Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Kupferstecherfamilie
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 119066556 | OGND | VIAF: 64809311
Namensvarianten
  • Sadeler

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Sadeler, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119066556.html [19.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Die ursprünglich fläm., in ganz Europa tätigen S. spielten seit dem ausgehenden 16. Jh. über drei Generationen als Stecher, Verleger und Händler eine dominierende Rolle auf dem Gebiet der graphischen Künste. Seit der zweiten Hälfte des 16. Jh. zunächst in Antwerpen ansässig, zwangen die religiösen und politischen Auseinandersetzungen der Zeit sie zur Auswanderung. Als Wanderkünstler fanden sie an führenden Höfen v. a. in Deutschland und Italien Betätigung. Die bedeutendsten Mitglieder der Familie sind Jan I und Raphael I in der ersten Generation sowie Aegidius II in zweiter Generation.

    Jan I (1550–1600 od. 1601), Sohn des Messerschmieds Jan de Saeyelleer (Sadeler) in Brüssel, später in Antwerpen, arbeitete zunächst als Büchsenschifter und Waffenätzer, bis er 1572 als „Goeper printsnyder“ in die St. Lukas-Gilde in Antwerpen aufgenommen wurde. Dort erhielt er vermutlich durch den Verleger Christoph Plantin (1514 od. 1520-1589) Kontakt zur reformierten Kirche; für Plantin hatte Jan bereits 1571 Illustrationen zu Arias Montanus' „Humanae salutatis monumenta“ nach Zeichnungen von Crispijn van den Broeck gestochen. Während seiner Zeit in Antwerpen arbeitete Jan zumeist nach Vorlagen van den Broecks und Michiel Coxcies, dürfte dort jedoch auch Märten de Vos (1532–1603 od. 1604) kennengelernt haben, mit dem Jan und seine Brüder viele Jahre zusammenarbeiten.

    1579/80 ging Jan mit seiner Familie nach Köln und bat Ks. Rudolf II. um einen Freibrief zum Schutz seiner Stiche, den er Anfang 1581 erhielt. Zwischen 1582 und 1586 kam Jan weiterhin regelmäßig nach Antwerpen, wo Gerard de Jode seine Stiche nach van den Broeck und Coxcie herausgab. Nach Aufenthalten in Mainz (1586/87) und Frankfurt/M. (1587), wo der erste Teil mit Einsiedler-Darstellungen nach Zeichnungen von de Vos (Solitudo, 1587; Hollstein 377-406) erschien, wurde Jan 1589 Hofkupferstecher Hzg. Wilhelms V. in München. Dort stach er v. a. nach Arbeiten der Prager Hofmaler Hans von Aachen und Bartholomäus Spranger. In München erschien 1594 der zweite Teil der Einsiedlerfolge nach de Vos (Sylvae sacrae monumenta; Hollstein 407-22); darüber hinaus schuf Jan auch zahlreiche Porträtstiche bedeutender Persönlichkeiten, bis ihn die wirtschaftliche Lage 1595 zwang, München zu verlassen. Bis zu seinem Tod in Verona, Venedig und Rom tätig, brachte er in Italien die letzten beiden Teile seiner Einsiedler-Serie nach de Vos heraus (Trophaeum vitae solitariae, 1598; Hollstein 423-36; und Oraculum anachoreticum, 1600; Hollstein 437-50). Zusammen mit seinem Bruder Raphael I arbeitete er an Stichen nach Johannes Stradanus für das „Schema seu Speculum principum“ (Hollstein 533-35), stach nach italien. Künstlern wie Barocci, Bassano, Parmigianino oder Carracci und kopierte gleichzeitig nach Stichen von Cornelis Cort, die dieser u. a. nach Tizian, Raphael und Caravaggio angefertigt hatte.

    Jans Bruder Aegidius I (um 1555–1609 ?) war vornehmlich als Verleger und Händler zunächst in Antwerpen, dann in Frankfurt/M. tätig. Wahrscheinlich arbeitete Aegidius wie|seine Brüder bereits mit Märten de Vos zusammen und stach nach Werken von ihm (Gesch. Davids, zusammen mit Aegidius II; Hollstein 2-17).

    Der jüngste Bruder Raphael I (1560/61- n. 1622 oder erst 1628 Venedig? od. 1632 München?) ging 1579/80 mit Jan I nach Köln, wo er sein Schüler wurde und danach mit ihm bis zu dessen Tod zusammenarbeitete. Raphael begleitete seinen Bruder auch nach München und Italien und weilte ebenso wie dieser 1582-86 in Antwerpen. Dort war er 1582 in die St. Lukas-Gilde aufgenommen worden und arbeitete zusammen mit seinem Bruder an der Einsiedler-Folge nach de Vos, stach aber auch nach Frans Pourbus, Bartholomäus Spranger, Paul Bril und Hendrick Goltzius. Ca. 1591-93 in München tätig, stach er dort nach Gemälden von Joos van Winghe, Hans von Aachen und Peter Candid. Möglicherweise ging er 1593 nach Prag, um von Ks. Rudolf II. einen – noch erhaltenen – Freibrief für seine Druckerzeugnisse zu erbitten; 1598 ließ er sich in Venedig nieder. Dort und danach seit 1600 in Rom arbeitete er wieder mit seinem Bruder (an I an den beiden letzten Teilen der Einsiedler-Folge und stach nach norditalien. Künstlern wie Jacopo Bassano (Anbetung d. Könige, 1598; Hollstein 14), Jacopo Ligozzi, Palma Giovane, Tizian und Tintoretto. 1604 kehrte Raphael nach München zurück und blieb dort möglicherweise – nach 1622 gibt es keine Nachrichten mehr von ihm – bis zu seinem Tode. Dort stach er Illustrationen für Matthäus Raders. „Bavaria sancta et Bavaria pia“ (2 Bde., 1615; Hollstein 153-240) nach Zeichnungen Matthias Kagers und setzte seine Arbeit als Reproduktionsgraphiker nach Gemälden italien. Maler fort.

    Aegidius II (um 1570–1629), Sohn des Aegidius I, ging zusammen mit seinem Onkel Jan I, dessen Schüler er laut Eintrag in der Antwerpener St. Lukas-Gilde war, 1579/80 zunächst nach Köln und 1588 nach München. In den ersten Jahre seiner künstlerischen Laufbahn stach er regelmäßig nach Arbeiten von Hans von Aachen (Heilige Familie; Hollstein 79), Christoph Schwarz (Kreuzigung, 1590; Hollstein 53), Peter Candid (Vier Kirchenväter; Hollstein 99-102) und Marten de Vos (Gesch. Davids, zusammen mit seinem Vater; Hollstein 2-17); daneben entstand 1590 die wichtige Serie „Salus generi humani“ (Hollstein 18-30) mit Szenen aus dem Neuen Testament.

    Nach einem Aufenthalt 1593 in Rom, wo er nach Hans Speeckaert eine Folge mit Darstellungen aus dem Leben der Jungfrau Maria stach (Hollstein 81-86), kehrte er 1594 nach München zurück. Die Stichtechnik dieser Jahre ist von Hendrick Goltzius beeinflußt – am deutlichsten in der „Grablegung“ nach Federico Barocci (Hollstein 55) und der „Geißelung“ nach Palma Giovane (1594; Hollstein 45). 1595 ging Aegidius II zusammen mit Jan I und Raphael I wieder nach Italien und setzte seine Tätigkeit als Reproduktionsstecher nach Gemälden von Paul Bril, Denys Calvaert, Jan Breughel d. Ä. , Raphael, Tizian, Parmigianino und anderen fort.

    1597 siedelte Aegidius II nach Prag über, um dort bis zu seinem Tod für die Kaiser Rudolf II., Matthias und Ferdinand II. als Hofkupferstecher zu arbeiten. In Prag übernahm A. den manieristischen Stil seiner Malerkollegen Bartholomäus Spranger, Hans von Aachen und Roelandt Savery, konzentrierte sich zunächst aber auf die Reproduktion von Zeichnungen Albrecht Dürers (Hollstein 39, 49, 72 und 87), um sich danach v. a. Porträts zuzuwenden. Diese enthalten zumeist allegorische Allusionen und wurden wegen ihrer stecherischen Brillanz und Aegidius' darstellerischen Fähigkeiten allgemein bewundert (Gedenkbl. auf Bartholomäus Spranger u. seine Frau, 1600; Hollstein 332). Die Stiche, die gegen Ende seiner Laufbahn erschienen, wie etwa die Porträts röm. Kaiser und Kaiserinnen, überzeugen qualitativ nicht mehr: Auch wenn noch kein Gemälde von Aegidius nachgewiesen werden konnte, wird angenommen, daß er sich zunehmend der Malerei widmete und seine Stechertätigkeit vernachlässigte.

    Neben Aegidius II war in der zweiten Generation noch Justus (1572/83 ? – um 1620), Sohn und Schüler von Jan I tätig. Er ging zusammen mit dem Vater nach München und Italien, und setzte nach dem Tod seines Vaters dessen Tätigkeit als Händler und Verleger fort. Zu der geringen Zahl eigener Werke gehört eine Folge gestochener Porträts der Gonzaga-Familie (Hollstein 17-22); sein Hauptwerk besteht aus Kopien nach Stichen und Gemälden anderer Künstler. Jan II (1588 ? – 1665 oder später ?), Raphael II (1584-nach 1627/32 ?) und Filips (* um 1600 ?), die Söhne von Raphael I, arbeiteten zusammen an Illustrationen für „Zodiacus Christianus“ (1617), „Josephus hoc est“ (1617), „Alphabetum Christi“ (1618) und „Elegantes variorum Virgilio Ovidio Centones“ (1617). Nach Unterbrechungen, bedingt durch die zusätzliche Tätigkeit Jans II als Goldschmied in Innsbruck, nahmen sie die Zusammenarbeit für Illustrationen des „Orbis Phaeton“ von Hans Drechsel (1629) wieder auf. In der|dritten Generation schließlich arbeitete Tobias, Sohn von Aegidius II, 1670-75 in Wien für Georg Matthaeus Vischers 1672 erschienene „Topographia Archiducatus Austriae inferioris modernae“.

    Die kunsthistorische Bedeutung der Kupferstecher- und Kunsthändlerfamilie S. liegt v. a. in ihrem Beitrag zur Stichillustration und der Reproduktionsgraphik, mit dem sie für nachfolgende Künstlergenerationen nördlich der Alpen eine der wesentlichen Inspirationsquellen wurden.

  • Werke

    zu Jan I: Bildnis Martin Luthers, 1579, nach Cranach (Hollstein 604);
    Thesaurus sacrarum historiarum Veteris Testamenti, 1585, nach van den Broeck u. Coxcie (Hollstein 1-8);
    Bonorum et malorum consensio, 1587, nach de Vos (Hollstein 29-43);
    Vindex Belgii, 1599 (Hollstein 557);
    zu Aegdius II:
    Folge Tiroler Landschaften (Hollstein 219-30, 237-46), nach Roelandt Savery;
    Zwölf Monatsdarstellungen (1607, Hollstein 129-41), nach Pieter Stevens;
    Vestigi delle antichità di Roma, Tivoli, Pozzuolo et altri luochi (1606, Hollstein 151-201), nach Stevens u. Jan Breughel;
    Bildnisse d. Kaiser Rudolf II. (1608, Hollstein 323), Matthias (1614, Hollstein 310) u. Ferdinand II. (1629. Hollstein 287).

  • Literatur

    De Sadelers, Jan, Raphael, Aegidius, Ausst.kat. Rotterdam 1963;
    D. De Hoop Scheffer, Aegidius S. to Raphael S. II, hg. F. W. Hollstein, Dutch & Flemish etchings, engravings and woodcuts 1450-1700, XXI-XXII, 1980;
    D. Limouze, Aegidius S., Imperial Printmaker, in: Philadelphia Mus. Art Bull. LXXXV, 1989, S. 1-24;
    dies., Egidius S. (1570-1629), Drawings, Prints and Art Theory, Diss. Princeton 1990;
    P. Sénéchal, Les S., Entremise et entreprise, Diss. Paris 1989;
    Les S., Graveurs et éditours, Ausst.kat. Brüssel 1992;
    I. de Ramaix, Aegidius S. II, Part 1-2, The illustrated Bartsch, New York 1997/98;
    dies., Johan S. I, Part 1-3, The illustrated Bartsch, 1999-2003.

  • Autor/in

    Peter Prange
  • Zitierweise

    Prange, Peter, "Sadeler" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 345-347 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119066556.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Sadeler. Kupferstecherfamilie, aus der sich besonders drei hervorgethan haben.

    Johann S., geboren in Brüssel um 1550, das Haupt der Schule. Er war zuerst Nielleur und verzierte mit Aetzungen Waffen; erst später wandte er sich dem Kupferstechen zu. Er führte einige Blätter nach Crispin van Broeck aus, die Beifall fanden. Im J. 1578 besuchte er Deutschland, blieb eine Zeit lang in Mainz thätig, wo er eine Folge biblischer Gegenstände nach M. de Vos ausführte. Zwei Jahre später, 1580, finden wir ihn in Köln, wo er 11 Blätter für das Werk Thesaurus sacrarum historiarum Veteris Testamenti, 1585 stach. Die Vorlagen zu den Stichen dieses Werkes sind von verschiedenen Meistern, wie M. Coxcie, van den Broeck, M. Hemskerk, M. de Vos u. A. Später siedelte er nach München über, wo er seit 1589 angestellt wurde und viele Andachtsbilder, meist in kleinem Format, für verschiedene Auftraggeber, theilweise auch für die Jesuiten ausführte. Er blieb in München bis 1595, und zog dann nach Italien, wo er Venedig zu seinem Aufenthaltsorte wählte. Nach Fueßli soll er auch in Rom gewesen sein und dem Papst Clemens VIII. ein Buch mit seinen Stichen vorgelegt haben, die aber keinen Anklang fanden, weshalb S. eiligst nach Venedig zurückkehrte, wo er 1600 oder 1610 starb. S. hat eine große Anzahl von Blättern geliefert; Nagler führt 185 Nummern an, wobei manche als Folgen mehrere Blätter enthalten. Des Künstlers Grabstichel ist sein, glänzend, aber die Wirkung ist einförmig, zudem erdrückt die Masse gewöhnlicher Maare. Geschätzt werden allein die Bildnisse. Dessen Sohn Johann der Jüngere, ein Schüler seines Vaters, arbeitete an der Seite desselben in Venedig und war zugleich Kunstverleger. Bei ihm erschienen die Bildnisse des Hauses Gonzaga. Seine Blätter sind von denen des Vaters schwer zu unterscheiden und ist nur die etwa vorkommende Jahreszahl entscheidend. Ein zweiter Sohn des Johann war Justus, geb. 1580, in Leyden. Er war meist als Verleger thätig. Die Kunstweise aller Sadeler besitzt denselben Charakter des Fleißes, dem aber die Weihe des Genies fehlt.

    Raphael S., jüngerer Bruder des vorigen, geboren in Brüssel 1561, nicht 1555, wie vielfach behauptet wurde, denn auf einem Stiche von C. Cort vom Jahre 1580 steht Raphael Sadeler sc. aet. suae 19. Er war ein Schüler seines Bruders, der Vaterstelle bei ihm vertrat. Er war auch dessen Begleiter in Deutschland und kam mit ihm auch nach Venedig, wo er fleißig nach verschiedenen Meistern stach, u. a. eine h. Familie nach Raphael, eine desgleichen nach Quentin Messis; „Venus hält Abonis von der Jagd ab“, nach Tizian; „Christus im Grabe von einem Engel bewacht“, ein seines Blatt, wahrscheinlich nach Aug. Carracci. Das Verzeichniß seiner Blätter ist, wie das seines Bruders, sehr groß. Aus Venedig wurde er 1604 nach Baiern berufen, um ein groß angelegtes Werk, die Bavaria sancta und pia, die der Jesuit Raderus herausgab, mit Stichen zu zieren, das er, von seinem Sohne Raphael unterstützt, bis zum Jahre 1618 vollendete. Die Stiche sind nach Zeichnungen Math. Kager's. Der Künstler bezog einen Gehalt von 105 Gulden und erhielt überdies für jede Platte 10 Gulden. Ein Hauptwerk des Meisters, das sehr selten geworden ist, ist „Die Schlacht von Prag“, aus acht Blättern bestehend, 1620 vollendet. Auch mehrere Bildnisse von Zeitgenossen gab er heraus. Nach Immerzeel soll er in Venedig 1616 gestorben sein, was aber nach Nagler nicht möglich ist, da er in München 1628 vom Schlage gerührt wurde und bald darauf starb. Sein Bildniß ist von C. Waumans gestochen. Sein Sohn, der jüngere Raphael, geboren in München 1582, unterstützte den Vater bei dessen Arbeiten in Venedig und dann namentlich in München. Doch läßt sich sein Antheil an der Arbeit nicht genau entscheiden, da der Kunstcharakter Beider sich gleicht. Auf einzelnen Blättern kommt die Bezeichnung R. Sadeler jun. sc. vor.

    Egidius S., der dritte und talentvollste unter den drei Brüdern, geboren in Antwerpen 1570. Er wurde stets als Sohn Raphael's betrachtet, was schon durch das Geburtsjahr dieses letzteren entkräftet wird. Auf dem Titelblatt von Triumphus Martyrum nach M. de Vos, das 1591 erschien, steht: Aegydius et Johannes fratres et operis hujus Auctores. Er war auch Maler; das Belvedere zu Wien besitzt ein Bild von seiner Hand, das die Marter des hl. Sebastian darstellt. In Wien befindet sich auch ein Werk von ihm in Elfenbein, „Der Parnaß“, nach B. Spranger. Der Künstler begleitete seine Brüder nach Deutschland und dann nach Italien. Hier stach er vornehmlich viele Stiche nach italienischen Bildern, so die „Madonna della sedia“ nach Raphael, den „Kindermord in Bethlehem“ nach Tintoret, „Angelica und Medoro“ nach P. Veronese u. a. Interessant ist das Blatt nach einer Zeichnung Dürer's, die sich in der Albertina in Wien befindet, „Maria mit dem Kinde in einer reichen Landschaft auf der Rasenbank sitzend“. Sein gestochenes Werk wird über 400 Blätter umfassen. Besonders seine gestochenen Bildnisse werden sehr geschätzt. Den Kaiser Rudolf II. hat er mehrmals dargestellt, in Brustbild, in Rüstung, zu Pferde; auch Kaiser Mathias mit seiner Gemahlin und Ferdinand II. sind durch seinen Grabstichel verherrlicht worden. Interessant ist das Bildniß einer jungen reichgekleideten Dame, die ein Mohr begleitet (genannt Lucrezia Borgia) nach Tizian. Sein eigenes Bildniß hat G. Edelinck gestochen. Was die Handhabung des Grabstichels anbelangt, so ist S. ein vollendeter Meister; er versteht denselben äußerst zart, aber auch breit und kräftig zu behandeln. Man nannte ihn den Phönix der Kupferstecher. In der Vertheilung von Licht und Schatten war er weniger glücklich, woran aber die Vorbilder, die er auf die Kupferplatte übertrug, größtentheils die Schuld trugen. Er hat auch Landschaften nach P. Bril, J. Brueghel, R. Savry und nach eigener Erfindung ohne Zuhülfenahme der Radirnadel, nur mit dem Grabstichel ausgeführt. Der Ruf seiner Kunst drang aus Italien bis an den Hof Kaiser Rudolf's in Prag. Wahrscheinlich hat der Archivar Strada, der für den Kaiser in Italien Ankäufe besorgte, den Künstler empfohlen; er wurde an den kaiserlichen Hof berufen und angestellt. Hier arbeitete er nur für den Kaiser, und als dieser starb, wurde er von dessen Nachfolgern Mathias und Ferdinand im Amte behalten. In Prag hat der Meister auch das Bildniß des Strada gestochen und ein kostbares, seltenes Werk, die Innenansicht des Wladislaussaales im Prager Schloß, 1607, aus zwei Platten bestehend. An dieses schließt sich die große Ansicht von Prag und Umgegend an, nach Ph. van Bosche, und aus|neun Blättern zusammengesetzt. Noch vor dem Saal wurde 1606 ein Werk vollendet, das sich stets großer Achtung erfreute, es sind die römischen Alterthümer: „Vestigi della antichità di Roma, Tivoli etc.“, 52 Blatt. S. starb in Prag im Alter von 59 Jahren 1629.

    • Literatur

      v. Sandrart. — Fueßli. —
      Huber u. Rost. —
      Nagler. —
      Immerzeel. — Kramm.

  • Autor/in

    Wessely.
  • Zitierweise

    Wessely, Joseph Eduard, "Sadeler" in: Allgemeine Deutsche Biographie 30 (1890), S. 164-166 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119066556.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA