Lebensdaten
1754 – 1831
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
hannoverischer Diplomat.
Konfession
evangelisch?
Normdaten
GND: 116374233 | OGND | VIAF: 164519129
Namensvarianten
  • Reden, Franz Ludwig Wilhelm von
  • Reden, Franz von
  • Reden, Franz Ludwig Wilhelm von
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Objekt/Werk(nachweise)

Orte

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Zitierweise

Reden, Franz von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd116374233.html [19.03.2024].

CC0

  • Biographie

    Reden: Franz Ludwig Wilhelm v. R., hannoverscher Staatsmann, geboren am 10. October 1754 zu Hoya, am 4. März 1831 zu Berlin. Er war der Sohn des Generallieutenants Ernst Friedrich v. R., der in der Schlacht bei Atzenhain (östlich von Gießen) am 21. März 1761 fiel, als er an der Spitze|seines Dragonerregiments den Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig vor der Gefangennahme durch die übermächtige Cavallerie des Marschalls Broglie rettete. Nach dem Besuche der Ritterakademie zu Lüneburg studirte Franz v. R. seit 1772 in Göttingen die Rechte gleichzeitig mit dem Freiherrn vom Stein und Rehberg, die durch ihn mit einander bekannt wurden. Nachdem er 1777 Auditor bei der Justizkanzlei in Hannover geworden war, besuchte er zu Anfang des Jahres 1779 zusammen mit Stein die Höfe von Mannheim, Darmstadt, Stuttgart und München. Zum Mitgliede der Kriegskanzlei ernannt, erledigte er verschiedene schwierige Aufträge mit großem Geschick, so insbesondere die Verhandlungen mit der englischen Regierung über die Pensionsverhältnisse der aus Ostindien zurückgekehrten hannoverschen Officiere. Das gab Veranlassung, ihn in den diplomatischen Dienst zu ziehen, dem er von 1792 bis zu seinem Tode angehörte. Seine erste Mission war die Begleitung des Ministers v. Beulwitz zur Krönung Kaiser Franz II. Die ihm darauf übertragenen Gesandtschaftsposten in Mainz und in Köln ließen sich nur kurze Zeit behaupten, da beide Höfe alsbald vom Sturm der Revolution hinweggefegt wurden. Als hannoverscher Subdelegirter nach Rastadt entsandt, hat er die ganze traurige Verhandlung dieses Congresses mit durchgemacht und konnte erst nach dessen Auslösung die ihm schon länger übertragene Gesandtenstelle in Berlin übernehmen (s. A. D. B. XXIV, 356), 1800—1803 fungirte er in Berlin, wurde dann nach Regensburg zum Ersatz des verstorbenen Comitialgefandten v. Ompteda geschickt und hatte als solcher Gelegenheit, Protest gegen die Occupation Hannovers durch die Franzosen wie gegen die Verletzung des badischen Gebietes durch die Gefangennehmung des Herzogs von Enghien zu erheben und den Antrag auf eine angemessene dem Reiche genugthuende Erklärung zu stellen, Schritte, die von der theils scheuen, theils Frankreich ergebenen Reichstagsmehrheit sehr unbequem empfunden wurden. Gegen die Besetzung Hannovers durch Preußen im Januar 1806 richtete sich die Deduction aus Reden's Feder: „Wahre Darstellung des Benehmens S. K. Majestät von Preußen gegen S. K. Maj. von Großbritannien als Kurfürsten von Braunschweig-Lüneburg“ (1806), welche das Verfahren Preußens in völkerrechtlicher, staatsrechtlicher und politischer Beziehung untersuchte und als ein Gewebe von hinterlistigen und eines Staates unwürdigen Handlungen brandmarkte. Nach Auflösung des Reiches behielt R. seinen Wohnsitz in Regensburg, vertauschte ihn nachher mit Aschaffenburg und zog sich 1813, als ihn der Fürstprimas nicht mehr zu schützen vermochte, nach Oesterreich, der Zuflucht so vieler, der französischen Polizei verdächtiger Patrioten, zurück. In Linz und Prag, wo er seinen Aufenthalt nahm, lebte er literarischen Studien. Während des Congresses ging er nach Wien, ohne aber eine öffentliche Stellung zu bekleiden. Erst nach Wiederherstellung des Friedens trat er aufs neue in den diplomatischen Dienst und wurde an den Höfen zu Stuttgart und zu Karlsruhe als Gesandter accreditirt. seinen regelmäßigen Wohnsitz in Karlsruhe aufschlagend. Auf die anmuthende Geselligkeit des Reden’schen Hauses kommt Varnhagen, der zu derselben Zeit preußischer Ministerresident in Karlsruhe war, in seinen Denkwürdigkeiten wiederholt zu sprechen, wie er nicht müde wird, den Hausherrn zu rühmen, der über alles unterrichtet und mittheilsam den Menschen, mit denen er verkehrte, voll Gutmüthigkeit und Freundlichkeit begegnete und in ihnen sogar den Liberalen und Demokraten vergaß, so gründlich abgeneigt er auch allem Verfassungswesen und den verfluchten Constitutionellen war, welche er in nächster Nähe zu beobachten Gelegenheit hatte. 1819 trat eine größere Aufgabe als die bisherige an R. heran. Schon 1816, als man sich in Hannover anschickte, die Stellung der katholischen Kirche im Lande durch Verhandlung mit dem römischen Stuhle zu ordnen, hatte man an|Franz v. R. gedacht, aus gewissen höfischen Rücksichten aber dem Kammerherrn Friedrich v. Ompteda, ehedem westfälischen Gesandten in Wien, den Vorzug gegeben, der, von dem Staatsrath Leist (s. A. D. B. XVIII, 227) und dem geheimen Kanzleirath August Kestner unterstützt, bis zu seinem in Rom erfolgenden Tode (16. März 1819) die Geschäfte führte. Jetzt griff man auf R. zurück, der so zum zweiten Male Nachfolger eines Ompteda wurde. Im Juli 1819 traf R. mit seiner Frau, zwei Töchtern und seiner Schwägerin, Fräulein v. Wurmb in Rom ein und installirte sich in der Villa di Malta, die bald zu einem anziehenden und vielfach ersprießlichen Mittelpunkte für die deutschen Kunstfreunde und Künstler wurde. Stackelberg, Launitz, Gerhard, die Brüder Riepenhausen, Kestner, sie alle sind seines Lobes voll. Während aber Kestner ihn einen frischen alten Herrn, gebildet und wohlwollend nennt, heißt ihn Niebuhr einen unfähigen alten Mann, der sich kindisch den Hiesigen von Anfang an an den Kopf geworfen habe. Das Ministerium in Hannover dachte kaum anders als Niebuhr und klagte über Reden's unbesonnene Nachgiebigkeit in den Verhandlungen mit der Curie. Als R. bei Uebernahme des Postens die Abberufung Leist's zur Bedingung gemacht hatte, mochte neben der Abneigung gegen den westfälischen Staatsrath das Selbstvertrauen des Diplomaten der Reichszeit mitgewirkt haben, in den kirchlich-politischen Dingen hinlänglich bewandert zu sein. Den Consalvi und Cappacini war aber die Regensburger Weisheit nicht gewachsen. Der zunächst noch als Grundlage festgehaltene Concordatsentwurf, welchen Ompteda und Consalvi im August 1818 vereinbart hatten, erregte schwere Bedenken in Hannover. Im April 1821 wurden die Verhandlungen ganz abgebrochen und im nächsten Jahr nach Niebuhr's Rath und Preußens Vorgang auf eine ganz andere Basis gestellt. Man einigte sich anstatt über ein Concordat über eine Circumscriptionsbulle, die noch unmittelbar vor dem Tode Pius' VII., insbesondere durch Kestner's glückliches Eingreifen gefördert, am 19. August 1823 zum Abschluß kam und im Mai des nächsten Jahres als Bulle Impensa Romanorum pontificum publicirt wurde. Der politischen und kirchlichen Gegensätze ungeachtet bildeten sich zwischen R. und Consalvi die freundlichsten Beziehungen. Nach dem Tode des letzteren (Januar 1824) stellte sich R. an die Spitze einer Subscription zu einer Denkmünze auf den Cardinal und schrieb selbst das Programm dazu. Im Mai 1825 schied R. von Rom, um den Posten eines hannoverschen Gesandten in Berlin zu übernehmen und zum dritten Mal Nachfolger eines Ompteda, des zum Staatsminister beförderten Ludwig v. Ompteda (s. A. D. B. XXIV, 358) zu werden. In dieser Gesandtenstelle verblieb er bis zu seinem Tode. Neben seinen künstlerischen Neigungen haben R. auch fortwährend litterarische Arbeiten beschäftigt. Außer einer „Untersuchung über die Päpstin Johanna“ (Regensb. 1808), dem „Versuch einer kritischen Entwicklung der Geschichte des hörnenen Siegfrieds“ (Karlsruhe 1818), einer „Historischen Erläuterung“ (Hannover 1826) zu dem Gemälde, welches auf Reden's Verwendung durch die Brüder Riepenhausen für den Rittersaal des Residenzschlosses zu Hannover ausgeführt wurde und die Vertheidigung Kaiser Friedrich's I. durch Heinrich den Löwen zum Gegenstand hatte, ist das große genealogische Prachtwerk zu nennen, das ihn lange beschäftigt hat und kurz vor seinem Tode in die Oeffentlichkeit trat: „Tableaux généalogiques et historiques se l'empire Britannique“ (Hannover 1830), worin außer den Stammtafeln der Regentenstämme Großbritanniens auch die seines hohen Adels, begleitet von genealogischen Untersuchungen theils zur schottischen, theils zur welfischen Geschichte gegeben sind.

    • Literatur

      Neues vaterl. Archiv des Kar. Hannover, Jg. 1831, Bd. II, 312 ff. — Convers.-Lexikon der neuesten Zeit III, S. 708 ff. (1833). —
      Pertz, Stein|I, 14.— Rehberg, Der Minister v. Stein (Minerva, November 1835, S. 168). — Gerhard, Hyperboreisch-römische Studien II, 311.—
      O. Mejer, Zur Geschichte der römisch-deutschen Frage II, 2, S. 126, 261 ff.; III, 62 ff., 237 ff. —
      Ders., Der römische Kestner in Biographisches S. 115, 157 ff. (1886). — Varnhagen, Denkwürdigkeiten IX, 66, 99, 103, 257, 512, 537, 545.

  • Autor/in

    F. Frensdorff.
  • Zitierweise

    Frensdorff, Ferdinand, "Reden, Franz von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 27 (1888), S. 507-510 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd116374233.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA