Lebensdaten
1884 – 1942
Geburtsort
Neuchâtel
Sterbeort
Antony bei Paris
Beruf/Funktion
Tiermaler
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 120828871 | OGND | VIAF: 854032
Namensvarianten
  • Niestlé, Jean Alfred (eigentlich)
  • Niestlé, Jean Bloé
  • niestle, jean bloe
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Zitierweise

Niestlé, Jean Bloé, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd120828871.html [15.10.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus wohlhabender Buchdruckerfam.;
    V Gustave-Adolphe (* 1845), aus Bissingen/Enz, Bes. d. Verlags- u. Druckereiunternehmens „Editions et Imprimerie Delachaux et Niestlé“ in N., S d. Johann Wilhelm Niestle (* 1811), aus Bissingen/Enz, u. d. Jakobine Schneider, aus Reutlingen;
    M Virginie Favre;
    B Henry (1876–1966), Maler in Dachau (s. ThB; Vollmer);
    1913 Marguerite Legros ( 1965), aus Dieppe (Nordfrankreich);
    2 T Colette (1914–92), Margrit (1914–91), beide Violinpädagoginnen;
    N Violette Jenny Niestlé (1898–1993), Malerin (s. Künstlerlex. d. Schweiz, XX. Jh.).

  • Biographie

    N. begann seine künstlerische Ausbildung 1903 in Nürnberg und wechselte 1904 nach München. 1906 besuchte er die private Malschule des Schweizers Hans-Eduard v. Berlepsch in Planegg, der ihn zu intensivem Naturstudium und zur Auseinandersetzung mit dem japan. Holzschnitt anregte. Daneben nahm er Unterricht im Akt- und Porträtzeichnen bei Moritz Heymann. Seit 1904 stand N. in freundschaftlichem Kontakt zu Franz Marc, dessen Tierdarstellungen von ihm beinflußt wurden. 1910 zog N. nach Sindelsdorf in die Nähe der Malergruppe des „Blauen Reiter“. Im Dezember 1911 nahm er an der ersten Ausstellung des „Blauen Reiter“ in München teil, zog aber kurz nach der Eröffnung sein Bild „Fitislaubensänger“ zurück, weil er sich mit den avantgardistischen Tendenzen der Gruppe nicht identifizieren konnte. 1913 präsentierte er seine seit 1908 entstandenen Werke auf einer Ausstellungstournee durch Deutschland. Seit 1914 lebte N. in Seeshaupt in einem Haus des Kunstfreunds und -sammlers Bernhard Koehler (1849–1927, s. L). Bereits Ende 1913 hatte eine Schaffenskrise begonnen, die, durch den Ausbruch des 1. Weltkriegs und den Verlust der Freunde Macke und Marc weiter verstärkt, bis 1916 dauerte. Danach begann seine zweite, „expressionistische“ Schaffensphase, bis N. nach 1919 wegen schwerer Lähmungserscheinungen seine künstlerische Tätigkeit fast gänzlich einstellen mußte. 1938 verließ er mit seiner Familie Seeshaupt und übersiedelte nach Paris.

    Trotz der Nähe zur Künstlergruppe des „Blauen Reiters“ nimmt N. als einer der wenigen Tiermaler seiner Zeit eine Sonderstellung ein. Ausgehend von Naturalismus und Impressionismus, wurde er seit etwa 1907 beeinflußt von seinem Schweizer Landsmann Léo-Paul Robert und dem schwed. Tiermaler Bruno Liljefors; seit 1908 fand er mit seinen großformatigen Vogelbildern zu einem ersten Höhepunkt seiner künstlerischen Entwicklung. Diesen gingen intensive Naturstudien mit Hilfe der Fotografie voraus. Dank seiner ungewöhnlichen Vertrautheit mit und seiner empathischen Versenkung in die Natur gelangen ihm „Porträtstudien“ individueller Tierphysiognomien in ihrer vom Menschen unberührten, ursprünglichen Umgebung. Erst nach dem Tode Marcs versuchte N., dessen Ideen mit seinen Intentionen zu verschmelzen und öffnete sich in seinen späten, symbolistisch aufgeladenen Darstellungen von Rehen und Füchsen auch dem Einfluß Heinrich Campendonks.

  • Werke

    Singdrossel im Berberitzenstrauch, 1910;
    Braunkehlchen in Blumenwiese, 1910 (beide Privatbes.);
    Ziehende Stare, 1910 (München, Städt. Gal. im Lenbachhaus);
    Starenflug, 1911 (Neuchâtel, Musée d'art et d'hist.);
    Nebelkrähen im Rauhreif, 1911 (ebd.);
    Stelzvögel, 1918 (ebd.). |

  • Nachlass

    Nachlaß: Neuchâtel, Musée d'art et d'hist., sowie M. Milet, Dieppe, u. A. Niestlé, Berlin.

  • Literatur

    W. Haftmann, Malerei im 20. Jh., I, 1954;
    E. Erdmann-Macke, Erinnerung an A. Macke, 1962;
    H.- Ch. v. Tavel, Ein Jh. Schweizer Kunst, Malerei u. Plastik v. Böcklin bis Giacometti, 1969;
    H. A. Lüthy u. H.-J. Heusser, Kunst in d. Schweiz 1890-1980, 1983;
    A. Zweite (Hg.), Der Blaue Reiter im Lenbachhaus München, Kat. d. Slg. in d. Städt. Gal., bearb. v. R. Gollek, ⁴1988;
    C. Providoli, J.-B. N. 1884-1942, Un peintre animalier entre tradition et avant-garde, Ein Tiermaler zwischen Tradition u. Avantgarde, 1997 (W-Verz.);
    ThB;
    Vollmer;
    Künstler-Lex. d. Schweiz: 20. Jh., Bd. 2, 1963-67;
    Bénézit. – Zu Bernhard Koehler: Silvia Schmidt, B. K., Ein Mäzen u. Sammler A. Mackes u. d. Künstler d. „Blauen Reiter“, in: Zs. d. Dt. Ver. f. Kunstwiss. NF 42, 1988, H. 3, S. 76-91.

  • Porträts

    F. Marc, Kohlezeichnung, 1906 (Privatbes.);
    A. Macke, Bleistiftzeichnung, 1911 (Münster, Westfäl. Landesmus. f. Kunst u. Kulturgesch., August Macke Archiv);
    H. Campendonk, kolorierter Holzschnitt, 1921 (Neuchâtel, Musée d'art et d'hist., u. München, Städt. Gal. im Lenbachhaus).

  • Autor/in

    Eva Chrambach
  • Zitierweise

    Chrambach, Eva, "Niestlé, Jean Bloé" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 243 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd120828871.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA