Dates of Life
1570 – 1626
Place of birth
Scharfenberg (Landkreis Meißen)
Occupation
Weltumsegler ; Forschungsreisender
Religious Denomination
katholisch?
Authority Data
GND: 121772632 | OGND | VIAF: 64871783
Alternate Names
  • Miltitz, Bernhard von
  • Miltitz, Bernhart von
  • Miltizius, Bernhardus a

Relations

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Citation

Miltitz, Bernhard von, Index entry in: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd121772632.html [18.04.2024].

CC0

  • Biographical Presentation

    Miltitz: Bernhard von M., sächsischer Weltreisender, wurde 1570 auf dem Schlosse Scharfenberg bei Meißen geboren. Sein Vater war der kursächsische Hauptmann Ernst v. M. Der Knabe verlebte die Jugendjahre bei seinem Großvater mütterlicherseits, Jobst v. Kanne, auf dem Rittergute Clöden bei Wittenberg. Nachdem er sich durch Privatunterricht die nöthige Vorbildung angeeignet hatte, bezog er die Universität Wittenberg. Dock scheint ihm das gewählte Studium der Rechtswissenschaft nicht zugesagt zu haben, denn bereits nach einem Jahre folgte er seinem Vetter, dem Rittmeister Albrecht v. M., an den kursächsischen Hof nach Dresden. Hier diente er zunächst mehrere Jahre als Page. Dann trat er bei den Carabinern ein, einer zum persönlichen Dienste des Kurfürsten Christian I. bestimmten auserlesenen Truppe. Da ihm aber das Hofleben nicht behagte, schloß er sich 1591 dem Fürsten Christian von Anhalt an, der deutsche Kriegsvölker nach Frankreich führte, um König Heinrich IV. gegen die katholische Liga zu unterstützen. M. wohnte verschiedenen Gefechten und Belagerungen, unter anderem der Einnahme von Rouen durch den König bei. Als ihm aber das wüste Treiben im französischen Heere nicht mehr gefiel, begab er sich nach dem Haag, um die Niederländer in ihrem Freiheitskampfe gegen Spanien zu unterstützen. Er wurde der Heeresabtheilung des Grafen Philipp v. Hohenlohe zugewiesen und that sich bei der Belagerung der Festung Gertrudenberg hervor. Bald war er aber auch des Lebens im holländischen Feldlager überdrüssig. Er kehrte deshalb nach dem heimatlichen Clöden zurück, doch wurde ihm die dortige ländliche Einsamkeit nach kurzer Zeit unerträglich. Er begab sich darum abermals nach Holland, und als er hier keine geeignete Beschäftigung fand, über England nach Frankreich. Am 12. December 1594 verließ er als Lieutenant auf einem französischen Kaperschiff den Hafen von Dieppe. Er umsegelte Afrika, an dessen Küste das Schiff gelegentlich Sklaven raubte, hielt sich einige Zeit in Goa auf, fuhr dann nach Malakka, wo er vergeblich versuchte, sich am Gewürzhandel zu betheiligen, kehrte von Hinterindien aus durch den Indischen und Atlantischen Ocean zurück und erreichte 1596 die|Küste von Brasilien. Nachdem das Schiff eine Ladung Farbeholz eingenommen hatte, steuerte es an der Küste von Guyana und Venezuela hin nach Santo Domingo. Hier wurde seine Besatzung bei der Landung von spanischen Küstenwächtern verhaftet und nach der Hauptstadt der Insel geführt, um wegen des Verdachts der Seeräuberei und des Schleichhandels vor Gericht gestellt zu werden. Auf der Fahrt über Land lernte M. einen gutmüthigen Priester kennen, mit dem er sich in lateinischer Sprache mühsam verständigte und der ihm gute Rathschläge für sein Verhalten vor Gericht mit auf den Weg gab. M. wußte in der That die Richter nach den Weisungen seines priesterlichen Freundes zu täuschen und wurde deshalb freigesprochen. Sein Capitän und dessen Steuermann dagegen erlitten den Tod am Galgen, während die Matrosen auf die Galeeren kamen. M. hielt seine wunderbare Rettung für einen Wink des Himmels, daß er sich nicht in weitere Abenteuer einlassen sollte. Er verließ deshalb auf einem kleinen spanischen Fahrzeuge die Insel, um nach Europa zurückzukehren. Kurz nach der Abfahrt erlitt er Schiffbruch, doch rettete er sich auf einen im Meer schwimmenden Palmstamm und wurde mit diesem wiederum an die Küste von Santo Domingo getrieben. Nachdem er er sich von den Schrecken des Schiffbruches erholt hatte, verließ er die Insel zum zweiten Male und landete am 16. December 1596 in Sevilla. Von hier aus begab er sich nach Madrid, wo er mehrere Jahre im Dienste des Hofes verweilte. Nachdem er sich noch einige Zeit an verschiedenen italienischen Fürstenhöfen aufgehalten hatte, kehrte er 1601 wohlbehalten nach Sachsen zurück. Sein Wandertrieb ließ ihn indessen nicht lange ruhen. Als Gesandter seines Kurfürsten bereiste er mehrmals Frankreich, England und die Niederlande. Später wurde er zum Hauptmann der Stifter Meißen, Merseburg und Naumburg sowie der Grafschaft Mansfeld ernannt. Als solcher nahm er 1620 an dem Kriegszuge seines Landesherrn in die Niederlausitz theil. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in Pretzsch bei Wittenberg. Am 18. November 1626 raffte ihn daselbst ein schneller Tod hinweg, ehe er die Absicht ausgeführt hatte, sein Reisetagebuch zu veröffentlichen. Wo sich dasselbe gegenwärtig befindet, ist unbekannt. Einen kurzen Auszug aus dem Inhalte gab der Pastor Johann Durrius zu Pretzsch in seiner Schrift: „Decennium memorabile. Das ist, Gründliche beschreibung, der Weitleuftigen, vnd zu Land vnd Wasser gefehrlichen Reisen, durch Europam, Africam vnd Americam ...“, Wittenberg 1628. Auch Miltitz' Naturaliensammlung, die er zum Theil der kurfürstlichen Kunstkammer in Dresden schenkte, hat sich nicht erhalten.

    • Literature

      v. Kyaw, Ein Tourist gegen Ende des 16. Jahrhunderts (Neues Lausitzisches Magazin IL, Görlitz 1872, S. 126—134). — Kirchhoff, Ein sächsischer Weltumsegler des 16. Jahrhunderts (Mittheilungen d. Vereins f. Erdkunde zu Halle 1881, S. 67—81). —
      Vogt, Der erste sächsische Weltumsegler (Wissenschaftliche Beilage d. Leipziger Zeitung 1881, Nr. 78, S. 465—466). —
      Ruge, B. v. M., kein Weltumsegler (Neues Archiv f. sächsische Geschichte III, Dresden 1882, S. 66—77). — Hantzsch, Deutsche Reisende des 16. Jahrhunderts, Leipzig 1895, S. 121—123.

  • Author

    Viktor Hantzsch.
  • Citation

    Hantzsch, Viktor, "Miltitz, Bernhard von" in: Allgemeine Deutsche Biographie 52 (1906), S. 410-411 [online version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121772632.html#adbcontent

    CC-BY-NC-SA