Lebensdaten
1839 – 1911
Geburtsort
Sieseby bei Schleswig
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Kirchenbaumeister ; Präsident der Akademie der Künste
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 118738852 | OGND | VIAF: 42633223
Namensvarianten
  • Otzen, Johannes
  • Otzen, Joh.

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Zitierweise

Otzen, Johannes, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118738852.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus Handwerker- u. Schiffsbauerfam.;
    V Ehlert (1793–1875), Lehrer, Organist u. Küster in S.;
    M Anna Maria Christina Berg (1800–69);
    1869 Caroline Hausmann, T e. Braunschweiger Bergass.;
    1 S, 4 T, u. a. Robert (1872–1934), Ing., Prof. an d. TH Hannover, zuletzt Präs. d. Staatl. Materialprüfungsamtes Berlin-Dahlem (s. Cat. professorum d. TH Hannover 1831-1956), Anna (* 1870, Theodor Koehn, GR, Prof., Musikpäd. in B.), Charlotte (* 1879), Malerin (s. ThB), Marie ( Kurt Breysig, 1866–1940, Geschichtsphilosoph, o. Prof in B., s. NDB II);
    E Gertrud Koehn (* 1890-1971, Gottfried Ferdinand Ernst v. Bismarck, 1881–1928, Gutsbes.);
    Ur-E Klaus v. Bismarck (1912–97), Intendant d. Westdt. Rundfunks, Philipp v. Bismarck (* 1913), Dr. rer. pol., Dir. d. Kali-Chemie Hannover, Line Anne (Liane) v. Bismarck (1919–62, ⚭| Gottfried v. Einem, 1918–96, Komponist, s. New Grove), Musikpäd.;
    Urur-E Caspar v. Einem (* 1948), österr. Innenmin.

  • Biographie

    Nach einer Zimmermannslehre und dem Besuch der Baugewerkschule Nienburg/Weser und des Polytechnikums Hannover (1859–62) war O. Bauleiter bei Conrad Wilhelm Hase (1818–1902) und 1866-69 zur Erlangung der Baumeister-Qualifikation im preuß. Staatsdienst. 1869 ging er als Architekt und Mitinhaber verschiedener Mietshaus- und Villenbau-Gesellschaften nach Berlin, ehe er sich zunehmend auf Kirchenbauten spezialisierte und bis 1902 mit Schwerpunkten in Hamburg und Berlin insgesamt 21 Neubauten schuf. Seit 1878 auch Dozent an der TH Berlin-Charlottenburg, wurde O. 1881 o. Professor und 1885 zusätzlich Leiter eines für ihn neu geschaffenenen Meisterateliers für Architektur an der Akademie der Künste in Berlin, deren Präsident er 1904-07 war.

    Geprägt von seinem Lehrer Hase, konnte O. an die auch in Berlin lebendige Backsteinarchitektur anknüpfen. Die Materialwahl verband er schon im Profanbau mit gotisierenden Elementen, zurückhaltend an Mietshäusern und seiner eigenen Villa am Wannsee (1882/83), in starker Ausprägung dann am Flensburger Bahnhof (1884/85). O.s technische Beherrschung des Backsteinbaus und seine Kenntnis der Gotik ermöglichten ihm seine Erfolge im prot. Kirchenbau, für den er, trotz der Raum-Vorschriften des Eisenacher Regulativs von 1861, zu neuartigen Lösungen für Predigtkirchen gelangte. Er experimentierte dabei mit verschiedenen Raumformen (Verbreiterung des noch basilikalen Mittelschiffs. Zentralisierung mit großem Oktogon, Wandpfeilersäle, Zweischiffigkeit), um die Gemeinde möglichst dicht um das kultische Zentrum zu versammeln. Diese Versuche kulminierten in der Wiesbadener Ringkirche (1892–94), die, Raumideen und Kanzelaltar des Barock aufgreifend, zum Ursprungsbau des Wiesbadener Programms wurde, das – bei noch historisierender Gestaltung – den für den Predigtgottesdienst notwendigen Einheitsraum postulierte und zur Ablösung des „Regulativs“ führte. Die für O. typische Verbindung von Stil und Material hängt mit seiner Vorstellung von Materialechtheit zusammen, für die er in einer Zeit genereller Rückbesinnung die Lösung in der Adaptierung gotischer Formen- und Konstruktionselemente für die jeweilige Bauaufgabe sah. Ausgehend von der daraus resultierenden Einheit, für ihn eine Frage der Wahrhaftigkeit, öffnete er sich nach 1900 den neuen, den Historismus ablösenden Strömungen und förderte diese bei seinen Schülern.|

  • Auszeichnungen

    Ehrenmitgl. in- u. ausländ. Architekten-Ges. (u. a. in Berlin, London, 1890, u. St. Petersburg, 1901);
    Inh. zahlr. Orden;
    Geh. Reg.rat (1888).

  • Werke

    Weitere W u. a. Johanniskirche in Hamburg-Altona, 1868-73;
    Flora in Berlin-Charlottenburg, 1871;
    Mietshäuser in Berlin-Moabit, 1874/75;
    Bergkirche in Wiesbaden, 1876-79;
    Petrikirche mit Pastorat in Hamburg-Altona, 1881-83;
    Gertrudkirche in Hamburg-Uhlenhorst, 1882-85;
    Heiligkreuzkirche in Berlin, 1885-88;
    Lutherkirche in Apolda, 1891-94;
    Apostelkirche mit Pastorat in Ludwigshafen, 1892-94;
    Hauptkirche in Rheydt, 1899-1902;
    Annenkirche in Elbing, 1899–1902. – Schrr. u. a. Baukunst d. MA, Entwürfe v. Studirenden d. Studienj. 1879/80-1882/83, 3 Bde., 1880-83;
    Gothische Bauornamente, 1880 ff.;
    Ausgeführte Bauten, 2 Bde., 1889-1904;
    Die St. Johanniskirche nebst Pfarrgebäude zu Altona, 1878;
    Der ev. Kirchenbau, 1892;
    Die moderne Kunst in d. Architektur u. deren Einfluß auf d. Schule, 1900;
    Das Moderne in d. Architektur d. Neuzeit, 1904;
    zahlr. Aufss. in: Dt. Bauztg.

  • Literatur

    K. E. O. Fritsch, Der Kirchenbau d. Protestantismus von d. Ref. bis z. Gegenwart, 1893, S. 274-77, 298, 305-07, 326 f., 331-35, 376 f., 380, 382, 396 f., 399 f.;
    O. Mothes, Hdb. d. ev.-christl. Kirchenbaues, 1898;
    C. Gurlitt, O.s „Grundsätze“, in: Berliner Architekturwelt 3, 1900, S. 230-38;
    H. Schliepmann, ebd. 14, 1911, nach S. 125;
    H. Muthesius, Die „künstler. Thesen“ d. Vereinigung Berliner Architekten, in: Dt. Bauztg. 34, 1900, S. 438-44;
    Kirchen, Hdb. f. d. Kirchenbau, hg. v. W. Weyres, O. Bartning u. a., 1959, S. 251-55;
    H. Mai, Sinn u. Gesch. d. ev. Kanzelaltares, theol. Diss. Leipzig 1963, S. 187-96, 427-61;
    W. Pinn, in: Jb. d. Heimatgemeinschaft d. Kreises Eckernförde 23, 1965, S. 55-119 (P);
    M. Bringmann, Stud. z. neuroman. Architektur in Dtld., Diss. Heidelberg 1968, S. 127-57;
    J. Bahns, J. O., 1839-1911, Btrr. z. Baukunst d. 19. Jh., 1971 (W- u. L-Verz.);
    ders., in: 1831-1981, Architekten als Ehrendoktoren d. Fak. Bauwesen, Univ. Hannover, 1981 (P);
    ThB;
    Wasmuths Lex. d. Baukunst III, 1931;
    RGC³;
    R. Darmstädter, Künstlerlex., 1961;
    Berliner Biogr. Lex.;
    Dict. of Art.

  • Porträts

    Fotos in Ak. d. Künste Berlin (Personalakte), Abb. b. Pinn, 1965, u. Bahns, 1981.

  • Autor/in

    Jörn Bahns
  • Zitierweise

    Bahns, Jörn, "Otzen, Johannes" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 717-718 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118738852.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA