Lebensdaten
1495 – 1570
Geburtsort
Reutlingen
Sterbeort
Blaubeuren
Beruf/Funktion
lutherischer Theologe ; Generalsuperintendent ; Reformator
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 119511975 | OGND | VIAF: 20492537
Namensvarianten
  • Aulber, Matthäus
  • Alberus, Matthäus
  • Alber, Matthäus
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Zitierweise

Alber, Matthäus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119511975.html [19.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Jodocus (Jos) Alber, Goldschmied;
    M Anna Schelling(er);
    1524 Klara ( 1585), T des Bürgers Jacob Baur in Reutlingen: 6 S, 4 T, u. a. Klara (⚭ Emmeran Schrötlin, Abt in Maulbronn), Ahne Schillers: E Matthäus Enzlin, württembergischer Geheimer Rat und Kanzler, Professor in Tübingen;
    Urur-E Johann Christoph Alber, Konsistorialrat in Ludwigsburg; unter Albers Nachkommen befinden sich ferner: Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Ludwig Uhland und Friedrich Theodor Vischer.

  • Biographie

    A. studierte seit 1513 in Tübingen, begründete dort seine Freundschaft mit Melanchthon und wurde 1518 bzw. (nach 3 weiteren Studienjahren, zuletzt in Freiburg) 1521 Pfarrer in Reutlingen. Dort führte „der Luther Schwabens“ durch seine kraftvolle Predigt die Reformation 1524 zum Siege (Abschaffung der Messe und Ohrenbeichte); Gegenmaßnahmen des Schwabischen Bundes und des Konstanzer Bischofs wendete A. dadurch ab, daß er sich zu einem Verhör erbot. Der Ketzerei und der Verletzung des Wormser Ediktes angeklagt, verteidigte er sich und sein Werk freimütig und theologisch fundiert in einem Verhör von 52 Fragen (Januar 1525) vor dem Esslinger Reichsregiment; ohne ein Urteil wurde er entlassen. Im Abendmahlsstreit versagte er sich Zwingli, ohne mit den Oberdeutschen ganz zu brechen, indem er sich mit Vorbehalten Luther anschloß; die Wirren des Bauernkrieges hielt er, ähnlich|eingestellt wie Luther, von Reutlingen fern; die Täufer, besonders aus Esslingen, überwand er durch Milde und Belehrung; seine Reutlinger Gemeindeordnung (1531) hat einen (im Luthertum seltenen) presbyterialen Aufbau. A. ist es zu danken, daß Reutlingen 1530 die Augsburger Konfession unterzeichnete. 1539 wurde er in Tübingen zum Dr. theol. promoviert. 1550 berief Ulrich von Württemberg den vom Interim Vertriebenen als Stiftsprediger und Generalsuperintendent eines Sprengels nach Stuttgart; seither nahm er zusammen mit J. Brenz an den wesentlichen Ereignissen in seiner Kirche teil (Confessio Virtembergica; Kirchenordnung von 1553; Wormser Religions-Gespräch 1557). Seit 1562 war er Abt von Blaubeuren.

  • Werke

    Vom rechten Gebrauch d. ewigen Fürsehung Gottes, Augsburg 1525;
    Briefe, in: Bll. f. württ. Kirchengesch., NF 17, 1913, S. 181 ff.

  • Literatur

    ADB I;
    W. Köhler, Zwingli u. Luther I, 1924, S. 436 ff.;
    ders., Zürcher Ehegericht u. Genfer Konsistorium II, 1942;
    H. Ströle, Württ. u. d. Augsburger Glaubensbekenntnis, 1930;
    ders., in: Lb. Schwaben V, 1950, S. 26-59 (P);
    J. Rauscher, Württ. Ref.gesch., = Württ. Kirchengesch. III, 1934, S. 61 ff.;
    A. Rentschler, Der Reformator M. A. u. sein Geschlecht, 1935;
    PRE;
    Heyd II, 1896, IV, 1915, VI, 1929;
    RGG;
    LThK;
    Schottenloher I, 1933;
    G. Wolff, Bücherkde. d. fränk. Gesch., H. 1, 1937.

  • Porträts

    Holzschnitt, 1571 (Landesbibl. Stuttgart); Stich, 1571, Abb. in: Das Calwer Theol. Hdwb. I, 1905, S. 34;
    Holzschnitt, in: B. Schmid, Ref.gesch. Württ.s, 1904, S. 51;
    s. a.
    Württ. Bildnisse …, hrsg. im Ver. f. Württ. Familienkde., 1940, S. 7.

  • Autor/in

    Gustav Hammann
  • Zitierweise

    Hammann, Gustav, "Alber, Matthäus" in: Neue Deutsche Biographie 1 (1953), S. 123 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119511975.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Alber: Matthäus A. (mundartlich Aulber), schwäbischer Reformator, geb. in der Reichsstadt Reutlingen als der Sohn eines Goldschmieds 4. Dec. 1495 in Blaubeuren 1. Dec. 1570. Auf den Schulen zu Schwäbisch-Hall, Rotenburg a. d. Tauber und Straßburg vorgebildet, dann Provisor des Präceptors in seiner Vaterstadt, bezog er 1513 die Universität Tübingen, war Melanchthon's Schüler und des Humanisten Brassicanus Gehülfe, wurde 1516 Baccalaureus und 1518 Magister. Nach Melanchthon's Abgang von Tübingen studirte A. in Freiburg i. Br. Theologie, welche er 1521 daselbst auch lehrte. Wol noch in diesem Jahr ließ er sich in Constanz die Priesterweihe geben und wurde Kaplan und Prädicant in Reutlingen. Bald hatte der eifrige beredte Priester großen Zulauf aus Stadt und Land. Gegen die Drohungen und Anfechtungen der österreichischen Nachbar-Regierung, des schwäbischen Bundes und seines Bischofs schützte ihn die altbewährte Festigkeit seiner Mitbürger. Die eigene Mannhaftigkeit und der Humor seiner Verantwortung vor dem Reichskammergericht in Eßlingen (Dec. 1524) stellte ihn rasch in die vordere Reihe der schwäbischen Reformatoren. Gegen den Bauernaufruhr fest, mit den Wiedertäufern besonnen glimpflich, in allem Thun schlicht fromm, ein praktisch gerader Volksmann, zeigt A. zumal in dem Kampf, der zwischen Wittenberg und Zürich um die Provinz Schwaben geführt wurde, von 1523 an, da Zwingli freundlichen Verkehr mit ihm sucht, bis zu seiner Bitte an Herzog Christoph 1560: ihn Alten aller neuen dogmatum, insbesondere der Ubiquitätslehre, zu überheben, einen charaktervollen Unionssinn. Bei der Wittenberger Concordie 1536 ist er unter den Oberländern, welchen Luther zuruft: „ihr schwebet im Gaischt"; auf dem Uracher „Götzentag“, der für Würtemberg die Bilderfrage entscheiden sollte (1537), ist er gegen den Bildersturm; aber den Reutlinger Gottesdienst, bald hernach das Vorbild des würtembergischen, ordnet er fast zwinglisch einfach, das Kirchenregiment schweizerisch demokratisch. Die wol von A. um 1530 verfaßte Reutlinger Kirchenordnung (Hartmann, M. Alber, S. 176 ff.) hat als rein presbyteriale Gemeindeverfassung kaum ihres Gleichen in der lutherischen Kirche. Auch wie der verständige humane Mann gegen die unmenschliche Verfolgung der Hexen predigt, verdient Beachtung. Durch das Interim 1548 verdrängt, folgte A. dem Ruf Herzog Ulrichs von Würtemberg, der schon früher seine Dienste mehrfach in Anspruch genommen, und war nun Stiftsprediger und geistlicher Rath der obersten Kirchenbehörde in Stuttgart, bis er 1563 auf den Ruhesitz des Abts und Vorstands der Klosterschule Blaubeuren sich zurückzog. Hier starb er, wenige Wochen nach seinem freundlichen Gönner Brenz.

    • Literatur

      Hartmann, M. Alber. Tüb. 1863. Dazu die Recens. v. Keim (Protest. Kirchenz. 1863 S. 857 ff.) und Wagenmann (Jahrbb. f. deut. Theol. 1870 S. 553 ff.). Auch Nachträge des Verf. im Ev. Kirchen- u. Schulbl. f. Württ. 1865 Nr. 44.

  • Autor/in

    Hartmann.
  • Zitierweise

    Hartmann, "Alber, Matthäus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 1 (1875), S. 178 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119511975.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA