Lebensdaten
1612 – 1678
Geburtsort
Danzig
Beruf/Funktion
Sozinianer
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 120400294 | OGND | VIAF: 32006487
Namensvarianten
  • Zwicker, Daniel
  • D. Z.
  • Zuickerus, Daniel
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Zwicker, Daniel, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120400294.html [29.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Zwicker: Daniel Z., Socinianer, 1678. Z. wurde zu Danzig am 22. Januar 1612 geboren; in seinen Studien auf der Universität Königsberg legte er sich auf Medicin und promovirte auch als Dr. dieser Wissenschaft. Seine religiöse Denkweise führte ihn von den Lutheranern und von den Reformirten zu den Socinianem, nachdem er schon auf der Universität Königsberg durch Florian Crusius für den Unitarismus gewonnen war; doch stimmte er theilweise auch den „Mährischen Brüdern“ zu, deren Grundsätze der Gütergemeinschaft und Mißbilligung aller Kriege ihm gefielen. Ein dogmatischer Eklektiker, nahm er das Gute von jeder Religionsgesellschaft, das er bei ihr antraf, wie besonders seine erste Streitschrift gegen Comenius (Amst. 1662) zeigt (s. u.). Fock, der Historiker des Socinianismus, findet in Zwicker's Denkweise, welche die verschiedenen christlichen Bekenntnisse als integrirende Bestandtheile der christlichen Gesammtkirche ansah, eine für jene Zeit ungewöhnliche und großartige Auffassung der kirchlichen Differenzen, während die Mehrzahl der Zeitgenossen Zwicker's sie als religiösen Indifferentismus deutete. Jedenfalls war und blieb er Gegner der Trinitätslehre. Vergebens hatte sich sein Bruder Friedrich, der lutherischer Geistlicher in Danzig war, im Verein mit andern Geistlichen bemüht, ihn zur reinen Lehre zurückzubringen; da Z. bei seinen Ansichten verharrte, mußte er 1643 seine Vaterstadt verlassen. Wir finden ihn in der nächstfolgenden Zeit theils in dem nahen Straszin, theils in Polen und Mähren, wo er mit den mährischen Brüdern in ein enges Verhältniß trat. Seit 1657 hielt er sich in den Niederlanden auf. Er starb zu Amsterdam im Exil am 10. November 1678, im 66. Jahre seines Alters.

    Schriften von Z. erschienen zahlreich, in lateinischer, deutscher und holländischer Sprache: „Irenicum Irenicorum, sive Reconciliatoris christianorum hodiernorum norma triplex, sana ratio, scriptura sacra et traditiones, exemplo doctrinae de Christo ob oculos posita“ (Amst. 1658, 8°, anonym). Der Verfasser will darin alle Glaubensstreitigkeiten vom socinianischen Standpunkte aus schlichten. Dagegen schrieb Amos Comenius: De Irenico Irenicorum, hocest conditionibus pacis a Socini secta reliquo christiano orbi oblatis, ad omnes christianos facta admonitio (Amsterdam 1660). Gegen Comenius schrieb Z. „Irenico-Mastix perpetuo convictus et constrictus seu nova confirmatio infallibilitatis Irenici Irenicorum per ostensam futilitatem criminosae Comenianae Refutationis“ (ebd. 1662, 8°). In dieser Schrift erstattet er gewissermaßen Bericht über seinen dogmatischen und ethischen Entwicklungsgang. Er bekannte sich darin zu keiner der damals bestehenden christlichen Kirchen oder Gemeinschaften, weil er bei jeder derselben, soweit er sie kennen gelernt, etwas gutes gefunden und durch sie alle gebessert worden sei. Von den Böhmischen Brüdern und den Lutheranern hätte er den Anfang der Reformation und der christlichen Freiheit empfangen; von den Reformirten den ersten Gebrauch der Vernunft in der Theologie; von den Remonstranten den Fortgang der Gewissensfreiheit; von den Griechen die überbliebene alte Wahrheit nebst der Bibel und den Kirchenvätern; von den Römisch-Katholischen die Nothwendigkeit der guten Werke mit etlichen lateinischen Vätern; von den Socinianern die Dexterität im Urtheilen; von den Mennoniten das Leben Christi, das sie etwas besser als Andere erklärten und darstellten. Auf eine Gegenantwort des A. Comenius veröffentlichte Z. eine zweite Streitschrift gegen ihn unter dem Titel: „Irenico-Mastix posterior, iterato victus et constrictus imo obmutescens seu novum et memorabile exemplum infelicissimae pugnae Dn. Jo. Am. Comenii contra Irenici-Irenicorum autorem“ (Amst. 1667, 8°). Auf eine neue Gegenschrift des A. Comenius folgte Zwicker's Schrift: „Irenico-Mastigis pars specialis seu finalis confutatio Comenii, Hornbeckii et aliorum“. Außerdem schrieb er (anonym): „Animadversiones chronologicae“ (gegen Samuel Maresius: Johanna Papissa restituta); sodann „Revelatio Catholicismi veri"; „Demonstrativ verae methodi disputandi"; „Frage, ob ein Christ noch allezeit etwas anzuhören und zu untersuchen schuldig sei" (1649); „Kurtze und richtige Anleitung, in welchen Fällen und Örtern die Schrift eigentlich oder figürlich müsse ausgelegt und verstanden werden“ (auch ins Holl. übers. 1650, 4°); „Regeln und Bekenntniß der eifrigen Christen“ (1650, 8°); „Specimina infelicis pugnae D. Calovii contra Crellium“ (1650, 4°); „Judicium de Johanna Papissa, contra Maresium“ (in Steph. Curcelläus: Quaternio dissertationum theol. adv. Maresium); „Adhuc stans et triumphans visibilis ecclesia Christi“ u. s. (Amst. 1660, 4°, niederl.); „Vereinigungsschrift der Christen“ (niederl. 1661 in 4°, 1662 lat. als Henoticum Christianorum); „Compelle intrare seu de contradictione ecclesiis ostensa easque reformatura“ (1666); „Lib. contra Joach. Stegmanni iun. tr. de magistratu, bello et privata defensione"; „Ecclesia antiqua inermis post tot sequiora saecula, iure tandem iterum asserta“ (1666, 4°; niederl. 1668, 4°); „Demonstratio, quod I. Cor. 14 perverse explicatum“ (Amst. 1668, niederl. 1680); „Evanescens non Apostolicus libertatis in ecclesia loquendi propugnator“ (1666); „Argumentum contra animarum praeexistentiam antemundanam (in Christoph Sandius, Tr. de origine animae); „Revelatio daemonolatriae inter Christianos seu victoria Protestantium“ (1672, 4°); „Revelatio hostium crucis Christi“ (in 2 Theilen, Amst. 1672 in 4° u. 1675 in 4°, niederl. u. lat.); „Epistolae ad Mart. Ruarum de Fratribus Moravis deque cum iis concordia et quid illi desiderent“, in Ruari Epistolarum Centur. I; „Epistolae tres ad Joh. Cruyk cum huius responsor.“ (Amst. 1678, 4°); „XXI Regulae fundamentales secundum quas tota scriptura debet explicari et intelligi“ (Amst. 1678, 4°); „Novi Foederis Josias“ (niederl. u. lat. Amst. 1670, 4°). Außerdem viele ungedruckte Arbeiten, deren Titel bei Zedler s. u.

    • Literatur

      Vgl. Hartknoch, Preuß. Kirchenhistorie 1686. — Christ. Chr. Sandius, Bibliotheca Anti-Trinitariorum p. 151 ff. —
      Bentham, Holl. Kirchen- und|Schulenstaat. —
      Arnold, Kirchen- und Ketzerhistorie. — Mart. Ruari Epist. Cent. I. —
      Witte, Diarium Biogr., T. I. —
      Jöcher, Gelehrten-Lexikon s. v. —
      (Zedler,) Universallexikon, 64. Theil, Sp. 1604 ff. — Otto Fock, Der Socinianismus u. s. w., I. Abthlg. Kiel 1847, S. 249 f.

  • Autor/in

    P. Tschackert.
  • Zitierweise

    Tschackert, Paul, "Zwicker, Daniel" in: Allgemeine Deutsche Biographie 45 (1900), S. 533-535 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120400294.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA