Lebensdaten
1822 – 1907
Geburtsort
Schalke bei Gelsenkirchen
Sterbeort
Bendorf/Rhein
Beruf/Funktion
Industrieller
Konfession
evangelisch
Normdaten
GND: 138395543 | OGND | VIAF: 89942609
Namensvarianten
  • Moenting, Heinrich

Verknüpfungen

Von der Person ausgehende Verknüpfungen

Personen in der NDB Genealogie

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Moenting, Heinrich, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138395543.html [20.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Georg, Erbpächter d. Schultenhofs in Sch.;
    M Catharina Langebeckmann;
    1847 Emilie Müsch (1826–83), Bäckers-T aus G.;
    10 K, u. a. Gustav (1852–84), techn. Leiter e. Stahlwerks in St. Petersburg;
    E Walter Borbet (1881–1942), Stahlindustrieller (s. NDB II).

  • Biographie

    Als zweiter Sohn eines Erbpächters vom Erbgang nach westfäl. Recht ausgeschlossen, wuchs M. ohne regelmäßige Schulbildung auf und lernte nach eigener Angabe erst mit 19 Jahren Schreiben und Rechnen. Die Heirat mit der einzigen Tochter einer Witwe, die in Gelsenkirchen eine verschuldete Bäckerei mit Handlung und Gastwirtschaft betrieb, zwang ihn. sich kaufmännisch zu betätigen. Nach der Sanierung des Geschäftes verbreiterte er dessen Basis durch Holz-, Vieh-, Getreide- und Immobilienhandel, wobei ihm der Landbedarf der neu gegründeten Zechengesellschaften zugute kam. Diese Tätigkeiten scheinen ihm bald zu Ansehen und Vermögen verholfen zu haben. Seit 1847 setzte er sich für den Bau einer befestigten Straße vom Dorf zum gerade eröffneten Bahnhof ein und verlieh Geld zu mäßigen Zinsen an Handwerker, die sich an der neuen Straße ansiedeln wollten. Aus seiner Privatkasse bestritt er einen Teil der Kosten zur Anlage eines Marktplatzes, an dem das Haus seiner Schwiegermutter lag, stellte später zu dessen Erweiterung ein Grundstück zur Verfügung und lieh der Gemeinde das Geld für die Gas-Straßenbeleuchtung, für deren Anlage er sich ebenfalls verwendet hatte. Spätestens 1858 wurde er Mitglied der Gemeindevertretung, der er bis 1872, davon acht Jahre als stellvertretender Vorsitzender, angehörte. Schon 1852 hatte ihn dieses Gremium zum Mitglied einer Straßenbaukommission gewählt.

    M.s früheste unternehmerische Betätigung größeren Maßstabes war der Bau und Betrieb von Feldziegeleien seit Mitte der 50er Jahre. 1856 gründete er als erstes Werk der Eisenverarbeitung in Gelsenkirchen die Dampfkesselfabrik Renson & Moenting; 1870 verkaufte er seine Anteile an seinen wallon. Teilhaber Etienne Renson. 1863 beteiligte er sich an der Gründung der Gasfabrik in Gelsenkirchen, die unter der Firma Herbert & Co. arbeitete und 1873 an den Industriellen Friedrich Grillo verkauft wurde. Durch Einbringung von Grundbesitz erwarb er eine Beteiligung am Puddel- und Walzwerk der OHG Grillo, Funke & Cie. Zunächst stiller Teilhaber, erhielt er später Generalvollmacht und versuchte erfolgreich, die Folgen der Gründerkrise durch Exporte besonders nach Italien und Rußland auszugleichen. Nach Umwandlung des Unternehmens in eine Gewerkschaft übernahm M., dessen Beteiligung sich inzwischen auf 25% belief, den Vorsitz im Grubenvorstand. Bei Reisen in Rußland fiel ihm auf, daß die gegen Flußstahl-Schienen ausgewechselten Puddelstahl-Schienen nicht verwertet wurden. Er kaufte sie auf und beteiligte sich 1877 an der Gründung eines Stabstahl-Walzwerkes in St. Petersburg, dessen Aufsichtsrat er vermutlich angehörte und dessen technische Leitung seinem Sohn Gustav übergeben wurde. 1879 wurde ein Puddel werk errichtet, 1884 erfolgte die Fusion mit einem 1874 in St. Petersburg gegründeten Filialbetrieb der Westfälische Union AG, Hamm, der St. Petersburger Draht- & Nägelfabrik, zur AG St. Petersburger Eisenwalz- und Drahtwerke. Zur Sicherung der Roheisenbasis erwarb das Unternehmen 1889 ein Hochofenwerk in Finnland.

    M. wendete Einfluß und Geld auf, um soziale Not zu lindern. 1866 wurde er Mitglied des Bochumer Kreiskomitees zur Pflege der Kriegsverwundeten, 1870 gründete er in Gelsenkirchen den Verein zur Pflege der Verwundeten. Der Armenfonds der ev. Kirchengemeinde Schalke erhielt von M. 1890 10 000 Mark, 1902 stiftete er 250 000 Mark zum Bau eines „Armenheims für ausgediente Soldaten des Lebens und der Arbeit“. Den Lebensabend verbrachte M. in Wiesbaden.

  • Werke

    Aus meinem Leben, Erinnerungen e. Fünfundsiebzigjahrigen, 1898 (wahrsch. Privatdr., nur in Abschriften bekannt);
    Gedenkbl. z. Errichtung d. H. M.schen Stiftung f. Versorgung alter Leute in Schalke, 1906 (P);
    Zur Aufklärung, 1907.

  • Literatur

    C. S. Klamer, Der Werdegang e. Großindustriellen (H. M. 1822-1907), in: Die Heimat 5, 1923, S. 67;
    R. Grasreiner, Männer, die f. Gelsenkirchens Entwicklung sehr bedeutungsvoll waren, in: Verkehrsturm d. Gelsenkirchener Verkehrsver. 4, 1930, H. 1, S. 33;
    Ch. Griese, Vom Schweinejungen z.|Großindustriellen, Erinnerungen an H. M., in: Gelsenkirchen in alter und neuer Zeit II, 1949, S. 170 ff.;
    W. Schulte, Westfäl. Köpfe, 1962 (P).

  • Autor/in

    Carl-Friedrich Baumann
  • Zitierweise

    Baumann, Carl-Friedrich, "Moenting, Heinrich" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 664-665 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138395543.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA