Lebensdaten
1867 – 1927
Geburtsort
Geistingen (Siegkreis)
Sterbeort
Berlin
Beruf/Funktion
Zeitungswissenschaftler ; Journalist
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119189313 | OGND | VIAF: 305132101
Namensvarianten
  • Mohr, Heinrich Martin
  • Mohr, Martin
  • Mohr, Heinrich Martin
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Zitierweise

Mohr, Martin, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119189313.html [25.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Heinrich (* 1840), Eisenbahn-Geometer;
    M Christine (* 1844), T d. Lehrers N. N. Klatten;
    Graudenz 1892 Helene Auguste (* 1870), T d. Kaumf. Rudolph Tomaschewski u. d. Auguste Borutta;
    2 S, 3 T, u. a. Wolfgang (1903–79), Dipl.-Ing., Druckmaschinenkonstrukteur u. Sinologe (s. W, L).

  • Biographie

    Nach dem Studium der Geschichte, Klassischen Philologie und Nationalökonomie in Breslau und Bonn, das er 1891 in Marburg mit der Promotion über ein Thema der mittelalterlichen Finanzgeschichte bei Karl Lamprecht abschloß, wurde M. Journalist. Nach einem Lehrjahr beim „Graudenzer Geselligen“ arbeitete er seit 1892 als Redakteur der liberalen „Nationalzeitung“ in Berlin und gab 1897-1900 mit der „Nationalliberalen Korrespondenz“ einen politischen Informationsdienst für Zeitungen heraus. 1901 übernahm er in München Chefredaktion und Verlagsleitung der liberalen „Allgemeinen Zeitung“, die als eines der bedeutendsten politischen Blätter Deutschlands im 19. Jh. gilt. Als die Zeitung 1907 an den Berliner Scherl-Verlag verpachtet wurde, wechselte M. zu den „Münchener Neuesten Nachrichten“ über, deren Chefredakteur er 1907-14 war.

    In München engagierte sich M. auch als Standespolitiker und trat für den Zusammenschluß der Zeitungsredakteure in einer zentralen Berufs- und Standesorganisation auf Reichsebene ein. Er gehörte zu den Gründern des Reichsverbandes der deutschen Presse (RdP), der am 20.11.1910 in Berlin ins Leben gerufen wurde und alsbald die einflußreichste und mitgliederstärkste Vereinigung deutscher Redakteure werden sollte. 1910—15 war M. einer der stellvertretenden Vorsitzenden des RdP. Als regionale Gliederung gründete er zudem am 12.2.1911 in München den Landesverband der bayer. Presse, den er bis 1915 als Vorsitzender leitete. M.s zentrales standespolitisches Anliegen bildete die Regelung der journalistischen Berufsausbildung. Wie die Mehrzahl seiner damaligen Berufskollegen hielt er am Dogma des freien Zugangs zum Redakteursberuf sowie an der Überzeugung fest, der Journalismus erfordere eine spezifische Begabung. Gleichwohl setzte er sich nachdrücklich erstmals 1913 in einer programmatischen Rede vor dem RdP und später in zahlreichen Vorträgen und Publikationen für eine hochschulgebundene, berufsfachliche Vorbildung der Journalisten im Rahmen einer an den Universitäten erst noch zu verankernden Zeitungskunde ein, zu deren Pionieren er in Deutschland zählte. 1914-16 war er zeitungswissenschaftlicher Mitarbeiter beim Vorstand des Vereins deutscher Zeitungsverleger. 1916-18 leitete er die Presseabteilung des Generalgouvernements Warschau, der er ein zeitungskundliches Institut angliederte. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges, das zunächst einen Rückschlag für seine Bemühungen brachte, arbeitete M. seit 1918 als Leiter der zeitungswissenschaftlichen Kommission des RdP in Berlin.

    Als der preuß. Kultusminister Otto Boelitz M. 1922 zum Hochschulreferenten und Leiter der Presseabteilung seines Ministeriums berief, konnte dieser von diesem Amt aus seine Vorstellungen weiter verfolgen und verwirklichen. Wesentlich auf M.s Initiative hin gründete Boelitz 1924 das Deutsche Institut für Zeitungskunde in Berlin, übertrug M. einen Lehrauftrag für Systematik und Geschichte des Zeitungswesens an der Univ. Berlin und die Leitung des Instituts. Dessen Aufgaben umfaßten nach M.s Plänen die zeitungskundliche Forschung und in der Lehre die berufsfachliche Vor-, aber auch Fortbildung von Journalisten. Bis zu seinem Tod 1927 leitete M. das Institut, das rasch zur größten und bedeutendsten zeitungskundlichen Einrichtung in Deutschland wurde.

  • Werke

    Die Finanzverwaltung d. Gfsch. Luxemburg um 1300, Diss. Marburg 1891, 1892;
    Adel u. Pol., Neun Kap. bayer. Tagesgesch., 1904;
    Schwed. Streifzüge e. dt. Journalisten, 1911;
    Die Vorbildung der Journalisten, 1913;
    Warschauer Tafeln z. Gegenwartsgesch. d. Kgr. Polen, 1918;
    Ztg. u. Neue Zeit, Vorschläge u. Forderungen z. wiss. Lösung e. soz. Grundproblems, 1919;
    Buchdrucker u. Redakteur, in: Dt. Presse 8, 1920, Nr. 34, S. 1 f.;
    Wissenschaft u. Presse, ebd. 9, 1921, Nr. 7, S. 1-3;
    Ztg.wiss. u. Journalist. Berufsbildung, ebd. 9, 1921, Nr. 29, S. 1 f., Nr. 30, S. 2-4;
    Pressereform, ebd. 10, 1922, Nr. 7-8, S. 1 f., Nr. 9, S. 1-5, Nr. 10, S. 3-6, Nr. 11, S. 2-5;
    Wie ich mir e. Tagesztg. denke, ebd. 10, 1922, Nr. 17, S. 9 f.;
    Die Sendung d. dt. Ztg., ebd. 10, 1922, Nr. 18, S. 8 f.;
    Die Not d. Presse, ebd. 11, 1923, Nr. 3-4, S. 2 f.;
    Das Interesse v. Volk u. Staat am Journalistengesetz, ebd. 12, 1924, Nr. 15 f., S. 1-3;
    Auf d. Wege z. Dt. Inst. f. Ztg.kde., ebd. 15, 1925, Nr. 20, S. 21 f.;
    Ztg.kde. u. Ztg.wiss. im Dt. Inst. f. Ztg.kde. zu Berlin, 1927. |

  • Nachlass

    Nachlaß: Bundesarchiv, Abt. Potsdam. – Zu Wolfgang: Die Verträge d. Volksrep. China mit anderen Staaten, 5 Bde., 1957-71; Die moderne chines. Tagespresse, 3 T., 1976.

  • Literatur

    Geistiges und künstler. München in Selbstbiogrr., hrsg. v. W. Zils, 1913;
    Dt. Presse 3, 1915, Nr. 21, S. 101;
    K. Bömer, in: Ztg.wiss. 2, 1927, Nr. 6, S. 90 (P);
    Dt. Journalistenspiegel, Zs. f. d. schreibende Dtld. 3.1927, S. 536 f.;
    Ztg.-Verlag 28, 1927, Nr. 27, Sp. 1659-60;
    H. R. (Rippler), in: Dt. Presse 15, 1927, Nr. 28, S. 410;
    M. Matthies, Journalisten in eigener Sache, Zur Gesch. d. Reichsverbandes d. dt. Presse, 1969;
    K. U. Benedikt, Das Berliner Inst. f. Ztg.kde., in: Von d. Ztg.kde. z. Publizistik, hrsg. v. R. vom Bruch u. O. B. Roegele, 1986, S. 105-41;
    J. Heuser, Ztg.wiss. als Standespol., M. M. u. d. Dt. Inst. f. Ztg.kde. in Berlin, Diss. Münster 1992;
    Kosch, Biogr. Staatshdb.;
    Wi. 1922;
    Kürschner, Gel.-Kal. 1926.;
    Kosch, Lit.-Lex.³. – Zu Wolfgang: W. Bauer, in: Nachrr. d. Ges. f. Natur- u. Volkskde. Ostasiens 127/128, 1980, S. 10-13 (P).

  • Autor/in

    Arnulf Kutsch
  • Zitierweise

    Kutsch, Arnulf, "Mohr, Martin" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 712-713 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119189313.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA