Lebensdaten
1514 – 1560
Geburtsort
Obersachsenburg
Sterbeort
auf d. Rückreise von Geisenfeld nach Salzburg
Beruf/Funktion
Erzbischof von Salzburg
Konfession
katholisch
Normdaten
GND: 119735474 | OGND | VIAF: 64823333
Namensvarianten
  • Kuenburg, Michael von
  • Michael von Kuenburg
  • Kuenburg, Michael von
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Zitierweise

Michael von Kuenburg, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd119735474.html [19.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    Aus altem Kärntner Adelsgeschl.;
    V Christoph II., Pfleger auf d. Salzburger Feste O., hatte aus 3 Ehen 19 Kinder, 5 seiner Söhne waren seit 1503 in d. Salzburger Domkapitel aufgenommen worden;
    M N. N.; Verwandter Maximilian Gandolf Gf. v. K. (1622–87), Erzbischof v. Salzburg (s. NDB 16).

  • Biographie

    Für den geistlichen Stand bestimmt, studierte M. an der Univ. Ingolstadt und wurde 1538 Domherr von Passau, 1550, nach 15jährigen Bemühungen, endlich auch Domherr von Salzburg. Nach der von Rom – wegen wiederholter Verweigerung des Weiheempfangs – erzwungenen Resignation Hzg. Ernsts von Bayern auf die Salzburger erzbischöfliche|Kathedra am 16.7.1554 wurde M., um einer päpstlichen Reservation zuvorzukommen und sich nicht politischem Druck von seiten Österreichs und Bayerns auszusetzen, bereits am 21.7. „per compromissum determinatum“ zu dessen Nachfolger gewählt. Seine diplomatische Tätigkeit im Dienste Passaus und Salzburgs auf bayer. Kreistagen mag ihn als Kandidaten empfohlen haben. Am 5.1.1555 empfing er die Bischofsweihe.

    M., durch die von ihm beschworene Wahlkapitulation zum unverbrüchlichen Festhalten an der kath. Religion und zu deren Verteidigung im Erzstift Salzburg verpflichtet, war redlich um Übereinstimmung seines persönlichen Lebenswandels mit seinen geistlichen Hirtenpflichten bemüht. Er war der erste Salzburger Erzbischof und Landesfürst im Reformationsjahrhundert, der die Reform des Kirchenwesens seines von immer wieder aufflackernden Bauernunruhen und vom konfessionellen Gegensatz erschütterten Landes mit Entschiedenheit in Angriff nahm. Um sich zunächst ein Bild von der kirchlichen und religiösen Lage, zumal vom Zustand des Klerus, zu verschaffen, beauftragte er im Juli 1555 den Domherrn Wilhelm v. Trauttmansdorff mit der Visitation der Gebirgsgaue, deren Ergebnis dann allerdings – 27 Jahre nach der letzten Visitation – alarmierend war: Starken protestantisierenden Neigungen in weiten Teilen der Bevölkerung (die sich kaum mehr an die kirchliche Ordnung hielt) stand ein erschreckender Rückgang des Priesternachwuchses gegenüber. M. suchte gegen diese Tendenzen, z. B. gegen die häufig erhobene Forderung nach dem Laienkelch (die von Ferdinand I. in Österreich und von Albrecht V. in Bayern anfänglich geduldet wurde) sowie gegen das „Auslaufen“ salzburg. Untertanen in grenznahe Orte, in denen der Laienkelch gereicht wurde, unnachsichtig einzuschreiten. Durch Mandat vom 20.7.1557 wies er auch die weltlichen Beamten an, bei Verdacht auf Irrlehre und Verstoß gegen die kirchlichen Gebote unverzüglich Anzeige zu erstatten. Er konnte sich bei diesen Maßnahmen auf die – nachmals in dem Grundsatz „cuius regio eius religio“ zusammengefaßten – Bestimmungen des Augsburger Religionsfriedens stützen, den er als einer der ganz wenigen bischöflichen Teilnehmer am Augsburger Reichstag 1555 (wenn auch wegen der reichsrechtlichen Gleichstellung der prot. Stände Augsburgischen Bekenntnisses mit den kath. Ständen nur höchst widerstrebend) mitunterschrieben hatte. Diese negativen Maßnahmen ergänzte er durch positive. So ließ er zur Vereinheitlichung der Sakramentenspendung allen Priestern das unter Erzbischof Leonhard v. Keutschach verfaßte Ritual oder Agendenbüchlein (Salzburg 1557) zustellen, ebenso den „Catechismus Romanus“ in lat. und deutscher Sprache mit der Weisung an alle Pfarrer und Lehrer, daraus die Kinder zu unterrichten. Um die kirchliche Organisation im Erzstift zu verbessern, richtete er neue Vikariate ein. Und da das Erzstift nicht über eine eigene Hochschule verfügte, gebot er den Salzburger Studenten, nur an kath. Universitäten (Dillingen, Ingolstadt oder Löwen) zu studieren. Freilich, alle diese Maßnahmen vermochten der sich ausbreitenden religiösen Verwirrung kaum entgegenzuwirken. Als M. 1558 – im selben Jahr, in dem auf Initiative Albrechts V. im Hzgt. Bayern die große „Visitatio Bavarica“ aufgenommen wurde – persönlich zu einer Vistiationsreise in die entlegenen, schwer zu kontrollierenden Gebirgsgaue aufbrach, fand er eine gegenüber 1555 kaum veränderte Lage vor. Er mußte wohl einsehen, daß eine durchgreifende Reform den Einsatz einer genügenden Anzahl von tüchtigen, mit der Mentalität der Bauern vertrauten Priestern voraussetzte. Für deren Sicherstellung bzw. Heranziehung war aber Salzburg weder finanziell noch von seinen Bildungseinrichtungen her gerüstet. M.s Bemühungen, für Salzburg als „Vortrupp der Reform“ die Jesuiten zu gewinnen, scheiterten am Widerstand des Domkapitels und an den überzogenen Forderungen des Ordens. So war seinem reformerischen Engagement, als er nach nur sechsjähriger Regierung auf der Rückreise von einem Besuch bei Hzg. Albrecht V. (der ihn, einen passionierten Jäger, zur Wildschweinjagd nach Geisenfeld eingeladen hatte) plötzlich starb, nur wenig Erfolg beschieden.

    Ergebnisreicher verliefen seine Verhandlungen mit Ferdinand I. und Albrecht V. über die Salzburger Zoll- und Mautprivilegien sowie über die Bereinigung strittiger Gerichtsfragen. Durch den „Eichstätter Rezeß“ vom 7.4.1556 entließ er die (seit 1409 mit der Saline Schellenberg an das Erzstift verpfändete) Fürstpropstei Berchtesgaden aus der politischen und wirtschaftlichen Abhängigkeit von Salzburg.

  • Literatur

    Eine aus d. Qu. geschöpfte biogr. Darst. fehlt. – J. Th. Zauner, Chronik v. Salzburg V, 1803;
    B. Huemer, Stainhausers Biogr. d. Salzburger Erzbischöfe Michael u. Georg v. K., in: Mitt. d. Ges. f. Salzburger Landeskde. 53, 1913, S. 69-107;
    H. Widmann, Gesch. Salzburgs III, 1914;
    H. E. Feine, Die Besetzung d. Reichsbistümer v. Westfäl. Frieden bis z. Säkularisation 1648-1803, 1921 (Neudr. 1964);
    H. Wagner, Das Salzburger Domkapitel in seiner persönl Zusammensetzung 1400-1550, Diss. Wien, 1949 (ungedr.);
    ders., Der Verrat d. Domdekans Wilhelm v. Trauttmansdorff, Eine Salzburger Haupt- u. Staatsaktion aus d. J. 1580, in: Mitt. d. Ges. f. Salzburger Landeskde. 109, 1969, S. 139-73;
    F. Ortner, Ref., Kath. Reform u. Gegenref. im Erzstift Salzburg, 1981;
    ders., Salzburger KG, Von d. Anfängen bis z. Gegenwart, 1988;
    G. May, Die dt. Bischöfe angesichts d. Glaubensspaltung d. 16. Jh., 1983;
    H. P. Naschenweng, Die Herren v. Khünburg, T. 1: Gesch. e. Kärntner Fam. bis 1400 unter bes. Berücksichtigung d. Heuß v. Kuenburg bis 1700, 1984 (ungedr.);
    H. Dopsch u. H. Spatzenegger (Hrsg.), Gesch. Salzburgs II/1, II/4, II/5, 1988-91 (P);
    A. Schindling u. W. Ziegler (Hrsg.), Die Territorien d. Reichs im Za. d. Ref. u. Konfessionalisierung, Land u. Konfession 1500-1650, 1. Der Südosten, 1989;
    R. Braun, Die bayer. Teile d. Erzbistums Salzburg u. d. Bistums Chiemsee in d. Visitation d. J. 1558, 1991;
    Wurzbach 13.

  • Porträts

    Fresko „Feierl. Einzug d. EB M.v. H. Bocksberger d. Ä., 1558 (Schloß Freisaal), Abb. in: Dopsch u. Spatzenegger (s. L).

  • Autor/in

    Manfred Weitlauff
  • Zitierweise

    Weitlauff, Manfred, "Michael von Kuenburg" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 417-419 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119735474.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA