Lebensdaten
1894 – 1978
Geburtsort
Weißenburg (Bayern)
Sterbeort
Düsseldorf
Beruf/Funktion
Erfinder ; Raketenbauer
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 118738275 | OGND | VIAF: 37711572
Namensvarianten
  • Nebel, Rudolf
  • Nebel, Rudolph

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Nebel, Rudolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118738275.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Joseph (1863–1946), Kaufm., S d. Stadtbaumeisters Hermann (1816–93) u. d. Auguste Köhler (1826–64);
    M Emma (* 1873), T d. Büchsenmachers Ernst Staudinger (1836–1918) u. d. Louise Preu (1838–1914);
    1) Augsburg 1920 ( 1927) Wilhelmine Anna Margarete Enzensberger (1898–1953), 2) Düsseldorf 1978 Gertrude Henriette (* 1904), T d. Heinrich Nierhaus (1878–1959) u. d. Adele Blöcher (1879–1929); kinderlos.

  • Biographie

    Nach dem Abitur am Realgymnasium in Nürnberg studierte N. seit 1912 Maschinenbau an der TH München, wo er 1919 das Ingenieur-Diplom erhielt. Bereits als 18jähriger erwarb er mit einem selbstgebauten Grade-Eindecker von der Inspektion des Militär-, Luft- und Kraftfahr-Wesens den Pilotenschein. N. zählt damit zu den legendären „Alten Adlern“. Im 1. Weltkrieg wurde er als Jagdflieger eingesetzt. Mit der Idee, die seiner Meinung nach unzureichende Maschinengewehrbewaffnung seines Jagdeinsitzers durch jeweils zwei unter jeder Tragfläche angeordnete Pulverraketen zu ersetzen, erregte er in seiner Jagdstaffel großes Aufsehen. Nach teilweise erfolgreichem Einsatz wurde diese Waffe von seiner Flugzeugstaffel als „Nebelwerfer“ bezeichnet. Sie darf jedoch nicht mit dem etwa 20 Jahre später vom deutschen Heereswaffenamt entwickelten Nebelwerfer zur Geländevernebelung verwechselt werden.

    In den folgenden zehn Jahren war N. bei verschiedenen Firmen mit ständig wechselnden Aufgaben erfolgreich tätig. Als selbständiger Ingenieur erwarb er in dieser Zeit zahlreiche Patente und experimentierte als Teilhaber einer kleinen Feuerwerksfabrik in Pulsnitz (Sachsen) weiterhin mit Pulverraketen. 1929 wurde er Mitarbeiter des Raumfahrttheoretikers Hermann Oberth, der als Berater der Ufa für den Fritz-Lang-Film „Frau im Mond“ fungierte. N. wirkte beim Bau einer zur Filmwerbung gedachten 16-Liter-Flüssigkeitsrakete (Flüssigsauerstoff und Flüssigmethan) mit. Gemeinsam mit H. Oberth, K. Riedel, W. v. Braun, P. Ehmayr und R. Engel gelang N. am 23.7.1930 auf dem Gelände der Chemisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin-Plötzensee der Nachweis, daß mit der sog. „Oberthschen Kegeldüse“ Flüssigsauerstoff und Benzin explosionsfrei verbrannt werden können. Nach Oberths Rückkehr in seine siebenbürg. Heimat gründete N. mit K. Riedel am 27.9.1930 auf dem Gelände der ehemaligen Munitionsanstalt in Berlin-Reinickendorf-West den ersten Raketenflugplatz der Welt. Ungeachtet enormer finanzieller Schwierigkeiten arbeitete N. hier an der Weiterentwicklung der damals noch primitiven Flüssigkeitsrakete, wobei ihm seine außergewöhnlichen organisatorischen Fähigkeiten zugute kamen. Nach zahlreichen Versuchen mit sog. Minimum-Raketen (Mirak), die alle mit Flüssigsauerstoff und Benzin arbeiteten, meldete er mit Riedel 1931 einen „Rückstoßmotor für flüssige Treibstoffe“ zum Patent an (1936 erteilt). Bauweise und Einspritzverfahren dieses Raketenmotors kamen bei der Entwicklung des Antriebsaggregates der Großrakete A 4 nicht zur Anwendung, obwohl dies häufig in der Literatur behauptet wird. Ein weiteres von N. und Riedel eingereichtes Patent „Flüssigkeitsrakete“ (Rak) wurde 1938 zum Geheimpatent erklärt.

    Auf Druck des Reichswehrministeriums mußten im Herbst 1933 aus Geheimhaltungsgründen alle raketentechnischen Arbeiten eingestellt werden, was 1934 zur Schließung des Raketenflugplatzes führte. 1937 kam es zu einem Geheimvertrag mit dem Heereswaffenamt, der N. und Riedel für ihre beiden Patente eine einmalige Abfindung von 75 000 RM zusicherte. N. wurde es wegen seiner unerwünschten Öffentlichkeitsarbeit zur Auflage gemacht, sich nicht mehr auf dem Gebiet der Raketentechnik zu betätigen. Mit dem Abfindungsgeld betrieb er gemeinsam mit K. Saur in Berlin-Wilmersdorf und später in Bad Wilsnack ein Ingenieurbüro. Nach Kriegsende verlegte er seinen Wohnsitz zunächst nach Anröchte (Westfalen), wo er zeitweise von Arbeitslosenunterstützung lebte, und seit 1959 nach Düsseldorf. 1963-65 war N. Berater bei der Gesellschaft für Weltraumforschung in Bad Godesberg. Im Juni 1966 wurde ihm vom Bundespräsidenten ein Ehrensold gewährt, nachdem 1962 nach jahrelangem Bemühen um Entschädigung für den Entzug von Patenten ein Wiedergutmachungsprozeß abschlägig entschieden worden war. Seit 1950 begeisterte N. unermüdlich in fast 4000 Vorträgen vorwiegend junge Menschen für die Idee der Weltraumfahrt. Noch zu Lebzeiten war es ihm vergönnt, die Verwirklichung seiner in der Berliner Pionierzeit entstandenen Zukunftsträume mitzuerleben.|

  • Auszeichnungen

    BVK 1. Kl. (1965);
    Pionierkette d. Windrose v. Internat. Committee of Aerospace Activities (1969).

  • Werke

    Raketenflug, 1932 (P);
    Rocket Flight, 1967;
    Raketenflug z. Mond – v. d. Idee z. Wirklichkeit, 1970;
    Die Narren v. Tegel, 1972 (P);
    Rocket Flight to the Moon – from Idea to Reality 1974. – Patente: DRP 633 667 v. 1931 (Rückstoßmotor f. flüssige Treibstoffe, mit K. Riedel);
    N 32827 I/46 g v. 1931 (Flüssigkeitsrakete/Rak);
    zahlr. weitere Patente außerhalb d. Raketentechnik. |

  • Nachlass

    Nachlaß: München, Dt. Mus., Sonderslgg.

  • Literatur

    W. Ley, Vorstoß ins Weltall – Rakete u. Raumschiffahrt, 1949;
    H. Gartmann, Träumer – Forscher – Konstrukteure, 1955;
    ders. (Hg.), Econ Weltraum ABC, 1958, S. 157-59;
    K.-H. Ingenhaag, in: Jb. d. DGLR 1978, III, 1979.

  • Porträts

    Ölgem. v. W. Ritz, 1969 (Privatbes., Düsseldorf);
    Bronzebüste v. dems., 1969 (ebd. u. Weißenburg, R.-N.-Realschule);
    Phot. (Dt. Mus., München, Sonderslgg.);
    R.-N.-Medaille d. Hermann-Oberth-Ges., 1970.

  • Autor/in

    Karl-Heinz Ingenhaag
  • Zitierweise

    Ingenhaag, Karl-Heinz, "Nebel, Rudolf" in: Neue Deutsche Biographie 19 (1999), S. 15-16 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118738275.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA