit, 1988;
    F. Hausjell, Journalisten gegen Demokratie oder Faschismus, II, 1989;
    P. Pelinka u. M. Scheuch, 100 J. Arbeiter-Ztg., 1989;
    M. Hehemann, Die SPÖ u. d. Anfänge d. europ. Integration bis z. Gründung d. EFTA, Mag.-arb., Phil. Fak. d. Univ. Münster 1990;
    M. Marschalek (Hg.), Untergrund u. Exil, Österreichs Sozialisten zw. 1934 u. 1945, 1990;
    W. Muchitsch (Bearb.), Österreicher im Exil, Großbritannien 1938-1945, Eine Dok., 1992;
    NÖB;
    BHdE I;
    Hist. Lex. Wien (P).

  • Author

    Michael Gehler
  • Citation

    Gehler, Michael, "Pollak, Oscar" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 604-605 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122391160.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA