Lebensdaten
1809 – 1886
Geburtsort
Röhrsdorf (Sachsen)
Sterbeort
Tharandt (Sachsen)
Beruf/Funktion
Chemiker ; Agrikulturchemiker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 104196521 | OGND | VIAF: 76749092
Namensvarianten
  • Stöckhardt, Adolph
  • Stöckhardt, Julius Adolph
  • Stöckhardt, Adolf
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Stöckhardt, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104196521.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Christian Gottlieb (1773–1831, Pfarrer in R.;
    M Caroline Rudolphi;
    1 B Carl Friedrich Gottlieb (1807–34, Pfarrer in R., Theol. d. sächs. Erwekkungsbewegung (s. NND XII, 1836), 2 Schw;
    1840 Rosalie Liebster (1814–72), aus Imnitz b. Leipzig;
    1 S Carl Georg (1842–1913, Prof. d. Theol. in d. USA, Kirchenreformer;
    3 T Johanna (* 1844), Martha Maria (1848–71, Marianne (* 1852);
    Vt Ernst Theodor (1816–98, Landwirt, pachtete 1842 d. Rr.gut Brösa b. Bautzen, gründete ebd. 1847 e. privates landwirtsch. Lehrinst., 1850 Leiter d. landwirtsch. Abt. d. kgl. Gewerbeschule in Chemnitz, Prof., 1861 Prof. in Jena, Dir. d. landwirtsch. Lehrinst. ebd., 1862–72 Gründer u. Leiter e. landwirtsch. Versuchsstation ebd., 1872–88 Referent u. Vortragender Rat f. Landwirtsch. u. Gewerbe im sachsen-weimar. Staatsmin., Finanzkommissar d. Univ. Jena, Vf. v. „Die Drainage oder d. Entwässerung d. Bodens durch Thonröhren“ (1852), mit S. Hg. u. Bearb. v. Gotthilf Heinrich Schnee, „Der angehende Pachter“, ⁶1859 u. ⁷1869, Hg. d. „Zs. f. dt. Landwirthe“, 6–17, 1855–66, Mitgl. d. Leopoldina 1862 (s. Gedenktage d. mitteldt. Raums, 1966, S. 4–6; H. Gaede, Auf dem Felde der Aehre, 2004; Biogr. Hdb. Pflanzenbau; Th. Gerber, Persönlichkeiten aus Land- u. Forstwirtschaft, Gartenbau u. Veterinärmed., ³2008; W, L).

  • Biographie

    S. erhielt von seinem Vater und am Lehrinstitut in Schönfeld (Sachsen) eine humanistische Schulbildung. 1824–28 wurde er in Liebenwerda zum Apotheker ausgebildet und arbeitete danach als Gehilfe in Apotheken in Berlin und Potsdam. 1832/33 studierte er in Berlin Pharmazie und Chemie u. a. bei Sigismund Friedrich Hermbstädt (1760–1833), Eilhard Mitscherlich (1794–1863), Heinrich Friedrich Link (1767–1851) und Henrik Steffens (1773–1848). Nach der Staatsprüfung in Pharmazie besuchte er 1834 auf einer Reise durch Belgien, England, Frankreich und die Schweiz Universitätsinstitute und Betriebe der chem. Industrie. Es folgten zwei Jahre als Chemiker im Laboratorium des Dresdener Apothekers und Mineralwasserfabrikanten Friedrich A. A. Struve (1781–1840) und zugleich als Sekretär des Dresdener Gewerbevereins. Danach wurde S. Lehrer der Naturwissenschaften am Blochmann’schen Pädagogium in Dresden und wurde an der Univ. Leipzig mit einer Dissertation über den Unterricht und das Studium der Naturwissenschaften zum Dr. phil. promoviert. 1838–47 lehrte er als Professor für Naturkunde, Chemie und Physik an der Staatsgewerbeschule in Chemnitz, die die Ausbildung von Landwirten neu aufnahm; gleichzeitig beriet er Maschinenbau- und Textilbetriebe bei der Umstellung von Hand- auf Dampfmaschinenantrieb. 1847 wurde er auf den ersten dt. Lehrstuhl für Agrikulturchemie und landwirtschaftliche Technik an der Akademie für Forst- und Landwirte in Tharandt bei Dresden berufen, wo er die praktische Anwendbarkeit der agrikulturchemischen Lehren Justus v. Liebigs (1803–73) erforschte (em. 1883).

    S. war v. a. Lehrer und Vermittler zwischen Wissenschaft und Praxis. Seine „Schule der Chemie“ (1846, 191881, 221920, zahlr. Überss., u. a. niederl. 1847, engl. 1850, japan. 1861) war eine didaktisch herausragende Einführung in die Chemie mit vielen praxisnahen Versuchen, die auch die späteren Nobelpreisträger Adolf v. Baeyer (1835–1917)|und Emil Fischer (1852–1919) zum Chemiestudium animierte. S. erläuterte seine stark von Liebig geprägten Ansichten über den Wuchs der Kulturpflanzen und deren Düngung auf über 500 Treffen landwirtschaftlicher Vereine und auf den Versammlungen dt. Land- und Forstwirte und publizierte sie als „Chemische Feldpredigten für deutsche Landwirthe“ (2 T., 1851/53, ⁴1857). Im Gegensatz zu Liebig war er zurecht der Auffassung, daß auch eine Stickstoffdüngung erforderlich sei und empfahl dazu Guano (Guanobüchlein, 1851, ⁴1856). 1850–54 gab er mit dem Tharandter Professor für Landwirtschaft, Hugo E. Schober (1820–82), die „Zeitschrift für deutsche Landwirthe“ heraus, der 1855–75 die Zeitschrift „Der chemische Ackersmann, Naturkundliches Zeitblatt für deutsche Landwirthe“ folgte, in der vierteljährlich über Agrikulturchemie, Bodenkunde, Pflanzenwuchs, Düngemittel, Tierernährung, Futtermittel sowie technische Fragen berichtet wurde. S. schuf in Tharandt ein agrikulturchemisches Laboratorium nebst Versuchsfeld, das nicht nur der Forschung und studentischen Ausbildung diente, sondern den Landwirten ermöglichte, unentgeltlich Bodenproben, Dünge- und Futtermittel untersuchen und die Ergebnisse interpretieren zu lassen. Er setzte sich dafür ein, daß auch andernorts agrikulturchemische Versuchsstationen gegründet wurden, zuerst 1852 in Möckern bei Leipzig; bis 1877 entstanden allein in Deutschland 59 solche Einrichtungen. Als Forscher untersuchte S. während seiner Tätigkeit in Chemnitz die Zwickauer Steinkohlearten (1839) sowie Eignung und Giftigkeit von Textilfarben (1843), in Tharandt die Schwermetallbelastung von Flüssen, und begründete mit Wissenschaftlern aus Freiberg die Rauchschadensforschung von Wäldern.

  • Auszeichnungen

    A Mitgl. u. Ehrenmitgl. zahlr. landwirtschaftl. Vereine; HR (1854);
    GHR (1877);
    sächs. Verdienstorden;
    preuß. Roter Adlerorden 4. Kl.;
    oldenburg. Verdienstkreuz d. hann. Guelphen-Ordens;
    norweg. St. Olaf-Orden;
    russ. St. Stanislaus-Orden 2. Kl.;
    sächs. ernestin. Hausorden 1. Kl.;
    – Stöckhardt-Kolloquium d. TU Chemnitz zu Problemen d. Umweltchemie (jährl. seit 1986).

  • Werke

    Weitere W Der angehende Pächter, e. Hdb. f. Kameralisten, 1817, ⁵1844, neu bearb. v. G. H. Schnee u. Ernst Stöckhardt⁶1859, ⁷1869;
    Mithg.:
    Polytechn.Cbl. 13–15, 1847–49 (mit J. A. Hülße).

  • Literatur

    ADB 36;
    F. Nobbe, in: Die landwirtschaftl. Versuchsstationen 33, 1887, S. 424–33 (P);
    Tharandter Forstl. Jb. 53, 1903, Beih. (W-Verz.);
    G. Marx, C. Belz, M. Günther u. A. Rößler, J. A. S. u. s. Wirken in Chemnitz, in: Techn. Univ. Chemnitz, Inst. f. Chemie, hg. v. S. Hemeljen, 2007, S. 107–13;
    F. Fiedler, Abriss z. Gesch. d. Tharandter Bodenkde. u. ihrer Direktoren, 2008, S. 61–72 (P);
    G. Boeck, Celebrating 200 years of J. A. Stoeckhardt, the author of Schule der Chemie, in: Educación Química, 2008, S. 263–70;
    dies., J. A. S., Zum 200. Geb.tag, in: Chemie in unserer Zeit 43, 2009, H. 1, S. 22–27 (P);
    Pogg. II–IV;
    Biogr. Hdb. Pflanzenbau;
    H. Gaede, Auf dem Felde der Aehre, 2004;
    Th. Gerber, Persönlichkeiten aus Land- u. Forstwirtschaft, Gartenbau u. Veterinärmed., ³2008;
    zur Fam.: Ernst Theodor Stoeckhardt, Stammtafel d. Fam. Stoeckhardt, Putzkauer u. Lauterbacher Zweig (…), 1883.

  • Autor/in

    Hans-Peter Blume
  • Zitierweise

    Blume, Hans-Peter, "Stöckhardt, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 25 (2013), S. 381-382 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104196521.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Stöckhardt: Adolf St., Professor der Chemie an der Akademie für Forst- und Landwirthschaft zu Tharand, wurde in dem zwischen Dresden und Meißen gelegenen Orte Röhrsdorf, wo sein Vater Christian Gottlieb St. Pfarrer war, am 4. Jan. 1809 geboren; er starb in Tharand am 1. Juni 1886. Wie die meisten Chemiker jener Zeit, so ist auch St. aus der Apotheke hervorgegangen; mit einer ausgezeichneten humanistischen Vorbildung, welche er dem Unterrichte seines Vaters, sowie dem Lehrinstitute des Pfarrers von Schönfeld verdankte, namentlich mit einer vorzüglichen Kenntniß der lateinischen Sprache ausgerüstet, trat er mit fünfzehn Jahren in die Apotheke von Lederer in Liebenwerda als Lehrling ein. Nach vier Jahren bestand er daselbst das Gehilfenexamen und conditionirte dann in Berlin und an der königl. Hofapotheke in Potsdam als Receptarius. Hier vermißte er jedoch die wissenschaftliche Anregung seiner Berliner Mußestunden so, daß er im Herbst 1832 zu seiner gründlichen Ausbildung dahin zurückzukehren beschloß. Mit Eifer hörte er die Vorlesungen von Mitscherlich, H. Rose. Hermbstädt, Link und Steffens, sodaß er schon im folgenden Jahre die Staatsprüfung als preußischer Apotheker erster Classe glänzend bestehen konnte. Nach kurzer Zurückgezogenheit bei seinem Bruder in Röhrsdorf ergreift er den Wanderstab. Nachdem er ein halbes Jahr in der Adlerapotheke zu Coblenz thätig gewesen, unternimmt er im Frühjahr 1834 eine längere Reise, um die chemische Industrie und die wissenschaftlichen Lehrinstitute des Auslandes kennen zu lernen. Sein Weg führt ihn durch Belgien, England, Frankreich und die Schweiz und bringt ihn in persönliche Verbindung mit bedeutenden Gelehrten, wie Faraday. Dumas, Gay-Lussac u. A. Die Vielseitigkeit seines Charakters, auf welcher wesentlich die Erfolge seines späteren Lebens beruhen, spricht sich schon in einem Tagebuch jener Reisezeit aus: eine glückliche Verbindung von wissenschaftlichem Ernst und Streben mit heiterem Humor, von offnem Blick für Ereignisse und Erlebnisse mit einer tiefen, ja, poetischen Innigkeit des Gemüths, von freier naturwissenschaftlicher Weltanschauung mit streng religiösem Gefühl kennzeichnet sein Wesen.

    Die Reise, welche noch nach dem ersehnten Italien ausgedehnt werden sollte, fand durch die Nachricht vom Tode seines Bruders nach fast einem Jahre ihr Ende. Um sich in seinem Vaterlande niederlassen zu können, absolvirte er nach seiner Rückkehr auch das sächsische Staatsexamen mit dem ersten Grade; allein damit schließt auch seine pharmaceutische Laufbahn ab. Das Gebiet der technischen Chemie hat mehr und mehr sein Interesse in Anspruch genommen. Eine zweijährige Thätigkeit im Laboratorium der berühmten Mineralwasserfabrik von Struve in Dresden bildet den Uebergang zu dieser zweiten Periode seines Lebens und als Secretär des Dresdner Gewerbevereins hat er reichliche Gelegenheit, auch mit andern Zweigen der Technik bekannt zu werden.

    Die ungemein erfolgreiche Lehrthätigkeit, welcher er nun sein Leben widmet, beginnt er am Blochmann’schen Pädagogium; seine Anschauungen über den Unterricht und das Studium der Naturwissenschaften legt er in einer lateinischen Dissertation nieder, womit er sich nicht nur den Doctorgrad der Leipziger|philosophischen Facultät erwirbt, sondern zugleich eine Professur an der Staatsgewerbeschule in Chemnitz (1838). Eine Arbeit über die Erkennung der Giftfarben, welche er im Programm der Schule veröffentlicht, veranlaßt die Regierung, ihn mit den Functionen eines gerichtlich-chemischen Sachverständigen zu betrauen, und ein kurz gefaßtes Lehrbuch, seine „Schule der Chemie“, trügt schnell seinen Namen weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus. Neunzehn Mal hat St. dieses äußerst praktisch angelegte Buch von neuem aufgelegt, in nicht weniger als sieben fremde Sprachen wurde es übertragen.

    Im Jahre 1840 vermählte sich St. mit Rosalie Liebscher, die er 1872 durch den Tod verlor; dieser Verbindung entsprossen vier Kinder, von denen drei den Vater in glücklichen Verhältnissen überlebt haben.

    Das Jahr 1840 war aber für ihn noch in andrer Hinsicht von großer Bedeutung: wie mit dem Erscheinen von Liebig's epochemachendem Werke, „Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie“, eine neue Aera in der Geschichte der Landwirthschaft beginnt, so beginnt damit auch in Stöckhardt's Leben eine neue Periode. Jedermann kennt die Schwierigkeiten, welche der praktischen Verwerthung einer von der Wissenschaft erkannten Wahrheit entgegenstehen, wenn diese — und sei sie von noch so einschneidender Wichtigkeit, — von den hergebrachten Traditionen abweicht; wie sollte dies nicht bei dem ältesten und conservativsten aller menschlichen Gewerbe der Fall sein, bei der Landwirthschaft, deren verknöcherte Dogmen, aus Irrthum und Vorurtheil zusammengesetzt, den auf dem sicheren Boden des Versuchs gewachsenen Lehren geopfert werden sollten. Das eminent werthvolle Geschenk, welches Liebig der Menschheit in seinem Werke gereicht hatte, für die Menschheit nutzbar anzulegen, das war die Ausgabe, welcher St. sein ganzes Leben und seine ganze Kraft widmete. Diese Aufgabe hat er glänzend gelöst. Mit der ganzen ihm eignen Begeisterung stürzte er sich in die reformatorische Bewegung; seine überzeugende und dabei humorgewürzte Vortragsweise, unterstützt von einer ausgezeichneten Experimentirkunst, riefen Jung und Alt in seine Vorlesungen, und zumal seine allwöchentlichen „chemischen Colloquia“ wurden alsbald zu einer reichen Quelle der Belehrung. In der That, einen sachkundigeren Interpreten der neuen Lehre, einen überzeugenderen Agitator konnte die Regierung nicht finden, als sie, den Zeitverhältnissen Rechnung tragend, im Jahre 1847 einen neuen Lehrstuhl für Agriculturchemie und landwirthschaftliche Technik an der Akademie zu Tharand errichtete. St. wurde zugleich mit der Einrichtung eines neuen Laboratoriums betraut und übernahm bald auch die Vorlesungen über reine Chemie und Bodenkunde. Ein große Reihe wichtiger Arbeiten und Untersuchungen, theils von ihm selbst, theils von seinen Schülern und Mitarbeitern unter welchen die Namen Hellriegel, Dietrich, Peters, Handtke, v. Jarriges, Sachs, v. Bose. Alb. Bayer, Ulbricht, Karsten, v. Schröder hervorgehoben werden sollen, sind aus diesem Laboratorium hervorgegangen. Die Arbeiten sind im Tharander Jahrbuch und in den unten genannten Zeitschriften Stöckhardt's veröffentlicht; die bis 1866 erschienenen hat St. beim 50jährigen Tharander Akademiejubiläum in einem „Rückblick“ zusammengestellt. Einen weit größeren Wirkungskreis aber gewann St. durch Wort und Schrift. Der geist- und humorvolle Redner wurde auf seinen „chemischen Abenden“ in Tharand, wie auf den Wanderversammlungen der Forst- und Landwirthe stets gern gehört und jeder landwirthschaftliche Verein schätzte sich glücklich, ihn für einen Vortrag gewinnen zu können. Das fruchtbarste Feld seiner Thätigkeit aber lag doch auf dem litterarischen Gebiete. Seine „Chemischen Feldpredigten für deutsche Landwirthe,“ Leipzig 1851—53, welche vier Auflagen erlebten und in mehrere|Sprachen übersetzt worden sind, und sein „Guanobüchlein,“ Leipzig 1851, leisteten der Landwirthschaft gerade in jener Uebergangszeit durch ihre zündende Wirkung außerordentliche Dienste; der „Tharander Feldprediger“ war allen Landwirthen eine bekannte Persönlichkeit.

    Schon 1847—49 hatte sich St. an der Herausgabe des chemischen Centralblattes betheiligt, 1850—59 gab er mit Schober die Zeitschrift für deutsche Landwirthe heraus, mit seinem Vetter, Ernst St. den „Angehenden Pächter,“ und im Jahr 1855 gründete er mit einer Auflage von 5000 die Vierteljahrsschrift „Der chemische Ackersmann,“ welche er 21 Jahre hindurch selbst geleitet hat.

    Daß St. bei der Begeisterung, mit der er seine Aufgabe erfaßt hatte, viele Gleichgesinnte mit sich fortriß, braucht kaum gesagt zu werden; so konnte es nicht fehlen, daß er genug tüchtige, wissenschaftlich und praktisch gebildete Männer fand, welche sich gern in den Dienst seiner organisatorischen Ideen stellten. So sehen wir denn in St. den intellectuellen Begründer der nun über alle Culturstaaten verbreiteten Versuchsstationen, in denen sich Theorie und Praxis die Hand reichen. Die Verdienste Stöckhardt's haben, das bedarf kaum der Erwähnung, durch Ehrenbezeigungen aller Art von Seiten fürstlicher Personen deutscher und fremder Lande, von Seiten zahlreicher Vereine und Institutionen reichliche Anerkennung erfahren; der schönste Dank aber, den ihm die deutschen Landwirthe gezollt haben, war die Ueberreichung einer Stöckhardt-Stiftung, welche dem Begründer der ersten landwirthschaftlichen Versuchsstation zu Möckern bei der festlichen Begehung ihres 25jährigen Bestehens im J. 1877 gewidmet wurde. Die Erträgnisse derselben hat St. zu Reisestipendien für Assistenten sächsischer Versuchsstationen bestimmt. Die sächsische Regierung verlieh ihm bei dieser Gelegenheit das Prädicat eines „Geheimen Hofsaths“, nachdem er schon seit 1854 den Rang eines Hofrathes bekleidete.

    Einer so angestrengten und ausgebreiteten Thätigkeit, wie sie St. in gesunden Tagen ununterbrochen ausgeübt hatte, zu welcher auch noch die Obliegenheiten mancher Staatsämter kamen, wie die Mitgliedschaft des Landesculturrathes, die langjährige Apothekenrevision im zweiten Bezirke Sachsens, vermochten doch seine Kräfte auf die Dauer nicht Stand zu halten; so trat er im Alter von 74 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand, welchen er noch einige Jahre hindurch in Behaglichkeit und liebevoller Pflege genießen konnte. Er starb am 1. Juni 1886.

    • Literatur

      F. Nobbe. Stöckhardt's Nekrolog in „Landwirthsch. Versuchsstationen,“ Bd. XXXIII, S. 424. 1887, mit Porträt.

  • Autor/in

    B. Lepsius.
  • Zitierweise

    Lepsius, Bernhard, "Stöckhardt, Adolf" in: Allgemeine Deutsche Biographie 36 (1893), S. 288-290 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104196521.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA