Lebensdaten
1722 – 1783
Geburtsort
Straßburg
Sterbeort
Straßburg
Beruf/Funktion
Arzt ; Chemiker ; Apotheker ; Botaniker
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118751999 | OGND | VIAF: 45097698
Namensvarianten
  • Spielmann, Jacob Reinbold
  • Spielmann, Giacomo Reinboldo
  • Spielmann, Jacob R.
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Zitierweise

Spielmann, Jacob Reinbold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118751999.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Jacob (1695–1740), Apotheker, Bes. d. Apotheke z. (goldenen) Hirschen in St., Mitgl. d. Kleinen Rates in St., S e. Apothekers, Bes. ders. Apotheke;
    M Maria Elisabeth, T d. Johann Reinbold Friderici, Amtmeister d. Bäckerzunft, Scholarque (Schulherr) in St.;
    Ur-Gvm Albrecht Weßner, Bes. d. Apotheke z. (goldenen) Hirschen in St.;
    2 Geschw;
    1) Straßburg 1743 Maria Magdalena (1723–50), T d. Johann Jacob Sachs (1686–1762), Prof. d. Med. in St. (s. NDBA), u. d. Maria Salome Christiani, 2) Straßburg 1751 Maria Elisabeth (1726–1806), T d. Johann Daniel Engelhardt, Gewürzhändler in St., u. d. Anna Margarethe Bamberg;
    4 S aus 1) u. a. Johann Jacob (1745–1810, Margarete Salome, 1747–1781, T d. Johann [IV] v. Turckheim [Türckheim], 1707–93, Reichsfrhr. 1782, aus Colmar, Bankier in St., Mitgl. d. elsäß. Provinzialverslg., s. NDBA), Prof. f. Pathol. u. Med. in St., übers. d. „Institutiones materiae medicae“ seines Vaters (Anleitung z. Kenntnis d. Arzneymittel, 1775) (s. BLÄ; NDBA), Karl Friedrich, übernahm 1781 d. väterl. Apotheke in St., Ludwig (1747–1817), Richter in St. u. seit 1807 Prof. an d. dortigen Univ., 2 T aus 2) Maria Elisabeth (1752–1821, Simon Zolli[c]k[h]ofer, 1751–1830, Kaufm., Bankier in St., gründete Handelsges. in Spanien, Frankr., Österr. u. Polen, s. NDBA), Margarethe Sophie (⚭ Johann Franz Kuhn, Kaufm.).

  • Biographie

    S. besuchte sieben Jahre das Gymnasium in seiner Heimatstadt und begann 1735 eine pharmazeutische Ausbildung in der väterlichen Apotheke zum Hirschen, die seit 1657 im Besitz der Familie war. Daneben hörte er bis 1740 Vorlesungen an der Univ. Straßburg, insbes. Chemie, Botanik und Arzneimittellehre bei Johann Philipp Boekler (1710–59) und Anatomie bei Georg Heinrich Eisenmann (1693–1768). 1740 besuchte S. Vorlesungen bei Burckhard-David Mauchart (1699–1751) und Johann Mathias Gesner (1691–1761) in Stuttgart, war anschließend in Nürnberg als Apothekergehilfe tätig und reiste dann über mehrere Zwischenstationen nach Frankfurt/M., wo er ein halbes Jahr vorwiegend Botanik studierte, ehe er am Collegium medico-chirurgicum in Berlin u. a. bei Johann Heinrich Pott (1692–1777) und Andreas Sigismund Marggraf (1709–1782) studierte. 1742 kehrte S. für kurze Zeit nach Straßburg zurück und schloß dann seine Studien in Paris bei dem Botaniker Bernard de Jussieu (1686–1748) und dem Physiker und Zoologen Réné Antoine de Réaumur (1693–1757) ab. 1743 übernahm S. die Leitung der Hirsch-Apotheke, widmete sich nebenher aber auch wissenschaftlichen Themen. 1748 immatrikulierte er sich an der Univ. Straßburg und wurde unter der Leitung seines Schwiegervaters noch im selben Jahr zum Dr. med. promoviert. Ein Jahr später zum ao. Professor ernannt, hielt S. Vorlesungen über Physiologie, Materia medica sowie Chemie und veranstaltete botanische Exkursionen. 1754 erhielt er die Magisterwürde und 1756 eine o. Professur für Poesie. Den ihm 1756 angebotenen Lehrstuhl für Logik und Metaphysik lehnte er ab, nahm aber 1759 den Ruf als Ordinarius für Medizin, Arzneikunde, Botanik und Chemie an. S. lehrte bis zu seinem Tod vornehmlich Botanik, Chemie und Arzneikunde; zwanzigmal wirkte er als Dekan und fünfmal als Rektor. Daneben betrieb er weiterhin seine Apotheke und leitete den Botanischen Garten. Seinen mit praktischen Übungen verbundenen Chemieunterricht besuchte 1770 auch Goethe. Zu seinen Schülern zählte ferner der Botaniker Conrad Moench (1744–1805), mit Fachkollegen wie Albrecht v. Haller (1708–77) korrespondierte er.

    S.s botanische Kenntnisse dokumentiert der Katalog des Straßburger Botanischen Gartens „Prodromus florae argentinensis“ (1766, Suppl.bd. 1779). Sein Hauptwerk bilden die „Institutiones chemiae“ (1763, ²1766, div. Überss., dt. 1783). In dem für Naturforscher und Ärzte bestimmten Buch, einem der besten Chemielehrbücher dieser Zeit, definiert S. die Chemie als Wissenschaft der stofflichen Veränderungen und gibt einen geschichtlichen Überblick. Begriffe wie „Mischung“, „Gemisch“ und „Verbindung“ werden erklärt und diverse Stoffe in einer „Verwandtschaftstafel“ geordnet. Neben einem Überblick über chemische Geräte werden 132 Substanzen näher beschrieben. Das umfangreichste Werk S.s, die „Institutiones materiae medicae praelectionibus academicis accomodatae“ (1774, dt. 1775), behandelt in neun Hauptkapiteln nährende, stärkende, erweichende, reizende, stillende, verdünnende, verdickende, einsaugende und abführende Arzneimittel. S.s „Pharmacopoea generalis“ (1783) blieb allerdings hinsichtlich der Auswahl der Arzneimittel unbefriedigend. Die unter seiner Leitung angefertigten Dissertationen wurden von seinem Schüler Philipp Ludwig Wittwer veröffentlicht (Delectus dissertationem medicarum Argentoratensium, 4 Bde., 1777–81, dt. 1786).

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. 13er Rats in Straßburg (1747);
    Mitgl. d. Ak. d. Wiss. Berlin (1758), Petersburg (1764), Paris (1772) u. Turin (1783), d. Leopoldina (1760), d. Churfürstl. Mayntzischen Ges. (1763) u. d. Kgl. Patriot. Ges. Stockholm (1776).

  • Werke

    Ch. Vetter, Strasbourg et l'Europe des lumières, Lettres de Jacques R. S. à Albrecht v. Haller 1753–1777, 3 Bde., 1986.

  • Literatur

    ADB 35;
    U. Grass, Zu Leben u. Werk v. J. R. S., 1983 (P);
    W. Dörr, Goethe u. Apotheker S., in: Süddt. Apotheker-Ztg. 89, 1949, S. 628–34;
    P. L. Wittwer, in: Crells Chem. Ann. 1, 1784, S. 545–80 (W-Verz.);
    O. Zekert, Berühmte Apotheker, Bd. 1, 1955, S. 41–44 (P);
    Dt. Apotheker-Biogr.;
    NDBA (P).

  • Autor/in

    Christoph Friedrich
  • Zitierweise

    Friedrich, Christoph, "Spielmann, Jacob Reinbold" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 688-689 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118751999.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Spielmann: Jacob Reinbold S. Das Geschlecht S. oder Spilmann läßt sich in Straßburg schon im 15. Jahrhundert nachweisen. Johann Jacob S. erwarb dort 1657 von dem Großvater seiner Frau, Albrecht Weßnec, die Apotheke|zum (goldenen) Hirschen, welche, wie es scheint, schon 1268 oder doch 1349 die gleiche Stelle einnahm, wie heute noch; sie bildet eine Ecke des Münsterplatzes und der Krämergasse.

    Jacob Reinbold, der berühmte Sohn des genannten Apothekers, geboren zu Straßburg am 31. März 1722, wurde von 1735—1740 von dem Vater in jener Apotheke unterrichtet, wo schon 1733 der nachmals ausgezeichnete Chemiker Andreas Sigismund Marggraf (A. D. B. XX, 334) als Gehülfe thätig und nicht ohne Einfluß auf den jungen S. gewesen war. Diesem genügte die Pharmacie nicht; er studirte zugleich an der Universität alte und neue Sprachen und Philosophie. 1740—1742 reiste er in Deutschland, um sich vielseitig auszubilden. In Nürnberg z. B. arbeitete S. in der Apotheke von J. A. Beurer, in Berlin hörte er Chemie bei J. H. Pott (A. D. B. XXVI, 486) und besonders bei dem ihm sehr befreundeten A. S. Marggraf, in Freiberg Mineralogie bei Henkel. 1742 machte sich S. in Paris mit dem ausgezeichneten Pharmaceuten Claude Joseph Geoffroy, mit den Botanikern Antoine und Bernard de Jussieu, mit Réaumur und anderen Gelehrten bekannt. 1743 bestand er in Straßburg die Apothekerprüfung und trat in das väterliche Geschäft ein. Seine Studien betrieb S. jedoch mit solchem Eifer, daß er, hauptsächlich durch den Kliniker Sachse, seinen Schwiegervater, angeleitet, 1748 in der medicinischen Facultät promovirt und bald zum außerordentlichen Professor berufen wurde. Auf Grund der Universitätsstatuten und der Ordnungen des Thomasstiftes erhielt S. 1756 die vielbegehrte Professur der Eloquenz; pro forma hatte er sich mit griechischer und lateinischer Poesie zu befassen. Doch wurde ihm 1759 eine ordentliche Professur der Medicin übertragen, welche ihm die Verpflichtung auferlegte, auch über Chemie, Pharmakognosie (Materia medica) und Botanik zu lesen, so wie den botanischen Garten zu leiten. Daß er nebenbei, namentlich seit des Vaters Tode (1748). die Apotheke fortführte, kam seinen Vorlesungen zu gute; sie wurden, wie es heißt, in dem schon oben erwähnten Eckhause gehalten.

    In der Histoire de l'Académie royale des Sciences et Belles Lettres, Année 1758 (Berlin, Haude & Spener, 1765) 105 bis 128. veröffentlichte S. einen bemerkenswerthen Bericht über das elsässische Erdöl unter dem Titel: Sur le Bitume d'Alsace. Er verglich den flüchtigen Antheil von 0,808 spec. Gewicht, mit den ätherischen Oelen und besprach auch die Fluorescenz der schwerer flüchtigen Antheile.

    S. war zuerst (1745) mit einer Tochter des Professors der Medicin, Joh. Bapt. Sachse in Straßburg verheirathet und nach deren Tode mit einer Tochter des Straßburger Kaufmanns Joh. Daniel Engelhardt. Trotz seiner so außerordentlich vielseitigen Thätigkeit verfaßte S. eine Reihe größerer und kleinerer Schriften, deren vollständiges Verzeichniß sich in den hiernach angeführten Schriften von Wittwer, Oberlin und Dechambre findet. Er machte sich zuerst durch Untersuchungen der Mineralquellen von Niederbronn, Sulzbach und Petersthal bekannt, hierauf besonders durch die „Institutiones Chemiae“ 1763, die „Institutiones Materiae medicae“ 1774 und die „Pharmacopoea generalis“ 1783. Ferner „Prodromus Florae Argentinensis“ 1766.

    Nach seinem Tode, 10. September 1783, erschien in Leipzig eine Sammlung seiner kleinen medicinischen und chemischen Schriften und 1785 veröffentlichte Johann Jacob S., der Sohn Jacob Reinbold's. eine deutsche Uebersetzung der Materia medica des letzteren unter dem Titel: „Anleitung zur Kenntniß der Arzneimittel zum Gebrauche der Vorlesungen“.

    • Literatur

      Seyboth, Das alte Straßburg 1890. 150, 258, 275. — P. L. Wittwer, Dem Andenken des verdienstvollen Mannes Jac. Reinb. S., der Arzneykunde|Doctors u. s. w. geheiligt, aus Crell's Annalen der Chemie, Helmstedt und Leipzig 1784. 545. — L. F. Friedrich, Memoriam viri nobiliss .... Jac. Reinb. S. ... Academia Argentorat. civibus et exteris ... commendat, Argentorati 1783. Ausführliche Familiennachrichten und Schriftenverzeichniß. —
      Vicq d'Azyr, in Histoire de la Soc. royale de Médecine. Paris 1786. —
      Oberlin, Gazette médicale de Strasbourg Nr. 8, 20 Août 1845, Feuilleton, p. 226 à 235.
      Bibliographie universelle, XL (Paris, ohne Jahreszahl) 49. —
      Ausführlicher: Cap, Journal de Pharm. et de Chimie XIV (1848) 35 bis 41. —
      Phillippe-Ludwig, Geschichte der Apotheker, Jena 1855. 332, 637. —
      Kirschleger, Flore d'Alsace II (1857) p XXXVII. —
      Haag, La France protestante. Paris 1859. 307—309. —
      Dechambre, Dictionnaire encyclopédique des Sciences médicales XI (Paris) 215—216. —
      Hirsch-Gurlt's Biograph. Lexik. 484. —
      Wieger, Gesch. der Medic. und ihrer Anstalten in Straßburg von 1497 bis 1872. Straßburg 1885. 66. — Kopp, Geschichte der Chemie III (1845) 38, 48, 49, streift Spielmann's chemische Ansichten, welche denen von Georg Ernst Stahl entsprachen; schon in seiner Dissertation De principio salino, 1748, hatte sich S. dazu bekannt.

  • Autor/in

    F. A. Flückiger.
  • Zitierweise

    Flückiger, Friedrich August, "Spielmann, Jacob Reinbold" in: Allgemeine Deutsche Biographie 35 (1893), S. 171-173 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118751999.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA