Lebensdaten
1862 – 1936
Geburtsort
Schwerin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Sozialwissenschaftler
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118523007 | OGND | VIAF: 22240625
Namensvarianten
  • Cunow, Heinrich Wilhelm Carl
  • Cunow, Heinrich
  • Cunow, Heinrich Wilhelm Carl
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Zitierweise

Cunow, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118523007.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Bauernfamilie;
    V Heinrich, Bühnenarbeiter;
    M F. Fischer;
    1885 Lizzie (1836–1914), verw. Cornelius, T des Kaufm. James Lamb in Cork (Irland); 1 Pflegetochter.

  • Biographie

    C., in ärmlichen Verhältnissen aufwachsend, besuchte zuerst die Armenschule, später die höhere Bürgerschule und ging nach Abschluß einer kaufmännischen Lehre als Buchhalter nach Hamburg. Hier schloß er sich der Sozialdemokratie an und wurde wirtschaftspolitischer Mitarbeiter des „Hamburger Echo“ und gelegentlicher Leitartikler des „Vorwärts“. Obwohl durch diese Tätigkeit mit der Tagespolitik vertraut, galt doch von Anfang an der wesentlichste Teil seiner schriftstellerischen Arbeit der marxistischen Theorie und der völkerkundlichen Forschung. Die wissenschaftlichen Methoden von Marx und Engels übernehmend, hat er in seinen ethnologischen Arbeiten die marxistische Theorie über die Anfänge von Marx und vor allem Engels auf diesem Gebiet weit hinausgeführt. Alle seine Veröffentlichungen aber sind von dem Bemühen gekennzeichnet, die ihm eigenen Fähigkeiten zu abstraktem Denken und wissenschaftlicher Forschung zu verbinden mit einer gemeinverständlichen Sprache, wollte er doch auch nicht für die Wissenschaft, sondern „für den Politiker und für den intelligenten Arbeiter“ schreiben.

    1898 holte ihn Karl Kautsky als ständigen wirtschaftspolitischen Mitarbeiter für die „Neue Zeit“, der theoretischen Wochenschrift der Sozialdemokratie, nach Berlin. Nach dem Tode Liebknechts wurde er auch 1902 in die „Vorwärts“-Redaktion berufen, wo er neben Heinrich Ströbel als linksorthodoxer Marxist die Opposition gegen die revisionistische Eisnergruppe führte. Als 1905 die Eisnergruppe die Redaktion verließ, blieb C. noch einige Zeit, um dann ausschließlicher Mitarbeiter der „Neuen Zeit“ zu werden. Ab 1907 wirkte er auch neben Fr. Mehring, R. Hilferding und Rosa Luxemburg als Lehrer an der sozialdemokratischen Parteischule in Berlin.

    Während des Krieges ging er von der äußersten Linken zur äußersten Rechten der Sozialdemokratie über. Er blieb zwar Marxist, erkannte aber, daß entgegen Marx die Geschichte immer die Ideologie korrigiert, und wandte sich deshalb gegen den einseitigen Klassenstandpunkt. Für ihn waren Gesellschaft, Nation und Staat der Klasse gleichgeordnete sozialgeschichtliche Realitäten. So wurde er 1917 nach der Entlassung Kautskys selbst Herausgeber der „Neuen Zeit“ bis zu ihrem finanziellen Zusammenbruch durch die Inflation. Während dieser Zeit zeigte er sich als kompromißloser Gegner des Bolschewismus und bemühte sich um die Überwindung der Zersplitterung der sozialistischen Arbeiterschaft, in der er die Ursache für die Einflußlosigkeit der Arbeiterschaft auf den neuen Staat sah. In diesen Jahren nach der Revolution - C. war inzwischen 1919 außerordentlicher Professor der Sozialwissenschaften und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Berlin und Direktor am Völkerkundemuseum (bis 1924) geworden - entstand auch sein wichtigstes theoretisches Werk: Die Marxsche Geschichts-, Gesellschafts- und Staatstheorie (1920/21), in dem er der „Verkritisierung“ der Marxschen Theorie von rechts und von links durch ein Zurückgehen auf die Grundbegriffe von Marx entgegentritt und besonders den Einfluß Hegels auf die Marxsche Dialektik richtig einordnet. Sein politisches Zwischenspiel als Abgeordneter der Verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung (1919/20) und des ersten Preußischen Landtags nach dem Krieg (1921–24) hat neben seiner schriftstellerischen Arbeit kaum eine große Bedeutung gehabt.

    Durch den Nationalsozialismus wurde C., der 1930 wegen Krankheit seine Vorlesungen einstellen mußte, durch die Streichung seines Ruhegehaltes und die Verbrennung seiner Bücher um die wirtschaftliche Grundlage für ein sorgenfreies Alter gebracht.

  • Werke

    Weitere W u. a. Die soziale Verfassung d. Inka-Reiches, 1896;
    Die Technik d. Urzeit, 1912;
    Die Parteien d. großen Franz. Revolution u. ihre Presse. 1912;
    Ursprung d. Rel. u. d. Gottesglaubens, 1913;
    Zur Urgesch. d. Ehe u. Fam., 1913;
    Parteizusammenbruch ?, 1915;
    Allg. Wirtschaftsgesch., 4 Bde., 1927 ff.;
    Gesch. u. Kultur d. Inka-Reiches, Amsterdam 1937.

  • Literatur

    W. G. Oschilewski, Ein Mann aus d. Volke, in: Telegraf, Berlin, Nr. 87 v. 11.4.1952;
    Der Theoretiker H. C., in: Vorwärts, Jubiläumsausg. z. 80. Gründungstag v. 10.10.1956 (P).

  • Autor/in

    Helga Grebing
  • Zitierweise

    Grebing, Helga, "Cunow, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 3 (1957), S. 439-440 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118523007.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA