Lebensdaten
1875 – 1939
Geburtsort
Berlin
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
jüdischer Funktionär
Konfession
jüdisch
Normdaten
GND: 124730949 | OGND | VIAF: 30478820
Namensvarianten
  • Naumann, Max

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Zitierweise

Naumann, Max, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd124730949.html [29.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Fam. stammt aus Westpreußen;
    V Markus ( 1900), Kaufm.;
    M Mathilde Herrmann (1835–1915);
    1908 Anna Lippmann;
    3 T (2 früh †), Hildegard (Hilde) (* 1909), Kommunistin, ging angebl. in d. Sowjetunion.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Friedrichswerderschen Gymnasiums studierte N. seit 1893 in Berlin die Rechte. 1899 mit der Dissertation „Der Erbeinsetzungsvertrag in seinen Beziehungen zum Noterbenrecht“ zum Dr. iur. promoviert, erhielt er im selben Jahr die Zulassung als Rechtsanwalt, später jene als Notar. 1902 erwarb er das bayer. Reserveoffizierspatent; da dies in Preußen einem ungetauften Juden nicht möglich war, hatte er 1897 sein Einjähriges in München absolviert. Mit Begeisterung zog er 1914 als Infanterieoffizier ins Feld. 1916 wurde er zum Kriegsgerichtsrat beim Gouvernement Preußen ernannt und zum Hauptmann befördert. Später wurde N. mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Kl. sowie mit dem bayer. Militärverdienstorden IV. Kl. (1918) ausgezeichnet. Nach dem Krieg stellte er sich der Charlottenburger Einwohnerwehr als Abteilungsführer zur Verfügung. – Im Oktober 1920 trat N. mit seiner politischen Programmschrift „Vom nationaldeutschen Juden“ hervor. Im folgenden Jahr gründete er zur Realisierung seiner Ideen mit 88 Gesinnungsgenossen den „Verband nationaldeutscher Juden“, den er bis 1926 und 1933-35 als Vorsitzender leitete; 1926 standen Sanitätsrat Alfred Peyser (* 1870), der Vorsitzende der Jüd. Reformgemeinde, 1926-33 Justizrat Georg Siegmann an der Spitze des Verbandes. 1922-34 gab N. das Verbandsorgan „Der nationaldeutsche Jude“ heraus. Obwohl in allen größeren Städten Ortsgruppen entstanden, stagnierte die Mitgliederzahl bei einigen Tausend. Wegen seiner radikalen Zielsetzung gelang es dem Verband nicht, namhafte Teile des „Centralvereins deutscher Staatsbürger jüd. Glaubens“ für sich zu gewinnen oder eine dauerhafte Zusammenarbeit mit dem „Reichsbund jüd. Frontsoldaten“ und dem „Deutschen Vortrupp“ des späteren Religionswissenschaftlers Hans Joachim Schoeps (1909–80) zu erreichen. N.s Ablehnung der jüd. Linksintellektuellen und der jüd. Orthodoxie im allgemeinen, der zugezogenen Ostjuden und des Zionismus im besonderen, mündete bisweilen in offenen Haß. Nur in der völligen Assimilation erblickte er eine Zukunft für die deutschen Juden. Selbst Mitglied der Deutschnationalen Volkspartei, unterstützte N. rechtsradikale Politiker und begrüßte das Erstarken und den Sieg der NSDAP. Zu der gewünschten Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten kam es indes wegen deren Rassenideologie nicht. Vielmehr wurde der „Verband nationaldeutscher Juden“ 1935 wegen angeblich „staatsfeindlicher Gesinnung“ aufgelöst und N. vorübergehend im Gestapogefängnis Columbiahaus inhaftiert. Die Zulassung als Rechtsanwalt wurde ihm entzogen, nachdem er jene als Notar bereits 1933 verloren hatte.

  • Werke

    Weiteres W u. a. Sozialismus, Nat.sozialismus u. nat.dt. Judentum, 1932.

  • Literatur

    L. Holländer, Denkschr. üb. d. Bestrebungen d. Rechtsanwalts Dr. M. N. in Berlin auf Begründung e. Verbandes nat.dt. Juden, 1921;
    A. Peyser, Nat.dt. Juden u. ihre Lästerer, 1925;
    ders., Der Begriff „nationaldeutsch“ in unserer Erziehungsarbeit, 1925;
    K. J. Herrmann, Das Dritte Reich u. d. dt.-jüd. Organisationen 1933–34, in: Schrr.reihe d. Hochschule f. pol. Wiss. München, H. 4, 1969;
    U. Dunker, Der Reichsbund jüd. Frontsoldaten 1919–38, 1977;
    C. J. Rheins, The Verband nat.dt. Juden 1921–33, in: Leo Baeck Inst. Yearbook 25, 1980, S. 243-68 (P);
    ders., Dt. Vortrupp, Gefolgschaft dt. Juden 1933–35, ebd. 26, 1981, S. 207-29;
    R. Wistrich, Wer war wer im Dritten Reich, 1983;
    A. Paucker (Hrsg.), Die Juden im nat.soz. Dtld. 1933–43, 1986;
    W. Benz (Hrsg.), Die Juden in Dtld. 1933–45, 1989;
    H. Göppinger, Juristen jüd. Abstammung im „Dritten Reich“, ²1990;
    T. Krach, Jüd. Rechtsanwälte in Preußen, 1991.

  • Autor/in

    Franz Menges
  • Zitierweise

    Menges, Franz, "Naumann, Max" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 772-773 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd124730949.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA