Lebensdaten
erwähnt 1530, gestorben 1572
Beruf/Funktion
Bischof von Kurland und Oesel
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 137889100 | OGND | VIAF: 300425996
Namensvarianten
  • Münchhausen, Johannes von
  • Münchhausen, Johannes von
  • Johann I., Bischof, Ösel-Wiek (1542-1560)
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Zitierweise

Münchhausen, Johannes von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd137889100.html [26.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann (um 1466-v. 1555), auf Haddenhausen, S d. Ludolf (erw. 1465/75) u. d. Catharina v. dem Bussche;
    M Anna, T d. Heinrich v. Wettbergen ( 1510), 1500 Drost zu Bückeburg;
    Ov Ernst, 1527 Vogt v. Grobin, 1535-44 als Komtur v. Goldingen Gebietiger d. Dt. Ordens in Livland;
    B Christoph, 1556/57 u. 1560/61 Stiftsvogt der Wiek, dän. Statthalter in Estland;
    Schw Anna (⚭ Dietrich v. Behr,| 1574/75, auf Stellichte, 1550 Stiftsvogt auf Oesel, 1560/61 dän. Statthalter auf Oesel u. Kurland);
    – ⚭ Lucie (⚭ Jürgen v. Mandelsloh, Domherr zu Verden), T d. Claus Hermeling u. d. Beeke Clüver;
    N Ulrich, Domherr in Kurland u. Oesel, 1556-61 Koadjutor d. Bischofs v. Kurland, Johann, Statthalter im Stift Kurland, Begründer d. umfangreichen Behrschen Landbes. in Kurland.

  • Biographie

    Nachdem die Burg Haddenhausen 1530 in einer Fehde gegen die ev. Stadt Minden erobert und niedergebrannt worden war, wurde M. gemeinsam mit seinem Vater und seinen Brüdern gefangengenommen. Bald darauf begann seine geistliche Laufbahn, er wurde zunächst Domherr in Minden, dann auch in Verden (Thesaurar). Ein Bruder war bereits 1530 von seinem Onkel, dem Vogt Ernst v. Münchhausen, nach Kurland geholt worden. Durch die Patronage desselben erhielt auch M. in den 1530er Jahren eine Domherrenstelle in Hasenpoth in dem vom Deutschen Orden inkorporierten Stift Kurland, dann auch in Arensburg im Stift Oesel-Wiek, jedoch wohl erst nach dem Ende der Wiekschen Fehde (August 1536) zwischen Bischof Reinhold v. Buxhöveden und dem Adel der Wiek. 1540 wählte das kurländ. Kapitel M. zum Bischof mit Sitz in Pilten. Der Papst bestätigte die Wahl am 16. Juli und gewährte ihm weiterhin auf Lebenszeit die Thesaurarstelle in Verden. Am 13.7.1541 wurde M. auf Präsentation des Deutschen Ordens zum Bischof von Oesel-Wiek gewählt und am 9.1.1542 vom Papst bestätigt. M. selbst bezeichnete sich als Administrator seines „geistlichen Vaters“, der nach der Fehde zurückgezogen in Leal (Wiek) lebte; erst nach Reinholds Tod 1557 führte M. den Titel des Bischofs. 1541 wurde er, allerdings ohne Erfolg, auch zum Koadjutor des Bischofs von Dorpat vorgeschlagen.

    Es lag wohl im Interesse des Ordens, auch andere Stifte mit Inkorporierten zu besetzen, doch es bleibt unklar, was man sich von dem Außenseiter M. in der gefährdeten livländ. Konföderation versprach. Sein Interesse galt primär der Versorgung seiner Familie, die er um sich scharte und förderte. Er war festlichem Zeremoniell zugetan und schätzte Wissenschaft und Kunst, aber nur soweit sein Streben nach höheren Einnahmen dies zuließ. Er verkaufte Korn, das er von seinen Bauern oder von Großhändlern bezog, bis nach Lübeck und Antwerpen. Als Bischof konnte er sich aber weder bei den Pfarrern noch in dem verwahrlosten Nonnenkloster zu Leal durchsetzen. Darüberhinaus lag M. im Streit mit dem Adel der Wiek. Politischen Entschlüssen wich er aus, und als 1557 Krieg drohte, vertröstete er den Ordensmeister mit Lieferversprechungen. Als es wirklich zum Krieg kam, griff er 1559 ein früheres Angebot auf und verkaufte – völlig unkanonisch – für 30 000 Reichstaler seine Stifte an Kg. Friedrich II. von Dänemark, der 1560 seinen Bruder Hzg. Magnus von Holstein zum Nachfolger wählen ließ. M. hatte sich nur die Bestätigung der Privilegien der Stände ausbedungen, doch weder Kapitel noch Ritterschaft hatte er befragt und außerdem die Präsentationsrechte des Orden übergangen. Er selbst begab sich nach Verden; 1563 war er Drost zu Rahden, 1565 Pfandinhaber von Rehburg.

  • Quellen

    Qu. u. L J. Renner, Livländ. Historien 1556-1561, hrsg. v. F. Karstedt, 1953, fol. 166r; C. Schirren, in: Balt. Mschr. 28, 1881, S. 18-37; L. Arbusow, Livlands Geistlichkeit v. Ende d. 12. bis ins 16. Jh., in: Jb. f. Geneal., Heraldik u. Sphragistik 1900, 1902, S. 72 f.; H. Mahrenholtz, in: Norddt. Fam.kde. 1, 1952, S. 86-90; F. v. Klocke, Aus Lebensgesch. u. Verwandtschaftskreis d. Weserländers J. v. M., ebd., S. 121 f.; G. May, Die dt. Bischöfe angesichts d. Glaubensspaltung d. 16. Jh., 1983, S. 427 ff.; U. Renner, Hzg. Magnus v. Holstein als Vasall d. Zaren Ivan Groznyj, in: Dtld. – Livland – Rußland, ihre Beziehungen v. 15. bis z. 17. Jh., hrsg. v. N. Angermann, 1988, S. 139 f.; L. Fenske u. K. Militzer (Hrsg.), Ritterbrüder im livländ. Zweig d. Dt. Ordens, 1993, S. 456 f.

  • Autor/in

    Heinz von zur Mühlen
  • Zitierweise

    Mühlen, Heinz von zur, "Münchhausen, Johannes von" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 522-523 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd137889100.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA