Lebensdaten
1796 – 1845
Geburtsort
Benningen/Neckar
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Lexikograph ; klassischer Philologe ; historischer Topograph
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 100242146 | OGND | VIAF: 68967789
Namensvarianten
  • Pauly, August Friedrich von (auch)
  • Pauly, August (bis 1841)
  • Pauly, Gottlieb Wilhelm August (bis 1841)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Pauly, August von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd100242146.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V August Friedrich (Pauli) (1756–1818), Mag., 1791 Pfarrer in B., 1801-13 Prof. in Maulbronn, seit 1813 Pfarrer in Mössingen, S d. Christoph Friedrich, aus Ungar. Tyrnau, seit 1750 Kammerherr, 1752-67 hzgl. Kammerlakai in Ludwigsburg, u. d. Margarethe Mergenthaler, T d. Rosenwirts in Ludwigsburg;
    M Regine Justine (1764–1809), T d. Sixt Gottlieb Kapff (1724–80), Seminarprof. in Denkendorf (s. Heyd II), u. d. Regine Christiane Friederike Spring;
    Biberach 1825 Sophie (1806–98), T d. Karl Gottlieb Eberhard Paulus (1773–1856), Oberamtmann u. Kanzleirat in Wangen, u. d. Dorothea Deschler (1773–97); kinderlos;
    Vt d. Ehefrau Eduard Paulus d. Ä. (1803–78), Finanzrat u. Topograph in St. (s. Pogg. III; Lb. Schwaben IV).

  • Biographie

    P. wurde an der ev. Klosterschule Maulbronn u. a. durch seinen Vater unterrichtet. Seine Interessen galten der Geographie, Mathematik und neueren Sprachen. Mütterlicherseits mit Anrecht auf die Kapffsche Stiftung, bezog P. 1813 das Tübinger Stift. Angeregt durch Gustav Schwab, besuchte er 1818 Friedrich Creuzer in Heidelberg, legte in Tübingen sein Examen ab und wurde als Repetent an das 1818 eröffnete Seminar Urach verpflichtet, wo er u. a. die Seminaristen Mörike und Hartlaub betreute. Eine 1818 in Tübingen erschienene Anthologie neulat. Dichtung stammt wohl vom Vater. 1820 war P. Repetent am Tübinger Stift, 1822 Rektor der „Lat. und Real-Anstalt“ in Biberach. 1828 erhielt er eine Professur am Heilbronner Gymnasium, seit 1831 unterrichtete er griech. und lat. Literatur am Gymnasium in Stuttgart. Er veröffentlichte 1823 eine Horaz-Ausgabe, 1825 Auswahlen aus Seneca und Lukian, mit Kollegen 1830 „Materialien für lat. Stilübungen in den höheren Klassen“, 1837 eine griech. Chrestomathie. In der Klassikerbibliothek von Schwab, Oslander und Tafel (bei J. B. Metzler) übersetzte er 1827-32 den gesamten Lukian, 1832-36 Senecabriefe. Durch Vermittlung von Ludwig Amandus Bauer versorgte er Mörike mit seltenen Textausgaben zur Bearbeitung der „Classischen Blumenlese“ (Mörike an P. am 7.8.1839, hierzu Antwortbrief P.s v. 23.8.1839). P.s Interesse konzentrierte sich inzwischen stärker auf „vaterländische“ Altertumskunde, wobei diese Vorform der Provinzialarchäologie ohne akademische Anerkennung blieb, doch bes. durch die ehem. Rheinbundfürsten gefördert wurde. Seiner lat. Geburtstagsrede am Gymnasium Illustre für Kg. Wilhelm II. von Württemberg gab P. 1831 das Motto: „Daheim suche“ (Pindar, Nem. III 31). Eduard Paulusd. Ä. gewann P. zur Mitarbeit (seit 1829) an den Württ. Jahrbüchern des „Kgl. Statistisch-topographischen Bureaus“ und den archäologischen Kapiteln im Rahmen der Beschreibung des Kgr. Württemberg. Mit dem Schulprogramm „Inscriptiones aliquot romanae in solo Württembergico retectae“ (1831) wies P. am Beispiel der Benninger ‚Sicca Veneria'-Inschrift auf das Desiderat einer genaueren Kenntnis der antiken Geographie Württembergs hin. 1832 Gründungsmitglied eines Vereins für Altertumskunde, wurde P. von Kg. Wilhelm I. als o. Mitglied in den kgl. Verein für Vaterlandskunde berufen. Seit 1840 auch Mitglied des Statistisch-topographischen Bureaus, fungierte P. nach Memmingers Tod 1840 als dessen stellvertretender Vorstand. Er selbst verfaßte die Oberamtsbeschreibungen Wangen (1841, Nachdr. 1982), Leutkirch (1843, Nachdr. 1976), redigierte Heidenheim (1844), Esslingen (1845) und Nürtingen (postum). Verkehrsstatistik für die „Eisenbahnsache“ und geographische Optimierung der Straßentrassen in Richtung Pforzheim (nach d. bad. Zollanschluß) beschäftigen ihn bis kurz vor seinem Tod.

    Seit 1837 konzipierte P. eine „Real-Encyclopädie der Alterthumswissenschaft“ (RE) in 6 Bänden, als „Hand-Lexikon der verschiedenen Theile der Alterthumskunde“ weniger für schulische Zwecke als zur Kenntnis der Realien für die historische Landeskunde. Im Vorwort zum 1. Band, 1839 in Stuttgart bei J. B. Metzler erschienen, trennt P. Forschungen auf „realen Gebieten“ wie Recht, Land Vermessung von „Ergebnisse[n] gelehrter Studien im Fache der Sprachlehre, Kritik und Hermeneutik“. 1837-44 kamen 48 Lieferungen zu je 80 Seiten heraus, die von der Kritik teilweise sehr skeptisch beurteilt wurden (z. B. Päd. Revue, hg. v. Dr. Mager, 8, 1844, S. 502). Gerühmt wurden P.s eigene Beiträge zur Geographie und zu „Antiquitäten“. Wilhelm S. Teuffel (1820–78) und Christian Walz (1802–57) in Tübingen beschleunigten nach P.s Tod die Herausgabe der Encyclopädie und konnten 1852 den 6. Band der RE abschließen. P.s Name wurde beibehalten, auch für die nach früheren Vorschlägen Teuffels erweiterte, im Plan gänzlich veränderte „Neue Bearbeitung“ (84 Bde., 1894–1980, hg. v. G. Wissowa u. a.). „Pauly's Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft“ ist zu einem universalen Hilfsmittel der gesamten Altertumsforschung geworden. In Anerkennung von P.s Pioniergeist wird sein Name auch seit 1996 durch die 15-bändige Aktualisierung des „Neuen Pauly“ weiter tradiert.|

  • Auszeichnungen

    Orden d. Württ. Krone (1841);
    Grabstele auf d. Fangelsbachfriedhof in Stuttgart (1846, erneuert 1997).

  • Werke

    u. a. Sacra Natalicia Guilielmi Regis Württembergiae … Die 27. Sept. 1831 in Gymnasio regio Stuttgardiano celebranda indicit Augustus P., Prof. Litt. Antiqq., Illustrantur inscriptiones aliquot Romanae in solo Württerabergico detectae. - Hg.:
    J. D. G. v. Memminger, Beschreibung v. Württ., ³1841.

  • Literatur

    ADB 25;
    Rede am Grabe d. Herrn A. F. v. R. gehalten am 4. Mai 1845 v. Herrn Amtsdekan Schwab, 1845;
    G. Schwab, in: Württ. Jbb., Jg. 1845, 1. H., 1847, S. 1-11;
    W. Teuffel, Ch. Walz, in: Pauly's Realenc. IV, 1846, S. Vl-XII;
    W. Hagen, in: Lb. Schwaben 6, 1957, S. 205-10;
    H. Kluge, Die amtl. Landesbeschreibung in Württ. bis z. Ende d. 19. Jh., in: Berr. z. dt. Landeskde. 19, 1957, S. 87 f.;
    ders., Die amtl. Landesbeschreibung, in: 150 J. amtl. Statistik in Baden-Württ., 1970, S. 263 f.;
    M. Balzert, in: Mitt. d. DAV Baden-Württ. 24, 1996, S. 15-21;
    J. Hagel, Hofkupferst. August Seyffer u. d. Vaterländ. Altertümer, in: ZWLG 56, 1997, S. 199 f.

  • Autor/in

    Monika Balzert
  • Zitierweise

    Balzert, Monika, "Pauly, August von" in: Neue Deutsche Biographie 20 (2001), S. 136-137 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100242146.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Pauly: August Friedrich P., bekannt besonders als erster Herausgeber der nach seinem Tode von Teuffel und Walz fortgesetzten und vollendeten Real-Encyklopädie der classischen Alterthumswissenschaft (Stuttgart 1837 bis 1852, sechs Bände; der erste Band in neuer umgearbeiteter Auflage herausgegeben von W. S. Teuffel, Stuttgart 1861—1866 in zwei Abtheilungen). Er gehörte einer ursprünglich katholischen und aus Ungarn eingewanderten Familie an; aber sein Großvater hatte seinen Sohn protestantisch erziehen lassen, und dieser war Pfarrer in Benningen bei Ludwigsburg, zuletzt in Mössingen bei Tübingen, zwischen hinein lange Jahre Professor am Seminar Maulbronn, und ist Verfasser eines für seine Zeit verdienstlichen Werkes „Methodologie für den gesammten Cursus der öffentlichen Unterweisung in der lateinischen Sprache und Literatur“ (1785—1799, 3 Bände). In Benningen wurde am 9. Mai 1796 der dem Vater gleichnamige Sohn geboren, auf den sich des Vaters Neigung für philologische Studien und den Lehrerberuf vererbte. Nach Landessitte diese Studien mit theologischen verbindend war P. Zögling zuerst des niederen Seminars Maulbronn, dann (1813—1818) des höheren in Tübingen (des sog. „Stift"), erweiterte aber seinen Gesichtskreis durch Besuch von Heidelberg, wo damals Fr. Creuzer wirkte. Später Repetent in Urach und Tübingen wurde er 1822 Rector der Lateinschule in Biberach, 1828 Professor am Gymnasium in Heilbronn, 1830 an den oberen Classen des Stuttgarter Gymnasiums, in welcher Stellung P. bis zu seinem Tode (2. Mai 1845) wirkte, als ein durch Frische, Feinheit und Geschmack wie durch echte Humanität überaus anregender, hochverehrter und allgeliebter Lehrer. Nebenbei war er auch Mitglied des statistisch-topographischen Bureau in Stuttgart, bearbeitete als solches aus dem amtlich gelieferten Stoff und auf Grund örtlicher Untersuchungen die Beschreibungen der Oberämter Wangen, Leutkirch, sowie (mit K. Pfaff) von Eßlingen und (mit Stälin) Heidenheim, Nürtingen, und besorgte im J. 1841 die dritte Auflage von Memmingers Beschreibung von Württemberg. Auf dem Gebiete der classischen Philologie nicht eigentlich gelehrter Forscher, verband er doch auch hier mit Weite des Blickes Gründlichkeit im Einzelnen, feines Formgefühl und geschmackvolle Darstellung. (Ausgaben des Horaz, 1823; einzelner Schriften des Lukianos, 1825; Senecae epist. selectae, 1825. Quæstiones Isocrateae, 1828. Uebersetzung sämmtlicher Werke Lukians in der Metzlerschen Sammlung, 1827—1832, 15 Bändchen; der Briefe des Seneca, 1832—1836, vollendet von A. Haakh.) Sein practischer Sinn führte ihn vorzugsweise der Denkmälerkunde zu, als der Vermittlung zwischen Vergangenheit und Gegenwart ("Inscriptiones aliquot romanae in solo Württembergiae retectae“,1831. „Ueber den Straßenzug der Peutinger’schen Tafel von Vindonissa nach Samulocenis und von da nach Regino“, 1836, 4. Zahlreiche Aufsätze, besonders in den württembergischen Jahrbüchern 1829 ff.). Ein anderer Theil seiner Schriften gilt der Schule: „Materialien für lateinische Stilübungen in den höheren Classen“, 1830. Herausgabe einer griechischen Chrestomathie zusammen mit Bäumlein, 1837). Vermöge seiner ebenso liebenswürdigen als im Wesenlichen festen Persönlichkeit eignete sich P. auch vortrefflich zum Mittelpunkte für ein durch die Mitwirkung mehrerer sich aufbauendes Sammelwerk, wie die genannte Realencyklopädie, deren Herausgabe er vom Jahre 1837 an besorgte und bis zum Artikel Iuno fortführte. Seine eigenen Beiträge betreffen die alte Geographie Europa's, unter welchen sich die Arbeit über Corinthus auszeichnet, und die Sittengeschichte, aus welcher die Artikel Funus und Hetären hervorzuheben sind, Muster von geistreicher Auffassung und anziehender Behandlung.

    • Literatur

      G. Schwab im Schwäb. Merkur vom 30. Mai 1845.— Vorwort zum vierten Bande der Pauly’schen Realencyklopädie (Stuttgart 1846) S. VI ff.

  • Autor/in

    W. S. Teuffel.
  • Zitierweise

    Teuffel, W. S., "Pauly, August von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 25 (1887), S. 297-298 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd100242146.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA