Lebensdaten
um 1610 – 1680
Geburtsort
Herford
Sterbeort
Venedig
Beruf/Funktion
Pharmazeut ; Chemiater ; Arzt
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 124500366 | OGND | VIAF: 2004151778207418130005
Namensvarianten
  • Tackenius, Otto
  • Tacke, Otto
  • Tache, Otto
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Zitierweise

Tachenius, Otto, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124500366.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich Tacke(n), 1622–27 erw. als städt. Mühlenpächter d. Radewiger Mühle in H.;
    M N. N.;
    B Johann Tacke(n) ( v. 1680);
    N Adelheid, Margerita, Katharina, Magdalena († 1697, Henrich Oexemann), testamentar. Erbinnen v. T.; kinderlos;
    Gr-N Johann Gerhard Oexemann (* 1666), Universalerbe v. T., 1690 in d. med. Fak. d. Univ. Leiden immatrikuliert.

  • Biographie

    T. wirkte um 1633–36 in Lemgo als Apothekergehilfe in der Ratsapotheke bei David Welman und anschließend bei Rotger Timpler in Lemgo und Bremen, von dem er um 1639 wegen Unregelmäßigkeiten entlassen wurde. 1640 war T. Famulus des Handwerkschirurgen Jacob Scheppe in Danzig und in der dortigen Rudolphschen Offizin, um 1641 in der Apotheke zur Burgfreiheit in Königsberg bei Clemens Boltz und nach 1641 in|Apotheken in Kaunas, Vilnius und Warschau. Um 1644 wurde T. Famulus bei Johann Wilhelm Mannagetta (1588–1666), dem ksl. Leibarzt und Rektor der Univ. Wien. Vermutlich unterstützt durch die von Mannagetta ins Leben gerufene Studienstiftung, immatrikulierte sich T. 1645 an der Univ. Padua, wo er 1647 zum Dr. med. promoviert wurde. Danach ließ er sich dauerhaft in Venedig als Arzt nieder. Durch Herstellung und Vertrieb eines von ihm erfundenen Geheimmittels, des „Sal viperinum“, wurde T. weithin bekannt. 1651/52 hielt sich der Alchemist Franciscus Mercurius van Helmont (1614–99) in Venedig auf, um zusammen mit T. die Werke seines Vaters Jan Baptista van Helmont in zweiter Auflage herauszugeben. In Auseinandersetzung mit den Lehren van Helmonts stellte T. in seiner „Epistola de famoso liquore Alcahest“ die Existenz eines von den Alchemisten postulierten Universallösungsmittels in Frage. Die provokative Schrift konnte zwar 1652 in Hamburg erscheinen, wurde jedoch mit einem anonymen „Postscriptum“ versehen, worin T. lächerlich gemacht wurde. T. vermutete den Hamburger Arzt Helwig Dieterich (1601–55) als Autor, der schon früher sein Sal viperinum kritisiert hatte, und griff diesen noch im selben Jahr mit einer „Apologia“ frontal an. Dieterich seinerseits antwortete mit einer umfangreichen Gegenschrift (Vindiciae adversus Otthonem Tackenium, 1655), die neben scharfen Angriffen wichtige biographische Angaben zu T.s frühen Jahren enthält. Die von rechtlichen Auseinandersetzungen begleitete Polemik dauerte bis 1656 an. In den folgenden Jahren hielt sich T. mehrmals am Hof der Herzöge zu Braunschweig und Lüneburg in Hannover auf und reiste mit diesen 1664 durch Italien.

    Nachdem das Sal viperinum als bedeutendstes Absatzprodukt seiner pharmazeutischen Produktion auch in Johann Zwelfers revidierter Auflage der „Pharmacopoeia Augustana“ (1657) in Frage gestellt wurde, sah sich T. zu einer erneuten Verteidigung genötigt. In seinem „Hippocrates Chimicus“ (1666) versuchte er zu zeigen, daß sich die empirische Methodik seiner Iatrochemie bereits in der hippokratischen Schrift „De diaeta“ nachweisen lasse. In der Schrift „Antiquissimae Hippocraticae Medicinae Clavis“ (1669) präzisierte er seine iatrochemischen Vostellungen und behauptete, daß Salze aus Acidum und Alkali zusammengesetzt seien. Obwohl T.s Werke vorwiegend polemischer Natur sind, finden sich darin zahlreiche chemische Beobachtungen aus dem Bereich der Pharmazeutik und der Alltagschemie. Durch die Ausweitung der Acidum-Alcali-Lehre des Franciscus Sylvius de le Boë (1614–72) regte er die chemiatrisch-medizinische Diskussion entscheidend an.

  • Werke

    Epistola de famoso liquore Alkahest, 1652;
    Apologia contra falsarium et pseudo-chimicum Helwig Didericum, 1652;
    Echo ad vindicias chirosophi qua de liquore alcaeist, 1656;
    Exercitatio de recta acceptatione arthritidis et podagrae, 1662;
    Lux obnubilata suapte natura resulgens, vera de lapide philosophico, 1666 (Autorschaft zweifelhaft);
    Hippocrates Chimicus, qui novissimi viperini salis antiquissima fundamenta ostendit, 1666;
    Antiquissimae Hippocraticae Medicinae Clavis, 1669;
    Tractatus de morborum principe, 1678.

  • Literatur

    ADB 37;
    J. C. Barchusen, Historia Medicinae, 1710, S. 485–518;
    J. Ferguson, Bibl. Chemica, Bd. 2, 1906, S. 424 f. u. 597 f.;
    I. W. Müller, Unterss. z. Hippokratesverständnis v. O. T. u. Michael Ettmüller, in: Med.hist. Journal 22, 1987, S. 327–41;
    L. Thorndike, A History of Magic and Experimental Science, Bd. 8, 1958, S. 357–61;
    J. R. Partington, A History of Chemistry, Bd. 2, 1961, S. 291–96;
    H.-H. Take, O. T. (1610–1680), Ein Wegbereiter d. Chemie zw. Herford u. Venedig, 2002 (Qu, W, L);
    ders., in: Hist. Jb. f. d. Kr. Herford 13, 2006 (2005), S. 137–40;
    A. G. Debus, Chemistry and Medical Debate, Van Helmont to Boerhaave, 2004, S. 103–37;
    Pogg. II;
    BLÄ;
    Dt. Apotheker-Biogr.;
    Alchemie, Lex. e. hermet. Wiss., hg. v. C. Priesner u. K. Figala, 1998;
    Qu
    Niedersächs. HStA, Hannover;
    Archivio di Stato di Venezia;
    Mitt.
    v. Heinz-Herbert Take (Hiddenhausen).

  • Autor/in

    Urs Leo Gantenbein
  • Zitierweise

    Gantenbein, Urs Leo, "Tachenius, Otto" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 753-754 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124500366.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Tachenius: Otto T. (Tackenius), Arzt, zu Anfang des 17. Jahrhunderts in Herford (Westfalen) geboren, widmete sich zunächst in seiner Vaterstadt der pharmaceutischen Laufbahn und wurde hier nebenher auch unter Leitung eines Arztes Namens Timpler in die medicinische Praxis eingeführt. Infolge eines Diebstahls, den T. gegen seinen Lehrer beging, mußte er flüchtig werden und führte ein abenteuerliches Leben mit wechselndem Aufenthalt in Lemgo, Kiel, Danzig und Königsberg, überall als Apotheker thätig. 1644 begab er sich nach Padua, studirte hier Medicin und nachdem er die Doctorwürde erworben hatte, ließ er sich definitiv in Venedig nieder, wo er eine große Praxis erlangte, mit einem Geheimmittel, dem sogenannten „Vipernfalz“, viel Geld verdiente, und um 1670 starb. — T., ein Zeitgenosse des bekannten Franz (Sylvius) de le Boë, war, wie dieser, ein eifriger Vertheidiger der sogenannten chemiatrischen Doctrin, die von Paracelsus und van Helmont in die Wissenschaft eingeführt bezw. ausgebildet war. Danach beruhten die physiologischen und pathologischen Erscheinungen im Menschen wesentlich auf Processen chemischer Natur. T. suchte sogar diese Grundsätze auf Hippokrates zurückzuführen und schrieb zum Beweise dessen eine Schrift mit dem Titel: „Hippocrates chymicus, qui novissimi viperini salis antiquissima fundamenta ostendit“ (Venedig 1666; Braunschweig 1666; Paris 1669, 1673; Leyden 1671; Brüssel 1690), worin er auch die therapeutischen Vortheile seines nach chemiatrischen Grundsätzen componirten Geheimmittels hervorhob. Andere Schriften Tachenius' sind: „Epistola de famoso liquore alkahest“ (Hamburg 1655); „Clavis medicinae Hippocraticae“ (Frankfurt 1669, 1673; Leyden 1671); „Tractatus de morborum principe, in quo plerorumque gravium ac fonticorum praeter naturam affectuum hermetica vera et solida curatio proponitur“ (Osnabrück 1678).

    • Literatur

      Vgl. Eloy, Dict. hist. IV, p. 354 u. Biogr. Lex. V. 604.

  • Autor/in

    Pagel.
  • Zitierweise

    Pagel, Julius Leopold, "Tachenius, Otto" in: Allgemeine Deutsche Biographie 37 (1894), S. 340 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124500366.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA