Lebensdaten
vor 720 – 779
Sterbeort
Fulda
Beruf/Funktion
Abt von Fulda
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 103105158 | OGND | VIAF: 359160667876403560004
Namensvarianten
  • Sturmius
  • Sturm
  • Sturmi
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Zitierweise

Sturmi, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd103105158.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus westbayer. Adelsfam. im Sempt-Isengebiet; Eltern unbekannt.

  • Biographie

    Als puer oblatus wurde S. vermutlich bereits um 719 von Bonifatius auf dessen erster Reise durch Bayern dem Kloster Fritzlar zur Ausbildung anvertraut, wo er 734 zum Priester geweiht wurde. Von Fritzlar aus wirkte S. zunächst drei Jahre als Missionar, ehe er 736 von Bonifatius die Erlaubnis bekam, sich mit zwei Gefährten als Einsiedler in die Wälder der Buchonia nach Hersfeld zurückzuziehen. 744 gründete S. im Auftrag des Bonifatius an dem Ort „Eichloha“ im Fuldatal ein Kloster, dessen Grund und Boden gegen lokale Widerstände vom Hausmeier Karlmann an Bonifatius geschenkt worden war. Am 12. 3. 744 bezog S. zusammen mit sieben Mönchen das neue Kloster, das zum zentralen Stützpunkt der Mission des Bonifatius wurde. 747 unternahm S. eine Reise nach Rom und Monte Cassino, wo er sich vermutlich auf Anregung des Bonifatius mit den monastischen Regeln vertraut machte. 751 erhielt S. für das Kloster die Exemption durch Papst Zacharias, wodurch staatliche oder bischöfliche Eingriffe untersagt waren. Nach dem Märtyrertod des Bonifatius am 5. 6. 754 erreichte S. in heftigen Auseinandersetzungen mit Ebf. Lul ( 786) von Mainz die Translation des Bonifatius nach Fulda, wie sie auch von Bonifatius selbst gewünscht worden war. In der Folge erhielt S. zahlreiche Schenkungen für sein Kloster. Auch zogen viele angelsächs. Mönche nach Fulda, das sich somit zum bedeutendsten Kloster Ostfrankens entwickelte. Um 763 geriet S. in Konflikt mit dem fränk. Kg. Pippin und wurde für zwei Jahre in das Kloster Jumièges (Normandie) verbannt. Als mögliche Gründe gelten zum einen seine persönliche Feindschaft mit Ebf. Lul, andererseits könnten seine Beziehungen zum abtrünnigen bayer. Hzg. Tassilo III. dafür verantwortlich gewesen sein. Nach seiner Begnadigung 765 wurde S. erneut als Abt des Klosters Fulda eingesetzt, das zudem unter Königsschutz gestellt wurde. 773 wurden S. von Karl d. Gr. die unter Pippin geltenden Besitzrechte des Klosters bestätigt; 774 erhielt das Kloster freie Abtwahl sowie Immunität. Nach den Sachsenkriegen Karls d. Gr. unterstützte S. vom Kloster Fulda aus die Sachsenmission, mußte allerdings 778 angesichts eines drohenden Angriffs auf Fulda das Kloster evakuieren lassen und zog sich mit den Mönchen zunächst auf die Hammelburg zurück, 779 während eines erneuten Angriffs dann|auf die Eresburg. Von dort konnte der mittlerweile schwer erkrankte S. 779 ins Kloster zurückkehren, wo er im Kreise seiner Mitbrüder verstarb.

  • Literatur

    ADB 37;
    Th. Schieffer, Winfrid Bonifatius u. d. christl. Grundlegung Europas, 1954, ²1972;
    P. Engelbert, S. v. Fulda, in: StMBO 77, 1966, S. 74–92;
    ders., Die Vita S. d. Eigil v. Fulda, 1968;
    St. Schipperges, Bonifatius ac socii eius, 1996;
    G. Becht-Jördens, S. oder Bonifatius, Ein Konflikt im Za. d. anian. Reform, in: Hrabanus Maurus in Fulda, hg. v. M.-A. Aris u. S. Bullido del Barrio, 2010, S. 123–87;
    LexMA.

  • Autor/in

    Stefan Schipperges
  • Zitierweise

    Schipperges, Stefan, "Sturmi" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 657-658 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd103105158.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Sturm oder Sturmi, erster Abt von Fulda, wurde vor 720 geboren, da er bei seinem Tode 779 als vom Alter gebeugt bezeichnet wird. Er war also schon ein erwachsener Jüngling, als er 735 oder 736 von seinen Eltern aus vornehmem bairischen Geschlecht, dem Bonifacius bei seiner ersten Anwesenheit im Lande dargebracht wurde. Sogleich schloß er sich demselben mit wärmster Verehrung und Hingabe an, und wurde von ihm dem Priester Wigbert in Fritzlar zur weiteren theologischen Ausbildung übergeben. Drei Jahre wirkte er dann selbst als Priester, aber von heißem Drang nach eremitischer Weltflucht ergriffen, siedelte er sich mit einigen Genossen an der Stelle des späteren Hersfeld an. Bonifacius jedoch faßte die Gründung eines Klosters ins Auge, wozu ihm Hersfeld wegen der damals zu gefährlichen Nähe der Sachsen nicht geeignet erschien; rastlos mußte St. das damals Buchonia genannte Waldland durchforschen, und fand endlich eine geeignete Stelle. Bonifacius erwirkte theils von Karlmann, theils von den Grundbesitzern die Abtretung eines sehr ansehnlichen Landbesitzes, und legte 742 den Grundstein des Klosters Fulda, dessen Bau und Einrichtung nun St. zu leiten hatte. Um ihn hierzu fähig zu machen, wurde er nach Italien geschickt, und machte sich durch längeren Aufenthalt in Montecassino mit der Regel der Benedictiner genau bekannt. Bald gedieh das Kloster, durch päpstliche und königliche Schutzbriefe gesichert, und namentlich nachdem der hl. Bonifacius hier bestattet war, mehrten sich rasch die Schenkungen und die Zahl der Mönche. Aber der neue Erzbischof Lullus war ihm nicht günstig; St. wurde der Untreue, nach einer wahrscheinlichen Vermuthung Oelsner's, des Einverständnisses mit seinem Landsmann, dem Herzog Tassilo, beschuldigt und nach dem Kloster Jumièges bei Rouen verbannt. Nach zwei Jahren jedoch (763—765?) erhielt er mit des Königs Gnade die Erlaubniß zur Heimkehr, und Lullus mußte den inzwischen gemachten Versuch, sich zum Herrn des Klosters zu machen, aufgeben. Karl der Große schenkte ihm volles Vertrauen; nachdem er im Anfang seiner Regierung ihm Verhandlungen mit Tassilo übertragen hatte, verwandte er ihn nach dem ersten siegreichen Feldzuge gegen die Sachsen mit gutem Erfolg zur Bekehrung der Sachsen, und scheint ihm dabei die ganze Leitung derselben zugedacht zu haben. Vor dem Rachezug der Sachsen 778 entwichen die Mönche, aber 779 ist St. wieder im Gefolge des Königs; die Eresburg war seiner Hut anvertraut; da erkrankte er, ein von des Königs Leibarzt|ihm gereichter Trank verschlimmerte seinen Zustand, und nach Fulda zurückgebracht, starb er am 17. December 779. Er hatte nach seiner Wiedereinsetzung sich wieder eifrigst mit den nothwendigen Bauten beschäftigen müssen und einen Arm der Fulda durch den Klosterplatz geleitet; große Schenkungen, auch in entfernten Theilen des Reiches, mehrten den Besitz, und die Zahl der Mönche soll auf 400 gestiegen sein. St. nahm also eine sehr bedeutende Stellung ein, aber alle Ueberhebung scheint ihm fern gewesen zu sein. Erfüllt von Dankbarkeit und Verehrung ist das schöne Lebensbild, welches sein Verwandter und Schüler Eigil bald nach seinem Tode von ihm verfaßt hat, der selbst von 817—822 dort Abt gewesen ist; es sollte jährlich an seinem Gedenktage verlesen werden. St. wurde von Innocenz II. am 11. April 1149 heilig gesprochen.

    Vita S. Sturmi ed. Pertz, Mon. Germ. Scriptt. II, 365—377. Uebersetzung von W. Arndt, Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit VIII, 2. 1888.

  • Autor/in

    Wattenbach.
  • Zitierweise

    Wattenbach, Wilhelm, "Sturmi" in: Allgemeine Deutsche Biographie 37 (1894), S. 1-2 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd103105158.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA