Dates of Life
1797 – 1849
Place of birth
Hamburg
Place of death
Bonn
Occupation
Schriftstellerin
Religious Denomination
evangelisch
Authority Data
GND: 11880510X | OGND | VIAF: 51726332
Alternate Names
  • Schopenhauer, Louise Adele
  • Schopenhauer, Luise Adelaide Lavinia
  • Sommer, Henriette (Pseudonym)
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Places

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Citation

Schopenhauer, Adele, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd11880510X.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogy

    V Heinrich Floris (1747–1805), Großkaufm.;
    M Johanna Trosiener (s. 1);
    B Arthur (s. 2); – ledig.

  • Biographical Presentation

    Nach dem frühen Tod des Vaters zog S. 1806 mit ihrer Mutter nach Weimar, wo sie bei deren wöchentlichen Teegesellschaften mit führenden Künstlern der Zeit bekannt wurde. Mit Goethe, den sie „Vater“ nannte, verband sie eine lebenslange Freundschaft. S. erhielt Privatunterricht in alten und neueren Sprachen. Musik und Kunst sowie im Malen; mit der Mutter unternahm sie jährliche Bildungsreisen. Erste Gedichte entstanden in einem von ihr und Goethes späterer Schwiegertochter Ottilie v. Pogwisch (1796–1872), einer engen Freundin, gegründeten weiblichen Literaturzirkel. Nach dem Verlust des Familienvermögens zog S. 1829 mit der Mutter an den Rhein und ließ sich 1832 in Bonn nieder. Hier schloß sie sich eng der gelehrten Sibylle Mertens-Schaaffhausen (1797–1857) an und machte die Bekanntschaft Annette v. Droste-Hülshoffs (1797–1848), mit der ein fruchtbarer Austausch über deren literarisches Werk stattfand. 1837 übersiedelte S. nach Jena, wo sie ihre Mutter bis zu deren Tod 1838 pflegte. Da ihr eigenes Vermögen von der Mutter aufgebraucht worden war, entschied S., sich der Schriftstellerei als Beruf zu widmen. Die letzten Lebensjahre verbrachte sie, an einer schweren Unterleibserkrankung leidend, mit Sybille Mertens-Schaaffhausen v. a. in Rom und Neapel.

    S.s dichterisches Werk ist nicht umfangreich; eine literaturwissenschaftliche Würdigung hat erst in jüngster Zeit begonnen und steht für einige Werke noch aus. Unter eigenem Namen veröffentlichte S. die „Haus-, Wald- und Feldmärchen“ (1844, Neuaufl. hg. v. K. W. Becker, 1987) sowie die beiden Romane „Anna“ (2 Bde., 1845) und „Eine dän. Geschichte“ (1848), von denen der erste autobiographische Züge trägt. Im „Hausmärchen“ realisieren sich verbotene erotische Wünsche der Protagonistin in Form eines Hausgeistes. In ihren Romanen über zeitnahe weibliche Lebensgeschichten kritisiert S. die sozial untergeordnete Position der Frau, fordert bessere weibliche Bildungschancen und verurteilt die politische Reaktion im Deutschland der Biedermeierzeit. Goethe, Karl Immermann und Annette v. Droste-Hülshoff schätzten die Begabung der äußerst gebildeten und künstlerisch talentierten S., die sich auch auf die Gebiete der Vortragskunst, der Schauspielerei und Malerei erstreckte; im Erstellen von Scherenschnitten war S. eine Meisterin.

  • Works

    Weitere W [Adrian van der Venne (Ps.)], Die lothring. Geschwister, in: Phönix, Frühlingsztg. f. Dtld., 1835, S. 207-45;
    L. Geiger (Hg.), 13 Briefe Goethes an A. S., Nebst Antworten d. A. u. e. Billett Börnes, in: Goethe-Jb. 19, 1898, S. 53-119;
    Tagebücher d. A. S., hg. v. K. Wolff, 1909;
    Das Silhouettenbuch d. A. S., Als Faks. hg. v. H. T. Kröber, 1913;
    Gedichte u. Scheerenschnitte, hg. v. H. H. Houben u. H. Wahl. 1920, 2 Bde.;
    Tageb. e. Einsamen, hg. v. H. H. Houben, 1921 (P), Neuaufl. mit Scherenschnitten d. Autorin u. e. Anhang v. R. E. Feilchenfeldt-Steiner 1985, franz. Übers. 1989;
    Die Schopenhauers. Der Fam.-Briefwechsel v. Adele, Arthur, Heinrich Floris u. Johanna S., hg. v. L. Lütkehaus, 1998;
    „Zarte schattende Gebilde. Fliegt zu eurer Künstlerin“, Die Silhouetten d. A. S. im Bestand d. Goethe-Nat.mus., hg. v. J. Strauß. 1999;
    Hg.:
    Jugendleben u. Wanderbilder, Nuchlaß v. Johanna Schopenhauer, 1839, 2 Bde., letzte Neuaufl. hg. v. W. Drost, 1958;
    Teilnachlaß:
    Goethe- u. Schiller-Archiv, Weimar.

  • Literature

    ADB 32;
    H. H. Houben, Immermann u. A. S., in: ders., Kl. Blumen, kl. Blätter aus Biedermeier u. Vormärz, 1925, S. 108-21;
    ders., Neue Mitt, über Adele u. Arthur S., in: Jb. d. Schopenhauer-Ges. 16, 1929, S. 79-182 (P);
    A. Brandes, A. S. in d. geist. Beziehungen zu ihrer Zeit, 1930;
    D. W. Schumann, Goethe u. d. Fam. Schopenhauer, in: H.-J. Mahl u. E. Mannack (Hg.), Stud. z. Goethezeit, Erich Trunz z. 75. Geb.tag, 1981, S. 257-80;
    B. Plachta, Johanna u. A. S., Von d. Weimarer Klassik z. Biedermeier in Weimar, in: C. Caemmerer u. a. (Hg.), Autorinnen in d. Lit.gesch., Konsequenzen d. Frauenforsch, f. d. Lit.gesch.schreibung u. Lit.dok., 1999, S. 157-76;
    K. Hein, Ottilie v. Goethe (1796–1872), Biogr. u. lit. Beziehungen d. Schwiegertochter Goethes, 2001;
    G. Buch, Alles Leben ist Traum. A. S., Eine Biogr., 2002 (P, W);
    W. Maierhofer, A. S. (1797-1849), „… dann mögt ihr Andernmich verstehen lernen“, A. S.s Tageb. 1823-1826, in: Immermann-Jb. 4, 2003, S. 99-115;
    D. Seeliger, A. S., Nicht nur d. Schwester d. Philosophen, Analyse d. Erzählwerks v. A. S. u. d. dramat. Dichtung „Erlinde“ v. Wolfgang Maximilian v. Goethe u. A. S., 2004 (W);
    Altpreuß. Biogr. II;
    Lex. dt.sprachiger Schriftstellerinnen 1800-1845;
    Killy;
    Kosch, Lit.-Lex.³ (W, L).

  • Portraits

    Zeichnung v. A. v. Sternberg, 1841;
    Ölgem. v. C. Bardua, 1806 (Stiftung Weimarer Klassik, Hzgn. Anna Amalia-Bibl), beide Abb. in: G. Büch, Alles Leben ist Traum (s. L).

  • Author

    Domietta Seeliger
  • Citation

    Seeliger, Domietta, "Schopenhauer, Adele" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 473-474 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11880510X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographical Presentation

    Schopenhauer: Louise Adele S. war eine Tochter des 1793 von Danzig nach Hamburg verzogenen Kaufmanns Heinrich Floris S. und seiner Gattin Johanna S. (s. u.) und am 12. Juni 1797 in Hamburg geboren. Im J. 1803 unternahmen ihre Eltern eine große Reise durch Europa, während welcher die Tochter in ihrer Vaterstadt zurückblieb, und erst 1806 trafen alle Glieder der Familie wieder zusammen. Kurz darauf starb der Vater eines plötzlichen Todes, und die Mutter zog nun mit ihren Kindern im September 1806 nach Weimar. Hier wuchs Adele unter der Leitung und Pflege der geistreichen Mutter in gedeihlicher Weise heran, und die Eigenthümlichkeit des mütterlichen Hauses, in welchem sich alle Berühmtheiten Weimars allwöchentlich zusammenfanden, gab ihrem Geiste die vorherrschende Richtung auf Wissenschaft und Kunst. In Goethe's Hause war Adele ein häufiger Gast, und mit der Schwiegertochter des großen Dichterfürsten, Ottilie, verband sie eine dauernde|Freundschaft. Leider war ihr Gesundheitszustand kein fester, und Rücksichtnahme darauf veranlaßte wohl die Mutter, ein wärmeres Klima aufzusuchen und sich 1828 in Bonn anzusiedeln. Hier schloß sie Freundschaft mit der Dichterin Annette v. Droste-Hülshoff. Im J. 1837 kehrten Mutter und Tochter nach Weimar zurück, wo erstere im folgenden Jahre starb. Adele stand nun zwar verlassen, aber in ihrer geistigen Kraft doch selbständig in der Welt. Ein Act der Pietät war es, daß sie 1839 den „Nachlaß“ ihrer Mutter in zwei Bänden herausgab. In der Folge lebte sie bald hier, bald dort, zu wiederholten Malen in Italien, dessen milde Lüfte ihrem Brustleiden Heilung bringen sollten, am liebsten aber in Bonn, und hier starb sie auch in den Armen ihrer Freundin und Pflegerin, der Frau Sibylle Martens-Schaffhausen, am 25. August 1849. — Adele S. trat erst in ihren letzten Jahren als Schriftstellerin auf. Wir besitzen von ihr „Haus-, Wald- und Feldmärchen" (1844); „Anna. Ein Roman aus der nächsten Vergangenheit" (II, 1845); „Eine dänische Geschichte. Roman“ (1847). „Ihr schriftstellerisches Talent war mehr ein verarbeitendes, beschreibendes; die höhere schöpferische Kraft besaß sie nicht.“

    • Literature

      Neuer Nekrolog der Deutschen, 27. Jahrg. 1849, S. 675 ff. — Schröder-Klose, Lexikon der Hamburg. Schriftsteller, VII, 6.

  • Author

    Franz Brümmer.
  • Citation

    Brümmer, Franz, "Schopenhauer, Adele" in: Allgemeine Deutsche Biographie 32 (1891), S. 332-333 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11880510X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA