Lebensdaten
1791 – 1858
Geburtsort
Burg auf Fehmarn
Sterbeort
Schenectady (New York State, USA)
Beruf/Funktion
Schriftstellerin
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 11861049X | OGND | VIAF: 9998250
Namensvarianten
  • Weise, Amalia Emma Sophie Katharina (geborene)
  • Schoppe, Amalie
  • Schoppe, Emerentia Catharina Amalia Sophia
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schoppe, Amalia, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11861049X.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Friedrich Wilhelm Weise (1769–98), aus Stützerbach b. Ilmenau, zuletzt Distriktsarzt in Kellinghusen;
    M Angelica (Engel) Catharina (1766–1843, 2] 1803 Johann Nicolaus Burmester, 1826, Kaufm. in Hamburg), T d. Nicolaus Hammer, Ober- u. Landger.advokat in B.;
    Burg 1814 Friedrich Heinrich Schuppe (1787–1829, seit 1817 Schoppe), Dr. iur., Advokat in Hamburg;
    3 S u. a. Carl Julius (1818-um 1847 auf Java), Übers. franz. Belletristik (s. Kosch, Lit.-Lex.³), Alphons (1821–65 als Kriegsgefangener in Virgina, Marie v. Daniels, 1841-n. 1900, 2] Philipp Deckelmann, Gastwirt in Brooklyn), Ing.;
    E Fliphalet Nott (1856–91), Amalie (1860-n. 1880).

  • Biographie

    Die hochbegabte S. wuchs nach dem frühen Tod des Vaters in Hamburg bei einem Onkel auf, der sie in Französisch unterrichtete, aber auch mißhandelte und unter dem Vorwand der Abhärtung vernachlässigte. Erste dichterische Versuche entstanden, wie S. in den „Erinnerungen aus meinem Leben, in kleinen Bildern“ (2 Bde., 1838) berichtet, in aller Heimlichkeit. Zur Mutter, deren zweiter Ehemann ihr eine med. Ausbildung zur Gynäkologin ermöglichen wollte, kehrte sie 1803 zurück. In den Napoleonischen Kriegen verlor der Stiefvater sein Vermögen; S. nahm 1806 eine Stelle als Hauslehrerin in Hamburg an. Ihrer Freundin Rosa Maria Varnhagen (1783–1840; später verh. Assing) verdankte sie die Bekanntschaft mit deren Bruder Karl August Varnhagen v. Ense sowie mit Adelbert v. Chamisso und Justinus Kerner, der ihre Gedichte im „Poetischen Almanach auf 1812“ und im „Dt. Dichterwald“ (1813) veröffentlichte.

    Während der franz.-russ. Eroberungskämpfe flüchtete S. nach Fehmarn. Der Heirat 1814 folgte auch nach der jur. Promotion ihres Mannes 1816 und seiner Niederlassung als|Advokat in Hamburg kein kontinuierliches Zusammenleben. 1821 trennte sich S. von ihrem Ehemann. Als der Versuch scheiterte, in Wandsbek mit Fanny Tarnow (1779–1862) ein Erziehungsinstitut für Mädchen zu gründen, entfaltete S. eine enorme schriftstellerische Produktivität für über vierzig Journale (u. a. „Morgenbl. f. gebildete Stände“; „Dresdner Abendzeitung“; „Zs. f. d. elegante Welt“; „Gesellschafter“, Berlin). Bald nutzte sie auch die Romanform zur Wissensvermittlung und Verbreitung bürgerlicher Tugendlehren (Lb. oder Franziska u. Sophie, 1824), doch pflegte S. im Gegensatz zur Trivialliteratur ihrer Zeit einen makellosen Stil ohne Schwulst und Beiworthäufung. Es folgten über 130 oft mehrbändige Titel (auch in franz., engl., niederl. u. tschech. Übers.); neben Unterhaltungsromanen für vorwiegend weibliches Publikum erbauliche Kinder- und Jugendliteratur, Lese-, Sagen- und Sachbücher wie der „Briefsteller für Damen“ (1834), der noch zu Beginn des 20. Jh. aufgelegt wurde. S. übersetzte franz. (A. de Vigny), engl. (W. Scott, M. Edgeworth) und span. Belletristik (F. de Quevedo). Zudem gab sie das Taschenbuch „Cornelia“ (1843-51), ihre eigenen Gründungen „Pariser Modeblätter“ (1827-45), die Jugendzeitschrift „Iduna“ (1831-39) und ein „Album für Theater und Theater-Costüme“ (1842) heraus. Als Redakteurin wurde sie 1832 auf den jungen Hebbel aufmerksam, holte ihn nach Hamburg, ermöglichte durch eine Geldsammlung sein Studium und warb für die Aufführung seines Dramas „Judith“ (1840); ein heftiges Zerwürfnis im Mai 1840 wurde erst 1848 überwunden.

    Im April 1842 übersiedelte S. mit ihrer Mutter nach Jena, wo sie sich mit Karoline v. Wolzogen befreundete und naturwissenschaftliche Vorlesungen an der Universität hörte. 1845 kehrte sie nach Hamburg zurück und wirkte an der Gründung einer „Hochschule für das weibliche Geschlecht“ mit. Im Aug. 1851 folgte sie ihrem Sohn in die USA, berichtete bis 1854 für das „Morgenblatt“ aus New York und ließ sich in Schenectady nieder. Hier gab sie Privatstunden und verkehrte mit Professoren des Union College wie dessen Präsidenten Eliphalet Nott (1773–1866) und ihrem Landsmann Elias Peißner (1825–63). Bis zu einem Schlaganfall im Frühjahr 1858 führte sie, nach Aufenthalten in Utica und Albany, in Schenectady ein Kurzwarengeschäft.

  • Werke

    u. a. Abendstunden d. Fam. Hold, Erzz., 1823;
    Eugenie, Eine Unterhaltungsschr. f. d. erwachsene weibl. Jugend, 1824;
    Die Verwaisten. Roman, 2 Bde., 1825;
    Die Minen v. Pasco, Roman, 3 Bde., 1826;
    Iwan, oder d. Revolution v. 1762 in St. Petersburg, Hist. Roman, 2 Bde., 1826;
    Erzz. aus d. Gegenwart u. Vergangenheit, 1826, ²1840;
    Neue Schul- u. Haus-Fibel, 1830;
    Die Helden u. Götter d. Nordens, 1832;
    Die Colonisten, Roman, 2 Bde., 1836;
    Hundert kl. Gesch., 1837;
    Marat, Hist. Roman, 2 Bde., 1838;
    Tycho de Brahe, Hist. Roman, 2 Bde., 1839;
    Die Braut, Gattin u. Mutter, Ein Festgeschenk f. Dtld.s gebildete Frauen, 1839;
    Die Schlacht b. Hemmingstädt, Hist. Roman, 2 Bde., 1840;
    Der hinkende Teufel in Hamburg, 2 Bde., 1840;
    Giles de Raiz, oder d. Geheimnisse d. Schlosses Tiffauges, Hist. Roman, 1841;
    Die Jüdin, Roman, 2 Bde., 1844;
    Tabitha v. Geyersberg, Hist. Roman, 3 Bde., 1845;
    Der bürgerl. Haushalt in seinem ganzen Umfange, 2 Bde., 1845;
    Die Holsteiner in Amerika, Eine Erz. f. Kinder, 1858;
    |

  • Quellen

    Qu: Slg. Varnhagen, z. Zt. Bibl. Jagiellońska, Krakau; DLA Marbach; Staats- u. Univ.bibl. Carl v. Ossietzky, Hamburg; GSA, Weimar; Schleswig-Holstein. Landes-bibl., Lübeck; Hebbel-Mus., Wesselburen.

  • Literatur

    ADB 32;
    A. Janssen, Die Frauen rings um Friedrich Hebbel, 1919, S. 19-52;
    H. Höhnk, in: Dithmarschen 4, 1928, S. 33-38, 66-71;
    G. H. Danton, A. W. S., Schenectady's Most Prolific Author, in: New York History 20, 1939, S. 425-35;
    D. L. Ashliman, A. S. in Amerika, in: Hebbel-Jb. 1973, S. 127-36;
    K. Schleucher, Das Leben d. A. S. u. Johanna Schopenhauer, 1978;
    H. Stolte, Im Wirbel d. Seins, 1991, S. 35-62, 63-79;
    H. Thomsen, in: Nordelbingen 63, 1994, S. 161-204;
    O. Brunken u. a., Hdb. z. Kinder- u. Jugendlit., 1998, Sp. 403-21, 1833-38;
    G. Loster-Schneider, Rehistorisierung d. Geschlechterdiskurses im frühen Realismus?, in: U. Dethloff (Hg.), Europ. Realismen, 2001, S. 239-62;
    L. French, in I. Hundt (Hg.), Vom Salon z. Barrikade, 2002, S. 129-42;
    dies., Zwei Briefe v. A. S. an Ludmilla Assing aus d. Vereinigten Staaten, in: Alm. d. Varnhagen Ges. 2, 2002, S. 357-68;
    J. Wilson, A. S.s „Die Colonisten“ and the „Menace of Mimicry“, in: Women in German Yearbook 18, 2002, S. 179-201;
    M. T. Gortez, Entre o bem e o mal, in: O. Grossegesse u. a. (Hg.), Portugal, Alemanha, Brasil, 2003, S. 103-20;
    Biogr. Lex. Schleswig-Holstein X, 1994 (W, L);
    Doderer;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L);
    Hamburg. Biogr. III (P).

  • Porträts

    Kupf. v. A. Brückner, nach e. verschollenen Zeichnung v. J. J. Sickert, um 1828, in A. S., Leben Elisabeth's d. Hl., 1830;
    Daguerreotypie v. W. Breuning, 1849 (Hebbel-Mus. Wesselburen).

  • Autor/in

    Nikolaus Gatter
  • Zitierweise

    Gatter, Nikolaus, "Schoppe, Amalia" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 474-475 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11861049X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schoppe: Amalia Emma Sophie Katharina geb. Weise. Sie war geboren am 7. October 1791 in der Stadt Burg auf der Insel Fehmarn (Schleswig-Holstein), wo ihr Vater als Physikus lebte ( 1798). Die Mutter verheirathete sich wieder 1802 an einen Kaufmann in Kellinghusen. Die Tochter aber sandten sie zu ihrer weitern Ausbildung nach Hamburg, welche die Gelegenheit dazu auch gut benutzte und sich vielfache Kenntnisse, auch in verschiedenen Sprachen, aneignete. 1811 verheirathete sie sich mit dem Dr. jur. Schoppe daselbst. Die Ehe war indeß keine glückliche. Der Gemahl führte ein unordentliches Leben und starb 1829. Amalia übernahm jetzt ein Erziehungsinstitut für junge Mädchen, verbunden mit Pension, welches seit 1821 in Wandsbeck bestand; nachher wohnte sie wieder in Hamburg, von 1842 bis 1845 in Jena, dann|wieder in Hamburg, bis sie 1851 nach Amerika übersiedelte zu ihrem Sohn, der sich zu Shenadady im Staate Newyork niedergelassen hatte. Hier ist sie am 25. September 1858 gestorben. Sie ist eine ungemein fruchtbare Schriftstellerin, ihre Werke machen nicht weniger als 130 Bände aus. Unter denselben befindet sich eine große Reihe von Jugendschriften, z. B. „Die Abendstunden der Familie Holt“ 1823, „Die Auswanderer nach Brasilien“ 2. Aufl. 1852, „Die Holsteiner in Amerika" 1858. Auch eine Haus- und Schulfibel gab sie 1830 nach einer verbesserten Methode heraus und 1832 eine Wandfibel, so auch einen Briefsteller für die Jugend 1817, später auch Briefsteller für Damen 1834, von dem noch 1865 die 5. Auflage erschienen ist. Von 1827 bis 1833 redigirte sie Pariser Modeblätter. Von 1847 bis 1851 gab sie das Taschenbuch Cornelia heraus. Außerdem war sie Mitarbeiterin an vielen Zeitschriften, für die sie Gedichte und Erzählungen allerlei Art lieferte. Desgleichen sind von ihr eine große Menge Romane, auch historische erschienen, in denen sie es allerdings mit der Geschichte nicht allemal zu genau nahm, sondern die Helden oft nach ihrem Gutdünken umbildete. Wir nennen „Die Verwaisten" 1825; „Tycho de Brahe“ 2 Bde. 1839; „Die Schlacht bei Hemmingstedt“ 2 Bde. 1840; „ König Erich und die Seinen“ 2 Bde. 1830 u. s. w. Wie sie sich des jungen Fr. Hebbel angenommen und zunächst die Veranlassung geworden, daß ihm weitere Ausbildung ermöglicht ward, erzählt E. Kuh, Fr. Hebbel, Wien 1877 ausführlich. Die Verfasserin hat selbst „Erinnerungen aus meinem Leben“ in 2 Bänden herausgegeben, die jedoch schon Altona 1838 erschienen sind.

    • Literatur

      v. Schindel, Deutsche Schriftstellerinnen III, 237. — Raßmann, Gallerie 2. Forts. 1821, S. 62; —
      dessen Pantheon S. 300. —
      Lübker-Schröder, S.-H. Schriftstellerlexikon II, 526. —
      Alberti, II, 353. —
      Hamb. Schriftstellerlexikon VI, 6. —
      Goedeke, Grundriß II, 632 ff. — R. König, Literaturgeschichte S. 723 und 807.

  • Autor/in

    Carstens.
  • Zitierweise

    Carstens, Carsten Erich, "Schoppe, Amalia" in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 368-369 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11861049X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA