Lebensdaten
1855 – 1930
Geburtsort
Kempen (Kępno, Posen)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Archivar ; Historiker
Konfession
jüdisch
Namensvarianten
  • Warschauer, Adolf
  • Warschauer, Adolph

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Zitierweise

Warschauer, Adolf, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/sfz139109.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Bernhardt, Kantor in Nauen;
    M Florentine Rosenbaum;
    Tante-m N. N., in Breslau, erzog W.;
    Posen 1894 Bertha (1865–1942), aus Posen, zuletzt in B., T d. Tobias Braun (1833–1909), u. d. Henriette Türk (1841–1902);
    1 S Ludwig Max (Lutz) (* 1898), 1 T Anna Adolfina (Anni) (* 1895), emigrierte n. Palästina, n. 1945 Bibl. in Haifa.

  • Biographie

    W. wuchs bei einer Tante mütterlicherseits in Breslau auf. Nach dem Abitur am dortigen Elisabeth-Gymnasium 1877 studierte er an der Univ. Breslau Geschichte (bes. b. Richard Roepell [1808–93] u. Jakob Caro [1835–1904]), Philosophie und Literatur. Das Studium schloß er 1881 mit einer Dissertation über den Metropoliten Markos Eugenikos ab. Caro vermittelte W. an Heinrich v. Sybel (1817–95), der ihm 1882 eine Anstellung als Hilfsarbeiter am Staatsarchiv in Posen verschaffte. 1886 wurde W. zum etatmäßigen Archivar, 1901 zum Archivrat und 1911 zum Geheimen Archivrat ernannt. Zwar übernahm er nie die Leitung des Archivs, wurde aber eine der zentralen Persönlichkeiten im Posener Kulturleben: 1888–1912 war er Schriftführer der 1885 von ihm mitbegründeten Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen, 1900–13 Redakteur der „Historischen Monatsblätter für Posen“ und 1903–12 Professor an der Kgl. Akademie in Posen. Seit 1904 wirkte er an der Errichtung des 1910 in Berlin eröffneten „Gesamtarchivs der dt. Juden” mit. 1912 wurde W. mit der Leitung des Staatsarchivs in Danzig betraut. Im Okt. 1915 übernahm W. die Leitung der „Archivverwaltung beim kaiserlich dt. Generalgouvernement Warschau”. In dieser Funktion sichtete er die Bestände der wiss. Archive in den von dt. Truppen besetzten poln. Gebieten. Gegen Kriegsende war er am Austausch von Archivbeständen zwischen dem Dt. Reich und dem wiedererrichteten poln. Staat beteiligt. Diese Arbeiten führte er nach seinem erzwungenen Umzug im Nov. 1918 nach Berlin fort, wo er 1921 in den Ruhestand versetzt wurde und bis zu seinem Tode lebte.

    W.s Werk ist durch die Tatsache geprägt, daß er als einer von nur wenigen preuß. Archivaren die poln. Sprache beherrschte. Stadt und|Provinz Posen waren um 1880 von einem zunehmenden Antagonismus zwischen dt.- und polnischsprachiger Bevölkerung geprägt, (landes-)geschichtliche Forschung wurde kaum betrieben. W. erschloß und verzeichnete mit hohem Aufwand zahlreiche, auch kleinere städtische Archive. Auf dieser Grundlage publizierte er rund 130 Zeitschriftenbeiträge meist zu stadthistorischen Themen, Überblicksdarstellungen zur Geschichte einzelner Städte sowie Quellenwerke zur Geschichte Posens, zudem mehrere Überblicksdarstellungen zur Provinzialgeschichte und Landesgeschichtsschreibung sowie einen vielfach wiederaufgelegten Stadtführer Posens. Zwar verweigerte er sich einer apologetischen Deutung der preuß.-dt. Herrschaft in Posen seit 1793, publizierte und referierte aber im Umfeld des nationalistischen Dt. Ostmarkenvereins. Loyalität zum preuß. Staat spricht aus seinen Werken ebenso wie die Einbeziehung des poln. Kontextes, der aus seiner Sicht für die Geschichte des Posener Landes maßgeblich war.

  • Auszeichnungen

    |Roter Adlerorden 4. Kl. (1906).

  • Werke

    W u. a. Führer durch Posen, 1888, ⁷1911;
    Stadtbuch v. Posen, 1. Bd.: Die ma. Magistratsliste, 1892;
    Die städt. Archive in d. Prov. Posen, 1901;
    Die dt. Gesch.schreibung in d. Prov. Posen, 1911;
    Georg Minde-Pouet, 1913;
    Gesch. d. Prov. Posen in preuß. Zeit, 1914;
    Gesch. d. Stadt Gnesen, 1918;
    Dt. Kulturarbeit in d. Ostmark, Erinnerungen aus vier Jahrzehnten, 1926 (P);
    Die Gesch. d. Streites um d. Nationalität d. Coppernicus, in: Mitt. d. Hist. Ges. f. Posen 1, 1925, S. 1–26, erneut in: Btrr. z. Gesch. Westpreußens 1, 1967, S. 46–64;
    W-Verz.: Dt. Wiss. Zs. f. Polen, H. 20, 1930, S. 131–42;
    Teilnachlaß: Central Archives for the Hist. of the Jewish People, Jerusalem (CAHJP).

  • Literatur

    |A. Kronthal, in: Dt. Wiss. Zs. f. Polen, H. 20, 1930, S. 119–42 (W-Verz.);
    J. Kohte, in: Mitt. d. Hist. Ges. f. Posen, H. 3, 1935, S. 7–11;
    Th. Serrier, Die Posener „Hist. Schule“, Zur Gesch. d. Hist. Ges. f. d. Prov. Posen im Ks.reich (1885 bis 1918), in: Preußens Osten, Polens Westen, Das Zerbrechen e. Nachbarschaft, hg. v. H. Schultz, 2001, S. 91–109;
    St. Lehr, Pläne f. e. Dt. Hist. Inst. in Warschau im Ersten Weltkrieg, in: Zs. f. Ostmitteleuropa-Forsch. 56, 2007, S. 594–602;
    Ch. Schutte, Rodgero Prümers u. A. W., Zwei Posener Archivare als Landeshistoriker, in: Zw. Region u. Nation, 125 J. Forsch. z. Gesch. d. Deutschen in Polen, hg. v. W. Kessler u. M. Krzoska, 2013, S. 31–49;
    W. Maisel, in: Wielkopolski slownik biograficzny, 1981.

  • Porträts

    |Photogr., Abb. in: Aus d. Posener Lande 7, 1912, S. 441;
    Photogr. d. Studio Photo Gottheil u. Sohn Albert, Danzig, vor 1930 (Marburg, Herder-Inst. f. hist. Ostmitteleuropaforsch.).

  • Autor/in

    Christoph Schutte
  • Zitierweise

    Schutte, Christoph, "Warschauer, Adolf" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 436-437 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/sfz139109.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA