Lebensdaten
1641 – 1702
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Hamburg
Beruf/Funktion
Jurist ; Hamburger Senator ; Begründer der Hamburger Oper
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 121345807 | OGND | VIAF: 35309802
Namensvarianten
  • Schott, Gerhard

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Zitierweise

Schott, Gerhard, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121345807.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Anton Reinhold (1600–49), Weinhändler in H., S d. Gerhard, Kaufm. in H.;
    M Maria (1617-n. 1653), aus Stade, T d. Gerhard Arens;
    B Anton (1645–1716), Kaufm. in H.;
    Hamburg 1671 Anna Caecilia (1648–1718), T d. Peter v. Spreckelsen, Kaufm. u. Oberalter in H.;
    2 S, 3 T u. a. Margaretha Maria (1681-n. 1722, Garlieb Meurer, 1670–1717, Anwalt, S d. Heinrich Meurer, 1643–90, Bgm. v. H., s. NDB 17), Anna Gumbrecht (1682-n. 1722).

  • Biographie

    Aus einer erst zwei Generationen zuvor nach Hamburg zugezogenen Familie stammend, konnte S. trotz des frühen Todes seines Vaters aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen zu den Ratsfamilien der Stadt eine für Honoratiorensöhne übliche Laufbahn einschlagen. Nach dem Besuch des Johanneums und des Akademischen Gymnasiums in seiner Heimatstadt studierte er Jura in Helmstedt, Heidelberg und Basel, wo er 1665 mit einer Arbeit „De substitione vulgari“ zum Lizentiaten beider Rechte promoviert wurde. Auf ausgedehnten Reisen durch Deutschland, Frankreich, Schweden und die Niederlande gewann er zahlreiche persönliche Kontakte zu höfischen und gelehrten Kreisen und das Wissen um die kulturellen Strömungen seiner Zeit. Danach ließ er sich in Hamburg als Advokat nieder. Seine Heirat 1671 erneuerte seine Verbindungen zu den Ratsfamilien und förderte seine weitere Karriere. 1682 wurde er zum Aktuar am Niedergericht bestellt, 1693 zum Ratsherrn gewählt. In dieser Zeit der schweren innerstädtischen Auseinandersetzungen zwischen Rat und Bürgerschaft neigte S. eindeutig der Ratspartei zu, bewahrte jedoch eine ausgleichende Haltung. Daher blieb er von den sonst gegen die Ratsherren gerichteten heftigen Angriffen verschont und bekleidete das Amt zeit seines Lebens.

    Mit seinen vielseitigen privaten Interessen – er beschäftigte sich mit Naturwissenschaften und Technik ebenso wie mit Geschichte, Literatur und den bildenden Künsten – folgte S. dem barocken Ideal des Polyhistors. Seine besondere Vorliebe galt dabei den Überresten der antiken Hochkulturen. So gab er 1680 den Auftrag zur Erstellung eines großen Modells des Salomonischen Tempels entsprechend der literarischen Rekonstruktion, die der span. Jesuit Juan Bautista Villalpando im zweiten Band seines Ezechiel-Kommentars mit umfangreichen Tafelillustrationen 1604 veröffentlicht hatte. Das Modell, das später auch in London und Dresden ausgestellt wurde, verkörperte für S. zugleich die architektonische Umsetzung einer vollkommenen|Gesellschaftsordnung (seit 1910 in Hamburg, Mus. f. Hamburg. Gesch.).

    Für die auf Initiative des exilierten schleswig-holstein. Hzg. Christian Albrecht (1641–94) gegründete Oper am Gänsemarkt wurde S. von Anfang an zur wichtigsten Persönlichkeit und höchsten Instanz in allen künstlerischen Fragen. Als Mitglied des Gründerkonsortiums, zu dem auch der Jurist Peter Lütkens und der Organist Johan Adam Reincken gehörten, war er der entscheidende Finanzier; abgesehen von wenigen Jahren blieb er bis zu seinem Tod der verantwortliche Leiter und Inhaber dieses ersten öffentlich zugänglichen Opernhauses in Deutschland. 1677 nach venezian. Vorbild erbaut, wurde das „Opern-Theatrum“ mit der Oper „Orontes“ von Johann Theile (1646–1724) am Gänsemarkt eröffnet. Schon vorher hatte die Hamburger Geistlichkeit Bedenken hinsichtlich einer Gefährdung der guten Sitten geäußert; als es 1681 und 1685/86 erneut zu Streitigkeiten innerhalb der Bürgerschaft kam, korrespondierte S. – teilweise auch über Mittelsmänner – darüber 1681/82 mit Gottfried Wilhelm Leibniz und holte 1687 Gutachten der theol. und jur. Fakultäten der Universitäten von Jena, Rostock und Wittenberg ein. In der Folge erlebte die Gänsemarktoper ihre erste Blüte und wurde aufgrund der hohen Qualität der musikalischen Darbietungen wie auch der Ausstattung der Stücke rasch berühmt.

  • Literatur

    ADB 32;
    H. C. Wolff, Die Barockoper in Hamburg (1678–1738), 2 Bde., 1957;
    B. Vogelsang. „Archaische Utopien“, Materialien zu G. S.s Hamburger „Bühnenmodell“ d. Templum Salomonis, Diss. Köln 1981;
    G. Jaacks, Abbild u. Symbol, Das Hamburger Modell d. Salomon. Tempels, 1082;
    dies., Hamburg zu Lust u. Nutz, Bürgerl. Musikverständnis zw. Barock u. Aufklärung (1660–1780), 1997 (P);
    J. R. M. Wendt, Materialien z. Gesch. d. frühen Hamburger Oper, 2002;
    MGG², Sachteil „Hamburg, Oper“;
    Hamburg. Biogr. III (P).

  • Porträts

    Schabkunstbl. v. Peter Schenk, um 1695 (u. a. im Mus. f. Hamburg. Gesch.), Abb. in: G. Jaacks, Hamburg zu Lust u. Nutz, 1997, S. 114.

  • Autor/in

    Gisela Jaacks
  • Zitierweise

    Jaacks, Gisela, "Schott, Gerhard" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 492-493 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121345807.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schott: Gerhard S., rechtsgelehrter Senator und Opernbegründer in Hamburg. Geboren daselbst am 16. April 1641, Lic. der Rechte 1665. Auch er wie die meisten seiner zeitgenössischen Landsleute, unternahm Reisen durch Deutschland, Holland, Frankreich und Schweden, war sodann Praktikus in seiner Vaterstadt und seit 1682 Actuar des Niedergerichts. Der Umstand, daß er von dieser subalternen Stellung im J. 1693 zu dem hohen Amte eines Mitgliedes des Senats befördert wurde, bezeugt das Ansehen, das er sich schon damals durch seine vielseitigen Kenntnisse erworben hatte, wie er auch als eifriger Beschützer und Liebhaber der Künste und Wissenschaften sich verdienstlich erprobt hatte. Wenn gleich er in allen seinen amtlichen Functionen sich durch Tüchtigkeit und Geschick auszeichnete, so würde doch vielleicht sein Name an dieser Stelle nicht erwähnt sein, wenn er nicht als Hauptbegründer und Leiter des s. Z. weltberühmten Operninstituts in Hamburg, in weiten Kreisen und namentlich in dem der dramatischen und musikalischen Litteratur sich und seinen Namen bekannt gemacht und verewigt hätte. — Er erbaute auf seine Kosten das damalige Opernhaus am Gänsemarkt, ein Gebäude, welches später als Stadttheater durch die Ackermann’sche und die Schröder’sche Gesellschaft auch in dieser Gattung der Kunst Hamburg zur hohen Ehre gereicht hat. — Nicht zu übersehen ist Schott's daneben gehendes ungemeines Talent für Mechanik, deren Zweige er vollständig beherrschte, so daß er wirkliche Kunstwerke zu schaffen im Stande war. Daß er viele Decorationen und Maschinerieen für die von ihm in Scene gesetzten Opernspiele sowohl erfand als unter seiner speciellen Anleitung ausführen ließ, ist schon bemerkenswerth. Dies waren aber Kleinigkeiten gegen das von ihm geschaffene Kunstwerk eines großen Modells des salomonischen Tempels sammt der Stiftshütte, welche zunächst als Decoration der in 2 Abtheilungen an 2 Abenden im J. 1692 ausgeführten Oper „Die Zerstörung der Stadt Jerusalem“ dienen sollte. Die zur getreuen Ausführung dieses schwierigen|Werks erforderlichen Studien der alttestamentlichen Angaben, sollen, nach Zeugniß competenter Schriftgelehrter in staunenswerther Weise gründlich, und durch überraschende Erfolge gekrönt gewesen sein. Unter Schott's Anleitung wurde dies Werk nach 6jähriger Arbeit vollendet. Nach Schott's Tode am 25. Oct. 1702 wurden Tempel und Stiftshütte noch 1710 in Hamburg gezeigt, und in diesem Jahre von dem Freiherrn v. Uffenbach in dessen merkwürdigen Reisen Bd. 2, S. 115 ff. beschrieben. Beide Kunstwerke sind dann 1717 von einem reichen Engländer gekauft und nach London gebracht, wo sie noch im J. 1725 gegen ½ Krone Entrée zu besichtigen waren, ob und wo in England sie noch existiren, ist unbekannt. Ein sehr rares Buch „The Temple of Solomon & the Tabernacle of Moses etc.“ gedruckt London 1724 und 1725 sauf der Hamb. Stadtbibliothek vorhanden) enthält eine eingehende Beschreibung dieser Schotti'chen Werke. An dem Streit über die Zulässigkeit der Opernspiele, erregt von Hamb. Geistlichen, nahm S. nur Theil durch Herausgabe von 4 Universitäts-Bedenken und Gutachten 1693. Hierüber findet man Näheres in einem Aufsatz des Pastor Dr. Geffcken in der Zeitschrift des Vereins für Hamb. Geschichte III, 1 ff.

    Dr. Chrysander im Feuilleton des Hamb. Correspondenten vom 4. Februar 1890, Nr. 87 Mittagsausgabe. — Hamb. Schriftstellerlexikon VII, 13. 14.

  • Autor/in

    Beneke.
  • Zitierweise

    Beneke, Otto, "Schott, Gerhard" in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 397-398 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121345807.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA