Lebensdaten
1823 – 1888
Geburtsort
Andernach
Sterbeort
Köln
Beruf/Funktion
Bildhauer ; Restaurator ; Kunstschriftsteller
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118935496 | OGND | VIAF: 22940476
Namensvarianten
  • Mohr, Christian

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Zitierweise

Mohr, Christian, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118935496.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Johann Adam (1788–1841), Bauer u. Gastwirt in A.-Fornich, S d. Joseph, Bauer in Maudach b. Ludwigshafen, u. d. Margaretha Barbara Hirsch;
    M Christina (1800–48), T d. Perückenmachers Friedrich Hoffmann in Neuwied u. d. Anna Catharina Werner;
    7 Geschw;
    - 1853 Caroline Emilie Helene (1829–78) aus Halle/Saale, T d. Carl Ferdinand Graff, Schauspieldir. aus Chemnitz, u. d. Christina Wienecke;
    2 S, 1 T.

  • Biographie

    Nach dem Besuch des Progymnasiums absolvierte M. eine Bildhauerlehre in Köln. Drei Jahre später vermittelte ihm der kgl. Bauinspektor Johann Claudius v. Lassaulx in Koblenz Aufträge, von deren Ausführung die Statue des hl. Matthias (1844) in der Burgkapelle über Kobern an der Mosel erhalten ist. M. gestaltete diese Skulptur in enger Anlehnung an die entsprechende Statuette am Sebaldusgrabmal Peter Vischers in Nürnberg, dessen Epoche für sein gesamtes späteres Werk maßgeblich wurde. 1845 ließ sich M. in Köln nieder. Mit 15 Statuetten (1846–48) der bei der Grundsteinlegung zur Domkirche anwesenden Persönlichkeiten am Sarkophag des Erzbischofs Konrad v. Hochstaden profilierte er sich als Bildhauer für die skulpturale Ausstattung der seit 1842 im Ausbau begriffenen gotischen Kathedrale, für die er bis 1871 333 Bauplastiken schuf und weitere restaurierte. Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner (1802–61) und sein Berater Sulpice Boisserée (1783–1854) verpflichteten M. zur Nachahmung der Kunst des 13.-16. Jh. unter Berücksichtigung zeitgemäßer, vom Klassizismus geprägter Formelemente. Die lebendig wirkenden Kostümfiguren am Hochstaden-Grabmal stehen stilistisch der Berliner Schule Christian Daniel Rauchs nahe. Bei den Skulpturen an den Südquerhausportalen des Kölner Domes mußte M. nach Entwürfen Ludwig Michael Schwanthalers arbeiten. Seine zunehmende Kenntnis spätmittelalterlicher Bildwerke stellte die Entwürfe jedoch in Frage. Bis 1854 löste er sich stilistisch von diesen Vorlagen: Sein Bemühen um die denkmalgerechte Gestaltung von Bauplastik wurde belohnt. Für das Relief mit der Passion Christi und die nach dem Vorbild der Statue des hl. Stephan von Lorenzo Ghiberti geschaffene Figur des hl. Petrus am Kölner Dom erhielt er 1855 Auszeichnungen in Paris und in Köln. 1858 kam M. in Berlin mit der Neurenaissanceplastik der Generation nach Ch. D. Rauch in Berührung. Die seitdem geschaffenen Skulpturen zeigen ein Pathos, das u. a. die Kenntnis von Ernst Rietschels Lutherstandbild in Worms voraussetzt. In der zweiten Hälfte der 1870er Jahre entstanden Skulpturen, die oft an eigene ältere Arbeiten erinnern. 1901 wurden nach Modellen von 1886 Figuren für das Aachener Rathaus von Aachener Bildhauern in Stein übertragen, wobei diese zum Teil zu einer impressionistisch bewegten Oberflächenbehandlung neigten. Die erhaltenen Marmorbüsten stehen in der Tradition klassizistischer Bildnisplastik, zeigen jedoch seit 1861 eine detailrealistischere Auffassung.

    Seit den 1870er Jahren trug M. mit seinen Zeitungsartikeln wesentlich dazu bei, daß die mittelalterliche Kölner Stadtbefestigung wenigstens zum Teil erhalten blieb. Unter den Titeln „Köln in seiner Glanzzeit“ und „Die Kirchen von Köln“ erschienen 1885 und nach seinem Tod 1889 zwei eigenständige Publikationen. M. beschrieb in ihnen historische Ereignisse und Baudenkmale Kölns. Sie bestätigen, daß der Dombildhauer zeit seines Lebens von den Idealen des Klassizismus geprägt blieb, die ihm den Maßstab zur Bewertung der Kunst aller Stilrichtungen lieferten. M. setzte die Ideen der Neugotiker für die neu zu schaffenden Bauplastiken des Kölner Domes als erster überzeugend um. Damit löste er den von Karl Friedrich Schinkel für die dort anzufertigende Bauplastik geforderte antikisierende Gestaltung durch neugotische Skulpturen ab. M.s Einfluß auf die Sakral- und Bauplastik im Rheinland der Mitte des vorigen Jahrhunderts war groß, ist jedoch an Skulpturen damals tätiger Bildhauer nur in Einzelfällen untersucht. Zu seinen Mitarbeitern und Schülern zählten Johann Degen (1849–1916), Leo Müsch (1846–1911), Edmund Renard (1830–1905), Caspar Weis (1849–1930) und Anton Werres (1830–1900). Auch die bis in die 1860er Jahre entstandenen Skulpturen seines Nachfolgers am Kölner Dom, Peter Fuchs (1829–98), sind nicht ohne die älteren Arbeiten M.s denkbar.

  • Werke

    Weitere W Tafelaufsatz in Form e. Schnecke mit Burg, 1848/49 (Kassel, Hess. Landesmus.);
    Christus heilt e. Blinden u. e. Lahmen, d. Leben im Bürgerhospital, d. gescheiterte Rev., Tympanonrelief (verschollen) u. reliefierte Archivolte im Westportal, 1849 (Köln, St. Cäcilien);
    Passion Christi,|hl. Ursula u. hl. Gereon, Evangelisten, Märtyrer u. Engel, Hochreliefs, Statuen u. Sitzfiguren (Kölner Dom, Südquerhausfassade, Mittelportal 1849–59, Seitenportale 1861–68, Standbilder an d. Strebepfeilern 1868–71);
    Kreuzritter, Personen aus Kölns Sage u. Gesch., Musikanten, Handwerker u. Herolde, 56 Auffangfiguren unter d. Strebebögen 1851/53 (Kölner Dom, Langhaus);
    Gottfried v. Bouillon, Richard Löwenherz u. Jeanne d'Arc, 3 Statuen, 1851/52 (Schloß Arenfels b. Bad Hönningen/Rhein);
    Christus, Johannes d. Täufer u. Engel, 4 Sandsteinstatuen am Hochkreuz in Bonn-Friesdorf, 1856 (Original im Rhein. Landesmus.);
    Peter Heinrich Merkens, Marmorbüste im Grabmal, 1856 (Köln, Friedhof Melaten);
    Maria Immaculata, Statue, 1857 (Krefeld, Kinderheim Marianum);
    Christus u. Engel, 5 Skulpturen am Grabmal Schmitz-Meurer, 1857/58 (Köln, Friedhof Melaten);
    Amalie, Marmorbüste, 1860 (Köln, Wallraf-Richartz-Mus.);
    Ernst Friedrich Zwirner, Porträtmedaillon, 1861 (Köln, Friedhof Melaten);
    Propheten u. Apostel, 4 Statuen, 1864 (Hannover, Christuskirche);
    Friedrich Schmidt u. Johann Jakob vom Rath, Marmorbüsten, 1868/70 (Köln, Stadtmus.);
    Weinbowle, Prunkgefäß, 1877 (Köln, Stadtmus.);
    Grabplatte für Johann David Herstatt, Bronzerelief 1879 (Köln, Friedhof Melaten);
    Dt. Kaiser, 36 Statuen 1881–83, 1886/87 (Aachen, Rathaus);
    Kölner Bauer, Relief an d. Eigensteintorburg in Köln (Original im Rathaus), 1885;
    Karaffe mit zwei Bechern, 1885 (Köln, Mus. f. angew. Kunst).

  • Literatur

    W. Geis, Der Dombildhauer Ch. M. 1823-88, Diss. Bonn 1988 (Qu., W-Verz., L);
    ders., Ein neu entdecktes Werk d. Dombildhauers Ch. M., in: Kölner Dombl. 52, 1987, S. 247-50;
    ders., Das Siegel d. Dombildhauers Ch. M., ebd. 57, 1992, S. 284-89;
    ders., Zwei verlorene Statuen an d. Tordurchfahrt v. Schloß Moyland, in: Denkmalpflege im Rheinland 5, Nr. 3, 1988, S. 19-21;
    ders., Die Bauplastik an d. Westfassade v. St. Cäcilien, in: Jb. Colonia Romanica VIII, 1993;
    Kunst d. 19. Jh. im Rheinland, hrsg. v. E. Trier u. W. Weyres, IV (Plastik), 1980.

  • Porträts

    Ölgem. v. J. A. Roeting, 1852 (Köln, Stadtmus., Reproduktion: Rhein. Bildarchiv, Köln, Neg. Nr. L. 95690 u. f. 4349*);
    Holzstich, in: LIZ v. 4.2.1860.

  • Autor/in

    Walter Geis
  • Zitierweise

    Geis, Walter, "Mohr, Christian" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 705-706 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118935496.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA