Lebensdaten
1865 – 1941
Geburtsort
Gut Rosenfelde bei Deutsch Krone (Westpreußen)
Sterbeort
Semmering bei Wien
Beruf/Funktion
Ministerialbeamter ; Unterstaatssekretär in der Reichskanzlei
Konfession
keine Angabe
Normdaten
GND: 117114650 | OGND | VIAF: 8157101
Namensvarianten
  • Wahnschaffe, Arnold Karl Gustav
  • Wahnschaffe, Arnold
  • Wahnschaffe, Arnold Karl Gustav
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Zitierweise

Wahnschaffe, Arnold, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd117114650.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Philipp (1828–1904, 2] Agnes Freiin v. Wangenheim, 1841–75, Schw d. Hedwig Freiin v. Wangenheim, s. u., 3] Gertrud Honig, 1849–1929), auf Rosenfelde, S d. Gustav (1801–62), Pächter d. Domäne Gorgast, preuß. Amtsrat, u. d. Agnes Kühne (1807–83), aus Wanzleben;
    M Hedwig (1845–67), T d. Karl Heinrich Ludwig Frhr. v. Wangenheim (1797–1853), auf Rahnwerder, Klein-Spiegel, u. d. Auguste Lobedan (1809–95), aus Cottbus;
    Ur-Gvv Wilhelm (1767–1807);
    Gr-Tante-v Agnes (1802–25, Karl Anton Wilhelm v. Rosenstiel, 1789–1871, preuß. Adel 1845, preuß. Major, S d. Friedrich Philipp Rosenstiel, 1754–1832, Dir. d. kgl. Porzellanmanufaktur in B., Geh. Oberfinanz- u. Bergrat, s. NDB III*, XI*, 22*, 24*);
    Schw Marie ( Paul Schultze[-Naumburg], 1869–1949, Architekt, Publ., Maler, s. NDB 23);
    Berlin 1905 Irma (1876–1962), aus Dessau, T d. Reimar v. Möllendorff (1830–94), auf Horst u. Blumenthal (s. NDB 17, Fam.art.), u. d. Laura v. Blumenthal (1846–1929), aus d. gfl. Linie;
    1 S Konrad (1909–78, 1] Helga Stieler v. Heydekampf, 1919–43, T d. Bruno Stieler v. Heydekampf, 1873–1932, preuß. Oberstlt., 2] Gerda Ludovika Kraske, * 1924, aus Berlin, T d. Werner Kraske, 1891–1945, Dr. iur., Dir. d. Wirtschaftl. Vereinigung dt. Gaswerke), auf Rottmannshagen u. Rosenfelde, Landwirt, seit 1953 Verw. d. landwirtschaftl. Betriebe d. Bodelschwinghschen Anstalten zu Bethel, 1 T Helma (1906–99, Hermann v. Gaudecker, 1903–86, auf Kerstin).

  • Biographie

    W. besuchte bis Ostern 1883 das Kgl. Pädagogium in Putbus (Rügen). Danach studierte er Jura in Berlin, Heidelberg (Mitgl. d. Corps Saxo-Borussia 1884) und Lausanne, ergänzt um landwirtschaftliche Studien an der Univ. Halle/ Saale. Seit 1886 war er als Referendar im Justizdienst, seit 1889 in der Staatsverwaltung in Schwedt (Lkr. Dt.-Krone), Elbing, Berlin, Frankfurt/ Oder und Danzig tätig und legte die Prüfungen für die höhere Verwaltung ab. Seinen einjährig-freiwilligen Militärdienst absolvierte er 1886 / 87 zwischenzeitlich in Schwedt. Seit 1892 war W. als Regierungsassessor in Hannover, Breslau, Bonn und Halle/ Saale beschäftigt. 1897 wurde er Landrat in Landsberg / Warthe, engagierte sich erfolgreich für den Landesausbau und als Mitglied des Ostmarkenvereins seit 1894 zugleich für die Umsetzung der antipoln. Ansiedlungspolitik. Seit Dez. 1905 war er Hilfsarbeiter im Landwirtschaftsministerium und wirkte als Kommissar bei der Ansiedlungskommission. 1901 / 04 hatte er zwei Güter im Kreis Demmin (Pommern) geerbt, die zu landwirtschaftlichen Musterbetrieben ausgebaut wurden und ihn ökonomisch unabhängig machten.

    Im Zuge der Ernennung Theobald v. Bethmann Hollwegs (1856–1921) zum Vizekanzler erhielt W. 1907 eine Anstellung als Vortragender Rat in der Reichskanzlei. Mit der Übernahme der Reichskanzlerschaft durch Bethmann Hollweg im Juli 1909 führte W. die Geschäfte als Unterstaatssekretär, obwohl die formale Berufung in diese Schaltstelle der Macht erst im November erfolgte. Dem erfahrenen und gewandten Beamten W. gelang es, die Reichskanzlei den Anforderungen der neuen Zeit anzupassen und insbesondere die obersten zivilen Staatsbehörden angesichts der wachsenden Verwaltungsaufgaben und der Vermehrung der Behörden auf allen Ebenen, der kommunalen und regionalen Einrichtungen sowie halb- und nichtstaatlichen Organisationen und Interessenvertretungen funktionsfähig zu halten. W. wurde zum unentbehrlichen Mitarbeiter des Kanzlers und zu einer „politischen Schlüsselfigur“ im Hintergrund (F. Fischer). Dazu pflegte er auch Kontakte mit oppositionellen Parlamentariern bis hin zu Gewerkschaftern, was während des Weltkriegs bedeutend zur Durchsetzung der „Burgfriedenspolitik“ beitrug. W. gehörte exklusiven politischen Klubs wie der „Mittwochabend-Gesellschaft“, der „Deutschen Gesellschaft 1914“ und dem „Deutschen Nationalausschuß für einen ehrenvollen Frieden von 1916“ an, die Foren des Austauschs zwischen Vertretern herrschender politischer Strömungen und Regierungsvertretern boten. Aufmerksamkeit widmete W. den dt. Annexionsplänen im Osten, der Schaffung eines poln. Vasallenstaates und damit verbundenen Umsiedlungen der poln. Bevölkerungsteile aus den preuß. Ostprovinzen. Mitte Aug. 1917, einen Monat nach Bethmann Hollweg, quittierte W. den Staatsdienst, wurde jedoch am 11. 10. 1918 nach Entlassung aus seiner militärischen Dienststellung nochmals mit der Wahrnehmung der Funktion des Unterstaatssekretärs betraut und übte dies bis zum 9. Nov. und dem Übergang der Amtsgeschäfte auf die revolutionäre Regierung aus. W. zog sich auf seine Güter zurück und beteiligte sich nicht an den in der Öffentlichkeit geführten erbitterten erinnerungspolitischen Debatten zum Zusammenbruch des Wilhelminischen Deutschlands und zur Kriegsschuldfrage.

    Obwohl W. als politisch einflußreiche Persönlichkeit in der umfangreichen Literatur zur Reichskanzlerschaft Bethmann Hollwegs oft Erwähnung findet, steht eine wissenschaftliche Biographie noch aus.

  • Auszeichnungen

    |WGR u. Exzellenz (1915).

  • Werke

    |Zur Gesch. d. 9. Nov., in: Dt. Allg. Ztg. Nr. 393 v. 16. 8. 1919 (auch als Sonderdr.);
    Nachlaß: vernichtet.

  • Literatur

    |Th. v. Bethmann Hollweg, Betrachtungen z. Weltkriege, 2 Bde., 1919–21, hg. v. J. Dülffer, 1989;
    F. Fischer, Griff n. d. Weltmacht, 1961;
    E. v. Vietsch, Bethmann Hollweg, Staatsmann zw. Macht u. Ethos, 1969;
    W. Gutsche, Aufstieg u. Fall e. ksl. Reichskanzlers, Th. v. Bethmann Hollweg, 1973;
    R. Zilch, Die Protokolle d. Preuß. Staatsmin., IX, 1900–1909, 2001, X, 1909–1918, 1999;
    Wenzel;
    Rhdb. (P);
    Wi 1935;
    Dt.GB 160, 1972, S. 411;
    Jeserich-Neuhaus.

  • Porträts

    |Bronzebüste v. G. Kolbe, 1939 (Kolbe-Mus. Berlin, einschl. Gips-Modell).

  • Autor/in

    Reinhold Zilch
  • Zitierweise

    Zilch, Reinhold, "Wahnschaffe, Arnold" in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 260-261 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd117114650.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA