Lebensdaten
1599 – 1673
Geburtsort
Hamburg
Sterbeort
Jena
Beruf/Funktion
Anatom
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 116600705 | OGND | VIAF: 57370875
Namensvarianten
  • Rolfinck, Werner
  • Rolfincius, Guernevius
  • Rolfink, Werner
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Zitierweise

Rolfink, Werner, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116600705.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V N. N., Rektor d. Johanneums in H.;
    M N. N. Schelhammer; Verwandter Christoph Schelhammer (1620–51/52), Prof. d. Med. in J. (s. Jöcher; BLÄ).

  • Biographie

    R. studierte in Wittenberg seit 1616 Philosophie, seit 1618 Medizin bei Daniel Sennert. Er setzte seine Studien in Leiden, Oxford, Paris und Padua fort, wo er 1625 zum Dr. med. promoviert wurde. Er blieb zunächst dort bei seinem Lehrer Adriaan van den Spieghel, lehnte jedoch 1628 ein Angebot, in Padua eine Professur zu übernehmen, ab und kehrte nach Deutschland zurück. Im selben Jahr erhielt er in Wittenberg den Lehrstuhl für Anatomie. 1629 wurde er in Jena Professor für Anatomie, seit 1631 lehrte er auch Chirurgie und Botanik.

    1629 errichtete R. das erste anatomische Theater in Jena und führte auch öffentliche Leichensektionen durch, womit er erhebliches Aufsehen erregte. Er sezierte zwei kurz zuvor hingerichtete Verbrecher, was u. a. auch als Abschreckungsmaßnahme gedacht war. Die (illegale) Beschaffung von Leichen zur Sektion wurde als „rolfincken“ zeitweise sprichwörtlich. R. war der erste dt. Mediziner, der sich William Harveys Lehre vom Blutkreislauf anschloß, der er soviel Bedeutung beimaß, daß er sie mit der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus verglich. Er sammelte chirurgische Instrumente und bestimmte als erster den Sitz von Katarakten in der Augenlinse. Mit seinen Leichenöffnungen und seinen anatomischen Ansichten stellte R. die Medizin an der Univ. Jena auf eine revolutionär neue Grundlage.

    Botanische Exkursionen hatten in Jena auch vor R. schon stattgefunden, ebenso einzelne Vorlesungen zur Chemie bzw. Chemiatrie. R. war indes der erste, der beide Fächer systematisch vertrat. Er gründete 1631 den Botanischen Garten und 1638 ein chemisches Laboratorium. 1639 wurde R. zum „director exercitii chymia“ bestellt, 1641 wurde daraus die erste Professur für Chemie an einer dt. Universität. Einerseits sehr modern, nahm R. andererseits auch traditionelle Positionen ein und steht somit auch persönlich für den Übergang der von der antiken Tradition beeinflußten Medizin der Renaissance zur modernen Experimentalwissenschaft; so schrieb er neben einem Hippokrates-Kommentar auch einen Auszug aus der Medizinlehre des Muhammed Ibn Zakariya, gen. Rhazes (Epitome methodi cognoscendi et curandi particulares corporis effectis, 1655). Auf dem Gebiet der Chemie wandte sich R. entschieden gegen die Alchemisten. In seiner „Chemia in artis formam redacta“ (1661) stellte er die Chemie in den Dienst der Medizin und lehnte die Idee der Metalltransmutation ab. Er schrieb sogar ein Buch über nicht existierende Stoffe, deren Gewinnung die Alchemisten erstrebten, neben dem Stein der Weisen zählte er dazu aus (Edel)steinen hergestellte Öle, Trinkgold und „fixiertes“ (festes anstatt flüssiges) Quecksilber (Non ens chymicum, 1670). R.s Bedeutung liegt weniger in besonders herausragenden Beiträgen zu den von ihm vertretenen Wissenschaften, sondern darin, daß er diese auf eine neue organisatorische und geistige Ebene stellte.

  • Literatur

    ADB 29;
    G. W. Wedel, Oratorio in funere Rolfinkii, 1673;
    J. Günther. Lebensskizzen d. Professoren d. Univ. Jena 1558-1858, 1858;
    F. Chemnitius, Die Chemie in Jena v. R. bis Knorr, 1929;
    E. Giese u. B. v. Hagen, Gesch. d. med. Fak. d. Univ. Jena, 1958;
    J. R. Partington, A Hist. of Chemistry, II, 1961, S. 312-14;
    Pogg. II;
    BLÄ;
    DSB XI;
    Ärztelex.

  • Autor/in

    Claus Priesner
  • Zitierweise

    Priesner, Claus, "Rolfink, Werner" in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 9-10 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116600705.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Rolfinck: Werner R., Anatom, ist zu Hamburg als Sohn eines Professors am 15. November 1599 geboren. Sein Oheim mütterlicherseits war der Jenenser Professor Christoph Schelhammer ( 1652). Seine Studien machte er in Wittenberg seit 1616, zunächst bis 1618 philosophische, darauf medicinische unter Sennert. Nach einem ferneren zweijährigen Aufenthalt in Leyden begab er sich auf Reisen und besuchte hauptsächlich zu wissenschaftlichen Zwecken England, Frankreich und Italien, wobei er längere Zeit in Padua und Venedig zubrachte. Ueberall widmete er sich mit besonderem Eifer der Anatomie und durfte am letztgenannten Orte sogar öffentlich anatomische Vorlesungen halten. 1625 promovirte er in Padua in Gegenwart des Dogen von Venedig und anderer Personen von Rang. Die ihm 1628 angetragene Professur der Anatomie an dieser Universität lehnte er ab, kehrte vielmehr nach Wittenberg zurück und übernahm hier den Lehrstuhl in dieser Wissenschaft. Doch siedelte er bereits 1629, einem Rufe nach Jena folgend, an diese Universität über und bekleidete seitdem den Lehrstuhl der Anatomie, Chirurgie und Botanik, wozu sich noch die Direction des botanischen Gartens und seit 1641 die Professur der Chemie gesellten. Letztgenannter Disciplin widmete sich R. neben seinem anatomischen Specialfache mit Vorliebe. Seine Thätigkeit in den genannten Aemtern war überaus segensreich. Insbesondere machte er sich um die Universität Jena dadurch verdient, daß infolge seiner Bemühungen daselbst ein chemisches Laboratorium und ein anatomisches Theater gegründet wurden. Ferner ist bekannt, daß R. den Unterricht in der Anatomie so fesselnd zu gestalten wußte, daß er alljährlich an den Hof zu Weimar beschieden wurde, um in Gegenwart benachbarter Fürsten und anderer hoher Persönlichkeiten unter mehrtägigen Festlichkeiten eine Leiche zu seciren. Das niedere Volk bediente sich daher sprichwörtlich für den Leichendiebstahl zum Zweck des Zergliederns des Ausdruckes „Rolfincken“. Die litterarischen Arbeiten Rolfinck's, der am 6. Mai 1673 starb, bestehen aus lauter — etwa 161 — kleinen Dissertationen, Programmen und akademischen Gelegenheitsreden, deren Titel in der Biogr. médicale VII, pag. 43—47 und im Dict. hist. IV, pag. 8—14 verzeichnet sind. Die in den betreffenden Abhandlungen niedergelegten Arbeiten beziehen sich auf Gegenstände aus der Anatomie, Chemie und praktischen Medicin und bieten meist nur wenig Neues.

    • Literatur

      Vgl. noch Biogr. Lexicon hervorragender Aerzte etc., hrsg. von A. Hirsch, V, 68.

  • Autor/in

    Pagel.
  • Zitierweise

    Pagel, Julius Leopold, "Rolfink, Werner" in: Allgemeine Deutsche Biographie 29 (1889), S. 74 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116600705.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA