Lebensdaten
1600 – 1648
Geburtsort
Saalfeld (Ostpreußen)
Sterbeort
Königsberg (Ostpreußen)
Beruf/Funktion
Dichter ; Schriftsteller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 12836677X | OGND | VIAF: 33048160
Namensvarianten
  • Robertin
  • Robertinus, Robert
  • Robertin, Robert
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Zitierweise

Roberthin, Robert, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd12836677X.html [07.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Gerhard ( 1620), Erzpriester u. Beisitzer d. pomesan. Konsistoriums in S., 1608 in Rastenburg, 1616 Pfarrer in Löbenicht u. samländ. Konsistorialrat in K.;
    1639 Ursula Vogt.

  • Biographie

    Nach Schulbesuchen in Saalfeld, Rastenburg und Königsberg begann R. 1617 ein Studium in Königsberg, das er, mit einem kfl. Stipendium ausgestattet, seit 1619 an den Universitäten Leipzig und Straßburg fortführte. Hier freundete er sich 1620 mit dem Dichter Martin Opitz (1597–1639) sowie dem Philologen und Historiker Matthias Bernegger (1582–1640) an und arbeitete an einer Edition der Werke des röm. Historikers Florus mit. Nach dem Tod des Vaters war R. für einige Jahre in Preußen und Kurland als Hofmeister tätig, 1625 bereiste er mit einem seiner Schüler die Niederlande. Bis 1630 hielt er sich, meist als Hofmeister, in England, Paris – wo er 1629 dän. Gesandtschaftssekretär am franz. Hof war - und Straßburg auf. Kurzzeitig nach Königsberg zurückgekehrt, trat er 1633 mit Andreas Adersbach (1610–60) seine dritte größere Reise in die Niederlande, nach Frankreich und Italien an. 1634 ließ sich R. als Sekretär des Johanniterordens in der Mark Brandenburg nieder. 1636 ernannte ihn Kf. Georg Wilhelm zum Sekretär am Hofgericht in Königsberg, 1645 stieg er zum kfl. Rat auf.

    Der als weltgewandt, sprachbegabt und politisch erfahren beschriebene R. nutzte seine ausgedehnten Reisen zu vielfältigen Kontakten mit Gelehrten wie dem Juristen Hugo Grotius (1583–1645) und dem Philologen Daniel Heinsius (1580–1655). In Königsberg entstand mit R. als geistigem Mittelpunkt der „Königsberger Dichterkreis“, dem u. a. Simon Dach (1605–59), Christoph Kaldenbach (1613–98) und der Komponist Heinrich Albert (1604–51) angehörten. Ohne die feste Organisationsform und Programmatik zeitgenössischer Sprachgesellschaften veranstaltete dieser Zirkel gesellige Zusammenkünfte literarisch und musikalisch interessierter Bürger. R.s enge Freundschaft zu Dach, dessen Ernennung zum Professor der Poesie er beförderte, dokumentieren Dachs Dank- und Freundschaftsgedichte für R. sowie das Begräbnislied „Ich bin ja, Herr, in deiner Macht“, das in das ev. Gesangbuch aufgenommen wurde. R.s eigene Lieder, größtenteils von Albert vertont, zeigen ihn als Anhänger der Opitzschen Dichtungsreform.

  • Werke

    Liedtexte, in: Heinrich Albert, Arien, 1.-6. Theil, 1636 ff;
    dass., 2 Bde., 1657;
    dass., (Sammelausg.), hg. v. E. Bernoulli, 2 Bde., 1903 f.;
    dass., hg. v. H. Moser, 1958;
    Heinreich Albert, Musical. Kürbis Hütte, 1641, ²1645;
    Gedichte, in: V. Thilo, Orationes academicae, 1653;
    Auserlesene Gedichte v. Simon Dach, R. R. u. Heinrich Albert, hg. v. W. Müller, in: Bibl. dt. Dichter d. 17. Jh., V, 1823 f.;
    H. Oesterley, in: Altpreuß. Mschr. 12, 1875, S. 27-50 (Gedichte);
    ders., Nachträge zu R.s Gedichten, ebd. 22, 1885, S. 606-17;
    Simon Dach, seine Freunde u. Johann Röling, hg. v. H. Oesterley, 1883, Nachdr. 1974, S. 197-210;
    Gedichte d. Königsberger Dichterkreises aus H. Alberts Arien u. Musical. Kürbishütte, hg. v. L. H. Fischer, 1883;
    Simon Dach u. d. Königsberger Dichterkreis, hg. v. A. Kelletat, 1986, S. 231-45 (Biogr., S. 301 f., 348-55).

  • Literatur

    ADB 28;
    G. C. Pisanski, Leben R. R.s in: Gesamiete Nachrr. z. Ergäntzung d. Preuß.-Märck. u. Pohln. Gesch., 1755, S. 188-200;
    A. Gebauer, S. Dach u. seine Freunde als Kirchenliederdichter, 1828;
    S. Dach, Werke, hg. v. H Oesterley, 1876;
    A. Reifferscheid (Hg.), Briefe Georg Michael Lingelheims, Matthias Berneggers u. ihrer Freunde, 1889;
    S. Dach, Werke, hg. v. W. Ziesemer, 1936;
    W. Segebrecht, Simon Dach u. die Königsberger, in: H. Steinhagen u. B. v. Wiese (Hg.), Dt. Dichter d. 17. Jh., 1984, S. 242-69;
    I. Pyritz, Bibliogr. z. dt. Lit.-gesch. d. Barockza., 1985;
    Reallex. d. dt. Lit.gesch., I, 1958 (Art. Königsberger Dichterkreis);
    Zedier;
    |Goedeke III;
    Dünnhaupt (W-Verz.);
    Altpreuß. Biogr. II;
    MGG;
    Kosen, Lit.-Lex.³;
    Killy.

  • Autor/in

    Thomas Diecks
  • Zitierweise

    Diecks, Thomas, "Roberthin, Robert" in: Neue Deutsche Biographie 21 (2003), S. 680-681 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12836677X.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Roberthin: Robert R. ist am 3. März 1600 zu Saalfeld in Preußen geboren. Sein Vater, Gerhard R., war damals Erzpriester und Beisitzer des pomefanischen Consistoriums in Saalfeld, kam 1608 in ähnlicher Stellung nach Rastenburg und 1616 als Pfarrer im Löbenicht und samländischer Consistorialrath nach Königsberg, wo er am 13. November 1620 starb. Dementsprechend besuchte Robert zunächst die Fürstenschule in Saatfeld, dann die Stadtschule in Rastenburg und endlich die Löbenichtsche Schule in Königsberg, aus der er im J. 1617 zur Universität entlassen wurde. Durch die Verbindung seiner Eltern mit der herzoglichen Familie, der Vater war, ehe er ins geistliche Amt trat, Hofmeister, die Mutter Kammerjungfer bei den preußischen Prinzessen in Königsberg gewesen, erhielt er sofort eine Stelle unter den fürstlichen Alumnen, und nachdem er zwei Jahre lang an der heimathlichen Universität studirt hatte, freien Aufenthalt in Leipzig. Dort blieb er ein Jahr lang und begab sich dann nach Straßburg, wo er bei Matthias Bernegger, dem damaligen Mittelpunkte des dortigen wissenschaftlichen Lebens, Wohnung und Kost fand. Im J. 1621 kehrte R. nach Königsberg zurück und nahm eine Hofmeisterstelle bei dem Obermarschall, nachherigem Landhofmeister Andreas v. Kreytzen, zwei Jahre später in dem Hause des Amtshauptmanns Hermann v. Maidel auf Pilten in Kurland an, mit dessen Sohne er sich 1625 auf Reisen begab. Nach einem längeren Aufenthalte in den Niederlanden trennte er sich indessen von dem jungen Edelmanne, ging nach England und von dort nach Paris, wo er mehreren jungen Adeligen aus Deutschland als Hofmeister diente, bis er bei dem dänischen Gesandten am französischen Hofe als Secretär in Dienst trat. Dieses Verhältniß löste sich zu Anfang des Jahres 1630 auf und R. kehrte in die Heimath zurück. Dort fand er Gelegenheit, zwei junge Landsleute auf einer Reise nach Italien zu begleiten, die länger als zwei Jahre währte, so daß er, den Rückweg über Frankreich und Holland nehmend, erst im September 1633 wieder in Königsberg anlangte. Dort fand er eine Stelle als Secretär bei dem Heermeister des|Johanniterordens, Grafen Adam von Schwartzenburg, bei dem er bis 1636 blieb, um nach einer nochmaligen Reise im folgenden Jahre als Secretär beim preußischen Hofgerichte in Königsberg einzutreten. Im März 1639 verheirathete er sich mit Ursula Vogt und erhielt im J. 1645 zu seinem bisherigen Amte noch die einflußreiche Stelle als Obersecretär und kurfürstlicher Rath bei der preußischen Regierung, die er bis zu seinem am 7. April 1648 infolge eines Schlagflusses eingetretenen Tode inne hatte. Durch seine ungewöhnlich reichen und vielseitigen Kenntnisse, seine weltmännische Bildung, seine Verbindungen mit dem höchsten Adel des Landes und seine Beziehungen zu den bedeutendsten Gelehrten und Dichtern Europas gelangte R. zu einem Grade von Ansehen und Einfluß, der weit über die Bedeutung seiner amtlichen Stellung hinausging. Seine Liebe zur Dichtkunst, getragen durch eigene dichterische Begabung und geläutert durch die eingehendste Kenntniß der ausländischen Sprachen und Litteraturen, machte ihn zum Mittelpunkte eines weiten Kreises von gleichstrebenden Freunden, als dessen dichterisch bedeutendstes Mitglied Simon Dach anerkannt ist. In diesem Dichterkreise war R. die anregende und treibende Kraft, und wie er die Freunde geistig belebte, so förderte er durch seinen weitgehenden Einfluß auch ihr leibliches Wohl. Darin liegt der Schwerpunkt seiner Bedeutung; an eigenen wissenschaftlichen Leistungen sind nur seine Anmerkungen zu Florus in der 1636 von Freinsheim veröffentlichten Ausgabe bekannt geworden, während zahlreiche Gedichte von ihm theils in Heinrich Albert's Arien zerstreut, theils als Gelegenheitsdichtungen einzeln erschienen sind, von denen das noch Erreichbare erst in jüngster Zeit gesammelt worden ist.

    • Literatur

      Intimatio funebris; Val. Thilo, Orationes academicae, Regiom. 1653. — Pisanski in v. Werner's Gesammelten Nachrichten, Cüstrin 1755, I, 188. — Altpreuß. Monatsschrift 1875, Bd. XII S. 27, dazu Nachträge von L. H. Fischer, ebenda 1885, Bd. XXII, S. 606.

  • Autor/in

    Oesterley.
  • Zitierweise

    Oesterley, Hermann, "Roberthin, Robert" in: Allgemeine Deutsche Biographie 28 (1889), S. 722-723 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd12836677X.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA