Lebensdaten
1702 – 1782
Sterbeort
Bethlehem bei Philadelphia (Pennsylvania, USA)
Beruf/Funktion
Verleger ; Zeitungsredakteur
Konfession
Herrnhuter?
Normdaten
GND: 104341947 | OGND | VIAF: 66901233
Namensvarianten
  • Müller, Johann Heinrich (eigentlich)
  • Miller, John Henry
  • Müller, Johann Heinrich (eigentlich)
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Quellen(nachweise)

Objekt/Werk(nachweise)

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Zitierweise

Miller, John Henry, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd104341947.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Henrich Müller (um 1657-n. 1737), Maurer in Altstätton Kt. St. Gallen;
    M Anna Maria Faust (1669–1736) aus R.;
    Herrnhaag (Oberhessen) 1743 Johanna Dorothea Blauner (1702–79) aus Bern, Vorsteherin d. Schwesternhauses d. Brüdergemeine in Herrnhaag; kinderlos.

  • Biographie

    Nachdem seine Familie 1715 von Rhoden in die Geburtsstadt des Vaters nach Altstätten in der Schweiz zurückgekehrt war, lernte M. das Druckerhandwerk bei Johann Ludwig Brandmüller in Basel und ging dann als Geselle bis 1740 auf Wanderschaft in verschiedene Städte Europas. 1741 begegnete er in London Nikolaus Ludwig Gf. v. Zinzendorf, dem Begründer der Herrnhuter Brüdergemeine. Er schloß sich dessen Reisegesellschaft an und segelte nach Amerika, wo die Gruppe Ende November eintraf. In der Druckerei von Benjamin Franklin, der 1732 das erste deutschsprachige Wochenblatt Amerikas, die „Philadelphische Zeitung“, herausgegeben, aber nach zwei Ausgaben wieder eingestellt hatte, fand M. Arbeit. 1742 wurde er in die Brüdergemeine zu Bethlehem aufgenommen, doch kehrte er bereits ein Jahr darauf über London wieder nach Deutschland zurück. Vermutlich hatte er den Auftrag, für die von Zinzendorf 1738 in Herrnhaag und Marienborn bei Büdingen in Oberhessen gegründete Brüdergemeine eine eigene Druckerei einzurichten. Seit 1744 stellte er in dieser Druckerei in zwei Jahren rund 80 religiöse Kleinschriften her. Durch diese Missionsarbeit kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Landesherrn, M. verließ mit seiner Frau 1747 Herrnhaag und ging nach England, von wo er mit einer Gruppe der Brüdergemeine 1751 nach Amerika fuhr. In Philadelphia versuchte M. vergebens, wieder in der Franklinschen Druckerei eine Anstellung zu finden. Schließlich wurde er Teilhaber des Druckers Samuel Holland in Lancaster (Pennsylvania). Die beiden brachten 1752/53 das zweisprachige, zweimal wöchentlich erscheinende Blatt „Die Lancastersche Zeitung“ heraus. Im engl. Textteil anglisierte M. seinen Nachnamen zu „Miller“.

    1754 reiste M. abermals nach Europa und eröffnete in London eine Druckerei. Er verlegte Kleinschriften, bisweilen Übersetzungen deutscher Texte, darunter 1759 den 1758 in St. Petersburg erschienenen 3. Band der „Sammlung russ. Geschichten“ von Georg Friedrich Müller über die Forschungsexpeditionen von Vitus Bering und Georg Wilhelm Steller im Nordpolarmeer. 1700 wieder nach Amerika gelangt, eröffnete er in Philadelphia einen eigenen Druck- und Verlagsbetrieb. Er verlegte zunächst Bücher und Broschüren, rund 80 Titel in deutscher und ca. 60 in engl. Sprache, vier in Latein, einen in Holländisch. Seit 1763 brachte er einen Kalender heraus, außerdem druckte er die amtlichen Kongreßberichte „Votes and Proceedings of the House of Representatives“ von Pennsylvania (1770–76). M.s herausragende verlegerische Leistung war jedoch die Gründung einer deutschsprachigen Zeitung. Am 18.1.1762 erschien in Philadelphia die erste Nummer einer Wochenzeitung mit dem Titel „Der Wöchentliche Philadelphische Staatsbote“, seit 1768 „Wöchentlicher Pennsylvanischer Staatsbote“, seit 1775 „Henrich Millers Pennsylvanischer Staatsbote“. Das Blatt erreichte mit Auflagen von rund 6500 Exemplaren seine Leser auch in Georgia, North Carolina, South Carolina, Virginia, New Jersey und New York. Politisch vertrat M. mit dem Blatt die Unabhängigkeitsbewegung und galt als radikaler Antikolonialist. Mit der Nachricht über die Annahme der Unabhängigkeitserklärung vom 4.7.1776 durch den Kongreß|von Philadelphia, die M. nur deshalb nicht am selben Tag, einem Donnerstag, veröffentlichen konnte, weil der zu jener Zeit zweimal wöchentlich erscheinende „Staatsbote“ erst freitags herauskam, konnte er gleichwohl für die gesamte amerikan. Presse Exklusivität beanspruchen. In der Ausgabe vom 9.7.1776 erschien als Beiblatt zum „Staatsboten“ die erste deutsche Übersetzung der Unabhängigkeitserklärung.

    Als am 26.9.1777 brit. Truppen unter General William Howe Philadelphia besetzten, flüchtete M. zunächst nach Bethlehem, zog jedoch bald nach New York weiter, wo auch der Kongreß seit dem 30.9. Zuflucht gefunden hatte. In einer angemieteten Druckerei erledigte er Druckaufträge für den Kongreß. Im Juli 1778 kehrte M. nach Philadelphia zurück, wo inzwischen sein Betrieb ausgeplündert worden war. Mit der Nummer 878 konnte am 5.8.1778 seine Zeitung wieder erscheinen, doch die einsetzende Inflation brachte den Verlag in Bedrängnis. Im Mai 1779 gab M., inzwischen 77 Jahre alt, sein Blatt auf. Die beiden letzten Lebensjahre verbrachte er in der Brüdergemeine zu Bethlehem. Er vermachte Druckerei und Verlag seinen beiden ehemaligen Mitarbeitern Melchior Steiner und Charles Cist. Sie führten die M.sche Zeitung seit dem 21.7.1779 unter dem neuen Titel „Philadelphisches Staatsregister“ weiter, seit 1781 als „Gemeinnützige Philadelphische Correspondenz“, seit 1790 als „Neue Philadelphische Correspondenz“; das Blatt erschien in wechselnden Verlagen vermutlich bis 1812.

  • Literatur

    I. Thomas, The History of Printing in America, with a Biography of Printers, and an Account of Newspapers, 2 Bde., 1874, Neudr. 1970/75 (Auszug in: K. J. R. Arndt u. M. E. Olson, The German Language Press of The Americas III, 1980, S. 125-64);
    O. Seidensticker, Die dt.-amerikan. Zeitungspresse während d. vorigen Jh. 1732-1800, in: Dt.-Amerikan. Magazin 1, 1886, 2, 1887 (Nachdr. in: Arndt u. Olson II, S. 399-471);
    ders., The First Century of German Printing in America 1728-1830, 1893;
    D. Miller, Early German-American Newspapers, in: Proceedings of the Pennsylvania German Society 19, 1911, S. 22 ff.;
    C. F. Dapp, J. H. M., in: German-American Annals 18, May-August 1916, S. 118-36;
    ders., J. H. M., The Evolution of an American Patriot, in: Proceedings of The Pennsylvania German Society 32, October 7, 1924 (Nachdr. in: Arndt u. Olson III, S. 231-96);
    J. J. Stoudt, The German Press in Pennsylvania and the American Revolution, in: Pennsylvania Magazine of History and Biography 59, 1935 (Nachdr. in: Arndt u. Olson III, S. 299-320);
    C. Wittke, The German Language Press in America, 1957;
    H. Geitz (Hrsg.), The German-American Press, 1992;
    DAB XII.

  • Autor/in

    Winfried B. Lerg
  • Zitierweise

    Lerg, Winfried B., "Miller, John Henry" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 523-524 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd104341947.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA