Lebensdaten
1881 – 1945
Geburtsort
Oberartelshofen/ Pegnitz bei Vorra (Nürnberger Land)
Sterbeort
London
Beruf/Funktion
Politiker
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 123546915 | OGND | VIAF: 57523437
Namensvarianten
  • Vogel, Johann (eigentlich)
  • Vogel, Hans
  • Vogel, Johann (eigentlich)
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Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Vogel, Hans, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd123546915.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Carl (1835–91), Schuhmacher, Krämer in O., seit 1888 in Fürth;
    M Anna Margarete Reges (1842–1912);
    1 B Michael (1872–1950), Dir. d. Erlanger Ortskrankenkasse, 1933 im KZ Dachau inhaftiert, 2 Schw;
    Fürth 1904 Christine (Dina) (1880–1966), T d. Johann Leonhard Liebel (1835–1923), aus Altdorf b. Nürnberg, Verfertiger v. Hornbrillen u. Lorgnetten in Fürth, u. d. Babette Dorsch (1838–1911), aus Oberzettlitz b. Kulmbach;
    2 S Willi (Wilhelm) (1910–89), emigrierte 1933 in d. Tschechoslowakei u. 1935 n. Schweden, Buchdrucker, Verlagsleiter, Ernst (1921–96), emigrierte 1940 in d. USA, Managementexperte in Palo Alto (Kalifornien), 1 T Frieda (1904–91), Dr. phil., Psychol., Mitgl. d. SPD, emigrierte n. 1933 über d. Tschechoslowakei u. Dänemark n. Schweden, 1948–69 Jugendamtsleiterin in Fürth.

  • Biographie

    Nach dem Besuch der Volksschule in Fürth erlernte V. 1894–97 den Beruf des Holzbildhauers. Unter dem Einfluß seines älteren Bruders Michael, der sich 1890 der Sozialdemokratie angeschlossen hatte, engagierte sich auch V. in Gewerkschaft (1897 Mitgl. im Zentralver. d. Bildhauer) und Partei (1907–11 Vorstandsmitgl. d. soz.demokrat. Wahlver. Fürth). 1908 wurde V. auf den Posten des Parteisekretärs im Bezirk Nordbayern (Franken) berufen, den er bis 1927 innehatte, und damit hauptamtlicher Funktionär der SPD. 1912–18 gehörte er der 2. Kammer des Bayer. Landtags an; seit 1914 leistete er Kriegsdienst. V. positionierte sich auf dem Reformflügel seiner Partei und unterstützte die Burgfriedenspolitik der Parteiführung.

    Während der November-Revolution war V. Mitglied des Nürnberger Arbeiter- und Soldatenrats und wurde 1919 in die Nationalversammlung in Weimar gewählt, wo er zu der Minderheit der SPD-Abgeordneten zählte, die der Abstimmung über die Annahme des Versailler Vertrages demonstrativ fernblieben. 1920–33 gehörte er dem Reichstag an. Als Nachfolger seines Mentors Adolf Braun (1862–1929) wurde V. auf dem Parteitag in Kiel im Mai 1927 mit dem besten Stimmenergebnis aller Kandidaten als Sekretär in den Parteivorstand der SPD gewählt. Nach dem Tod von Hermann Müller (1876–1931) rückte V. auf dem Parteitag in Leipzig im Juni 1931 auf Betreiben von Otto Wels (1873–1939) zu einem der drei Vorsitzenden der SPD (neben Wels u. Arthur Crispien, 1875–1946) auf. Es gelang ihm jedoch weder, Hermann Müller zu ersetzen, noch, bis zu dessen Tod aus dem Schatten von Wels herauszutreten.

    Am 23. 3. 1933 stimmte V. im Reichstag gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz. Aus Sicherheitsgründen wich er Anfang Mai mit weiteren führenden Sozialdemokraten zunächst in das dem Völkerbund unterstellte Saargebiet und kurz darauf nach Prag aus. Für wenige Tage nach Deutschland zurückgekehrt, versuchte er vergeblich, die SPD-Fraktion zur Ablehnung von Hitlers Friedensresolution am 17. Mai im Reichstag zu bewegen. Am 18. Mai flüchtete er endgültig ins Exil nach Prag, wohin ihm seine Frau mit den Kindern folgte. Die Familie wurde in den folgenden Jahren getrennt: Die beiden älteren Kinder emigrierten nach Schweden, der jüngste Sohn 1940 in die USA. Im März 1934 wurde V. von den NS-Machthabern ausgebürgert. Gemeinsam mit Otto Wels leitete er die Sozialdemokratie im Exil (SOPADE), bis 1938 in Prag, seit Mai 1938 in Paris. Nach der dt. Invasion in Frankreich im Juni 1940 floh V. über Spanien nach Portugal, wo er sich in Lissabon im Nov. 1940 nach London einschiffte. Dort gelang es V., der wesentlich verbindlicher auftrat als Wels, im Frühjahr 1941 einen Dachverband der zerstrittenen links orientierten Emigranten unter dem Namen „Union deutscher sozialistischer Organisationen in Großbritannien“ ins Leben zu rufen, in dem sich unter V.s Vorsitz Vertreter von SOPADE, ISK, SAP und „Neu Beginnen“ zusammenfanden, um einen politischen und organisatorischen Neuanfang der Sozialdemokratie nach Hitler vorzubereiten. V.s geplante Teilnahme an der Wennigser Konferenz vom 5.–7. 10. 1945 zur Wiedergründung der SPD verhinderte eine Magenoperation, an deren Folgen er starb.

  • Werke

    |Die Betriebsräte, Russ. Erfahrungen u. dt. Erwartungen, Eine Auseinandersetzung, 1919;
    Faschismus, NS, 1930;
    Germany and Europe in the postwar world, speech, 1944;
    Teilnachlässe: Archiv d. soz. Demokratie d. Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn;
    Dt. Exilarchiv Frankfurt/M.

  • Literatur

    |W. Jaksch, H. V., Gedenkbll., 1946;
    H. J. L. Adolph, Otto Wels u. d. Pol. d. dt Soz.demokratie 1894–1939, 1971;
    L. Eiber, Die Soz.demokratie in d. Emigration, Die „Union dt. sozialist. Organisationen in Großbritannien“ 1941–1946 u. ihre Mitgll., 1998;
    St. Appelius, Gegen d. Strom, H. V. (1881–1945), in: Einsichten u. Perspektiven, 2009, H. 1, S. 12–39 (P);
    Biogr. Lex. Sozialismus;
    RT-Handbücher, 1919–33 (P);
    Stadtlex. Nürnberg(P);
    Schumacher, M. d. R.;
    BHdE I.

  • Autor/in

    Bernd Braun
  • Zitierweise

    Braun, Bernd, "Vogel, Hans" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 17-18 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd123546915.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA