Lebensdaten
unbekannt
Beruf/Funktion
Adelsgeschlecht
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 121605043 | OGND | VIAF: 52549502
Namensvarianten
  • Oer, von

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Zitierweise

Oer, von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121605043.html [19.04.2024].

CC0

  • Biographie

    Die Ursprünge der Familie sind in einer Villikation gleichen Namens (später „Reichshof“ gen., heute Stadtteil von Oer-Erkenschwick b. Recklinghausen) zu suchen, wo durch Grabungen 1964 Fundamente einer Turmhügelburg (Motte) nachgewiesen wurden. Nach der Tradition von Karl d. Gr. zum Schutz der Lippestraße angelegt, gelangte der Oberhof Oer mit seinen ca. 80 Unterhöfen in kurköln. Besitz und ist seit dem 12. Jh. als domkapitularische Grundherrschaft nachweisbar. Die früheste Erwähnung eines Henricus de Ore weist ihn 1189 als Zeugen der Beilegung von Streitigkeiten des Kölner Stifts St. Gereon mit seinen Zehntpflichtigen nach. Die Stammreihe beginnt 1204 mit der erblichen Übertragung des – wohl schon vorher von der Familie innegehabten – Schultheißenamtes zu Oer an Gottfried durch das Kölner Domkapitel. Die O. zählen zu den Ministerialen des Vestes Recklinghausen. Mehrere Töchter traten in das Zisterzienserinnenkloster Flaesheim ein. Im 14. und 15. Jh. sind Mitglieder der Familie Marschälle und Landdrosten im kurköln. Hzgt. Westfalen und im Vest Recklinghausen. 1389 wurde Oer Pfand- oder Eigenbesitz des Heidenreich, der nun auf der nahe gelegenen Horneburg saß. Anstrengungen seines Sohns Heinrich eine vom Landesherrn unabhängige Herrschaft aufzurichten, scheiterten 1410 mit der Einnahme der Horneburg durch die gegen ihn Verbündeten, den Kölner Erzbischof Dietrich v. Moers und Adolf Gf. v. Kleve und Mark. Eine 1417 von Kaiser Sigismund erwirkte Übertragung des hohen Gerichts auf der Horneburg wurde widerrufen. Heinrich mußte sich 1418 erneut unterwerfen, die Familie verlor alle Besitzungen im Vest Recklinghausen. Er und seine Nachkommen saßen danach auf den Hochstift-Münsterischen Burgen Rauschenburg nördlich der Lippe und, nachdem sie 1436 auch von dort durch den Kölner Erzbischof vertrieben worden waren, auf Kakesbeck b. Lüdinghausen. Von hier stammte der durch das „eiserne Halsband“, das ihm 1520 bei einer Fehde umgelegt wurde, bekannt gewordene Lambert. Einer seiner Söhne erheiratete um 1500 den Osnabrücker Rittersitz Bruche. Von dort aus erwarben die O. weitere Rittergüter im Hochstift Osnabrück. Im 16. und 17. Jh. hing die Familie zumeist dem luth. Bekenntnis an. Aus Bruche stammte Hermann Philipp ( 1703), der sich als hann. Generalleutnant in venezian. Diensten gegen die Osmanen auszeichnete. Mitglieder der Familie wurden Drosten zu Iburg, Grönenberg, Delmenhorst und Reckenberg sowie Domherren in Osnabrück, aber auch in Münster, Minden und Paderborn. Stiftsdamen werden in den Listen der Damenstifte Cappel, Freckenhorst, Hohenholte und Herzebrock geführt. Die meisten der im Hochstift Osnabrück gelegenen Güter fielen in der 2. Hälfte des 18. Jh. durch Heirat des Frhr., später Gf. Georg Heinrich v. Münster (1721–73) an diese Familie; seine Nachkommen nennen sich seither auch Freiherren v. Oër. Es fehlen nähere Informationen über den 1677 in den Freiherrenstand erhobenen Burchard, dessen Deszendenz ausstarb.

    Von einem Wiedenbrücker Burgmannshof aus erwarb Ludolf 1458 Haus Nottbeck im münster. Amt Stromberg. Hier wurden der als Dichter und Schriftsteller wirkende Jurist und zeitweilige Bürgermeister von Plaue, Maximilian (1806–46, s. ADB 24; Brümmer; Kosch, Lit.-Lex.³; W) und der Historien-, Portrait- und Landschaftsmaler Theobald Reinhold (1807–85, s. W, L, P) geboren. Er verlor zwölfjährig durch Krankheit sein Gehör und weitgehend auch die Sprache. 1826-36 studierte er an der Dresdener und an der Düsseldorfer Kunstakademie unter Friedrich Matthäi und Wilhelm Schadow. 1836-39 unternahm er eine Reise durch Belgien, Frankreich, Italien und Nordafrika und hielt sich etwa zwei Jahre in Rom auf. 1839 ließ er sich in Dresden nieder und lehrte an der Kunstakademie. Er schuf u. a. eine Reihe bemerkenswerter Familienportraits. Von den acht Kindern des Malers aus seiner Ehe mit Marie Ernestine Schumann wurde die Tochter, Anna Maria (1846–1929, s. ThB; P), Schülerin ihres Vaters und Ernst Degers, als Malerin von Bildern vorwiegend religiösen Inhalts bekannt. Sein Sohn Alexander (1841–96, s. BJ I, S. 366 f.) wurde nach einem ingenieurwissenschaftlichen Studium Professor für Straßen- und Eisenbahnbau und zweiter Rektor der TH Dresden (1896). Ernst (1845–1925, s. Kosch, Lit.-Lex.³; BBKL; W), zunächst Offizier und Prinzenerzieher am sächs. Hof, schrieb als Benediktiner im Kloster Beuron unter seinem Klosternamen Sebastian mehrere, zum Teil weit verbreitete Bücher geistlichen Inhalts. Franz (1852–1930, s. ÖBL; W) erwarb an der Gregoriana den Dr. iur. can., wurde Domherr, 1918 Domdechant in Graz und verfaßte Studien vor allem zur Kirchengeschichte von Graz und der Steiermark. Aus der Egelborger Linie sind Clemens (1895–1976), 1946-49 Regierungspräsident in Münster, 1949-60 mit der treuhänderischen Verwaltung des Reichsnährstandsvermögens beauftragt, Antonius (1896–1968), 1955-68 Präsident des westfäl.-lipp. Landwirtschaftsverbandes, Brigadegeneral Dr. rer. nat. Adrian (* 1924) und Dr. phil. Rudolfine (* 1930, s. W), Professorin für Geschichte und ihre Didaktik an der Univ. Münster, zu nennen.

  • Werke

    zu Theobald Reinhold: Reisetagebuch (um 1838, mit F. Matthäi);
    Bilder u. Zeichnungen in Dresden, Braunschweig, Münster;
    zu Max:
    Meteoriden, 1835;
    Balladen u. Romanzen, 1837;
    Erzz., 1837;
    zu Sebastian:
    Ein Tag im Kloster, 1897, 161921;
    Erzabt Placidus Wolter, 1909, ⁴1917;
    Das Vater Unser 1910, 12. Tausend 1924;
    Wer da?, 1911, 31. Tausend 1916;
    Der Ahnen Wert 1913, 18. Tausend 1920;
    Das Tagebuch meiner Mutter, 1919, 11. Tausend 1922;
    zu Franz:
    Fürstbf. Johannes Baptist Zwerger v. Seckau, 1897;
    Die Grazer Domkirche u. d. Mausoleum Ferdinands II., 1915;
    Das Bruderschaftswesen d. Diözese Seckau, 1919;
    zu Rudolfine:
    Der Friede v. Preßburg, 1965;
    Der Münster. „Erbmännerstreit“, Zur Problematik v. Revisionen reichskammergerichtl. Urteile, 1998.

  • Literatur

    Zedler 25, Sp. 760;
    H. Pennings, Gesch. d. Stadt Recklinghausen, I, 1930;
    M. Liebmann, Die Domherrn v. Graz-Seckau, 1987;
    W. Laukemper, Gut Nottbeck, Hauptsitz d. Rr. v. O. (voraussichtl. 1998);
    GHdA Freiherrl. Häuser XIX, 1996, S. 193-203;
    zu Theobald Reinhold:
    R. Fritz, in: FS Eduard Trautscholdt, hg. v. H. Ladendorf, 1965, S. 187-92;
    W. Schulte, Westfäl. Köpfe, 1963;
    ThB. |

  • Quellen

    Qu Archiv d. Freiherren v. O. zu Egelborg.

  • Porträts

    zu Theobald Reinhold: Ölgem. v. Anna Maria v. O. (Dresden, Gem.gal.).

  • Autor/in

    Rudolfine Freiin von Oer
  • Zitierweise

    Oer, Rudolfine Freiin von, "Oer, von" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 446-447 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121605043.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA