Lebensdaten
1812 – 1881
Geburtsort
Oldesloe (Holstein)
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Pharmazeut ; Botaniker ; Apotheker
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 102803358 | OGND | VIAF: 27465326
Namensvarianten
  • Sonder, Otto Wilhelm
  • Sonder, Otto W.
  • Sonder, W.
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Sonder, Otto Wilhelm, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd102803358.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Daniel;
    M Anna Elsabe Catharina Thegen;
    1846 Maria Dorothea Elisabeth Sophia Dühring, aus Klütz (Meckl.-Schwerin).

  • Biographie

    S. durchlief 1828–31 in Hamburg eine Apothekerlehre und konditionierte dann für jeweils ein Jahr in Hamburg und in Süddeutschland als Apothekergehilfe. Danach studierte er in Berlin Pharmazie (preuß. Staatsexamen 1835, anschließend holstein. Staatsexamen in Kiel) und unternahm eine große Reise in die Alpen und ans Mittelmeer. Wieder in Hamburg, absolvierte S. auch die dortige Staatsprüfung für Pharmazeuten und erwarb 1841 die Apotheke des Mediziners und Naturforschers Georg Eimbcke (1771–1843), die er bis 1878 besaß. Neben der Apotheke führte S. auch die von Eimbcke begründete „Pharmazeutische Lehranstalt“ fort. Seit 1852 gehörte er als Assessor für Pharmazie dem städtischen Gesundheitsrat, dem späteren Medizinalkollegium, an.

    S. hatte bereits in seiner Lehrzeit ausgedehnte floristische Exkursionen unternommen und in Berlin seine erste systematische Arbeit über Weiden verfaßt. Der Direktor des Botanischen Gartens, Heinrich Friedrich Link (1767–1851), hatte sich deshalb bemüht, ihn in Berlin zu halten. Auch in Kiel und Hamburg fand S. mit Ernst Ferdinand Nolte (1791–1875) und Christian Lehmann (1792–1860) namhafte Förderer. Als Ergebnis seiner über 20jährigen Arbeit erschien 1851 die „Flora Hamburgensis“. S.s Hauptinteresse galt aber zunehmend außereurop. Florengebieten und schwierigen exotischen Pflanzengruppen. So unterstützte er Lehmann bei der Bearbeitung der von Ludwig Preiss (1811–83) in Australien gesammelten „Plantae Preissianae“ (2 Bde., 1844–47). 1837 erwarb S. von Christian Friedrich Ecklon (1795–1868) in Hamburg das von Ecklon und Carl Zeyher (1799–1858) zusammengetragene Herbar südafrikan. Pflanzen, das er u. a. für eine „Revision der Heliophileen“ (1846) und für „Beiträge zur Flora von Südafrika“ (1850) nutzte. Der irische Botaniker William H. Harvey (1811–66) gewann ihn|daraufhin für eine gemeinsame „Flora Capensis“ (1859–65), die unvollendet blieb. Viel Zeit verwendete S. sodann auf die Bestimmung austral. Pflanzen, die ihm sein Freund Ferdinand v. Müller (1825–96) aus Melbourne schickte. S. war einer der besten Kenner mariner Algen. 1871 entstand eine Übersicht der „Algen des tropischen Australiens“, 1879 eine Beschreibung ostafrikan. Algen und 1880 ein Algen-Ergänzungsband zu Müllers „Fragmenta Phytographiae Australiae“. Als Systematiker von Rang erhielt S. Pflanzen aus aller Welt und besaß schließlich eines der größten Privatherbare seiner Zeit, das auch George Bentham (1800–84) in Kew (England) für seine bekannte „Flora Australiensis“ (7 Bde., 1863–78) vorlag und das sich heute großenteils in Stockholm (v. a. südafrikan. Arten) und Melbourne (v. a. Algen) befindet.

  • Auszeichnungen

    Dr. phil. h. c. (Königsberg 1846);
    Mitgl. d. Leopoldina (1846);
    Ehrenmitgl. d. Freien Dt. Hochstift Frankfurt/M. (1881);
    Med.rat;
    – neben einzelnen Pflanzenarten wurden acht Gattungen nach S. benannt.

  • Werke

    u. a. Revision d. Heliophileen, 1846;
    Algae, in: C. Lehmann (Hg.), Plantae Preissianae, II, 1846/47, S. 148–95;
    Btrr. z. Flora v. Südafrika, in: Linnaea 23, 1850, S. 1–138;
    Plantae Muellerianae, Algae, ebd. 25, 1853, S. 657–709;
    Flora Capensis, 3 Bde., 1859–65 (mit W. H. Harvey);
    Algae Roscherianae, in: O. Kersten (Hg.), Baron C. C. v. d. Decken's Reisen in Ost-Afrika 1859–65, III/3, 1879, S. 79–85;
    Algae Australianae, in: F. v. Mueller (Hg.), Fragmenta Phytographiae Australiae, 11 Suppl., 1880, S. 1–42.

  • Literatur

    ADB 34;
    [R.] Sadebeck, in: Botan. Zbl. 9, 1882, S. 363–67;
    C. A. Jungclaussen, Gesch. d. Hamburg. Apotheken, 1913, S. 358 (P);
    M. Gandoger, in: Bull. Soc. Bot. France 60, 1913, S. 414–22;
    B. Nordenstam, in: Taxon 29, 1980, S. 279–88;
    S. C. Ducker, in: D. J. Carr u. S. G. M. Carr (Hg.), People and plants in Australia, 1981, S. 116–38;
    M. Gunn, L. E. W. Codd, Botanical exploration of Southern Africa, 1981, S. 328 f. u. 389;
    F. A. Stafleu u. R. S. Cowan, Taxonomic literature, ²1985, Bd. 5, S. 741–43;
    Dt. Apotheker-Biogr.;
    Lex. Bryologen (P);
    Hamburg. Biogr. III.

  • Autor/in

    Ekkehard Höxtermann
  • Zitierweise

    Höxtermann, Ekkehard, "Sonder, Otto Wilhelm" in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 570-571 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102803358.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Sonder: Otto Wilhelm S., Pharmaceut und botanischer Schriftsteller, geboren am 13. Juni 1812 zu Oldesloë in Holstein, am 21. November 1881 zu Hamburg, trat als Apothekerlehrling 1828 in die Biber’sche Officin in Hamburg ein, die er nach absolvirter Lehrzeit 1832 verließ, um nach Süddeutschland zu gehen. Nachdem er hier ein Jahr hindurch an verschiedenen Orten conditionirt hatte, kam er nach Berlin und legte daselbst 1835 das pharmaceutische Staatsexamen ab. Während dieser Zeit schrieb S., der durch ausgedehnte, schon während seiner Lehrzeit unternommene botanische Excursionen, sich tüchtige floristische Kenntnisse erworben hatte, seine erste Arbeit über die Gattung Salix, durch welche er die Aufmerksamkeit des Berliner Botanikers Link auf sich zog. Dem Wunsche des letzteren, daß er dauernden Wohnsitz in Berlin nehmen möge, konnte S. jedoch nicht entsprechen, sondern folgte einer väterlichen Weisung und ging nach Kiel, um als Holsteiner der dort allein gültigen Staatsprüfung als Apotheker sich zu unterziehen. Bald hernach trat S. eine botanische Forschungsreise nach den Alpen und den Ländern des Mittelmeeres an. Die Bearbeitung des auf derselben gesammelten reichen Pflanzenmaterials, gleich nach der Rückkehr begonnen, wurde unterbrochen durch Verhandlungen behufs Uebernahme einer Apotheke in Hamburg. Zu diesem Zwecke absclvirte S. zum dritten Male die staatlicherseits geforderte Prüfung und übernahm dann käuflich die Apotheke, in deren Besitz er bis wenige Jahre vor seinem Tode verblieb. Die Zeit seiner Muße benutzte S. zu reger litterarischer Thätigkeit. Durch seine Arbeiten auf dem Gebiete der systematischen Botanik hatte er sich eine wissenschaftliche Bedeutung errungen, die auch außerhalb der Grenzen seiner Adoptivheimath verdiente Anerkennung fand. Einer großen Zahl gelehrter Körperschaften gehörte er als actives, correspondirendes oder Ehrenmitglied an, und die philosophische Facultät zu Königsberg verlieh ihm im Mai 1846 die Würde eines Ehrendoctors. Im Hamburger Staatswesen als Director der pharmaceutischen Lehranstalt und mit dem Titel eines Medicinalraths als Mitglied des Medicinalcollegiums von großem Ansehen und Einfluß, wußte er auch durch seine persönliche Liebenswürdigkeit einen großen Kreis von Freunden an sich zu fesseln, der es schmerzlich empfand, als der verdiente Mann fast plötzlich, ohne längere Krankheit, infolge eines acuten Herzleidens, noch vor erreichtem siebzigsten Lebensjahre ihm entrissen wurde.

    Mit der floristischen Aufschließung der Umgebung Hamburgs begann S., noch als Apothekerlehrling, seine wissenschaftliche Thätigkeit, als deren Frucht nach mehr als zwanzigjähriger Durchforschung des Gebiets, die „Flora hamburgensis“ 1851 im Druck erschien. Es behandelt das Werk die bei Hamburg wildwachsenden und häufiger cultivirten phanerogamischen Gewächse in einem Umfange, den ein am rechten Elbufer mit einem Radius von drei Meilen um die Stadt beschriebener Halbkreis einschließt, aus welchem Gebiete 1106 Arten, auf 444 Gattungen vertheilt, aufgezählt werden. Die höchst genaue Bekanntschaft des Verfassers mit dem Pflanzenreichthum der bezeichneten Gegend haben dem Buche, als einer der besten Localfloren, einen noch heute anerkannten wissenschaftlichen Werth verschafft. Während bei der Anordnung des Ganzen das Sexualsystem zu Grunde gelegt ist, folgt am Schluß eine alphabetische Zusammenstellung der in der Hamburger Flora vertretenen natürlichen Pflanzenfamilien nach Zahl der Gattungen und Arten. Die Diagnosen sind lateinisch geschrieben, der übrige Text ist deutsch. Neben den Vorbereitungen für die Hamburger Flora beschäftigten S. noch Untersuchungen über einzelne Pflanzen und Pflanzengruppen, zum Theil recht schwieriger Natur, deren Resultate er in Fachzeitschriften niederlegte. So erschien in der Botan. Zeitung 1844 eine Beschreibung von Cuscuta hassiaca Pfeiffer, 1845 eine Bearbeitung der von Preiß in Neuholland gesammelten neuen Algenformen, ferner im 19. Bande der Linnaea eine Aufzählung der Orchideen aus dem reichen Pflanzenmaterial, das in den dreißiger Jahren Chr. Friedrich Ecklon und Karl Zeyher in Südafrika aufgebracht hatten und 1846 als Abdruck aus dem ersten Bande der Abhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins in Hamburg eine „Revision der Heliophileen“. Ueberhaupt wandte sich Sonder's|Thätigkeit im Laufe der Zeit mehr und mehr phytographischen Arbeiten über exotische Pflanzengruppen zu, in Veranlassung der ihm von seiten verschiedener botanischer Reisenden gemachten Zusendungen. Dahin gehören die Bearbeitung einer Reihe von Familien der „Plantae Regnellianae“, veröffentlicht in der Linnaea vom Jahre 1849, ferner „Beiträge zur Flora von Südafrika“, ebendaselbst 1850 erschienen, sowie 1852 die Algen und Flechten der „Plantas Wagnerianae Columbicae“ und endlich 1857 ein Aufsatz in der Flora, enthaltend eine Aufzählung der Santalaceen aus der Ecklon-Zeyher’schen Sammlung. Der gute Ruf, den die Gründlichkeit der aufgezählten systematischen Arbeiten ihrem Verfasser in der wissenschaftlichen Welt eintrug, veranlaßte den Dubliner Professor William H. Harvey, S. zur Mitarbeiterschaft an der von ersterem beabsichtigten Herausgabe einer „Flora capensis“ heranzuziehen, für welche der englische Autor bereits 1838 in der Aufzählung der am Cap vorkommenden Pflanzengattungen ein vorbereitendes Werk hatte erscheinen lassen. Von dem umfangreich angelegten Werke, dessen Schwierigkeit in der Bewältigung sehr zahlreicher Pflanzenformen aus einem der pflanzenreichsten Gebiete der Erde bestand, sind von den beabsichtigten fünf Bänden leider nur drei erschienen, da Harvey während der Herausgabe 1866 gestorben ist. Es ist englisch geschrieben und führt den Titel: „Flora capensis, being a systematic of the Cape Colony, Cafraria and Port Natal“. Der erste Band, 1859—60, enthält die Ranunculaceae bis Connaraceae, der zweite 1861—62, die Leguminosae bis Loranthaceae und der dritte, 1864—65, die Rubiaceae bis Campanulaceae. Eine ebenfalls dankenswerthe Thätigkeit war die Mithülfe Sonder's, die er seinem Landsmanne und alten Freunde, dem rühmlichst bekannten Erforscher Australiens, Baron Ferdinand v. Mueller, bei der Herausgabe der „Plantae Muellerianae“ leistete, für die er die Epacrideen und Algen bearbeitete. (Linnaea 1853 u. 1856.) Namentlich der letzten Pflanzenclasse hatte sich Sonder's Interesse in den späteren Jahren zugewandt. Diesem Umstand verdankt die Wissenschaft eine treffliche Abhandlung über „Die Algen des tropischen Australiens“, die als Sonderabdruck aus den Berichten des Hamburger naturwissenschaftlichen Vereins 1871 in Quartformat unter Beigabe von sechs Tafeln im Druck erschien. Die große Zahl der hier beschriebenen neuen Arten zeugt von der genauen Bekanntschaft des Verfassers mit dieser Abtheilung des Gewächsreiches und sowohl dieser Umstand, wie die Reichhaltigkeit des Sonder’schen Herbariums gerade an niederen Gewächsen, veranlaßte, daß, wo es sich immer um Bestimmung außereuropäischer Algenformen handelte, S. stets der gesuchte Mittelpunkt wurde. Demzufolge bearbeitete er auch die Reiseergebnisse des unglücklichen v. d. Decken, deren Publication 1879 erfolgte.

    • Literatur

      Botanisches Centralblatt. IX. Band. 1882. — Pritzel, thes. lit. bot.

  • Autor/in

    E. Wunschmann.
  • Zitierweise

    Wunschmann, Ernst, "Sonder, Otto Wilhelm" in: Allgemeine Deutsche Biographie 34 (1892), S. 619-621 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102803358.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA