Migge, Leberecht
- Lebensdaten
- 1881 – 1935
- Geburtsort
- Danzig
- Sterbeort
- Berlin
- Beruf/Funktion
- Gartenarchitekt ; Autor
- Konfession
- keine Angabe
- Normdaten
- GND: 118582321 | OGND | VIAF: 15561822
- Namensvarianten
-
- Migge, Leberecht
- Migge, Leber.
Biografische Lexika/Biogramme
Literatur(nachweise)
- Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB)
- Deutsche Digitale Bibliothek
- Normdateneintrag des Südwestdeutschen Bibliotheksverbundes (SWB)
- * Deutsches Literaturarchiv Marbach - Kallías
- Österreichischer Bibliothekenverbund (OBV)
- Gemeinsamer Verbundkatalog (GBV)
- * Literaturnachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- * Werknachweis in der Neuen Deutschen Biographie (NDB)
- Nordrhein-Westfälische Bibliographie (NWBib)
- * Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte München - Berlin
- * Jahresberichte für deutsche Geschichte - Online
- Frankfurter Personenlexikon [2014-]
Objekt/Werk(nachweise)
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Genealogie
V →Richard (1848–90), Meiereibes. in D., S d. Ephraim (* um 1804), Krämer in Willkischken Kr. Tilsit, u. d. Antonie Witt (* um 1806);
M Berthe (1840–1924) aus Stettin, T d. Charles de Bétac (* um 1805) aus Manouvrier u. d. Albertine Tillmann (* um 1807);
⚭ Hamburg 1907 Andrea (1879–1956), T d. →Carl Stindt (1851–95), Lehrer in Hamburg, u. d. Johanna Bandholz (1845–1920);
4 S, 4 T. -
Biographie
Nach Absolvierung einer Gartenbauschule in Hamburg arbeitete M. seit 1904 dort als künstlerischer Leiter in einer der ersten großen deutschen Landschaftsbaufirmen bei J. Ochs. Zunächst entwarf er überwiegend bürgerliche Villengärten, später, nachdem er seit 1913 ein eigenes Atelier in Blankenese eröffnet hatte, widmete er sich verstärkt im öffentlichen Auftrag der Volksparkgestaltung und seit 1916 der Anlage von Soldatenfriedhöfen. 1913 veröffentlichte er „Die Gartenkultur des 20. Jh.“, ein programmatisches Werk, in dem er seine zahlreichen Aufsätze zur Erneuerung der Gartenkunst, die er seit 1907 in verschiedenen Zeitschriften publiziert hatte, zusammonfaßte. Der 1. Weltkrieg und seine Folgen – Wohnungsnot, Nahrungsmittelmangel und Arbeitslosigkeit – veranlaßten M. 1918 zu einer Aktualisierung seines Konzeptes, aus der seine Schrift „Jedermann Selbstversorger – eine Lösung der Siedlungsfrage durch neuen Gartenbau“ hervorging. Bis zu seinem Lebensende widmete er sich der Siedlungsfrage als einem Ausgangspunkt für eine sozial verantwortete Gartenkunst. Im Kontakt und auch im Widerspruch zu den Architekten des Neuen Bauens entwickelte er ein eigenständiges Gartenstadtkonzept.
Nach seinem Umzug auf den Sonnenhof, einen eigenen Versuchsgarten in Worpswede in der Nachbarschaft von Heinrich Vogelers Arbeitsschule, gründete M. die Siedlerschule als Keimzelle für die Ausbildung von Siedlungsexperten sowie als Forschungseinrichtung und Planungsbüro. Von hier aus, später auch mit einem Zweigbüro in Berlin und Grünberg, bearbeitete er Projekte von Wohnsiedlungen und kommunalen Entwicklungsplanungen mit Schwerpunkten in Berlin, Frankfurt, Kiel und Breslau. Sein Konzept entwickelte er als eine ökologisch begründete komplexe Handlungsstrategie, mit der die Ernährungsfrage, die Wohnungsfrage und die Arbeitslosigkeit gleichzeitig angegangen werden sollten. Die Produktivität des Bodens, die frei verfügbare Arbeitskraft und die Nutzung der Sonnenenergie sollten die Voraussetzung für ein Selbsthilfekonzept bilden, in dem der einzelne Siedler, ausgehend von einer kleinen Siedlungseinheit, mit dem wachsenden Reichtum aus dem Gartenbau allmählich seine materielle und geistige Existenz sichert. Um diese Laienkultur zu fördern, betrieb M. eine reichhaltige Publikationstätigkeit. In der Zeitschrift, „Die Siedlungswirtschaft“, die er 1923-29 herausgab, veröffentlichte er seine Planungen, Forschungsergebnisse sowie kritische Kommentare zum Siedlungswesen und zur Gartenkunst.
Unter den Gartenarchitekten, die aktiv an der Wohnungsreformbewegung der 20er und 30er Jahre teilnahmen, war M. der profilierteste. Sein soziales Engagement, seine wissenschaftliche Rationalität und seine ästhetischen Fähigkeiten sind in viele Projekte eingegangen. Seine kritische Position gegenüber der „Unfähigkeit des eigenen Berufsstandes“ hat schließlich zu einer weitgehenden Entfremdung von den Kollegen geführt. Solidarische Freunde fand M. eher unter Architekten wie M. Wagner, B. Taut, E. May, M. Elsässer und A. Loos.
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Werke
Gartenanlagen: Mariannenpark, Leipzig, 1913;
Bürgerpark, Oldenburg, 1913;
Ehrenfriedhof d. Marine, Wilhelmshaven, 1916;
Volkspark, Rüstringen, 1916. – Siedlungen: Berlin: Lindenhof, 1918/19;
Hufeisensiedlung, 1925-31;
Onkel Toms Hütte, 1926-31;
Waldsiedlung Zehlendorf, 1927;
Frankfurt/M.: Römerstadt, 1925-30;
Praunheim, 1927/28;
Dessau: Hohenlache, 1924;
Ziebigk, 1928;
Duisburg: Einschornsteinsiedlung, 1930. – Schrr.: Das grüne Manifest, in: Eugen Diederichs Bll. z. neuen Zeit 12/13, 1919;
Der Ausbau e. Grüngürtels d. Stadt Kiel, 1922 (mit O. Hahn);
Dt. Binnenkolonisation, 1925;
Die wachsende Siedlung nach biolog. Gesetzen, 1932;
Zahlr. Aufss. zu Gartenkunst, Gartenbau, Siedlungstechnik u. kommunaler Freiflächenentwicklung in Fachzss. -
Literatur
Fachbereich Stadt- u. Landschaftsplanung d. Gesamthochschule Kassel (Hrsg.), L. M. – 1881-1935 – Gartenkultur d. 20. Jh., 1981 (W-Verz., P);
Ch. Mohr u. M. Müller, Funktionalität u. Moderne, Das neue Frankfurt u. seine Bauten 1925-1933, 1985;
W. Richard, Vom Naturideal z. Kulturideal, 1984, ²1987;
G. M. Krause, Zur Entwicklung ökolog. Ansätze in d. Stadtplanung, Werk u. Wirkung d. Gartenarchitekten L. M. (1881-1935) u. seine Bedeutung f. d. Entwicklung d. Sozialist. Stadtplanung in d. DDR, Diss. Weimar 1988 (ungedr.);
C. A. Wimmer, Gesch. d. Gartentheorie, 1989, bes. S. 362-68;
ThB. -
Autor/in
Jürgen von Reuß -
Zitierweise
Reuß, Jürgen von, "Migge, Leberecht" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 488-489 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118582321.html#ndbcontent