Lebensdaten
1895 – 1944
Geburtsort
Düren
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Bühnenbildner
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 119307251 | OGND | VIAF: 27852964
Namensvarianten
  • Traugott, Erich (Pseudonym)
  • Müller, Traugott
  • Traugott, Erich (Pseudonym)
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Müller, Traugott, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119307251.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Julius Otto (1853–1918), Pfarrer in D., S d. Pfarrers Wilhelm Daniel (1811–70) u. d. Jeanne Marie Charlotte Antonette Fol (1828–63);
    M Friederike Nelle (1859–1908);
    Düsseldorf 1923 Lotte (* 1900), Kunstgewerblerin, T d. Heinrich Wilhelm Frankenberg (1861–1938) u. d. Emma Johanne Emilie Michaelis (1864–1934); kinderlos;
    N Traugott (* 1927), Industriekaufm. ( Waltraut, s. L).

  • Biographie

    M., der in einem humanistisch geprägten prot. Pfarrhaus aufwuchs, wollte schon als Jugendlicher zum Theater. Auf Wunsch des Vaters begann er jedoch zunächst eine Schlosserlehre, durfte dann aber seit 1913 die Kunstgewerbeschule in Düsseldorf besuchen. Um 1914 entwarf er erste Bühnenbilder. 1915 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Nach der Rückkehr 1918 setzte M. seine Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf fort. Um sein Studium zu finanzieren, trat er als Lautensänger und Conférencier auf und lernte dabei u. a. auch Gustaf Gründgens kennen.

    1924 ging M. mit seiner Frau, die wie er an der Kunstgewerbeschule studiert hatte, nach Berlin und machte hier unter dem Pseudonym Erich Traugott zunächst Kabarett. Seit 1925 arbeitete er dann in Berlin an verschiedenen Theatern mit den damals bedeutendsten Regisseuren: Leopold Jessner, Karlheinz Martin, Berthold Viertel und Erwin Piscator. Seinen Durchbruch als Bühnenbildner erlebte er 1926 mit der Ausstattung zu Erwin Piscators aktualisierender „Räuber“-Inszenierung am Staatstheater. Unter dem Einfluß der damaligen russ. Szenografie stellte M. seine Szene in den folgenden Jahren mit dem Einbezug von Technik und Dynamik, d. h. mit|Stahlkonstruktionen auf der Bühne, Fachbühnen, Laufwänden und Projektionen, in den Dienst von Piscators politischem Theater. M. arbeitete auch für andere Berliner Bühnen, so für das Lessing-Theater, die Volksbühne und die Krolloper. Außerdem war er immer wieder in Düsseldorf und Hamburg tätig sowie für die Freilichttheater in Thale/Harz und Heidelberg. Der finanzielle Zusammenbruch der Piscatorbühne 1929 beendete die Phase von M.s politisch-revolutionärer Theaterarbeit. Seit 1932 wieder als Gastbühnenbildner am Staatstheater (seit 1935 fest angestellt), richtete M. dort die Bühne für die Inszenierungen Gründgens', Lothar Müthels, Karl Heinz Stroux' und vor allem Jürgen Fehlings (z. B. König Richard III., 1937) ein. Für Gründgens stattete M. auch die beiden Filme „Der Schritt vom Wege“ (1939, nach Fontanes „Effi Briest“) und „Friedemann Bach“ (1941) aus; in diesem übernahm er auch die Spielleitung. Kurz nach der Premiere von „Othello“ (Regie: Stroux), seiner letzten Bühnenarbeit, starb er.

    M.s Szenografie wird weniger durch ihren Bildcharakter als durch ihre Raumstruktur bestimmt. In seiner Bühnenarchitektur wirkt der Raum als solcher. Er wird nicht naturalistisch gesehen, sondern als Bedeutungsraum – allerdings wird er nicht symbolisch aufgeladen, sondern durch Weglassung abstrahiert. Wenige Versatzstücke fungieren als Bedeutungsträger. Aufgrund seiner kargen und zugleich kühnen Bühnenarchitektur gehört M. zu den bedeutendsten Szenografen des deutschen Theaters im 20. Jh.

  • Werke

    Weitere W Toller, Hoppla wir leben, 1927 (Regie: E. Piscator, Piscatorbühne Berlin);
    Tolstoi/Stschegolow, Rasputin, 1928 (Regie: E. Piscator, Piscatorbühne Berlin);
    Mozart, Die Zauberflöte, 1938 (Regie: G. Gründgens, Staatsoper Berlin);
    Schiller, Die Jungfrau v. Orleans, 1939 (Regie: L. Müthel, Staatstheater Berlin). |

  • Nachlass

    Nachlaß: Berlin Mus., Berlin; Theaterwiss. Inst., FU Berlin; Theaterwiss. Slg., Univ. Köln (W-Verz., Photos).

  • Literatur

    K. H. Ruppel, Berliner Schauspiel – Dramaturg. Betrachtungen – 1936-1942, 1943 (P);
    G. Gründgens, T. M. – Der Bühnenbildner, Gedächtnisrede, in: ders., Wirklichkeit d. Theaters, 1963, S. 97-109;
    S. Melchinger, Theaterd. Gegenwart, 1956, S. 188 f.;
    D. Bablet. Les révolutions scéniques du XXe siècle, 1975;
    Ch. Trilse. K. Hammer, R. Kabel, Theaterlex., 1977. – Zur Fam.: Waltraut u. Traugott Müller. Müller – Muldenbach – Mueller, Chron. e. Fam. 1610-1994, 1994 (Privatdr.).

  • Porträts

    Bleistiftzeichnung v. H. Koniarski, 1935 (Theaterwiss. Slg., Univ. Köln).

  • Autor/in

    Elmar Buck
  • Zitierweise

    Buck, Elmar, "Müller, Traugott" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 476-477 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119307251.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA