Lebensdaten
um 1416 – 1479
Geburtsort
Chevrières (Grafschaft Forez/Loire)
Sterbeort
Memmingen
Beruf/Funktion
Antoniter
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 118582836 | OGND | VIAF: 89647540
Namensvarianten
  • Pierre Mitte de Chevrières
  • Mitte de Chevrières, Pierre
  • Petrus Mitte de Caprariis
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Zitierweise

Mitte de Caprariis, Petrus, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd118582836.html [18.04.2024].

CC0

  • Biographie

    M. trat 1434 in das Kloster Saint-Antoine-en-Viennois ein, das Mutterhaus eines über ganz Europa verbreiteten Spitalordens, in dem seine Familie bereits drei Äbte gestellt hatte. Nach anfänglichen schweren Verstößen gegen die Ordensdisziplin wurde er dank der Förderung durch Abt Humbert de Brion (1438–59) als Generalpräzeptor in Memmingen (1439–79) einer der führenden Männer seines Ordens. Noch vor Antritt dieser Stelle wurde M. für einen Sonderauftrag zum Ordensprokurator für das Gebiet des Reiches und Ungarns ernannt. Nachdem er 1443-50 in Heidelberg und Paris Kirchenrecht studiert hatte und zum Licentiatus in decretis promoviert worden war, wurde M. 1452 zum Generalvikar von Abt und Orden mit weitestgehenden Vollmachten eingesetzt, als welcher er zwei Jahre hindurch von den Niederlanden bis Süditalien tätig war.

    Schon leidend und zwischendurch krankheitshalber beurlaubt, wurde er 1478 als einer von zwölf Antonitern in die Kommission berufen, die unter Vorsitz von Abt Jean Joguet (1470–82) das große Werk der Ordensreform vorbereitete. In seiner Präzeptorei Memmingen erwarb sich M. große Verdienste durch seine pastorale Tätigkeit wie auch durch die künstlerische Ausgestaltung der Antoniuskapelle (heute Kinderlehrkirche) und der Pfarrkirche St. Martin, die dem Antoniterhaus inkorporiert war, vor allem aber durch einen Neubau, der ein Spital, Wohnräume (für Ordensangehörige, Pfarrgeistliche und Dienstboten), Wirtschaftsgebäude und Stallungen, eine Kapelle und Räume für eine Bibliothek enthielt. Dieser Bibliothek, deren Größe für einen Mann seiner Stellung einmalig war, gehörte M.s ganze Liebe. Ursprünglich eine reine Studienbücherei kanonistischer Werke, zählte sie 1475 bereits 242 lat. Werke aus allen Wissensgebieten, zu denen in den letzten vier Lebensjahren noch etliche hinzukamen. Das Spektrum der Bibliothek reichte von antiken Autoren wie Cicero, Flavius Josephus, Terentius und Apuleius bis zu modernen wie Petrarca und Lorenzo Valla; das Schwergewicht lag jedoch eindeutig auf der Theologie und dem Kirchenrecht. Teile dieser Bibliothek befinden sich heute in Memmingen und Augsburg, einzelne Stücke in Stuttgart, London und Kopenhagen; der größte Teil ist verschollen.

  • Literatur

    M. de Boissieu, Généalogie de la Maison de Saint-Chamond, 1888;
    Ch. Signerin, Histoire de Chevrières, 1894;
    F. Braun, Die Antonier u. ihr Haus im Memmingen, in: Btrr. z. bayer. KG 10, 1904, S. 8 f.;
    M. Sontheimer, Die Geistlichkeit d. Kapitels Ottobeuren I, 1912, S. 172-81;
    F. Samma, Die Bibl. d. P. M. de C., Präzeptors d. Antonier in Memmingen (1439–1479), Diss. München 1925 (ungedr.);
    V. Scholderer, A French Bibliophile in Germany: P. M. de C., in: Huldeboek Pater Dr. Bonaventura Kruitwagen O. F. M., 1949, S. 364-71;
    A. Mischlewski, Die Antoniter, e. unbek. Beziehung München-Memmingen, in: Oberbayer. Archiv 97, 1973, S. 483-86;
    ders., Grundzüge d. Gesch. d. Antoniterordens bis z. Ausgang d. 15. Jh., Unter bes. Berücksichtigung v. Leben u. Wirken d. P. M. de C., 1976;
    ders., Ein Totschlag vor 500 J. u. seine Sühne, in: Der Spiegelschwab 1978, S. 21, wieder in: Schiedmanns-Ztg. 52, 1981, S. 187 f.;
    ders., P. M. de C., in: Lebensbild(er) Bayerisch Schwaben XII, 1981, S. 28-47;
    ders., Das Memminger Antonierhaus – seine europ. Dimension, in: Der Spiegelschwab 1983, S. 4;
    ders., Die Auseinandersetzung d. Nikolaus v. Kues mit d. Antonitern, in: Innsbrucker Hist. Stud. 9, 1986, S. 19-36;
    ders., Beobachtungen z. Erwerbspol. u. Wirtsch.weise d. Memminger Antoniterhauses, in: K. Elm (Hrsg.), Erwerbspol. u. Wirtsch.weise ma. Orden u. Klöster, 1992, S. 175-96;
    ders., Das Memminger Antonierhaus u. seine europ. Bedeutung, in: Allgäuer Gesch.freund 92, 1992;
    ders., Neues z. Biogr. d. P. M. de C., in: Memminger Gesch.bll. 1993/94.

  • Autor/in

    Adalbert Mischlewski
  • Zitierweise

    Mischlewski, Adalbert, "Mitte de Caprariis, Petrus" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 576 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118582836.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA