Lebensdaten
1866 – 1942
Geburtsort
Eversberg bei Meschede (Sauerland)
Sterbeort
Paderborn
Beruf/Funktion
Sozialpolitiker ; katholischer Geistlicher
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 116179929 | OGND | VIAF: 112523611
Namensvarianten
  • Pieper, Carl Friedrich August
  • Pieper, August
  • Pieper, Carl Friedrich August
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Zitierweise

Pieper, August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116179929.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich Wilhelm (1837–1904), Bauer, S d. Bauern Johann Wendelin;
    M Pauline Kotthoff (1846–1919);
    Ov August Lorenz (1840–1920), Stiftspfarrer in Geseke;
    11 Geschw u. a. Lorenz (1875–1951), Dr. rer. pol., kath. Geistlicher, 1903-17 Mitgl. d. Zentralstelle d. Volksver. f. d. kath. Dtld., 1936-42 Pfarrer d. Provinzialheilanstalt Warstein (Sauerland) (s. Kosch, Kath. Dtld.).

  • Biographie

    Nach dem Abitur in Warburg im Frühjahr 1883 und dem Besuch des Jesuitenkollegs in Feldkirch wurde P. 1884 in das Collegium Germanicum aufgenommen und studierte an der Gregoriana in Rom. Nach seiner Priesterweihe 1889 und der etwa gleichzeitigen Promotion zum Dr. phil. und Dr. theol. wurde er Kooperatoran der Propsteikirche in Bochum. 1892 berief ihn Franz Hitze (1851–1921), der Schriftführer des Volksvereins für das kath. Deutschland, als Generalsekretär (seit 1903 Gen.dir.) der Zentralstelle dieses Vereins in Mönchengladbach. Mit Versammlungen, Kursen und dem Vertrieb von Millionen Druckschriften suchte der Verein Arbeiter sozialpolitisch zu schulen, überzeugt, daß das, was früher „für das Volk“ geschehen sei, nun „durch das Volk“ geschehen müsse. P. selbst nahm in zahlreichen Artikeln der „Präsides-Korrespondenz“ immer wieder Stellung zu sozialen Fragen, wie z. B. den Gewerkschaften („Gewerkvereinen“), der Verwaltung von Vereinshäusern, der Arbeitszeitverkürzung, dem Problem des Alkoholismus, den Jugendvereinen und der Arbeiterinnenfrage.

    Im seit 1900 schwelenden „Gewerkschaftsstreit“ ergriff P., der 1906-18 Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses und 1907-18 für das Zentrum Mitglied des Reichstags war, Partei für die interkonfessionellen Gewerkschaften. Der Vorsitzende der Fuldaer Bischofskonferenz, Georg Kardinal Kopp (1837–1914), lehnte diese ab und propagierte stattdessen die Fachabteilungen in kath. Arbeitervereinen. Obwohl P. den offenen Konflikt mit den Integralisten um Kopp vermied, drohte ihm dieser mit der päpstl. Verurteilung. Der Tod des Kardinals und die Enzyklika „Singulari quadam“ (1912) von Pius X., die die christl. Gewerkschaften in Deutschland duldete, beendeten den Gewerkschaftsstreit zugunsten des Volksvereins. Als P. 1918 die Forderung nach Abschaffung des preuß. Drei-KJassen-Wahlrechts unterstützte, verschärften sich die Konflikte mit dem Episkopat abermals. Er gab deshalb sein Amt als Leiter der Zentralstelle auf, ohne jedoch seine Tätigkeit für den Volksverein einzustellen. So betrieb er auch die Wende in der Vereinsarbeit von der „Zustände-“ zur „Gesinnungsreform“. Im Mittelpunkt seines Denkens standen Begriffe wie „Volksgemeinschaft“ und „berufsständische Ordnung“. Die von ihm herausgegebene „Präsides-Korrespondenz“ wurde 1922 in „Führerkorrespondenz“ umbenannt. 1928 verließ P. den Vorstand des Volksvereins als Protest gegen dessen Integration in die kath. Aktion. 1931 warnte er in einer Serie von Aufsätzen vor dem Nationalsozialismus. Er kritisierte dessen Forderungen nach „Brechung der Zinsknechtschaft“ und die rassistische Schustertheologie, zeigte allerdings auch Illusionen über eine mögliche konstruktive Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten. Er bewunderte, daß durch sie der Lebenswille von Frontsoldaten, ja der jüngeren Generation überhaupt eine neue Form der Volksgemeinschaft suche, und hoffte auf eine innere Erneuerung dieser Partei, ohne weiter in Details zu gehen. Trotz des Verbots des Volksvereins 1933 schrieb er sogar in der Paderborner Zeitung „Leo“ (1934), daß die Nationalsozialisten der Arbeit wieder einen Sinn gegeben hätten. Seine letzten Lebensjahre verbrachte P. mit der Abfassung von selbstkritischen Schriften, um seine Erfahrungen für spätere Geschlechter weiterzugeben. Die soziale Arbeit des Volksvereins war in seinen Augen wegen der zu starken Abhängigkeit von der Kirche zum Scheitern verurteilt.|

  • Auszeichnungen

    Päpstl. Hausprälat.

  • Werke

    I.: Kritik d. Sozialismus, II.: Unsere Aufgaben gegenüber d. Soz.demokratie, 1894;
    Die Herabsetzung d. Arbeitszeit f. Frauen u. d. Erhöhung d. Schutzalters f. jugendl. Arbeiter in Fabriken, 1902 (mit H. Simon);
    Stellung d. Klerus z. d. christl. Gewerkschaften, in: Präsides-Korr. 18, 1905, S. 193-200;
    Dem. Forderungen u. dt. Freiheit, 1918;
    Der Führerberuf, 1922;
    Der dt. Volksstaat u. d. Formdemokratie, 1923;
    Der Staatsgedanke u. d. dt. Nation, 1928;
    Der NS, 2 Hb., 1931 (Sonderdr., s. Text);
    Die Gesch. d. Volksver. f. d. kath. Dtld. 1890-1928, 5 Bde., 1932 (Ms. in Mönchengladbach, Stadtarchiv. Signatur 15/1/1-5). |

  • Nachlass

    Nachlaß: Nordrhein-Westfäl. StA Münster (Bestand A 510).

  • Literatur

    H. Rode, Die soz.pol. Ideen A. P.s, Diss. Köln 1950;
    K.-H. Brüls, Prälat Dr. A. P. 1957;
    Akten d. dt. Bischöfe üb. d. Lage d. Kirche 1933-1945, 6 Bde., bearb. v. B. Stasiewski, 1968-85;
    H. Heitzer, Der Parl. A. P., in: L. Koch u. J. G. Stanzel (Hg.), Christl. Engagement in Ges. u. Pol., 1979, S. 199-214;
    ders., Krisen d. Volksver. im Kaiserreich, Gründe u. Hintergründe z. Rücktritt v. A. P. als Gen.dir. im Dez. 1918, in: HJb. 99, 1979, S. 213-54;
    ders., in: Zeitgesch. in Lb. IV, hg. v. J. Aretz, R. Morsey u. A. Rauscher, 1980, S. 114-32 (P);
    ders., Georg Kard. Kopp u. d. Gewerkschaftsstreit, 1983;
    G. Schoelen, Bibliogr.-Hist. Hdb. d. Volksver. f. d. Kath. Dtld., 1982 (S. 394-435; W-Verz.);
    G. Klein, Der Volksver. f. d. kath. Dtld. 1890-1933, Gesch., Bedeutung, Untergang, 1996;
    Th. Dahmen, A. P, Ein kath. Soz.pol. im Kaiserreich, Diss. Dortmund 1998;
    LThK².

  • Autor/in

    Thomas Dahmen
  • Zitierweise

    Dahmen, Thomas, "Pieper, August" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 425-426 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116179929.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA