Lebensdaten
1774 – 1816
Geburtsort
Flensburg
Sterbeort
Flensburg
Beruf/Funktion
politischer Publizist
Konfession
lutherisch
Normdaten
GND: 138343896 | OGND | VIAF: 89898370
Namensvarianten
  • Sincerus Gallus (Pseudonym)
  • Meyer, Georg Conrad
  • Sincerus Gallus (Pseudonym)
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Zitierweise

Meyer, Georg Conrad, Indexeintrag: Deutsche Biographie, https://www.deutsche-biographie.de/pnd138343896.html [17.04.2024].

CC0

  • Genealogie

    V Friedrich (um 1735–1807/16), Zollbeamter in F., S d. Conrad ( 1744), Chirurg in d. Landschaft Bredstedt, u. d. Sille Thomsen;
    M Christiana Christine (ca. 1752–1831), T d. Jürgen Christoph Scharffenberg (1723–89), Zollkontrolleur in F., u. d. Christina Christens (ca. 1729–1801);
    8 Geschw; – ledig.

  • Biographie

    M., der in beengten Verhältnissen aufwuchs, begann im Oktober 1792 an der Univ. Kiel mit dem Studium der Rechte. Er begeisterte sich für die demokratischen Ideen der Franz. Revolution und nahm an einer Sympathiekundgebung für den Professor Carl Friedrich Cramer – Klopstocks Freund und Biographen – teil, der wegen seiner revolutionsfreundlichen Gesinnung auf Betreiben konservativer Kreise im Mai 1794 seines Kieler Lehramts enthoben worden war. Im September wurde M. von der Universität relegiert und kehrte ohne Studienabschluß in sein Elternhaus zurück. Im Herbst 1796 begann er unter dem Schutz der dän. Pressefreiheit mit der Herausgabe der demokratischen Wochenschrift „Der neue Mensch“, die von freiheitlichem Geist erfüllt war und als eines der radikalsten Revolutionsorgane Deutschlands anzusehen ist. Als Motto wählte M. den Wahlspruch der franz. demokratischen Zeitschrift „Révolutions de Paris“: „Die Großen erscheinen uns nur deshalb groß, weil wir auf den Knien liegen. Erheben wir uns!“ In Vers und Prosa trat M. für Volkssouveränität, verfassungsmäßige Verankerung der Menschenrechte, Gewaltenteilung, Aufhebung der Zünfte, Gewerbefreiheit, Abschaffung der ständischen Privilegien und Monopole, Emanzipation der Juden und Gleichberechtigung der Frauen ein und erklärte, daß nur in einer Demokratie die Interessen der Herrschenden und der Beherrschten vereinbar seien. Er betonte die Rechtmäßigkeit und Notwendigkeit der Hinrichtung Ludwigs XVI. und näherte sich in seinen Forderungen nach Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Lebensbedingungen der handarbeitenden Schichten den Auffassungen des Kreises um Gracchus Babeuf in Paris; das Blatt publizierte auch Korrespondentenberichte aus Frankreich. Er forderte das franz. Direktorium auf, in den bevorstehenden Friedensvertrag mit dem Reich einen Passus über Rede- und Pressefreiheit in Deutschland aufzunehmen, damit die deutschen Demokraten ihre Grundsätze ungehindert propagieren könnten.

    M. stand mit dem norddeutschen Jakobinerzirkel um die „Verlagsgesellschaft von Altona“ (u. a. Friedrich Wilhelm v. Schütz, Georg Friedrich Rebmann und Heinrich Christoph Albrecht) in Kontakt. Als er einen scharfen persönlichen Angriff gegen den konservativen Propst Nikolaus Johannsen, den Hauptpastor der Flensburger Nikolaikirche, richtete und die Unvorsichtigkeit beging, die dän. Staatseinrichtungen zu kritisieren, kam er mit den Behörden in Konflikt. Der Pastor klagte im Juli 1797 beim Obergericht Gottorf und beschuldigte M., er verbreite monarchiefeindliche Grundsätze. M. sah sich zur Einstellung seiner Zeitschrift gezwungen, von der insgesamt 41 Nummern erschienen waren 1798 war er Schauspieler bei einer Flensburger Laienspiel-Theatertruppe. Die Aufhebung der dän. Pressefreiheit 1799 machte das Weiterbestehen demokratischer Journale vollends unmöglich. Während des Konflikts zwischen Dänemark und England gab M. 1801 ein patriotisches Blatt, „Der Feind Englands“, heraus, das zur Vaterlandsverteidigung aufrief und von dem fünf Nummern erschienen. Seit 1810 litt M. an Schwindsucht; er verbrachte seine letzten Lebensjahre im Flensburger Krankenhaus. Dort verfaßte er moralisch-psvchologische Epigramme und Gedichte, die kurz vor seinem Tode unter dem Titel „Versuche in Grabschriften“ erschienen. Aus der Vorrede zu dieser Sammlung ist zu ersehen, daß er seinen demokratisch-freiheitlichen Jugendidealen treu geblieben war.

  • Quellen

    Qu. Landesarchiv Schleswig-Holstein, Abt. 65 (Dt. Kanzlei), Nr. 526, 682/II; Stadtarchiv Flensburg, Akte 870; Stadtarchiv Kiel, Akte 3031.

  • Literatur

    D. L. Lübker u. H. Schröder (Hrsg.), Lex. d. schleswig-holstein., lauenburg. u. eutin. Schriftst. v. 1796 bis 1828, Abt. 1, 1829, S. 368;
    F. Valjavec, Die Entstehung d. pol. Strömungen in Dtld. 1770-1815, 1951, S. 424 f.;
    H. F. Schütt, Flensburg in d. Zeit d. Gesamtstaates, in: Flensburg, Gesch. e. Grenzstadt, 1966, S. 213 f., 220, 232;
    R. Erhardt-Lucht, Die Ideen d. Franz. Rev. in Schleswig-Holstein, 1969, S. 151-58;
    W. Grab, Demokrat. Strömungen in Hamburg u. Schleswig-Holstein z. Z. d. ersten franz. Republik, 1966, S. 184-91;
    ders., Leben u. Werke norddt. Jakobiner, 1973, S. 66-72 (Ausw. aus M.s Schrr., ebd., S. 249-81);
    ders., in: Schleswig-Holstein. Biogr. Lex. V, 1979;
    ders., in: Biogr. Lex. z. Gesch. d. demokrat. u. liberalen Bewegungen in Mitteleuropa, hrsg. v. H. Reinalter u. a., I, 1992, S. 79;
    Killy.

  • Autor/in

    Walter Grab
  • Zitierweise

    Grab, Walter, "Meyer, Georg Conrad" in: Neue Deutsche Biographie 17 (1994), S. 340-341 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd138343896.html#ndbcontent

    CC-BY-NC-SA