Lebensdaten
1819 – 1860
Geburtsort
Stuttgart
Sterbeort
Tübingen
Beruf/Funktion
Physiologischer Chemiker
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 118608363 | OGND | VIAF: 25395269
Namensvarianten
  • Schloßberger, Julius Eugen
  • Schlossberger, Julius Eugen
  • Schloßberger, Julius Eugen
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Schlossberger, Julius Eugen, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118608363.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Peter (1790–1852), Oberrechnungsrat, seit 1815 Rgt.quartiermeister u. Kriegskommissär, S d. Johann Heinrich (1744–1813), aus Esslingen, Expeditionsrat, Pfleger in Blaubeuren, geistl. Verw. in Esslingen, u. d. Johanna Louise Pistorius (1752–1823), aus Kloster Weil;
    M Friedericke Louise Wilhelmine Heinricke (1799–1887), T d. Friedrich Thomas Widenmann (1756–1818), Ratsverwandter, Stadthptm., Teilrichter, Fron-, Post- u. Vorspanninsp., u. d. Sibylle Christiane Schnell (1766–1810);
    Ur-Gvv Georg Andreas (1666–1737), Bgm. u. Kastenvogt in Esslingen, Johann Friedrich Pistorius (1721–80), Expeditionsrat, Stiftungsverw. in St.;
    Ur-Gvm Christian Wilhelm Widenmann (1727–92), Expeditionsrat, HR in Kirchheim, Georg Friedrich Schnell (1716–96), Gastwirt z. schwarzen Adler, Ger.verwandter in St.;
    9 Geschw (4 früh †) B Heinrich (* 1822, verschollen), August (1827–1905), Edmund (1830–80);
    Schw Julie (1835–1910), Luise (1836–58);
    1848 Maria Sophie Renz (1829–1904);
    1 S Hans Eugen (1855–1927), Dr. med., Arzt in St.-Feuerbach, 2 T Maria (1852–1932, Arnold Preuß, 1852–1942, Dr. med., HNO-Arzt in Hannover), Lili (1859–1938, Robert Stark, 1853–1935, Kriegsger.rat in Ulm), 1 K (früh †).

  • Biographie

    S. absolvierte nach der Gymnasialzeit eine zweijährige Lehre in einer Apotheke und besuchte zugleich eine Gewerbeschule in Stuttgart. 1837 begann er in Tübingen das Studium der Medizin. Die nach dem ersten staatl. Examen sogleich erfolgende Promotion 1840 basierte auf der von der medizinischen Fakultät preisgekrönten Schrift „Vergleichende chemische Untersuchungen über das Fleisch verschiedener Thiere“ (1838). Sein Assistenzjahr (1841/42) verbrachte S. am Stuttgarter Katharinen-Hospital, 1843 legte er die 2. Staatsprüfung ab. Nach Studienaufenthalten in Paris und Wien fand er 1843/44 bei Justus Liebig (1803–73) in Gießen eine Anstellung, um daraufhin erster Assistent bei William Gregory in Edinburgh (1844/45) zu werden. Diese Stationen führten ihn zur physiologischen Chemie. Nach halbjährlichen Studienaufenthalten in Utrecht (Gerardus J. Mulder, 1845) und Berlin (Heinrich Rose, 1846) erhielt er 1846 die ao. Professur für Zoochemie an der Univ. Tübingen. 1859 erwirkte S. die Einrichtung eines Ordinariats für angewandte Chemie, in dem physiologische und pathologische Chemie zusammengefaßt waren; damit wurde ein Anstoß zur Gründung einer der ersten mathematischnaturwissenschaftlichen Fakultäten in Deutschland gegeben.

    S.s Arbeiten behandelten die Analyse tierischer Sekretionsprodukte (Konkretionen, Milch, Galle, Harn, Liquor, Chitin, Kalkschale, Spinnenfäden) und Untersuchungen zur Nahrungsmittelchemie (Nutritionsskala, Wurstgift, Ersatzmittel für Getreidemehl). Ferner untersuchte er einige Aspekte des Stoffwechsels (Fett, Fibrin, Kreatin, Hefezelle), behandelte Fragen der pathologischen Chemie (Ichthyosis, Hexenmilch, Sarcina) und der Gerichtsmedizin (Harngrieß, Vivianit) und fand Reagenzien zur Trennung von Baumwolle und Seide sowie zum Nachweis von Schwefel in Spuren. Sehr erfolgreich wurde S.s „Lehrbuch der organischen Chemie mit besonderer Rücksicht auf Physiologie und Pathologie, auf Pharmacie, Technik und Landwirthschaft“ (1850, ²1852, ⁵1860). Unter dem Titel einer „Chemie der Gewebe des gesammten Thierreichs“ wollte S. die „Thierchemie“ analog der vergleichenden Anatomie bearbeiten, um jene von ihren Besonderheiten zu einem allgemeinen Standpunkt zu führen; der einzige erschienene Band blieb jedoch ein „Erster Versuch einer allgemeinen und vergleichenden Thierchemie“ (1856). S. verstand sein Unternehmen als Ergänzung der vorwiegend physikalistisch orientierten Physiologie.

  • Auszeichnungen

    Mitgl. d. Leopoldina (1857).

  • Werke

    Weitere W Über d. Natur d. Hefe, mit Rücksicht auf d. Gärungserscheinungen, in: Ann. d. Chemie u. Pharmazie 51, 1844, S. 193-212;
    Versuch e. Nutritionsskala mehrerer Nahrungsmittel aus beiden organ. Reichen, ebd. 56, 1845, S. 78-94 (mit A. Kemp);
    Kreatin, als e. Bestandtheil d. menschl. Muskeln nachgewiesen, ebd. 66, 1848, S. 80-83;
    Unters. d. sog. Hexenmilch, ebd. 87, 1853, S. 324 f.;
    Analyse d. Milch e. Bocks, in: Archiv f. Anatomie u. Physiol. 1844, S. 439-43;
    Bildung v. Vivianit im thier. Organimus, ebd. 1847, S. 221-24;
    Weitere Thatsachen über d. Nierengries d. Neugeborenen, in: Archiv f. physiolog. Heilkunde 9, 1850, S. 545-53;
    Über d. neueren Versuche z. Aufklärung d. Wurstgiftes, in: Archiv f. patholog. Anatomie 11, 1857, S. 569-73;
    Nickeloxydulammoniak, e. Unterscheidungsmittel v. Seide u. Baumwolle, in: Journal f. prakt. Chemie 73, 1858, S. 369 f.;
    Briefe
    in Fam.besitz.

  • Literatur

    ADB 31;
    F. Heße, J. E. S., 1976 (W, L, P);
    ders. u. E. Heuser (Hg.), Justus v. Liebig u. J. E. S. in ihren Briefen 1844–60, 1988;
    J. Büttner, Gießener Schüler Justus v. Liebigs mit späteren Tätigkeiten in d. Med., in: Gießener Univ.bll. 34/35, 2001/02, S. 35-48 (P);
    BLÄ;
    Pagel;
    Pogg. II, VII a Suppl.

  • Porträts

    Daguerrotypie, 1849 (Tübingen, Interfakultäres Inst. f. Biochemie).

  • Autor/in

    Gerhard Müller-Strahl
  • Zitierweise

    Müller-Strahl, Gerhard, "Schlossberger, Julius Eugen" in: Neue Deutsche Biographie 23 (2007), S. 100-101 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118608363.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Schloßberger: Julius Eugen S., Professor der Chemie in Tübingen, wurde am 31. Mai 1819 in Stuttgart geboren. Schon als Student veröffentlichte er die von der medicinischen Facultät in Tübingen gekrönte Preisschrift: „Vergleichende chemische Untersuchungen über das Fleisch verschiedener Thiere"; mit 21 Jahren wird er daselbst zum Dr. med. et chir. promovirt und bekleidet in den Jahren 1841—42 die Stelle eines Assistenzarztes am Katharinenhospital in Stuttgart. Dieser Zeit verdankt eine wichtige Arbeit über den Harngrieß in den Bellini’schen Röhren, ein Beitrag zur Lehre von den chemischen und Physiologisch-pathologischen Vorgängen im Harnsystem der Neugeborenen, ihre Entstehung, die erste von zahlreichen Abhandlungen, welche in dem Archiv für physiologische Heilkunde, sowie in den Annalen der Chemie und Pharmacie in den Jahren 1842—59 von ihm veröffentlicht worden sind. Nachdem S. den Grafen Solm-Hoogstraaten auf einer Reise nach Südfrankreich als Leibarzt begleitet hatte, begab er sich zu seiner weiteren Ausbildung nach Wien, Paris und Gießen. Der Einfluß Liebig's bestimmte ihn, sich vorzugsweise der physiologischen Chemie zuzuwenden. Aus seiner Gießener Zeit stammt eine zusammenfassende Darstellung der damaligen Anschauungen „Ueber die Bildung und die Bedeutung des Fettes im thierischen Haushalte, eine historisch-kritische Skizze aus der neuesten chemischen Physiologie und Pathologie“ (Arch. 3), sowie eine kritische Darstellung der Kenntnisse des Rhabarbers, an welche sich eine eingehende analytische Untersuchung, die sämmtliche Bestandtheile desselben umfaßt, und eine Erörterung anschließt, über die Ursache der Heilkraft des Rhabarbers. Im J. 1845 geht S. als elfter Assistent an das chemische Laboratorium von Gregory in Edinburg. Die Erkenntniß der Wichtigkeit des Stickstoffs in der pflanzlichen und thierischen Nahrung veranlaßt ihn hier auf Grund zahlreicher Analysen eine Nutritionsscala aufzustellen, in welcher er die wichtigsten Nahrungsmittel nach ihrem absoluten Gehalt an Nährstoff ordnet, berechnet aus dem Stickstoffgehalt der Trockensubstanzen, wobei er denjenigen der Frauenmilch gleich 100 setzt (Arch. 1846, V, 17). Noch verweilt er einige Zeit auf den Hochschulen von Utrecht und Berlin und kehrt dann in seine Heimath|zurück, um bis zu seinem Tode am 9. Juli 1860 als Professor der Chemie in Tübingen eine erspießliche Lehrthätigkeit zu entfalten.

    Von größeren Schriften, welche S. hier verfaßt, sind zu nennen: „Zur Orientirung in der Frage von den Ersatzmitteln des Getreidemehls besonders in der Brodbereitung“, Stuttgart 1847. Er übernimmt die zu jener Zeit schwierige Aufgabe, das erste „Lehrbuch der organischen Chemie“ zu schreiben (Stuttgart 1850), welches bis zu seinem Tode fünf Auflagen erlebte. In den Jahren 1855—57 gab er den „Ersten Versuch einer allgemeinen und vergleichenden Thierchemie“ heraus (1. Bd., Leipzig und Heidelberg, 80). Auch liebte er es, wie er es bereits in Gießen gethan, einzelne Capitel der chemischen Physiologie zusammenzufassen und kritisch zu beleuchten, so: „Die Lehre von der Beziehung des Athmens zur Blutumwandlung, mit besonderer Rücksicht auf die jüngste mechanische Respirationstheorie“ (Arch. 1845, V, 261); „Ueber den gegenwärtigen Stand unserer Kenntniß von den Giften, welche sich in den thierischen Nahrungsmitteln entwickeln können“ (Naturf. Vers. 1852, Wiesbaden) u. s. w. Die meisten seiner sonstigen zahlreichen Abhandlungen gehören ebenfalls der physiologischen Chemie an: „Analyse des Muskelfleischs eines Alligators"; „Ueber die Natur der Hefe"; „Analyse der Milch eines Bocks"; „Chemische Beiträge zur Kenntniß der Schwämme“ (Ann. 1844); „Ueber die düngende Kraft der Schwämme nach einem von der Natur gelieferten Experiment"; „Ueber einige aus dem Caseïn erhaltene Substanzen"; „Ueber die Zusammensetzung des Fibrins" (Ann. 1846); „Ueber die Bildung von Vivianit im thierischen Organismus, hervorgerufen durch eiserne Nägel in einem Straußenmagen" 1847; „Kreatin ein Bestandtheil des menschlichen Muskels" 1848; „Unters. eines Venensteins"; „Chemische Unters. des erweichten Kinderschädels" 1849; „Ueber die physiologische Wirkung analog constituirter Materien" (des Methyl- und Amylalkohols, sowie der Baldrian- und Buttersäure im Vergleich zum Aethylalkohol bezw. zur Essigsäure) 1850; „Ueber krystallis. Kalkphosphat in Harnröhrensteinen" 1851; „Ueber das Verhalten verschiedener Pflanzen speciell zu Salzlösungen" 1852; „Gehirn der Neugeborenen"; „Ueber die Reaction der Milch"; „Unters. der sogen. Hexenmilch" 1853; „Hippursäure in den Hautschuppen bei Ichthyose"; „Ueber die Beschaffenheit der Hirnsubstanz" 1854; „Zur Kenntniß des Fötuslebens" 1855 u. 1857; „Das Sauerwerden der Milch in den Milchdrüsen" 1855; „Zur Kenntniß der Muschelschalen, des Byssus und der Chitinfrage"; „Ueber Krystalle in den Malpighi’schen Gefäßen der Raupen"; „Concremente in dem Bojanus’schen Organ“ 1856; „Das Blut der Cephalopoden“ 1857; „Analyse der Galle von Phython tigris": „Ueber Fibroïn und die Substanz des Badeschwammes"; „Menschliche Milch von enormem Fettgehalt"; „Analyse der Galle des Welses“ 1858; „Die Galle des Känguruh"; „Das Fibroïn der Spinnfäden“ 1859. Aber auch auf rein chemischem Gebiete sind einige interessante Abhandlungen zu erwähnen: So ist er der Entdecker eines wichtigen Lösungsmittels für Seide; er zeigt, daß eine Lösung von Nickeloxydulammoniak in ähnlicher Weise im Stande ist, die Seide aufzulösen, wie man mit Hülfe des Schweizer’schen Reagens die Baumwolle auflösen kann; während aber das letztere Reagens beide Stoffe löst, so wirkt das erstere nur auf die Seide. Er stellt fest, daß die Cellulose zwar chemisch unverändert, aber völlig structurlos aus der Schweizer’schen Lösung abgeschieden wird (Ann. 1858). Er stellt die Kleesäure durch die Oxydation von Alkohol mittels Platinchlorids dar (1859) und beweist in Gemeinschaft mit R. Fresenius, daß die von Dupasquier vermuthete Verbindung von Eisen mit Wasserstoff ebensowenig existirt, wie der Wismuthwasserstoff und der Schwefelarsenwasserstoff Meurer's (Ann. 1844). Endlich ist noch eine Arbeit aus der theoretischen Chemie zu erwähnen,|über die Constitution der Imide (1853), in welcher er Anschauungen entwickelt, wie sie Kolbe in ähnlicher Weise ausgestellt hat.

  • Autor/in

    Lepsius.
  • Zitierweise

    Lepsius, Bernhard, "Schlossberger, Julius Eugen" in: Allgemeine Deutsche Biographie 31 (1890), S. 531-533 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118608363.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA