Lebensdaten
vor 1146 – zwischen 1170 und 1181
Beruf/Funktion
Fürst von Rügen
Konfession
-
Normdaten
GND: 138608881 | OGND | VIAF: 90882049
Namensvarianten
  • Teslav
  • Tetiszlaw
  • Tetyzlaw
  • mehr

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Zitierweise

Tezlaw, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138608881.html [24.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Ratislaw (Race);
    2 B Jaromar I. (s. ADB 13), Stoislaw (?); vermutl. S Dubizlaw v. Wittow.

  • Biographie

    T. ist bei Saxo Grammaticus als Tetiszlaw, Tetyzlaw oder Tetislaw und wahrscheinlich auf einem auf der rügischen Halbinsel Wittow gefundenen Siegelstempel von ca. 1230 als Teslav belegt, woraus sich die gebräuchliche Namensform T. entwickelte. Obwohl Quellen aus der Zeit vor T. mehrfach von Fürsten bzw. Königen von Rügen berichten, ist T. der erste namentlich bekannte rügische Fürst. Ihn erwähnt Saxo erstmals zu 1164, als Kg. Waldemar von Dänemark Bbf. Absalon von Roskilde nach Rügen sandte, um Hilfe zu einer Heerfahrt an die Peene zu erlangen. Der frühneuzeitliche Chronist Thomas Kantzow berichtet, T., Jaromar und ein dritter Bruder namens Stoislaw, vermutlicher Stammvater des Hauses Putbus, seien Söhne eines Race gewesen, der aus dem Geschlecht jenes Kruto hervorgegangen sei, der in der 2. Hälfte des 11. Jh. über die slaw. Abodriten in Wagrien herrschte. Oft nacherzählt, entbehren diese Angaben einer sicheren Grundlage. Unzweifelhaft ist nur, daß T. und sein Geschlecht slaw. Ursprungs waren und daß eine Verwandtschaft – vielleicht in weiblicher Linie – zum pommerschen Herzogshaus bestand. Saxo schreibt T. 1164 und 1168 einen königlichen Rang zu, was mit der Nachricht Adams von Bremen übereinstimmt, daß die Rügianer als einziges slaw. Volk einen König hätten. T.s anscheinend in Gemeinschaft mit seinem Bruder Jaromar ausgeübte Herrschaft geriet in den 1160er Jahren vermehrt unter den Druck konkurrierender dän. und sächs. Expansionsbestrebungen, worauf T. mit einer hinhaltenden bzw. nach eigenen Handlungsspielräumen suchenden Politik antwortete. So beteiligte er sich an dän. Feldzügen gegen Pommern und gewann dadurch 1163 kurzfristig das Gebiet um Wolgast. Andererseits bedrohten rügische Schiffe die dän. Küste, und es ist überliefert, daß zwei ungenannte Fürsten von Rügen, wohl T. und Jaromar, 1163 an der Weihe des Lübecker Doms teilnahmen; bei dieser Gelegenheit gelobten sie Heinrich dem Löwen Frieden und huldigten ihm. Diese lavierende und sich in den Schnittstellen der Konkurrenz Sachsens und Dänemarks bewegende Politik fand ihr Ende, als Rügen 1168 von den Dänen mit Unterstützung der slaw. Vasallen Heinrichs des Löwen endgültig erobert wurde. Rügen wurde ein Lehen des dän. Königs, der Rügenfürst sein Vasall. Wenig später heißt T. bei Saxo auffälligerweise nur noch princeps, nicht mehr rex. Mit der dän. Eroberung scheint T. also seiner Königswürde verlustig gegangen und auf einen fürstlichen Rang herabgestuft worden zu sein. Wohl 1170 (1173/76?) beteiligte er sich dann mit seinem Bruder als dän. Vasall an einem Kriegszug gegen die Pommern. Danach findet T. – aus nicht bekannten Gründen – keine Erwähnung mehr.

    Auf dem genannten Wittower Siegelstempel, der das Bild eines wachsenden Greifen über einem Mauergiebel aufgewiesen haben soll, ist ein Dubizlaw von Wittow genannt, der weiter als Sohn eines T. bezeichnet wird. Die pommersche Adelsfamilie von Bohlen, die über das gleiche Wappen verfügte, leitete ihre Herkunft genau von einem Dubizlaw ab. Wenn hier keine Fälschung vorliegt, könnte man mit aller Vorsicht mutmaßen, daß besagter Dubizlaw ein Sohn des Rügenfürsten T. war und mit Wittow appanagiert wurde; damit könnte es sich bei den von Bohlen womöglich um eine Seitenlinie der Rügenfürsten handeln. Urkundlich beweisen läßt sich diese Hypothese allerdings nicht.|

  • Quellen

    Qu Arnold v. Lübeck, Chronica Slavorum, hg. v. J. M. Lappenberg, MGH SS 21, 1869, ND 1925 u. 1988, S. 100–250; Des Thomas Kantzow Chron. v. Pommern in niederdt. Mundart, hg. v. G. Gaebel, 1929; Frhr. J. v. Bohlen, Gesch. d. adlichen (…) Geschl. d. Bohlen II: Urk.b., Tafel I, 1a u. b, 1859/75; Saxonis Gesta Danorum, Bd. 1, hg. v. J. Olrik u. H. Raeder, 1931.

  • Literatur

    L ADB 13;
    U. Scheil, Zur Geneal. d. einheim. Fürsten v. Rügen, 1962;
    J. Petersohn, Der südl. Ostseeraum im kirchl.-pol. Kräftespiel d. Reichs, Polens u. Dänemarks v. 10. bis 13. Jh., 1979;
    H.-O. Gaethke, Heinrich d. Löwe u. d. Slawen nordöstl. d. unteren Elbe, 2009; I. Schmidt, Die Dynastie d. Rügenfürsten, 2009

  • Autor/in

    Oliver Auge
  • Zitierweise

    Auge, Oliver, "Tezlaw" in: Neue Deutsche Biographie 26 (2016), S. 65-66 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138608881.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA