Witz, Konrad
- Dates of Life
- um 1400 – 1444 oder 1445
- Place of birth
- Rottweil
- Place of death
- Basel,Genf
- Occupation
- Maler ; Bildschnitzer ; Holzbildhauer
- Religious Denomination
- katholisch
- Authority Data
- GND: 118769677 | OGND | VIAF: 95829321
- Alternate Names
-
- Conradus Sapientis
- Sapientis, Conradus
- Witz, Konrad
- Conradus Sapientis
- Sapientis, Conradus
- Witz, Conrad
- Konradus Sapientis
- Sapientis, Konradus
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Witz, Konrad
| Maler, Bildschnitzer (?), * um 1400 Rottweil, † 1444/45.
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Genealogy
V →Hans (erw. 1427–48), Maler in R.;
M N. N.;
⚭ Ursula v. Wangen (erw. 1443, † 1448);
3 S Jakob, Jonathan, Konrad, 2 T Ennelin (Anne), Katharina. -
Biography
W. gehört zur Generation der um 1400 geborenen Künstler, doch fehlen Daten aus seiner Frühzeit. Die erste Ausbildung dürfte er bei seinem →Vater in Rottweil erhalten haben, eine Wanderschaft in den Niederlanden gilt als sicher. Bezeugt ist er allerdings erst nach seiner Niederlassung in Basel: Am 21.6.1434 wurde er in die Zunft „Zum Himmel“ aufgenommen, am 10.1.1435 erhielt er das Bürgerrecht. 1437 wird er außerdem als Mitglied der St.-Lukas-Bruderschaft erwähnt. Das in Basel tagende Konzil (1431–49) machte die Stadt zu einem internationalen Anziehungspunkt, und in diesem Kontext ist auch der W. zugeschriebene Heilsspiegelaltar (um 1435) entstanden, der wohl in der Augustiner-Chorherrenstiftskirche St. Leonhard aufgestellt war. 1441/42 wurde W. für (verlorene) Wandmalereien im Basler Kornhaus entlohnt. Es folgten die Flügelbilder des von dem Genfer Bischof François de Metz für seine Kathedrale bestellten Altarretabels, welche die Signatur „conradus sapientis de basilea“ tragen (1444).
Bald darauf muß W. gestorben sein, da seine Frau in Abrechnungen 1445–47 als Witwe bezeichnet wird. Ein gewisser Quellenwert kommt schließlich einer Verserzählung (um 1460/80) zu, in der von einem Maler W. die Rede ist, der auch schnitzen konnte.
Das Œuvre von W. umfaßt v. a. die den beiden Retabeln zuzuordnenden Tafelbilder.
Der Heilsspiegelaltar ist insofern ein ikonographischer Sonderfall, als er auf dem „Speculum humanae salvationis“ basiert, in dem Szenen aus dem Alten Testament und der antiken Geschichte als Präfigurationen des Neuen Testamentes aufgeführt werden (Typus u. Antitypus). Den Flügelaußenseiten sind zuzuweisen: Ecclesia und Synagoge, die eine Verkündigung an Maria flankierten, von der nur der Erzengel Gabriel erhalten ist (oben), die hll. Augustinus und Bartholomäus, zu denen wohl noch die hll. Leonhard und Theobald hinzukamen (unten). Auf den Innenseiten waren dargestellt: Antipater vor Cäsar, Esther vor Ahasver, Salomo und die Königin von Saba, Abraham und Melchisedek (oben), Augustus und die Sibylle von Tibur sowie David mit den Helden Abisai, Sibbechai und Benaja (unten). Die zugehörigen neutestamentlichen Szenen (Geburt Christi, Anbetung der Könige u. a.) müßten im verlorenen Schrein zu sehen gewesen sein. Weniger überzeugend ist die Rekonstruktion als Baldachinaltar mit einer Madonna in der Schreinmitte.
Die dem Betrachter nahegerückten Figuren erscheinen in engen architektonischen Gehäusen oder vor gemustertem Goldgrund. Alle sind untersetzt proportioniert und kommunizieren mit lebhaftem Blick und einprägsamen Gebärden. Die Körperformen sind unter den hartbrüchigen Gewändern nur partiell zu erkennen, doch ergibt sich ein gewisser skulpturaler Effekt durch die Betonung des Volumens. Das Kolorit wird bestimmt von kräftigen, aggressiven Buntfarben; die Beleuchtung ist scharf, der Schattenwurf innovativ. Die Nähe zu den Niederländern (→→Brüder van Eyck, Meister von Flémalle) zeigt sich auch bei der Wiedergabe der metallisch glänzenden Gegenstände und der Edelsteine an den Gewandborten.
Auf den großformatigen Flügeln des Genfer Altars sind der Wunderbare Fischzug und die Befreiung Petri (außen) sowie die Anbetung der Könige und der kniende Stifter, empfohlen vom hl. Petrus, vor der thronenden Muttergottes (innen) dargestellt. Der Schrein ist ebenfalls verloren. Der Fischzug vor dem Ufer des Genfer Sees und dem in der Ferne sichtbaren Montblanc gilt als eine der Inkunabeln der europ. Landschaftsmalerei. Zu den Meriten zählen die liebevolle Schilderung des Terrains, die Erfassung der Spiegelungen auf dem Wasser und die atmosphärische Aufhellung des Himmels. In der Anbetungsszene mit dem übereck gestellten Stallgebäude und dem Fliesenboden zeigt sich dagegen ein gesteigertes Interesse an Fragen der Perspektive. Hinzu kommen fingierte Skulpturen und der von der Mauer abplatzende Putz als ein spektakuläres Detail.
Einen Altarflügel bildeten auch die heute getrennten Tafeln der Verkündigung an Maria (außen) und der Begegnung von Joachim und Anna an der Goldenen Pforte (innen). Deutlicher zu erkennen ist nun die Kompromißlosigkeit bei der Figurenbildung und die Radikalität bei der Darstellung eines kargen Interieurs und einer sich verkürzenden Bildarchitektur. Dabei entsteht ein charakteristisches Spannungsverhältnis zwischen Raumerschließung und Flächengliederung. Beide Tafeln zeigen schließlich einen vom Rahmen ausgehenden Schattenkeil in der unteren rechten Bildecke, den W. nur vom Genter Altar der Brüder van Eyck übernommen haben kann, womit eine direkte Kenntnis der niederl. „ars nova“ belegt wäre. Diese dokumentiert sich ferner in einer Einzeltafel mit den hll. Katharina und Magdalena, die im Innern eines Kir|chenschiffes mit ausgebreiteten Gewändern am Boden sitzen. Das schräg fluchtende Seitenschiff führt weit zurück, und durch das Portal sieht man hinaus auf eine belebte Straße mit einem Ladengeschäft.
Weitere Tafelbilder sprechen für die Produktivität der Basler Werkstatt. Auch die Fragmente vom Totentanz an der Außenmauer des Predigerklosters werden diesem Kreis zugerechnet, während es sich bei dem Wandbild im Chor von St. Leonhard in Basel um ein eigenhändiges Werk handeln dürfte. Dem Meister sehr nahe steht ferner das „Ambraser Hofjagdspiel“ (Wien, Kunsthist. Mus.).
W. gehört mit →Lukas Moser (tätig um 1432) und →Hans Multscher (um 1400–67) zu den führenden Vertretern des spätgotischen Realismus im dt. Südwesten. Er war die prägende Gestalt am Oberrhein und entfaltete eine beachtliche Schulwirkung. Mit ihm in Kontakt stand z. B. auch der Meister der Verkündigung von Aix-en-Provence (→Barthélemy d’Eyck). Ungeklärt bleibt das Verhältnis zu Hans W., der 1440 als „Johannes sapientis“ in den Quellen auftaucht und in Chambéry ansässig war. Die diesem Meister zugeschriebenen, von W. beeinflußten Werke bilden keine einheitliche Gruppe.
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Works
|Tafeln vom Heilsspiegelaltar (Basel, Kunstmus., Berlin, Gem.gal., Dijon, Musée des Beaux-Arts);
hl. Christophorus, Joachim u. Anna an d. Goldenen Pforte (Basel, Kunstmus.);
Tafeln v. Genfer Altar (Genf, Musée d’art et d’histoire);
Verkündigung an Maria (Nürnberg, German. Nat.mus.);
hl. Katharina u. hl. Maria Magdalena (Straßburg, Musée de l’Œ uvre Notre-Dame);
– zum Gesamtwerk einschließl. d. Kopien, d. Werkstattarbb. u. Schulwerke s. K. W., Ausst.kat. Basel 2011 (s. L). -
Literature
|M. Escherich, K. W., 1916;
H. Wendland, K. W. Gem.stud., 1924;
J. Gantner, K. W., Wien 1942, ²1943;
H. Aulmann, Gem.unterss. mit Röntgen-, Ultraviolett- u. Infrarotstrahlen, Zum Werk d. K. W., 1958;
E. Maurer, K. W. u. d. niederl. Malerei, in: Zs. f. schweizer. Archäol. u. Kunstgesch. 18, 1958, S. 158–66;
K. W., ebd. 44, H. 2, 1987;
D. Eggenberger, Die Basler Heilspiegelbilder, Ein Auftragswerk v. Kg. René d’Anjou u. Kard.legat Giuliano Cesarini?, ebd. 67, H. 1, 2010, S. 83–112;
U. Feldges, Werkstatt u. Nachfolge d. K. W., Ein Btr. z. Gesch. d. Basler Malerei d. 15. Jh., 1967;
J. Gantner, K. W., Der Heilspiegelaltar, 1969;
Ch. Sterling, L’influence de K. W. en Savoie, in: Revue de l’art 71, 1986, S. 17–32;
M. Schauder, Der Basler Heilspiegelaltar d. K. W., Überlegungen zu seiner ursprüngl. Gestalt, in: Flügelaltäre d. späten MA, hg. v. H. Krohm u. E. Oellermann, 1992, S. 103–22;
K. W., red. v. B. Brinkmann u. K. Georgi, Ausst.kat. Basel, Kunstmus., 2011;
K. W., Le maître-autel de la Cathédrale de Genève, Hist., conservation et restauration, hg. v. F. Elsig u. C. Menz, 2013;
J. Lucas, Europa in Basel, Das Konzil v. Basel (1431–1449) als Laboratorium d. Kunst, 2017;
U. Söding, Realismus u. Symbolik in d. dt. Tafelmalerei v. 1430 bis 1450/60, in: Vom Weichen über d. Schönen Stil z. Ars Nova, hg. v. J. Fajt u. M. Hörsch, 2018, S. 361–94;
Ch. P. Hever, Die Botschaft als Akteur b. K. W., in: The Announcement, Annunciations and Beyond, hg. v. H. Gründler, A. Nova u. I. Sapir, 2020, S. 74-86 u. 289;
St. Kemperdick, Zeit d. Innovationen, Malerei in d. Generation v. K. W. u. Stefan Lochner, in: Spätgotik, Aufbruch in d. Neuzeit, Ausst.kat. Berlin, Staatl. Mus. Preuß. Kulturbes., hg. v. M. Eissenhauer, 2021, S. 42–49;
ThB;
Dict. of Art;
SIKART. -
Author
Ulrich Söding -
Citation
Söding, Ulrich, "Witz, Konrad" in: Neue Deutsche Biographie 28 (2024), S. 357-358 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118769677.html#ndbcontent