Lebensdaten
1604 – 1661
Geburtsort
Büren bei Paderborn
Sterbeort
Haus Geist bei Ölde
Beruf/Funktion
Jesuit ; Jurist ; Präsident des Reichskammergerichts
Konfession
mehrkonfessionell
Normdaten
GND: 122147685 | OGND | VIAF: 72267987
Namensvarianten
  • Büren, Moritz von
  • Büren, Moritz von
  • Bueren, Mauritius von
  • mehr

Objekt/Werk(nachweise)

Verknüpfungen

Verknüpfungen auf die Person andernorts

Aus dem Register von NDB/ADB

Verknüpfungen zu anderen Personen wurden aus den Registerangaben von NDB und ADB übernommen und durch computerlinguistische Analyse und Identifikation gewonnen. Soweit möglich wird auf Artikel verwiesen, andernfalls auf das Digitalisat.

Orte

Symbole auf der Karte
Marker Geburtsort Geburtsort
Marker Wirkungsort Wirkungsort
Marker Sterbeort Sterbeort
Marker Begräbnisort Begräbnisort

Auf der Karte werden im Anfangszustand bereits alle zu der Person lokalisierten Orte eingetragen und bei Überlagerung je nach Zoomstufe zusammengefaßt. Der Schatten des Symbols ist etwas stärker und es kann durch Klick aufgefaltet werden. Jeder Ort bietet bei Klick oder Mouseover einen Infokasten. Über den Ortsnamen kann eine Suche im Datenbestand ausgelöst werden.

Zitierweise

Büren, Moritz von, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd122147685.html [18.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Die Edelherren von Büren nahmen unter den Adeligen des Stiftes Paderborn die erste Stelle ein, besaßen im Hochmittelater in ihrer ausgedehnten Herrschaft die Landeshoheit, erscheinen aber im 17. Jahrhundert als Landsassen der Bischöfe;
    V Joachim ( 1610), eifriger Verfechter des Calvinismus, S des Johann des Älteren ( 1591, katholisch, dann calvinistisch);
    M Elisabeth ( 1632, seit 1613 katholisch), T des Bertram von Loe, erbte u. a. das Haus Geist im Bistum Münster, in 2. Ehe verheiratet mit dem Landdrost Wilhelm von Westphalen.

  • Biographie

    B. machte als Kind den Religionswechsel seiner Mutter mit, besuchte seit 1613 das neue Jesuitengymnasium zu Paderborn und ab 1615 das zu Köln, studierte 1621 in Douai die Rechte und unternahm bis 1625 mit seinem Hofmeister Balthasar Bönninghausen eine ausgedehnte Kavaliersreise. In Rom vom Jesuitengeneral mit seiner Bitte um Aufnahme in den Orden abgewiesen, gab er dieses Ideal nicht auf. Zurückgekehrt, erhielt er über Empfehlung des Kurfürsten und Erzbischofs von Köln, Ferdinand von Bayern, von Kaiser Ferdinand II. 1628 die freigewordene Stelle eines Reichskammergerichtspräsidenten, d. i. Stellvertreters des Kammerrichters in Speyer, und blieb dort mit zwei längeren Unterbrechungen bis 1644. Auf seine Bitte vom Kaiser aus dem Reichsdienst entlassen, trat er, der letzte seines Stammes, am 21.4.1644 in Trier in den Jesuitenorden und empfing bereits im nächsten Monat die Priesterweihe. Nach vorbildlichem Noviziat und Studium der Theologie und Philosophie beauftragten ihn seine Oberen mit der Verwaltung seiner großen Güter, zu deren Universalerben er schon 1640 den Jesuitenorden eingesetzt hatte. Mit Eifer arbeitete er an der Rekatholisierung seiner Herrschaft, wurde aber ab 1653 in eine Reihe von Prozessen verwickelt, die im wesentlichen zu seinen bzw. des Jesuitenordens Gunsten endeten, doch seine Kräfte bis nahe zu seinem Tode in Anspruch nahmen. Mit Hilfe der reichen aus seinem Erbe stammenden Güter vermochten die Jesuiten im 18. Jahrhundert in B. ein außerordentlich großes und stattliches Kolleggebäude mit einer prächtigen Barockkirche als Hauptstützpunkt für ihre ausgebreitete Tätigkeit im östlichen Teil Westfalens zu errichten.

  • Literatur

    ADB III;
    P. Löer, M. v. B. (1604-1661), Ein Zeitbild aus d. kath. Restauration d. 17. Jh., Diss. Freiburg 1939;
    LThK.

  • Autor/in

    Oswald Gschließer
  • Zitierweise

    Schließer, Oswald, "Büren, Moritz von" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 743 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122147685.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA

  • Biographie

    Büren: Moritz v. B., Edelherr, Reichskämmerer, Präsident des Reichskammergerichts, Jesuit, letzter männlicher Sproß seiner Geschlechtslinie, wurde am 12. Febr. 1604 auf dem Stammsitze Büren (südwestlich von Paderborn) geb. und starb am 7. Nov. 1661 zu Haus Geist bei Oelde. — Schon früh, 1610, verlor er den Vater Joachim, der ein entschiedener Verfechter der lutherischen Lehre, namentlich gegen die Restaurationspläne des Paderborner Bischofs Theodor v. Fürstenberg war; seine Mutter Elisabeth, geborne Freiin v. Loe, trat indeß drei Jahre später unter der Einwirkung der Paderborner Jesuiten zum katholischen Glauben über und ließ sodann, obwol sie sich 1617 von neuem dem Landdrosten Wilhelm v. Westfalen vermählte, ihrem hoffnungsvollen Sohne eine streng confessionelle, jedoch so umfassende Erziehung angedeihen, daß er dereinst nicht nur ein würdiger Vertreter seines Geschlechtes, sondern auch ein Mann von hohen würden werde. Vorgebildet bei den Jesuiten zu Paderborn, besuchte Moritz in Begleitung des Hofmeisters Balthasar Bönninghausen, dessen geschmeidiges, schlaues Wesen noch lange hin bedeutsam in die wichtigsten Lebensphasen des jungen Edelmannes eingreifen sollte, von 1615—1620 das Jesuitengymnasium zu Köln, bezog sodann, um die Rechte und Staatswissenschaften zu studiren, die Universität Douay, und bereiste von 1621—1626 Belgien, die Niederlande, England, Frankreich, Spanien und Italien. Nicht weniger die Gewandtheit und Thatkraft Bönninghausen's, wie die einnehmenden Formen Moritzens verhalfen dabei zu einflußreichen Verbindungen und Empfehlungen, welche ihm nicht nur die schwieligsten Reiseverlegenheiten glücklich beseitigten, sondern auch Zutritt verschaffen zu den Höfen der niederländischen Statthalterin Isabella, Philipps IV. von Spanien und Ludwigs XIII. von Frankreich. Zu Rom verlegte er sich noch ein Jahr auf das Studium der Rechte und machte er die für seine spätere Lebensstellungen so wichtigen Bekanntschaften des Polyhistors Kaspar Schoppe (Scioppi) aus der Oberpfalz und des Jesuitengenerals Vitellesci. Diesem gibt er Kunde von seiner Neigung für den Jesuitenorden, erhält aber den Rath, mit Rücksicht auf die in seinen Familienverhältnissen liegenden Hindernisse, den Eintritt in den Orden vorerst zu verschieben. Nachdem er 1626 noch Unteritalien besucht, tritt er von Neapel über Venedig, Trient, Innsbruck, Main und Rhein die Rückreise nach Westfalen an. So durch Studien und Reisen mit vielen Kenntnissen bereichert und in die Formen des höfischen Verkehrs eingeweiht, bewarb sich B. zur Freude seiner Mutter und Freunde um keine geringere Würde als jene des Präsidenten am Reichskammergericht zu Speier, und als dafür sein Geburtsrang nicht vollgültig erschien, legte er dem Kaiser eine auf Bönninghausen's Betrieb von Schoppe gefertigte, jedoch in den fraglichen Punkten gefälschte Stammtafel vor, welche sein Geschlecht eben so ruhmreich an Alter wie an Würden darstellte. Gestützt auf diese und andere Empfehlungen verlieh ihm der Kaiser neben andern Auszeichnungen die höchste Stelle der Reichsjustiz. B. bekleidete dieselbe bis 1644. In diesem Jahre trat er, nachdem die Mutter schon 1632 gestorben war, wirklich in den Orden der Jesuiten, verwaltete jedoch vorerst seine Güter, zumal die Häuser Büren, Ringelstein, Volbrexen und Geist, die er dem Orden schon 1640—1644|im Geheimen verschrieben hatte, durch seinen alten Mentor Bönninghausen. Sieben Jahre lebte er der strengern Klösterlichkeit theils als Novize zu Trier, theils als Scholastiker zu Köln, sodann, von Ordensgenossen begleitet, wieder der Verwaltung seiner Güter Büren und Geist, um allerhand Verwicklungen, welche seine Standesveränderung hervorgerufen hatte, persönlich zu lösen. Vor allem erzeugte die Veräußerung seiner Güter, welche die Stellung der Jesuiten in Nordwestdeutschland wesentlich befestigte und erweiterte, Streitigkeiten mit Bönninghausen, der einer betrügerischen Verwaltung bezichtigt wurde, weiterhin mit seiner Schwester Anna Dorothea, Brigittinerin zu Köln, welche nunmehr einen andern Vermögensantheil beanspruchte, und mit seinem Schwager Herman Godschalk v. Malsburg; — mit seinem Stiefvater Westfalen und mit dem Paderborner Bischof Adolf von der Reck kam es wegen der Bürener und Geister Besitzungen und Gerechtsame sogar zu offenen Fehden. — Noch heute bezeichnet eine Metallplatte mit wortreicher Inschrift und dem Familienwappen, einem steigenden Löwen, in der Jesuitenkirche zu Münster die Ruhestätte dieses eigenthümlichen Mannes.

    • Literatur

      Vgl. F. v. Löher, Kampf um Paderborn, Berlin 1874, S. 317—319. Rosenkranz, in der Zeitschrift für Geschichte und Alterthumskunde (Westfalens), Münster 1845, Bd. VIII, 159—213.

  • Autor/in

    J. B. Nordhoff.
  • Zitierweise

    Nordhoff, Josef Bernhard, "Büren, Moritz von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 3 (1876), S. 585-586 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd122147685.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA