Lebensdaten
vermutlich 1633 – 1679 oder 1671
Geburtsort
Wien
Sterbeort
Prag
Beruf/Funktion
Architekt ; Baumeister
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137162855 | OGND | VIAF: 81392070
Namensvarianten
  • Orsini, Giovanni Domenico de
  • de Orsini, Giovanni Domenico
  • Ursy, Giovanni Domenico
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Zitierweise

Orsi, Giovanni Domenico, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137162855.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Giovanni Battista ( um 1644), aus Oberitalien, Maurermeister in W.;
    M N. N.

  • Biographie

    Nach Lehrzeit und erster Tätigkeit in Wien wird O. als Architekt erst seit seiner Übersiedlung nach Prag eindeutig faßbar, wo ihm am 9.10.1660 das Altstädter Bürgerrecht verliehen wurde. 1661 erfolgte die Ernennung zum kaiserl. Fortifikationsbaumeister in Böhmen. Vor allem war O. für viele Bauprojekte der Jesuiten in Böhmen verantwortlich, die ihn nach seinem Tode als „Architectus in Boemia tunc temporibus inter paucos famosus“ rühmten (1723).

    Das Baugeschehen in Böhmen von ca. 1650-80 lag fast ausschließlich in den Händen von ital., aus der Lombardei und dem Tessin stammenden Baumeistern. Neben O. waren dies vor allem Carlo Lurago und Francesco Caratti, die eine blockhaft vereinfachte, monumentalisierende Architektursprache bevorzugten. 1655 wird O. als Geselle und 1656|beim Bau des Jesuitenkollegs in Klattau (Klatovy, 1656–79) als Parlier Luragos erwähnt, mit dem O. bereits seit 1653 am Klementinum, dem Prager Jesuitenkolleg, tätig war. Es folgten die Konventsgebäude in Hájek bei Kladno (1663–71); den Bau der Jesuitenkirche von Komotau (Chomutov, 1663–71) in Nordwestböhmen dürfte O. als Bauführer nach Plänen Luragos ausgeführt haben.

    Seit 1664 trat O. als selbständiger Architekt auf, der in seiner stilistischen Haltung von der Wiener und böhm. Baukunst gleichermaßen beeinflußt ist. Die Wiener Schulung wird vor allem an seinen Fassaden sichtbar, an denen der Gliederung durch große Pilasterordnungen nahezu gleichwertig die Fensterachsen zugeordnet sind. Am Jesuitenkolleg in Kuttenberg (Kutná Hora) aus den späten 60er Jahren sind die Fenster der einzelnen Geschosse durch Wandspiegel und Putzstreifen so miteinander verbunden, daß die Vertikale der Pilasterordnung ausgeglichen wird. In O.s zunächst nach dem Schema längsgerichteter Saalbauten mit Abseiten und Emporen entworfenen Kirchen für böhm. Jesuitenkonvente gliedern und rhythmisieren wuchtige Pilasterstellungen die Räume. Dieser von nordalpinen Jesuitenkirchen abhängige Bautypus wird in der Folgezeit zunehmend barocker gestaltet: Das starre Langhausschema wird zugunsten zentralisierender Tendenzen abgeschwächt, die Vierung wird hervorgehoben und das Wandrelief durch ausgeprägt plastische Pfeiler- und Säulenstellungen dynamisiert. In Kirchenbauten wie St. Paul und St. Norbert und Benedikt in Prag bemühte sich O. um die entwicklungsgeschichtlich bedeutende Verbindung von Längs- und Zentralraum, die für die böhm. Architektur der 2. Hälfte des 17. Jh. prägend wurde und die Grundlage für die Kirchenbaukunst des 18. Jh. bildete.

  • Werke

    in Prag: Beteiligung an d. Fortifikation, 1661;
    Kirche St. Paul, 1664 (abgetragen 1787);
    Umbau d. Karmeliterklosters, 1671;
    Kloster Strahov, sog. Kl. Bibl.saal, 1671;
    Kirche St. Norbert u. Benedikt, 1676 (abgetragen 1792);
    in Tuchmeritz (Tuchomerice): Jesuitenkirche, 1665;
    in Klattau (Klatovy): Jesuitenkirche u. Kolleg, 1666;
    in Neu Bystritz (Nová Bystrice): Kirche u. Konvent St. Paul, 1667 ff.;
    in Hájek (bei Kladno): Franzikanerkloster, 1663;
    in Troja b. Prag: Pläne f. d. Lusthaus d. Gf. v. Sternberg, 1679 (durch J. B. Mathey völlig abgeändert);
    in Leitmeritz (Litomerice): Dominikanerkirche, 1672 (abgetragen).

  • Literatur

    J. F. Hammerschmid, Prodromus gloriae Pragenae, 1723;
    M. Schusterová, G. D. O., Diss. Prag 1958;
    F. Cavarocchi, G. D. O. ed altre precisazioni su artisti intelvesi attivi Oltralpi, in: Arte Lombarda XI, 1966, S. 207 f.;
    V. Nanková, G. D. O. de Orsini a Stará Boleslav', in: Umeni XXX, 1982, S. 182 f.;
    P. Vlcek, G. D. O. a byvaly kostel sv. Norberta v Praze', ebd. XXXIV, 1986, S. 416 ff.;
    ThB;
    Biogr. Lex. Böhmen;
    Dict. of Art.

  • Autor/in

    Peter Prange
  • Zitierweise

    Prange, Peter, "Orsi, Giovanni Domenico" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 593-594 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137162855.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA