Lebensdaten
1794 – 1866
Geburtsort
Bruchsal
Sterbeort
Stuttgart
Beruf/Funktion
Jurist ; Rechtshistoriker
Konfession
katholisch?
Normdaten
GND: 117142379 | OGND | VIAF: 54138061
Namensvarianten
  • Warnkönig, Leopold August
  • Warnkönig, Leopold August
  • Warnkoenig, L. A.
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Zitierweise

Warnkönig, Leopold August, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117142379.html [28.03.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Anton(ius) (1754–1828), aus B., bfl. speyer. Hofkanzleibeamter, 1792 Kellermeister (Amtskeller) in Arzheim, 1802 auf Schloß Kislau, S d. Johann Daniel (Wahrenkönig) ( 1784), aus d. Hegau b. Frankfurt/M., Jäger d. Frhr. v. Schlitter, u. d. Maria Theresia Ernst (um 1723–93), aus Donaueschingen;
    M Maria Anna (Marianna) (1754–1831), T d. Daniel Belossa u. d. Johanna Catharina Franziska Weick;
    1) Heidelberg 1818 Augusta Susanna (* 1791), T d. Michael Weber, Stadtamtmann in Heidelberg, u. d. Susanna Elisabeth Müller, 2) Josefa Eret;
    3 S (1 früh †) aus 1) Carl (* 1818), Theodor Adolf (Adolphe) (* 1823, Friedhilde Mone, * 1824, T d. Franz Josef Mone, 1796–1871, Dir. d. Bad. Gen.landesarchivs in Karlsruhe, Hist., s. NDB 18), fürstenberg. Domänenrat, Richard ( 1830), 3 T (1 früh †) aus 1) Emilie ( 1831), N. N. ( Pierre Auguste Florent Gérard, 1800–82, Dr. iur., belg. Jur., Anwalt, Hist., s. W), T aus 2) Lucia Klara (1854–1931, Philipp Heinrich Veil, 1850–1938, Dr. phil., Lehrer am ev. theol. Seminar in Schönthal, 1873 Repetent am Realgymn. in St., Professoratsverweser in Ulm u. St., 1879 Prof., 1886 Konrektor, 1890 Dir. d. prot. Gymn. in Straßburg, 1916 Geh. Oberstudienrat, s. M.-J. Bopp, Die ev. Geistlichen u. Theol. in Elsaß u. Lothringen, 1959 / 60);
    Verwandter d. 1. Ehefrau Carl Maria v. Weber (1786–1826), Komp. (s. NDB 27).

  • Biographie

    W. begann nach Abschluß des Rastatter Lyzeums 1812 sein Jurastudium in Heidelberg und wechselte 1815 nach Göttingen, wo Gustav Hugo (1764–1844) ihn für die Historische Rechtsschule gewann. 1816 in Göttingen promoviert, unterrichtete er dort als Privatdozent und erhielt 1817 einen Ruf auf die o. Professur für Röm. Recht und Rechtsphilosophie an die neugegründete Univ. Liège (Lüttich) im südlichen Teil des Königreichs der Vereinigten Niederlande. 1827 nahm er einen Ruf nach Leuven (Löwen) an. Nach der Revolution und Unabhängigkeit Belgiens ging W. 1831 an die Univ. Gent auf die Professur für Pandekten, Enzyklopädie und Rechtsgeschichte. Dort wurde er 1833 bzw. 1834 zum Mitglied der kgl. Kommissionen zur Unterrichtsgesetzgebung und für Geschichte ernannt und konnte trotz seiner konfliktbeladenen Persönlichkeit einen belg. Schülerkreis aufbauen. Über die gemeinsame Arbeit in der Zeitschrift „Thémis“ (Mithg. 1819–30) gewann er seine Schüler sowie jüngere franz. Rechtsgelehrte für die Historische Rechtsschule. W.s fast 11 000 Blatt umfassender Korrespondenznachlaß bezeugt seine herausragende Position als Brückenbauer zwischen der dt. und der westeurop. Rechtswissenschaft.

    Nach schweren persönlichen und politischen Auseinandersetzungen mit kath. Kirche, Presse und belg. Kollegen wechselte W. 1836 in der Nachfolge Karl v. Rottecks (1775–1840) überstürzt nach Freiburg (Br.) auf die Professur für Dt. Staats- und Rechtsgeschichte, Naturrecht und Dt. Staats- und Bundesrecht. 1844 nahm er einen Ruf nach Tübingen auf den Lehrstuhl für Kirchenrecht an (em. 1856). In Deutschland trat W. als Vertreter des liberalen Katholizismus auf, ohne aber selbst 1848 / 49 eine politisch bedeutsame Rolle angestrebt zu haben. Der erhoffte Ruf nach Heidelberg an die Fakultät seines Freundes Carl Joseph Anton Mittermaier (1787–1867) blieb ihm verwehrt.

    W. war der Prototyp eines vielseitigen europ. Rechtshistorikers, der sowohl die röm. als auch die dt., belg. und franz. Rechtsgeschichte beherrschte. Seine größte Wirkung erzielte er in seiner belg. Schaffensphase. W. erreichte mit seinen in lat. Sprache verfaßten Lehrbüchern zum röm. Recht auch in England, Frankreich, Spanien, Portugal und sogar in Brasilien ein großes Publikum, was zuletzt Johann Gottlieb Heineccius (1681–1741) gelungen war. Mindestens ebenso bedeutend ist W.s „Flandrische Staats- und Rechtsgeschichte bis zum Jahr 1305“ (3 Bde. in 5 T., 1835–42, franz. in 5 Bdn., 1835–64), mit der er zum „Vater der belg. Rechtsgeschichte“ (G. Wild, 1961) avancierte. W. orientierte sich|in diesem Werk strukturell an Karl Eichhorns (1781–1854) „Deutscher Staats- und Rechtsgeschichte“ und setzte das Programm Mittermaiers zu einer europ. ausgerichteten Rechtsgeschichte um. Weniger bzw. gar keine internationale Beachtung fanden W.s in Deutschland verfaßte Werke zur franz. Rechtsgeschichte, zur Rechtsphilosophie sowie zum kath. Kirchenrecht.

  • Auszeichnungen

    |Preismedaille d. Univ. Heidelberg f. e. Abh. über d. röm. Recht (1814);
    bad. HR (1836);
    GHR (1839);
    Rr.kreuz d. belg. Leopoldsordens (1841);
    Rr.kreuz d. franz. Ordens d. Ehrenlegion (1846);
    Preis d. Kgl. Ak. d. Wiss. zu Brüssel (1862, mit P. A. F. Gérard);
    Mitgl. in mehr als 25 Ak. u. gel. Ges., u. a. Londoner Ges. f. Altertumsforscher (1834), Ak. d. Moral. u. Pol. Wiss. zu Paris (1846), Kgl. Ak. d. Wiss. zu Brüssel (1846), Kgl. Ak. d. Wiss. zu Turin (1856) u. Kgl. Bayer. Ak. d. Wiss. (1859).

  • Werke

    |Institutiones seu elementorum juris romani privati liber quatuor, 1819, ⁴1860, Neudr. 1970 u. 2004;
    Commentarii iuris romani privati […], 3 Bde., 1825–29;
    Doctrina iuris philosophica aphorismis distincta, In usum scholarum, 1830, ²1855 u. d. T. Philosophiae juris delineatio;
    Rechtsphilos. als Naturlehre d. Rechts, 1839, ²1854, Neudr. 1969, niederl. 1856;
    Franz. Staats- u. Rechtsgesch., Bd. 1: Franz. Staatsgesch., 1846, ²1875, Neudr. 1968, Bd. 2: Gesch. d. Rechtsqu. u. d. Privatrechts, 1848, ²1875, Neudr. 1968 (mit Th. A. Warnkönig), Bd. 3: L. v. Stein, Gesch. d. franz. Strafrechts u. d. Processes, 1846, ²1875, Neudr. 1968;
    Jur. Enc. oder organ. Darst. d. Rechtswiss. mit vorherrschender Rücksicht auf Dtld., 1853;
    Hist. des Carolingiens, Mémoire couronné, 2 Bde., 1862 (mit P. A. F. Gérard);
    Red.: Krit. Zs. f. Rechtswiss. u. Gesetzgebung d. Auslandes (Mithg. 1829–46);
    Zs. f. Civil- u. Criminalrecht (Mithg. 1837).

  • Quellen

    |Nachlaß: 16 Bde. Tagebücher u. Erinnerungen im GLA Karlsruhe; ca. 11.000 Bll. Korr., Notizen u. Entwürfe, Staats- u. Univ.bibl. Straßburg; Nachschrr. zu Gustav Hugos Civilist. Literärgesch. u. z. Rechtsgesch., Univ.bibl. Tübingen.

  • Literatur

    |ADB 41;
    Beil. z. Allg. Ztg. (Augsburg) v. 15. 9. 1866, Nr. 258, S. 4237 f.;
    Stintzing-Landsberg, III / 2, Text, 1910, S. 551 f., Noten, 1910, S. 123 f.;
    H. Pirenne, in: Univ. de Gand, Liber memorialis, Notices Biogr., Bd. 1, 1913, S. 310–20;
    G. Wild, L. A. W. 1794–1866, Ein Rechtslehrer zw. Naturrecht u. hist. Schule u. e. Vermittler dt. Geistes in Westeuropa, 1961 (W-Verz., P);
    F. L. Ganshof, L. A. W. en de Vlaamse Rechtsgeschiedenis, in: Rechtskundig Weekblad 25, Nr. 40, 1962, Sp. 2079–86;
    A. Hollerbach, Jurisprudenz in Freiburg, Btrr. z. Gesch. d. Rechtswiss. Fak. d. Albert-Ludwigs-Univ., 2007, S. 138–40;
    L. Jelowik (Hg.), Briefe L. A. W.s an Karl Josef Anton Mittermaier 1833–1858, 2009;
    J.-F. Gerkens, L. A. W., Een voorganger van François Laurent in de Universiteiten van Luik en Gent, in: Fundamina, A Journ. of Legal Hist. 20, 2014, S. 336–48;
    F. v. Weech, in: Bad. Biogrr. 2, 1875, S. 425 f.;
    H. v. d. Linden, in: Biogr. Nat. Belge 27, 1938, Sp. 86–90.

  • Porträts

    P Druck v. L. Baruch, 1845 (Univ.bibl. Tübingen), u. v. J. Demannez, 1868, in: Annuaire de l’Ac. Royale de Belgique 34, 1868, S. 157;
    Ölgem., 1878 (Univ. Tübingen, Prof.gal.);
    Druck „Das Examen“, in: „Ill. z. Burschenleben“, um 1852 (Univ.archiv Tübingen).

  • Autor/in

    Frank L. Schäfer
  • Zitierweise

    Schäfer, Frank L., "Warnkönig, Leopold August" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 435-436 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117142379.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Warnkönig: Leopold August W., Jurist, geboren zu Bruchsal am 1. August 1794, zu Stuttgart am Schlagflusse am 19. August 1866. Seinen ersten Unterricht erhielt er im Schlosse Kislau, wohin sein Vater als fürstbischöflich speirischer Beamter versetzt war, in einer Pestalozzi’schen Anstalt, machte die Vorstudien auf dem Gymnasium zu Bruchsal und dem Lyceum zu Rastatt, studirte Rechtswissenschaft in Heidelberg seit 1812, von Ostern 1815 ab in Göttingen, wo er im folgenden Jahre den juristischen Doctorgrad erlangte. Während der Studien hatte er 1814 für eine römisch-rechtliche Abhandlung eine Preismedaille bekommen. In Heidelberg hatte er die Vorlesungen von Heise, Martin, Thibaut und Zachariä besucht, in Göttingen war er besonders Hugo nahe getreten. Kurze Zeit dauerte seine bald nach der Promotion begonnene Thätigkeit als Privatdocent in Heidelberg, da er schon im J. 1817 einem Rufe an die neue Universität Lüttich für römisches und Naturrecht folgte. Anfänglich der französischen Sprache nicht völlig mächtig lehrte und schrieb er lateinisch. Im J. 1827 an die Universität Löwen versetzt wurde er durch die Revolution von 1830 veranlaßt, dem Rufe der provisorischen Regierung nach Gent zu folgen, wo er vom K. Leopold zum Mitglieds der Gesetzgebungscommission für den Unterricht ernannt wurde. Das Jahr 1836 brachte ihn in das Vaterland zurück, indem er den Ruf an die Universität Freiburg annahm, wo er Rotteck's Nachfolger|wurde; im J. 1844 ging er als Professor des Kirchenrechts nach Tübingen, wo er bis zu der auf sein Ansuchen im J. 1856 erfolgten Pensionirung lehrte, er siedelte nunmehr nach Stuttgart über. W. war ein Gelehrter von einer seltenen Allseitigkeit. Seine wissenschaftlichen Leistungen umfassen ein weites Gebiet. Die „Flandrische Staats- und Rechtsgeschichte“ (3 Bde., 1835—42). „Histoire du droit belgique“ (1837). „Französische Staats- und Rechtsgeschichte“ (in Verbindung mit Lor. Stein, 3 Bde., 1845—1848), haben den Anfang der Bearbeitung eines Zweiges der Rechtsgeschichte gemacht, die bleibenden Werth hat; die „Hist. des Carolingiens“ (in Verb. mit Gérard, 2 Bde., 1862), Uebersetzung von Commentaires de Charles Quint publiés par B. Kervyn de Lettenhove (Leipzig 1862), die „Beiträge zur Geschichte der Quellenkunde des Lütticher Gewohnheitsrechts“ (Freib. 1835) haben nebst den vorhergehenden ihre Entstehung dem Aufenthalte in Belgien zu danken. Seine Lehrbücher „Doctrina iur. philos. aphorismis distincta", „Institutiones iuris romani“, „Commeutarii iuris romani privati“ (3 vol.) sind nicht bloß in Belgien, sondern auch in England, Spanien und Portugal viel benutzt worden, sie haben nebst den zuerst genannten und der „Histoire externe du droit romain“ seinen Namen außerhalb Deutschlands zu einem der bekanntesten gemacht. Die „Rechtsphilosophie als Naturlehre des Rechts“ (Freib. 1839), „Vorschule der Institutionen und Pandecten“ (das. 1839) dienen ebenfalls dem Lehrzweke. Eine Anzahl von Schriften ist den in der Zeit des Erscheinens brennenden kirchenpolitischen Fragen gewidmet: „Die Kirche Frankreichs und die Unterrichtsfreiheit“ (Fceiburg 1845); „Die katholische Frage im Sommer 1848. Ein Versuch ihrer Lösung für Württemberg" (1848); „Die katholische Kirche im Anfange des Jahres 1849“ Hreib. 1850); „Ueber den Conflict des Episcopats der oberrheinischen Kirchenprovinz mit den Landesregierungen in derselben“ (Erlang. 1853), franz. „Exposé historique et raisonné du conflit entre l'episcopat et les gouvernements composant la province ecclésiastique du Haut-Rhin en Allemagne“ (Brux. 1854); „Die staatsrechtliche Stellung der katholischen Kirche in den katholischen Ländern des deutschen Reichs, besonders im 18. Jahrhundert. Eine rechtsgeschichtliche und dogmengeschichtliche Abhandlung" (Erl. 1855). Zu diesen Schriften tritt noch eine große Zahl von Abhandlungen, Anzeigen, Besprechungen von juristischen Schriften, namentlich auch solcher über kirchenrechtliche Materien in verschiedenen Zeitschriften, sowie die Mitredaction der „Zeitschrift für Civil- und Criminalrecht", der „Themis“ u. s. w., zuletzt noch eine Schrift über „Don Carlos“ (Stuttg. 1864). Es ist nicht möglich, daß bei einer solchen vielseitigen schriftstellerischen Thätigkeit jede Leistung hervorrage. Keine ist seicht und jede verräth volle Kenntniß des Standes der Litteratur. Auf kirchlichem Gebiete tritt er fern von Kirchenfeindlichkeit als liberaler Katholik im Geiste eines gemäßigten Josefinismus ein für die Rechte des Staats, bekämpft die Anmaßungen der Hierarchie, welche er namentlich in dem rücksichtslosen Vorgehen des oberrheinischen Episcopats sah. Durch seine aufgeführten Schriften in diesem Sinne, noch mehr durch die Besprechungen der einschlägigen Schriften und durch Artikel in Zeitungen, worin er die Politik der Concordate bekämpfte und die Regierungen warnte, hat er, wozu auch die ruhige und leidenschaftslose Darstellung beitrug, ganz zweifellos Einfluß geübt auf die Regierungen von Baden und Württemberg. Persönlich war W. ein anspruchsloser, äußerst gefälliger Mann, der allgemeine Achtung genoß. Letzteres bewies die Mitgliedschaft von 25 Akademien und Gesellschaften verschiedener Länder sowie die seitens der Monarchen, denen er diente, ihm zu theil gewordene Ehrung durch Titel und Orden.

    • Literatur

      Allg. Zeit. 1866, Beil. Nr. 258. — v. Weech, Biogr. II. 425 f.

  • Autor/in

    v. Schulte.
  • Zitierweise

    Schulte, von, "Warnkönig, Leopold August" in: Allgemeine Deutsche Biographie 41 (1896), S. 177-178 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117142379.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA