Lebensdaten
1847 – 1905
Geburtsort
Lingen (Emsland)
Sterbeort
Essen
Beruf/Funktion
Eisenhüttenmann ; Ingenieur bei Krupp ; Mitbegründer einer Zementfabrik
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 140171592 | OGND | VIAF: 103718226
Namensvarianten
  • Narjes, Theodor
  • Narjes, Theodor Gustav
  • Narjes, Theodor

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Narjes, Theodor Gustav, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd140171592.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Heinrich Ludwig (1803–46), Kaufm. in L.;
    M Gesine Maria Benoit v. Santen;
    Essen 1881 Maria (1856–1942), T d. Franz Eduard Hintze (1825–76), Zechendir. in E. (s. NDB II*), u. d. Johanna Wilhelmine Hüllstrung (1826–96);
    4 S, 2 T, u. a. Hermann (1891–1972), Unternehmer (s. L); Schwager d. Ehefrau August Bender (1847–1926), Eisenhüttenmann (s. NDB II).

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Gymnasiums in Lingen studierte N. Chemie und Hüttenkunde am Kgl. Gewerbeinstitut und der Bergakademie in Berlin. Er absolvierte ein Volontariat auf der Alexishütte in Wietmarschen bei Lingen, arbeitete 1869/70 im Laboratorium der Hütte Phönix in Duisburg-Ruhrort und war anschließend als Chemiker, dann als Betriebsingenieur im Hochofenbetrieb der Gutehoffnungshütte in Oberhausen tätig. 1872 trat N. als Betriebsingenieur in das Bessemerwerk des Unternehmens Fried. Krupp ein und wechselte später in das Siemens-Martin-Werk. Eine fruchtbare fachliche und freundschaftliche Verbindung entstand schon bald zu dem gleichzeitig bei Krupp als Betriebsingenieur eingetretenen August Bender. Beide ergänzten sich ideal: N. hatte die neuen erfinderischen Ideen, Benders Stärke lag in ihrer praktisch-technischen Umsetzung. So gelang es ihnen 1876, auf der Basis eines Vorschlags von N., ein Verfahren zur Entphosphorung von Roheisen zu entwickeln, das 1877 für Krupp patentiert wurde. In einigen nordamerikan. Unternehmen wurde dieses neue sog. „Waschverfahren“ längere Zeit angewendet. In Deutschland konnte es sich aber nicht durchsetzen. Hier wurde es von dem ebenfalls 1879 eingeführten Thomasverfahren verdrängt. Vor allem aber hatte Alfred Krupp das neue Verfahren reserviert betrachtet und sein Bekanntwerden zunächst verzögert, weil es nicht in seine Konzernstrategie paßte. Krupp besaß nämlich span. Gruben mit phosphorarmen Erzen, speziell für die Verarbeitung im Bessemerwerk. Daher fürchtete er, daß ihm mit der neuen Möglichkeit der billigen Verarbeitung phosphorreicher deutscher Erze unliebsame Konkurrenz entstehen würde. So zahlte er zwar N. und Bender je 25 000 Mark Prämie, aber das Waschverfahren wurde in der Essener Fabrik nur kurze Zeit, bis 1880 angewandt.

    Auch unabhängig davon fühlten sich die beiden jungen Ingenieure bei Krupp in ihrem Bemühen um technische Modernisierung der Stahlerzeugungsverfahren durch Hierarchie und konservatives Denken eingeengt. Deshalb wollten sie sich selbständig machen. N. hatte 1880 beobachtet, daß Hochofenschlacke im Freien erhärtet, und kam auf die Idee, Zement daraus herzustellen. Tatsächlich gelang ihm dies in schwierigen Versuchen gemeinsam mit Bender. Erstmals wurde damit die bis dahin als lästiger Abfall betrachtete Hochofenschlacke in Verbindung mit Kalkstein als Rohstoff für die Herstellung von Portlandzement verwendet. Im November 1883 gründeten N. und Bender in Kupferdreh bei Essen die Portlandzementfabrik Narjes und Bender. Für die Bearbeitung der Schlackenteile entwickelte N. eine Rohr- oder Kugelmühle, die – nach seinen Angaben noch bei Krupp gebaut – das später erst für ein anderes Unternehmen patentierte Rohrmühlenprinzip selbständig vorwegnahm. Das Unternehmen entwickelte sich ohne fremdes Kapital erfolgreich, 1897 wurde eine Zementwarenfabrik angegliedert.|

  • Auszeichnungen

    Vorstandsmitgl. d. Ver. dt. Portland-Zementfabriken;
    Kreistagsabg. in Essen;
    Mitgl. d. Gemeinderates u. unbesoldeter Beigeordneter d. Bürgermeisterei Kupferdreh.

  • Literatur

    Tonindustrie-Ztg., 29. Jg., Nr. 151 v. 23.12.1905;
    – Eigene Archivstud. – Zu Hermann:
    B. Gerstein, Lb. aus d. Rhein.-Westfäl. Industriegebiet 1968-1972, 1980, S. 113 f.

  • Autor/in

    Renate Köhne-Lindenlaub
  • Zitierweise

    Köhne-Lindenlaub, Renate, "Narjes, Theodor Gustav" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 736 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd140171592.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA