Willehad

Lebensdaten
um 740 – 789
Geburtsort
Northumbria
Sterbeort
Blexen (Friesland)
Beruf/Funktion
Bischof von Bremen ; Heiliger ; Mönch ; Missionar ; Bischof
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 139144250 | OGND | VIAF: 100447436
Namensvarianten

  • Vilhaed (ursprünglich)
  • Willehad
  • Vilhaed (ursprünglich)
  • vilhaed
  • Willehad, von Bremen, Bischof
  • Bremen, Willehad von
  • Vilhadus
  • Willehadus
  • Willehad, von Bremen, Bischoph

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Zitierweise

Willehad, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd139144250.html [15.12.2025].

CC0

  • Willehad (Vilhaed)

    | Heiliger, Mönch, Missionar, Bischof von Bremen, * um 740 Northumbria, † 8.11.789 Blexen (Friesland), ⚰Bremen, Dom.

  • Genealogie

    Aus angelsächs. Fam.;
    Verwandter Beornrad ( 797), 775 Abt d. Klosters Echternach, 785/86 auch Ebf. v. Sens.

  • Biographie

    Die Informationen über W.s Leben und Wirken entstammen hauptsächlich der Vita Willehadi, die wohl vor 845 von einem anonymen Kleriker in Bremen verfaßt wurde, den Miracula Willehadi, die Ansgar, Erzbischof von Bremen (801–65), anläßlich der Translation der Gebeine W.s am 8.11.860 in den neuen Bremer Dom aufgezeichnet hat, und der hamburg. Kirchengeschichte des Adam von Bremen ( v. 1085) aus den Jahren 1075/76. Demnach wurde W. an der Yorker Domschule ausgebildet, die Alkuin (735–804) seit 766 leitete. W. gehörte zu jenen Angelsachsen, die den stammesverwandten Altsachsen auf dem Kontinent das Evangelium verkünden wollten. Deshalb ließ er sich nach seiner Priesterweihe von einer northumbr. Synode um 770 zu Friesen und Sachsen senden. In bewußter Nachfolge des Bonifatius (um 672/73–754) wirkte er erfolgreich bei den Westfriesen. Nach einigen Rückschlägen, verursacht nicht zuletzt durch den übereifrigen Einsatz seiner Schüler, suchte W. die Absicherung durch die fränk. Macht und ließ sich 780 von Karl d. Gr. mit der Sachsenmission im Gau Wigmodien beauftragen. Auch hier gelang ihm die Ausbreitung des Christentums, bis 782 der Aufstand Widukinds ( um 785) dies zunichtemachte. Das robuste Vorgehen bei der Christianisierung der Sachsen entsprach nicht W.s Methode, aber als Funktionsträger der imperialen Staatsmacht war er mitbetroffen. Er mußte das Missionsgebiet verlassen, pilgerte zunächst 782–85 nach Rom, möglicherweise zusammen mit Liudger, dem späteren Bischof von Münster (um 742–809), und hielt sich danach im Kloster Echternach auf, das von seinem Verwandten Abt Beornrad ( 797) geleitet wurde. Dort soll er eigenhändig die Paulusbriefe abgeschrieben haben.

    Nach einem Treffen 785 mit Karl d. Gr. auf der sächs. Eresburg belehnte dieser W. mit der Zelle Iustina und beauftragte ihn erneut mit der Mission in Wigmodien. Es gelang ihm, die bei dem Aufstand zerstörten Kirchen wieder aufzubauen und sie mit Priestern zu versehen. Nach der Mission in Sachsen begann nun zwangsweise die eigentliche Christianisierung, wozu der Aufbau kirchlicher Strukturen nötig war. Deshalb wurde W. am 13.7.787 zum Missionsbischof seines Sprengels Wigmodien geweiht. Vermutlich am 14.7.788, spätestens 789 wurde in Speyer Bremen zum Bistumssitz für den nördlichen Teil Sachsens bestimmt. W. war damit der erste Bischof auf dem in das Frankenreich integrierten sächs. Gebiet. Am 1.11.789 konnte er noch den aus Holz erbauten Bremer Dom einweihen, starb aber nur eine Woche später während einer Visitationsreise im fries. Blexen. W.s den Menschen zugewandte Frömmigkeit und seine missionarische Kompetenz beeindruckten nach den Quellenberichten.

    Nachdem Ansgar 860 die „virtutes et miracula“ W.s aufgezeichnet hatte, begann dessen Verehrung im norddt. Raum.

  • Quellen

    Qu Vita Willehadi, ed. G. H. Pertz, MGH SS 2, 1829, Nachdr. 1976, S. 378–90; Vita Willehadi, ed. A. Poncelet, AA SS Nov. 3, 1910, Sp. 835–46; Miracula Willehadi auctore Anskario episcopo Bremensi, ed. v. dems., ebd., Sp. 847–51; Adam Bremensis gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum, ed. B. Schmeidler, MGH SS in usum schol. 2, 1917, Nachdr. 1993.

  • Literatur

    |ADB 43;
    G. Niemeyer, Die Herkunft d. Vita Willehadi, in: DA 12, 1956, S. 17–35;
    R. Drögereit, Die Christianisierung Wigmodiens, in: Stud. z. Sachsenforsch. 1, 1977, S. 53–88, wiederabgedr. in: ders., Sachsen–Angelsachsen–Niedersachsen, Ausgew. Aufss., Bd. 2, 1978, S. 217–52;
    E. Hoffmann, Schleswig u. Holstein z. Zt. d. Beginns d. christl. Mission, in: Schleswig-Holstein. KGesch. Bd. 1/I, 1977, S. 15–61;
    R. Schieffer, Die Entstehung v. Domkapiteln in Dtld., ²1982;
    A. Röpcke, Leben u. Nachleben W.s, 1987;
    D. Hägermann, Mission, Bm. gründung u. fränk. Staatsaufbau zw. Weser u. Elbe, in: ders.(Hg.), Bremen–1200 J. Mission, 1989, S. 9–31;
    W. Berschin, Biogr. u. Epochenstil im lat. MA, Bd. 3, 1991;
    L. E. v. Padberg, Heilige u. Fam., Stud. z. Bedeutung fam.gebundener Aspekte in d. Viten d. Verwandten- u. Schülerkreises um Willibrord, Bonifatius u. Liudger, ²1997;
    ders., Zum Sachsenbild in hagiogr. Qu., in: Stud. z. Sachsenforsch. 12, 1999, S. 173–91;
    J. Ehlers, Die Sachsenmission als heilsgeschichtl. Ereignis, in: Vita Religiosa im MA, FS f. Kaspar Elm, 1999, S. 37–53;
    I. Wood, The Missionary Life, Saints and the Evangelisation of Europe 400–1050, 2001;
    L. E. v. Padberg, Die Diskussion missionar. Programme z. Zt. Karls d. Gr., in: P. Godman, J. Jarnut u. P. Johanek (Hg.), Am Vorabend d. Ks.krönung, 2002, S. 125–43;
    ders., Die Inszenierung rel. Konfrontationen, Theorie u. Praxis d. Missionspredigt im frühen MA, 2003;
    LexMA;
    RGA;
    LThK³;
    BBKL 13;
    Oxford DNB.

  • Porträts

    |LCI VIII, Sp. 614 f.

  • Autor/in

    Lutz E. von Padberg
  • Zitierweise

    Padberg, Lutz E. von, "Willehad (Vilhaed)" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 183-184 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139144250.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Willehad

  • Biographie

    Willehad, Bischof von Bremen. Sein Name war ursprünglich Vilhaed, er ist aber in der Geschichte nnr bekannt unter dem Namen Willehad, erster Bischof von Bremen. Geboren war er in Northumberland in England ca. 730 aus einer angelsächsischen Familie. Nachdem er es zum Presbyter gebracht, brannte er vor Begier ein Heidenmissionar zu werden und es wurde ihm das denn auch verstattet. Er begann diese Wirksamkeit und nicht ohne Erfolg, zunächst in Dokkum, an dem Ort, wo 755 der heilige Bonifacius als Märtyrer gefallen. Von da zog er weiter nach Ostfriesland und gewann auch hier viele Seelen durch seine Predigt des Evangeliums, aber zugleich auch Feinde, so daß die Absicht kundgegeben ward, ihn zu tödten. Doch wurde durch Majorität beschlossen, das Loos über ihn zu werfen, wie die Sitte es mit sich bringe. (Homeyer, Ueber das germanische Loosen. Bremen 1864.) Er zog nun von hier nach dem Gau Thrianta (Drenthe) und machte von hier aus vielfach Missionsreisen selbst in das Dithmarscher Land hinein. Hier hat er endlich die erste christliche Kirche in Holstein in Melinthorp (Meldorf) gegründet. Nach Einiger Meinung soll das schon 774 geschehen sein, nach neueren Untersuchungen doch wahrscheinlich erst 780. Dieselbe ward freilich schon 782 wieder zerstört. (Bolten, Dithm. Gesch. I, 421. Chalybäus, Gesch. Dithm. Kiel 1888, S. 24.) Karl der Große, der von ihm wol allerlei erfahren, berief ihn|zu sich nach Worms 780 und wies ihm seine Wirksamkeit an im Gau Wigmodia an der Weser. Seine Wirksamkeit war hier von Bedeutung und von nicht geringem Umfang. Da trat Widukind, der Herzog der Sachsen, wieder auf und zerstörte die aufsprießende Saat. Die kaum erstandenen Kirchen sinken in Asche und ihre Priester werden verjagt, mehrere derselben, z. B. Atreban in Dithmarschen fallen unter dem Schwert. W. gelang es noch, sich durch die Flucht zu retten. Er ließ sich nun in Ut-Riustri, links von der Wesermündung nieder. In dieser unfreiwilligen Muße wandelte er nach Rom und besuchte auch den König Pippin in der Lombardei. Von da begab er sich in das Kloster Eckternach bei Trier und hier sammelten sich um den Meister auch seine Schüler und Genossen. Er beschäftigte sich hier neben ascetischen Uebungen namentlich mit Abschreiben heiliger Schriften. Endlich 785 war der Friede wieder hergestellt. Als W. davon erfuhr, eilte er zum König nach Eresburg, der ihm seinen Wunsch erfüllte, sein Sendamt wiedergab und dazu noch das Kloster Justina als Beneficium. Den Rest seines Lebens lebte er in Frieden, erfreut durch den stetigen Fortgang der Bekehrung und durch Liebe und Achtung. Karl der Große ertheilte ihm, als dem ersten, am 13. Juli 787 zu Worms die Bischofsweihe. Seinen regelmäßigen Wohnsitz hatte W. von nun an in Bremen. Am 1. November 789 errichtete er hier eine stattliche Kirche. Gleich darauf hatte er eine Reise angetreten, auf der er am 8. November plötzlich verstarb in Blexen (bei Vegesack). Seine Leiche ward in Bremen bestattet, wo sie im Dome sich noch befindet. Die Wunder, die man an seinem Grabe zu sehen geglaubt, zeugen von dem hohen Ansehen, in welchem W. bei seinen Zeitgenossen gestanden.

  • Literatur

    Vita Sc. Willehadi in Th. Caesar triapostolator Septentrionii. Colon. 1642. —
    Mabillon, Acta SOB. III, 2, 364.
    Monumenta German. II, 378. Als Verf. gilt im allgemeinen Ansgar, jedoch haben
    Dehio, Geschichte des Erzbisth. Hamburg. Bremen 1877, I. Anhang, Bd. II, S. 51 und
    Wattenbach, Geschichtsquellen, 4. Aufl. S. 201 Zweifel erhoben. Uebersetzt ist die Vita von
    L. Miesegaes, Bremen 1826 und von
    Laurent, Berlin 1856. —
    Adami gesta Hamb. Monumenta Germ. VII, 267. —
    Moller, Cimbr. litt. II, 905. —
    Kruse im Prov.-Ber. 1826, Bd. I, 6. —
    Klippel, S. Ansgar. Bremen 1845. —
    Ebert, Geschichte d. Lit. d. Mittelalters II, 340. —
    Carstens in Piper's Evang. Jahrbuch 1863, Nr. 133. —
    Jensen-Michelsen, Schlesw.-holst. Kirchengeschichte I, 98. —
    Klippel-Hauck in Herzog's theol. Realencyklopädie. 2. Aufl. XVII, 143.

  • Autor/in

    Carstens.
  • Zitierweise

    Carstens, Carsten Erich, "Willehad" in: Allgemeine Deutsche Biographie 43 (1898), S. 262-263 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd139144250.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA